Seite 9: Von Evil Dead bis Psycho - Die 75 besten Horrorfilme aller Zeiten

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Inhaltsverzeichnis

Platz 35: Der Unsichtbare

(James Whale, USA 1933)

Gemessen an den heutigen Standards mögen die Spezialeffekte des Horror-Klassikers Der Unsichtbare vielleicht ein bisschen verblassen, aber die technische Umsetzung der gesichtslosen Hauptfigur gilt bis heute als meisterhaft. Zusammen mit Special-Effects-Experte John P. Fulton (Die Mumie) liefert Regisseur und Horrorexperte James Whale (Frankenstein) mit seiner Verfilmung des Romans von Science-Fiction-Urgestein H.G. Wells (Krieg der Welten) die Grundlage für alle modernen Mad Scientist-Geschichten und die Voraussetzung für die heute viel genutzte Bluescreen-Technik. Der Unsichtbare ist ein temporeicher Science-Fiction-Horror, spannend bis zur letzten Minute... In einem verschneiten Dorf quartiert sich ein vermummter Fremder im örtlichen Gasthaus ein und verschanzt sich geheimnisvoll in seinem Zimmer: Der ambitionierte Wissenschaftler Dr. Jack Griffin (Claude Rains) hat ein Unsichtbarkeitsserum an sich selbst getestet und noch nicht das passende Gegenmittel gefunden. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen kann, sind die persönlichkeitsverändernden Nebenwirkungen seiner Erfindung. Griffin verliert sich in einer schier endlosen Spirale aus Größenwahn und Gewalt und scheint nicht aufzuhalten zu sein. Die erschütternde Entwicklung vermittelt Claude Rains fast allein durch seine eindrucksvolle Stimme, denn die meiste Zeit ist der Schauspieler in schwarzen Samt gekleidet und vor einem schwarzen Hintergrund gefilmt worden - also unsichtbar.

Platz 34: Ein Kind zu töten...

(Narciso Ibáñez Serrador, Spanien 1976)

Narciso Ibáñez Serradors Horror-Kleinod wurde in Deutschland zunächst unter dem schwachsinnigen Verleihtitel Tödliche Befehle aus dem All veröffentlicht und durch verfälschende Kürzungen seiner inhaltlichen Brisanz beraubt. Inzwischen ist dieser Frevel zum Glück behoben und auch das hiesige Publikum kann das Juwel nun in seiner originalen Fassung entdecken. Und diese Entdeckung lohnt sich: Was als romantische Urlaubsreise eines jungen Liebespaars beginnt, verwandelt sich in einen Albtraum, als die beiden auf einer kleinen Insel landen, auf der sich außer ein paar Kindern keine Menschenseele zu befinden scheint. Denn die Kinder haben sich zu einer Art Sekte zusammengeschlossen und den Erwachsenen den Krieg erklärt. Und das mit scheinbar gutem Grund... Das Geschick, mit dem Regisseur Serrador schon zu Beginn Spuren legt und Andeutungen auf das spätere grausame Geschehen macht, ist bemerkenswert. Dabei erweist sich Ein Kind zu töten... als ebenso ambivalente wie hochpolitische Angelegenheit. So hat die Gewalt der Kinder immer auch etwas Unschuldiges und Mordlust wird schlüssig mit kindlicher Neugierde gepaart - ein formal brillantes und bedrohlich-intensives Meisterwerk.

Platz 33: Der unheimliche Gast

(Lewis Allen, USA 1944)

