Tschüss, Gamesförderung - Bundesregierung streicht 50 Millionen Euro für Deutsche Entwickler

Jetzt steht es praktisch fest: Die Bundesregierung wird 2020 wohl keine neuen Fördergelder für die deutsche Games-Branche zur Verfügung stellen.

Dorothee Bär und Andreas Scheuer hatten bei der Verleihung des Deutschen Computerspielpreises noch eine Fortsetzung der Games-Förderung versprochen. Dorothee Bär und Andreas Scheuer hatten bei der Verleihung des Deutschen Computerspielpreises noch eine Fortsetzung der Games-Förderung versprochen.

Es ist ein schwerer Schlag für die deutsche Games-Branche: Die Bundesregierung hat entgegen anders lautender Ankündigungen die geplanten 50 Millionen Euro für die Spieleförderung in Deutschland aus dem Bundeshaushalt für 2020 gestrichen. Damit fehlt Entwicklern hierzulande im kommenden Jahr voraussichtlich eine wichtige Finanzierungsquelle.

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur begründete in einem Schreiben an den Grünen-Abgeordneten Sven-Christian Kindler, man habe die Förderung einmalig für 2019 veranschlagt und könne »nicht abgeflossene Haushaltsmittel« nur im nächsten Jahr als »Ausgaberest« verteilen, wie der Tagesspiegel berichtet.

Sprich: Die deutsche Games-Industrie darf sich im Jahr 2020 um die Reste der 2019er-Förderung bemühen, aber keine neuen Gelder erwarten.

Keine Förderung trotz anders lautender Versprechen

Dabei war zunächst noch von einer Fortsetzung der Förderung die Rede: Bundesministerin Dorothee Bär und Bundesminister Andreas Scheuer (beide CDU) hatten im Rahmen der Preisverleihung für den Deutschen Computerspielpreis 2019 noch den Erhalt der Förderung für das Jahr 2020 versprochen, während Scheuer sich auf der Gamescom 2019 noch zu derselben Förderung bekannte.

Zu diesem Zeitpunkt kursierten allerdings bereits Berichte, dass die Gamesförderung im kommenden Jahr nicht fortgesetzt würde.

Obwohl das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) in besagtem Brief an Kindler der Förderung für 2020 eine klare Absage erteilt, erklärt das Ministerium gleichzeitig auf Twitter, man setze sich für die langfristige Förderung ein:

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Verkehrsminister Scheuer erklärt auf der Webseite seines Ministeriums:

"Über weitere Mittel für das Jahr 2020 entscheidet der Deutsche Bundestag im Herbst. Unser Ministerium setzt sich weiterhin stark dafür ein, dass die Förderung auch langfristig fortgeführt wird. Dafür fighten wir in der Bundesregierung und im Bundestag."

Kritik von vielen Seiten

Die Absage an eine Forsetzung der Förderung im kommenden Jahr enttäuscht derweil sowohl die Branche selbst als auch Teile der Politik. Mario Brandenburg, Bundestagsabgeordneter der FPD und technologiepolitischer Sprecher seiner Fraktion im deutschen Parlament kritisierte in einer Stellungnahme deutlich die Entscheidung des BMVIs:

"Nach der pompösen Ankündigung einer Gamesförderung von Bundesministerin Dorothee Bär und Bundesminister Andreas Scheuer auf dem Computerspielpreis 2019 zeigt unsere Bundesregierung, dass sie außer schönen Kleidern und leeren Worten für Gamer nichts im Gepäck hat.

Dabei wäre der versprochene Betrag von 50 Millionen Euro im Vergleich zu anderen Förderungen ohnehin schon äußerst bescheiden gewesen. Unter anderem übernimmt der Bund mit rund 1,3 Milliarden Euro etwa 14 Prozent der Gesamtausgaben für Kunst und Kultur. Schade, dass er keine 50 Millionen Euro für die Kunst 2.0 übrig hat."

Trotzdem macht sich der Branchenverband Game noch Hoffnungen auf eine Förderungsbewilligung in letzter Minute. Diese könnte der Haushaltsausschuss nämlich doch noch in der Bereinigungssitzung am 14. November 2019 beschließen.

Game-Geschäftsführer Felix Falk sagte gegenüber GamesWirtschaft, man arbeite täglich dafür und sei »zuversichtlich, dass uns das gelingen kann«.

Games-Branche konkurriert mit Verkehrswende

Die aktuelle Entwicklung zeichnet jedoch ein anderes, wenig hoffnungsvolles Bild. Denn der Haushaltsausschuss hat einen von den Grünen eingebrachten Antrag auf 50 Millionen Euro Games-Förderung (als Reaktion auf die Streichung der Fördergelder durch das BMVI) bereits abgelehnt.

Darüber hinaus konkurriert die Games-Förderung laut dem Tagesspiegel mit anderen Förderungsanträgen wie solchen für den Schienengüter- und den Radverkehr.

Die Vorfälle in Halle sowie der Vorstoß von Innenminister Seehofer für eine stärkere Überwachung der Gaming-Szene sollen einer Games-Förderung ebenfalls wenig zuträglich sein.

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