Was war eigentlich der erste Ego-Shooter?

Nein, wir reden nicht von Doom oder Wolfenstein. Wir werfen einen Blick auf die Anfänge der Ego-Shooter-Historie. Und geben euch ein paar Infos, mit denen ihr bei Kumpels angeben könnt.

Der erste Ego-Shooter der Weltgeschichte war nicht Doom. Der erste Ego-Shooter der Weltgeschichte war nicht Doom.

Vergesst, was ihr zu wissen glaubt! Denn viele Leute haben falsche Vorstellungen davon, wie alt das allseits beliebte Ego-Shooter-Genre überhaupt ist. Wenn wir herumfragen, welche First Person Shooter quasi der First First Person Shooter war, bekommen wir in der Regel eine von zwei Antworten.

  1. »Der erste Ego-Shooter? Das war doch Doom, damals 1993, weiß doch jeder Depp!«
  2. »Der erste Ego-Shooter? Das war natürlich nicht Doom, ganz schön duum, denn noch älter ist Wolfenstein 3D, weiß doch jeder Depp!«

Doch leider gibt's den Zonk für beide Lager, denn das Shooter-Genre ist deutlich älter. Bevor die Doom- und Wolfenstein-Fans jetzt allerdings mit pixeligen Steinen werfen: Ja, es stimmt schon, dass der Ego-Shooter in den 90ern erst voll in Fahrt kam.

Wolfenstein und Doom brachten Shooter in den Mainstream, etablierten Grundlagen wie das Deathmatch - und ebneten den Weg für die Spät-90er-Meisterwerke Half-Life und Quake. Doch sie haben weder den Ego-Shooter, noch das Prinzip des Deathmatches erfunden.

Der erste Shooter der Weltgeschichte hatte nämlich bereits ein PvP-Multiplayer! Die Rede ist von Maze War. Über die Jahre erschien Maze War in unterschiedlichen Versionen und Iterationen, der allererste Entwurf stammt allerdings aus dem Jahr 1973, also knapp 20 Jahre vor dem ersten Doom.

Was ist Maze War?

Maze War entstand in den 70ern auf dem NASA-Computer Imlac PDS-1 als Experiment: Die Entwickler wollten das Bewegen aus Ego-Sicht durch ein Labyrinth simulieren. Die Navigation erfolgte strikt grid-basiert - mit jedem Schritt bewegt ihr euch von Kachel zu Kachel, Drehungen funktionieren nur in 90-Grad-Winkeln. Also wie in Ultima 1, das maßgeblich von Maze War inspiriert wurde.

Nur wurde das Manövrieren durch ein Labyrinth auch damals schon schnell langweilig. Also setzten sich die Erfinder Steve Colley, Greg Thompson und Howard Palmer nochmal hin, um Maze War zu frisieren. Und siehe da, der erste Ego-Shooter mit Multiplayer war geboren.

Die drei Entwickler verknüpften zwei Imlac-Computer, um Maze War für zwei Leute spielbar zu machen. Jeder Spieler startete an einer bestimmten Stelle im 3D-Labyrinth und zog aus, um den Kontrahenten zu erschießen. Der Feind wurde in der frühesten Version lediglich durch seinen Namen dargestellt, in späteren Fassungen repräsentierte den Spieler ein großes Glubschauge:

Maze War war nur der Anfang

Maze War wurde über die Jahre merklich weiterentwickelt. 1974 entstand eine Version mit Bots, 1976 entstand am MIT eine Version, die bis zu vier Spieler und vier Bots gleichzeitig ins Labyrinth ließ. 1977 wechselte die Xerox-Version des Spiels erstmals von Vektor- auf Rastergrafiken, um feinstufigere Bilddarstellungen zu ermöglichen.

Über die Jahrzehnte gab es immer wieder neue Versionen von Maze War, jüngst sogar fürs iPhone. 1987 entstand mit MIDI Maze ein sehr ähnlicher Ego-Shooter, der auf die Grid-Steuerung verzichtet und Netzwerk-Multiplayer für bis zu 16 Spieler ermöglicht.

MIDI Maze erinnert stark an ein 3D-Pac-Man. MIDI Maze erinnert stark an ein 3D-Pac-Man.

Auch wenn der Begriff Deathmatch erst mit Doom 1993 eingeführt wurde, lebte das Konzept folglich schon vorher. Maze War brachte der Gaming-Geschichte einige entscheidende Neuerungen:

  • Die Ego-Perspektive in Verbindung mit einer Spielfigur.
  • Einen Leveleditor, der in der 1974er Version eingeführt wurde.
  • Einen Spectator-Modus für nicht beteiligte Computer.
  • Netzwerk-Multiplayer sowie eine frühe Version des Internet-PvP durch die Integration von ARPANET 1977.
  • Client-Modding, um Cheats zu ermöglichen.
  • Die Position der Spieler wurde live auf einer Übersichtskarte angezeigt.

Was kam nach Maze War?

Ironischerweise inspirierte Maze War nach seinem Erscheinen in erster Linie andere Genres, statt ein eigenes in Fahrt zu bringen. Erste Rollenspiele adaptierten die Ego-Perspektive, beispielsweise Moria im Jahr 1975, später dann Akalabeth (1979) sowie Ultima 1 (1981), Dungeon Master und Co.

Maze War streitet übrigens bis heute um die Krone des ersten Ego-Shooters mit Spasim, einem Weltraum-Shooter, der 1974 fürs PLATO-Computernetzwerk in Illinois erschien (wie auch Moria). Allerdings ballert ihr dort eben aus dem Cockpit eines Raumschiffs - und alle Hinweise deuten darauf hin, dass die Entwicklung von Maze War vor Spasim begann.

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Ihr wusstet das alles schon? Dann lest stattdessen unseren Plus-Artikel zum allerersten Spiel mit Maus-Steuerung. Und falls ihr Doom doch spannender findet: Auch dazu gibt es ein umfangreiches Making-Of.

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