»Ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd«, soll laut Shakespeare der wohl letzte dringliche Wunsch des englischen Königs (oder Thronräubers?) Richard III. gewesen sein. Ein Pferd. Kein Greif, kein Troll, kein hausgroßes Mammut mit Bogenschützentürmen und Magiern auf dem Rücken.
Richard III. und Fantasy-Viehzeug mögen auf den ersten Blick vielleicht nur schwerlich zusammenpassen, das Paar zeigt in meinen Augen aber gut den Unterschied zwischen den historischen Total-War-Teilen und seinen neueren Fantasy-Ablegern.
Versteht mich nicht falsch, ich habe etliche Stunden in Total War: Warhammer verbracht, Vampirkönigreiche zermahlen, Orks in den Schlamm geschickt und dem Chaos die Stirn geboten. Danach kehre ich aber immer wieder zu den historischen Total Wars zurück, weil Geschichte Fantasy immer schlägt.
Die echte Welt unterwerfen
Viele Großtaten, die ich als Reichslenker beispielsweise in Medieval 2 oder Rome 2 vollbringe, sind auf ihre Weise viel beeindruckender als jede ausgedachte Warhammer-Storyline, vor allem, wenn ich es schaffe, den Lauf der Geschichte zu ändern und ein dauerhaftes Was-wäre-wenn-Szenario zu schaffen.
Dass Karthago nicht nur seinen Zweikampf mit Rom überlebt, sondern zum kulturellen und militärischen Herrscher der Antike aufsteigt, ist letztlich zwar auch fiktiv, lebt aber davon, dass wir alle wissen, wie die Geschichte damals wirklich ausgegangen ist.
Fiktion funktioniert für mich viel besser, wenn sie auf Tatsachen beruht: Karl Franz ist ein cooler Kaiser, aber eben auch komplett ausgedacht und deshalb in Sieg oder Niederlage lange nicht so beeindruckend wie Wilhelm der Eroberer, Hannibal oder der chinesische Feldherr Cao Cao.
Jochen Redinger
@GuetigerGott
Auch Jochen hätte nichts gegen ein Leben als unsterblicher Gottpharao oder einen Greifenritt zur Arbeit, aber der sture Durchhaltewillen eines Harold Godwinson, die Schläue eines Hannibal oder das politische Gespür eines Augustus findet er noch beeindruckender als solche Fantasy-Träumereien. Kein Wunder, dass er es kaum erwarten kann, in Three Kingdoms die (optionale) Symbiose aus viel Geschichte und etwas künstlerisch aufgebauschtem Heldenmut auszuprobieren.
Zwischen Heldenmut und Superhelden
Den Weg, den Total War: Three Kingdoms gehen will, finde ich genau deswegen ziemlich clever. Wer möchte, kann seine Kampagne auf der Romanvorlage zu den Drei Reichen basieren lassen und übermenschliche Generäle befehligen, die auch mal im Alleingang einen Engpass halten und eine Schlacht drehen.
Wer keine Lust auf solchen Heldenschnickschnack hat, wählt die historische Kampagne und bekommt das klassischere Total-War-Erlebnis, in dem auch der mächtigste König nach einem ungestümen Vorstoß von einer Handvoll Speerträger vom Pferd und von da direkt ins Nachleben geschubst werden kann.
Fantasy-Fans und ich können also problemlos das gleiche Spiel starten und gleichzeitig auf unterschiedlichen, aber parallelen Gleisen Richtung Sieg fahren - nur dass es in ihrem Zug hüpfende Schokofrösche und sprechende Portraits, in meinem Werthers Echte und die Tageszeitung gibt.
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