Zwei Spaziergänger finden bei einem Ausflug an der idyllischen englischen Küste ein verlassenes Haus auf einer Klippe. Durch große Fenster strahlt blendendes Sonnenlicht und erhellt jede noch so kleine verstaubte Ecke. Und doch locken die zerklüfteten Klippen und das wunderschön dunkle, aufgewühlte Meer eigentümlich verheißungsvoll und lassen das Publikum wie die Charaktere selbst erschaudern. Es ist diese besondere atmosphärische Mischung, die auch Regisseure wie Martin Scorsese und Guillermo del Toro begeistert und den Mystery-Klassiker Der unheimliche Gast unter ihren fünf besten Grusel- und Horrorfilmen platziert. Regisseur Lewis Allen thematisierte als einer der ersten Filmemacher das Übersinnliche als Ursprung des Grauens und legte damit einen neuen Grundstein für das Horror-Genre. In umwerfender Schwarz-Weiß-Fotografie erzeugt er eine auch noch heute Gänsehaut hervorrufende Spannung und erzählt die Geschichte der Geschwister Roderick (Ray Milland) und Pamela Fitzgerald (Ruth Hussey), die sich in das besagte Haus verlieben - und entgegen aller Warnungen dort einziehen. Schon bald offenbaren sich die ersten unheilvollen Ereignisse und es wird klar, dass Stella Meredith, die Tochter der verstorbenen Vorbesitzer, noch eine Verbindung zum Haus und dessen ungebetenem Gast hat. Gail Russel brilliert in einer ihrer seltenen Rollen und zieht die Zuschauer mit ihrer zart-zerbrechlichen Darstellung der verstörten jungen Stella in den Bann.

Platz 32: Blutige Seide

(Mario Bava, Italien 1964)

Eigentlich sind die italienischen Giallo-Thriller nicht viel mehr als Ratekrimis im Stile eines Edgar-Wallace-Films. In edlen, meist dekadenten Upper-Class-Szenerien kam es zu Morden und niemand konnte sich sicher sein, wer der Täter war. Hier wie dort basierten die Filme auf literarisch eher minderwertigen Vorlagen in Heft- oder Buchform. Was die italienischen Produktionen jedoch von den piefigen deutschen Schinken abhebt, ist die Lust am Exzess, an der Extravaganz, an bunten Farben, aufreizenden Posen und Exzentrik - alles traditionell eher undeutsche Tugenden. Schon in der Genre-Blaupause Blutige Seide aus dem Jahre 1964 kann man all diese Zutaten in ihrer reifen Pracht erleben. Sicher, die Story selbst um einen geheimnisvollen Killer, der die Angestellten einer Modelagentur auf kreative Art vom Leben zum Tod befördert, ist heute eher weniger spannend und spielt nach den üblichen Regeln des Whodunit-Krimis, doch ist hier weniger die kriminalistische Auflösung wichtig, als das Spektakel der lustvoll ausgestellten Niedertracht. Dass sich unter den seidenen Oberflächen des schönen Scheins und schöner Menschen meist nur ein sündiges Tohuwabohu aus katholischer Schuld-Scham-Schande, verkniffener Wollust und beizeiten offener Misogynie befindet, deutete der charmante Regie-Gentleman Bava hier nur an. Wer sehen will, wie wüst es in dem Genre später getrieben werden sollte, dem seien die Werke seiner Epigonen Dario Argento, Lucio Fulci oder Sergio Martino ans Herz gelegt. Bei Bava zeigt sich der Giallo noch von seiner schönsten und stilprägenden Seite. Ein echter Klassiker.

Platz 31: Rosemaries Baby

(Roman Polanski, USA 1968)

Seit Anbeginn seiner Regiekarriere war das Böse immer eine wiederkehrende und feste Größe im Kino des polnischen Regie-Maestros Roman Polanski. Wer eine Kindheit auf der Flucht vor den Schrecken des Nationalsozialismus verbringt, wächst nicht unbedingt zum größten Optimisten der Welt heran. Das Schlimmste - die Ermordung seiner Frau Sharon Tate durch die Manson-Familie - lag sogar noch vor ihm, als er 1968 mit der Geschichte einer jungen Mutter (Mia Farrow), die von Albträumen geplagt wird, dass ihr ungeborenes Kind der Teufel persönlich werden könnte, seinen großen Durchbruch feierte. Polanski wusste schon damals, dass das Böse in der Welt kein Ammenmärchen war, sondern sehr real, da es sich ihm bereits in mannigfaltiger Form offenbart hatte. Da wirkt selbst die Geburt des Teufels plötzlich gar nicht mehr so abgedroschen. Anders als viele Horror-Regisseure war er jedoch nicht am okkulten Schauwert interessiert, sondern daran, wie sich die Anwesenheit des Teufels im eigenen Leib anfühlt. Inszenatorisch ist sein okkulter Mutterschaftsurlaub ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Erneut findet er grandiose Bilder und Perspektiven, um dem Unaussprechlichen beizukommen. Es entstand ein Film, aus dessen Würgegriff es kein Entkommen zu geben scheint.

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