Stress & Burnout bei Bioware - Anthem-Chef räumt Fehler ein, gelobt Besserung

Casey Hudson hat ein internes Memo an die Mitarbeiter von Bioware verschickt, in dem er die Kritik des Kotaku-Reports adressiert. Das Memo gelangte an die Öffentlichkeit.

Neue Entwicklungen in der Anthem-Affäre: Ein Memo von Casey Hudson gelangte an die Öffentlichkeit. Neue Entwicklungen in der Anthem-Affäre: Ein Memo von Casey Hudson gelangte an die Öffentlichkeit.

Es sind turbulente Tage für Bioware, die Entwickler von Anthem, Mass Effect: Andromeda und Dragon Age: Inquisition. Ein Enthüllungsreport von Kotaku zeichnete ein düsteres Bild: Bei der Entwicklung der vergangenen Bioware-Spiele sei sehr viel schief gelaufen, Mitarbeiter litten an Burnout, mussten sich krankschreiben lassen - über Jahre habe es an kreativer Vision gemangelt, im Gegenzug beherrschten Stress und Belastung die Alltage der Kollegen. Mehr dazu findet ihr in unserer umfangreichen Aufarbeitung des Themas. Jetzt reagiert Biowares General Manager Casey Hudson.

Nachdem er offenbar die Mitarbeiter gebeten hatte, nicht weiter mit der Presse zu kommunizieren, verfasste er ein Memo an die gesamte Belegschaft. Dieses Memo wurde nun - und darin liegt durchaus ein wenig Ironie - unter der Hand an Kotaku geschickt und prompt mit der Öffentlichkeit geteilt.

In diesem Memo geht Hudson ganz konkret auf die Kritik von Kotaku-Redakteur Jason Schreier ein, nachdem im ersten Schritt nur ein sehr allgemeines Statement im Bioware-Blog verfasst worden war (und durchaus für Furore sorgte). Man wisse um die Fehler der Vergangenheit, und gerade beim Thema mentale Gesundheit habe Hudson nicht die beste Arbeit geleistet. Für die Zukunft gelobt der Bioware-Chef Besserung. Hier die komplette Übersetzung:

"Hey BioWare,

Ich möchte hier meine Gedanken zum Kotaku-Artikel und den daraus resultierenden Online-Diskussionen mit euch teilen. Der Report geht auf viele Probleme ein, die bei der Entwicklung von Anthem und einigen unserer früheren Projekte aufkamen. Und er verknüpft diese Widrigkeiten mit der Qualität unserer Arbeitsumgebungen hier und dem Wohlbefinden der Mitarbeiter. Diese Probleme sind real. Und es hat höchste Priorität für uns, sie aus der Welt zu räumen.

Was wir [im Kotaku-Artikel] daneben fanden, war die namentliche Nennung einiger Kollegen, um sie zum Ziel öffentlicher Kritik zu machen. Es ist unfair und traumatisierend, so bloßgestellt zu werden. Eine solche Behandlung können wir gegenüber keinem unserer Mitarbeiter akzeptieren. Deshalb haben wir eine Beteiligung am Artikel ausgeschlagen und ein entsprechendes offizielles Statement verfasst.

Als mir die Möglichkeit angeboten wurde, als General Manager zu Bioware zurückzukehren, habe ich diese Stelle im Wissen angenommen, dass unser Studio sehr große Herausforderungen in puncto Mitarbeitergesundheit, kreativer Visionsfindung und organisatorischem Fokus zu bewältigen hat. Ich stehe nach wie vor vollends hinter meinem Versuch, diese Situation zu verbessern, denn ich liebe unser Studio und will einen Arbeitsplatz schaffen, in dem ihr alle glücklich und erfolgreich seid.

Ich will an dieser Stelle gar nicht erst behaupten, ich hätte diese Aufgabe bisher gut erledigt. An Tagen wie diesen fühlt es sich auf jeden Fall nicht so an. Aber zumindest einige Schritte haben in meinen Augen zu einer Lösung beigetragen, darunter eine klarer definierte Mission samt Wertekanon. Dadurch erlangen wir hoffentlich Klarheit, was wir hier leisten möchten und wie genau wir die hohen Maßstäbe unserer Studio-Kultur definieren. Wir haben unsere Firmenstruktur überarbeitet, sodass Abteilungsleiter sich ganz auf individuellen Karriere-Support und das Wohlbefinden ihrer Leute fokussieren können. Wir haben Aufgaben einzelner Leute klarer definiert, damit diese sich wiederum an nachvollziehbaren Erwartungen messen können. Und wir werden unsere Produktionsabläufe so ändern, dass eine klarere Projektvision und eine verbesserte Post-Produktion Druck und Ängste von unseren Leuten fern hält.

Aber ich weiß, dass noch mehr zu tun ist. Und wir werden nächste Woche in unserer Mitarbeiterversammlung noch ausführlicher über andere Maßnahmen sprechen, die wir als Antwort auf das interne Feedback und nachträgliche Analysen geplant haben. Lasst uns wie immer gerne noch weiteres Feedback zukommen, wie wir in weiteren Schritten Bioware zum bestmöglichen Arbeitsplatz machen können.

Es ist mir sehr wichtig, dass wir so weit kommen, die höchsten Erwartungen an Bioware-Spiele zu erfüllen - und zwar durch ein Arbeitsumfeld, das zu den besten der Welt gehört. Mit eurer Hilfe werden wir das schaffen.

Bitte lasst es mich wissen, wenn ihr persönlich mit mir sprechen wollt und ich werde sehr gerne einen Termin ansetzen, um mir eure Gedanken anzuhören.

Casey"

Die englische Originalfassung könnt ihr euch im entsprechenden Kotaku-Artikel durchlesen. Bleibt abzuwarten, ob Hudson und die übrige Geschäftsleitung von Bioware sich über das bisherige offizielle Statement hinaus mit diesen Äußerungen auch noch an die Öffentlichkeit wenden wird.

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