Videospielentwickler vs. Klimawandel: Kritikern sind geplante Maßnahmen "nicht genug"

Unter dem Banner "Playing for the Planet" planen Videospiel-Großkonzerne die Belastung der Umwelt zu verringern. Das Vorhaben ist jedoch nicht frei von Kritik.

Mit Playing for the Planet möchten Videospiel-Hersteller bis 2030 den Klimawandel bekämpfen. Das Vorhaben ist jedoch nicht frei von Kritik. Mit Playing for the Planet möchten Videospiel-Hersteller bis 2030 den Klimawandel bekämpfen. Das Vorhaben ist jedoch nicht frei von Kritik.

Um sich an dem Kampf gegen den Klimawandel zu beteiligen, haben sich Großkonzerne der Videospiel-Industrie unter dem Banner »Playing for the Planet« zusammengeschlossen. Damit möchten Entwickler wie Publisher versuchen, die Umwelt und das Klima möglichst wenig zu belasten.

Allerdings steht dieses Vorhaben in der Kritik: Laut Klimaschützern wären die Maßnahmen, die im Zuge von Playing for the Planet ergriffen werden sollen »nicht genug«. Gary Cook, Autor des Greenpeace Guide to Greener Electronics, wirft dem Zusammenschluss gegenüber Kotaku vor, dass es sich dabei lediglich um ein »Lippenbekenntnis der Videospiel-Industrie« handeln würde.

Soll heißen: Cook zufolge müsste im Zuge von Playing for the Planet mehr unternommen werden, damit der angekündigte Kampf gegen den Klimawandel tatsächlich spürbare Konsequenzen nach sich zieht. Die aktuell geplanten Maßnahmen würden laut dem Umweltschützer »kaum einen Unterschied« machen.

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Welche Maßnahmen kündigen Entwickler für Playing for the Planet an?

Bei Playing for the Planet handelt es sich um ein Programm, das Sony-CEO Jim Ryan anlässlich des UN-Weltklima-Gipfels vorgestellt hat: Gemeinsam mit anderen Videospiel-Herstellern und der Unterstützung der Vereinten Nationen sollen bis 2030 29 Millionen Tonnen an Umwelt-belastenden CO2 eingespart werden.

Zu den Entwicklern und Publishern, die sich Playing for the Planet angeschlossen haben, zählen bislang unter anderem Sony Interactive Entertainment, Microsoft, Google Stadia, Supercell, Rovio, Sybo, Space Ape, Wild Works, Green Man Gaming, Ubisoft und Sports Interactive.

Ob sich weiter Publisher wie beispielsweise Nintendo, Take-Two Interactive, Activision Blizzard oder auch Hersteller wie Intel, AMD und Nvidia anschließen, ist aktuell nicht bekannt.

Die Maßnahmen, die im Zuge von Playing for the Planet ergriffen werden sollen, beginnen beim Einbau von effizienteren und energiesparenderen Teilen und reichen über das Ausweisen und Dokumentieren von Kohlenstoffdioxid-Ausstößen von Online-Diensten bis zu dem Fokussieren von umweltbewussten Themen, die innerhalb von Videospielen aufgearbeitet werden.

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Wieso werden diese Maßnahmen von Klima-Aktivisten kritisiert?

Im Interview mit Kotaku verrät nun Gary Cook, inwiefern er als Klimaschützer Playing for Planet kritisieren muss. Der Autor des Greenpeace Guide to Greener Electronics lobt zwar, dass ein derartiger Zusammenschluss großer und einflussreicher Firmen eine hervorragende Vorbildfunktion erfüllt, aber dennoch weniger positive Auswirkungen auf die Umwelt hat, als man sich vielleicht erhoffen würde:

"Es ist wirklich großartig, eine Mischung verschiedenster Firmen zu haben, die etwas [Positives] bewirken wollen. Aber das Meiste, was wie sich vorgenommen haben, wird nicht das Zünglein an der Waage ausmachen und nicht den Effekt widerspiegeln, den die Videospiel-Industrie auf die Umwelt hat."

So nennt Cook die Anfertigung von Gaming-Hardware, den Stromverbrauch und die Menge an Müll, die aus der Videospiel-Industrie hervorgehen, als die größten verantwortlichen Faktoren beim Namen. Seine Argumentation stützt Cook mit einem Bericht der United Nations University, demzufolge weniger als 20 Prozent elektronischen Mülls recycelt wird.

Selbst Firmen wie Google, die sich statt Hardware-Konsolen oder Rechner in Zukunft auf Cloud-Services konzentrieren wollen, verschieben laut Cook lediglich das Problem. Er beschreibt, dass der lokale Energieverbrauch zwar reduziert wird, aber man durch die daraus resultierende Nutzung einer Cloud immer noch genauso viel Strom beansprucht wie ein bis drei Kühlschränke.

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Wie schaden Videospiele der Umwelt?

Im Laufe der letzten Jahrzehnte ist die Videospiel-Industrie enorm gewachsen. Mittlerweile kosten Titel für Plattformen wie den PC so viel wie die hochkarätige Hollywood-Produktionen - und spielen genauso viel Geld ein. Entsprechend belastend für die Umwelt fällt die Entwicklung und der Konsum von Videospielen aus.

Die Herstellung von Gaming-Hardware verschlingt immense Mengen von Ressourcen und Energien und lässt mindestens genauso viele Schadstoffe zurück. Der Versand von PCs, Konsolen und physischen Kopien von Videospielen ist auf globale Lieferketten angewiesen, was wiederum den Benzinverbrauch von Flugzeugen, LKWs oder Transportschiffen nach oben treibt.

Und natürlich ist eine nicht zu unterschätzende Menge an Energie nötig, um Rechner und Konsolen überhaupt zum Laufen zu bringen: Laut einer Studie verbrauchen PC-Gamer jährlich bis zu 75 Milliarden Kilowatt an Elektrizität, was dem sich mittlerweile im Ruhestand befindenden Wissenschaftler Evan Mills zufolge der Leistung von bis zu 25 Kraftwerken entsprechen soll.

Laut Greenpeace stellt außerdem elektronischer Schrott der Videospiel-Industrie eine massive Belastung für die Umwelt dar: Alte Konsolen werden nicht nur von neueren Modellen abgelöst - auch PCs müssen ständig aufgerüstet werden, damit die neueste Software auf den bestmöglichen Einstellungen läuft. So landet veraltete Hardware schnell im Müll.

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Studien zufolge richtet die Videospiel-Industrie keinen zu unterschätzenden Schaden an der Umwelt aus. Studien zufolge richtet die Videospiel-Industrie keinen zu unterschätzenden Schaden an der Umwelt aus.

Auf der offiziellen Homepage zu PlayingForThePlanet könnt ihr euch zusätzlich über die geplanten Maßnahmen für den Umweltschutz von Videospiel-Entwicklern und -Publishern informieren.

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