The Witcher 3 ist ein fantastisches Open-World-Spiel, das ich wirklich liebe. Story, Spielwelt und Quests sind herausragend. Und trotzdem gibt es etwas, was mich am Rollenspiel von CD Projekt Red stört - Geschichte und Open World bilden keine Einheit, sondern existieren eher nebeneinander. Horizon Zero Dawn, das erst kürzlich für PC angekündigt würde, löst das für mich deutlich besser.
Ciri ist in Gefahr und ich spiele Gwent
Unter dem Problem von The Witcher 3 litt bereits Fallout 4. Hier sollte ich eigentlich mein verschwundenes Baby finden, konnte mir die Zeit aber wunderbar mit Nebenmissionen, Fraktionsgeplänkel oder dem Aufbauen von Siedlungen vertreiben. Irgendwie war das Kind dann wohl doch nicht so wichtig.
In The Witcher 3 will ich wiederum mit Ciri ebenfalls meine eigentlich geliebte Ziehtochter aufspüren, spiele dann aber lieber doch erst einmal eine Runde Gwent, töte alle Monster in der Gegend, nehme noch schnell ein Pferderennen mit oder helfe völlig Fremden bei im Vergleich belanglosen Schwierigkeiten, während Ciri mit der Wilden Jagd im Nacken ums Überleben kämpft.
Das bedeutet nicht, dass mir diese Tätigkeiten keinen Spaß machen oder ich sie nicht gerne im Spiel habe - im Gegenteil. Als lineares Story-Spiel wäre The Witcher 3 mit Sicherheit deutlich weniger aufregend und vielseitig. Allerdings fällt es mir in diesem Szenario schwer, den Hauptfiguren abzukaufen, dass die Mission wirklich so wichtig und entscheidend ist, wie sie mir weismachen wollen. Und das reißt mich regelmäßig sowohl aus der Geschichte als auch aus der Atmosphäre.
Elena Schulz
@Ellie_Libelle
Elena hat fünf Jahre später endlich The Witcher 3 nachgeholt und ist als Story-Fan begeistert von Geschichte, Figuren und auch der Spielwelt für sich genommen. Die Kombination aus beidem in Horizon ist für sie aber immer noch ungeschlagen. Seit dem Konsolen-Release im Februar 2017 hat sie bereits über hundert Stunden im Action-Adventure rund um die ebenfalls rothaarige Bogenschützin verbracht und sogar schon in ihrem Game-Art-Studium darüber geschrieben. Mit dem kommenden PC-Release kann sie sich nun endlich auch auf der GameStar einem ihrer absoluten Lieblingsspiele widmen.
Erkunden ist die Mission
Eine Geschichte lässt sich nur dann sinnvoll in eine Open World und die passenden Spielmechaniken integrieren, wenn die Entwickler sie zu einem Teil davon machen. Das zeigt Horizon Zero Dawn. Im ehemals PS4-exklusiven Action-Adventure bekomme ich als Aloy die Aufgabe, die mir noch unbekannte Welt zu erkunden. Genau das, was ich als Spieler machen möchte.
Horizon Zero Dawn bildet eine postapokalyptische Zukunft ab, in der wieder in die Steinzeit zurückgefallene Menschen mit tierartigen Roboter-Geschöpfen koexistieren. Die junge Aloy wächst als Außenseiterin in einem Stamm auf, der sich komplett von der Außenwelt isoliert. Es ist mir verboten, das Gebiet zu verlassen. Erst als mein Volk von Unbekannten angegriffen wird und die Roboter durch technische Defekte immer aggressiver werden, sehen die Ältesten Handlungsbedarf. Sie ernennen Aloy zum »Seeker« und erlauben ihr, den Stamm zu verlassen und die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Mehr über die Geschichte und Spielmechaniken von Horizon erfahrt ihr im Test der Kollegen von der GamePro oder hier im Test-Video:
Die Open World unterstützt die Geschichte
Mein Ziel ist dabei nicht nur, das Rätsel hinter den korrumpierten Maschinen zu lüften. Ich soll auch Verbündete finden und helfen, den Stamm wieder aufzubauen. Alles, was ich im Spiel tue, ordnet sich diesen Zielen unter oder lässt sich zumindest leicht damit verbinden. Mir ist zu jedem Zeitpunkt klar, warum ich etwas tue und warum es auch für Aloy logisch ist, so zu handeln.
Kämpfe ich gegen Roboter oder untersuche ich die Ruinen ihrer Erbauer, lerne ich mehr über die Korrumpierung und wie ich sie womöglich rückgängig machen kann. Helfe ich Nebenfiguren, gewinne ich Freunde oder Verbündete für meinen anfangs völlig isolierten Stamm. Sogar die Collectibles liefern nützliche Informationen, die Aloy helfen, ihre Aufgabe zu erfüllen.
Und selbst dass Aloy einfach nur in der Welt herumläuft, ergibt Sinn. Schließlich ist sie ohne Kontakt zur Außenwelt aufgewachsen und muss die fremde Umgebung erst einmal kennen und verstehen lernen. Allein durch diese clevere Verknüpfung fiel es mir deutlich leichter, die packende Story dahinter wirklich zu genießen. Die will ich euch natürlich nicht spoilern, aber Roboter-Dinos muss man erstmal sinnvoll erklären können - und das schafft Entwickler Guerrilla Games für mich, wie ich schon im Video zu den besten Spielen des Jahrzehnts ausführlich erklärt habe:
Ja, Horizon Zero Dawn mag in vielerlei Hinsicht nicht mit The Witcher 3 vergleichbar sein. Aber in Sachen Open-World-Logik hat es zumindest für mich einen bis heute bestehenden Maßstab gesetzt.
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