Der Schlagabtausch beginnt ausgesprochen höflich. »Lieber Strauss«, schreibt der eine, »es muss sich großartig anfühlen, einen so wichtigen Titel wie Grand Theft Auto 4 veröffentlichungsfertig zu haben.« »Lieber John«, antwortet der andere, »ich möchte mich für die Freundlichkeit bedanken. Ich freue mich darauf, Sie näher kennen zu lernen.« Der Rest des E-Mail-Verkehrs wird schnell eisig. »Es ist nicht im Interesse Ihrer Aktionäre, diesen Deal zu verschleppen. [...] Ihrer Firma droht signifikanter Wertverlust«, mahnt John Riccitiello. »Ich sage es nochmals in den klarestmöglichen Worten: Jetzt ist nicht die Zeit für Verkaufsverhandlungen «, schnappt Strauss Zelnick zurück. Riccitiello droht: »Wenn Sie Unwillens sind, auf dieser Basis weiterzusprechen, werden wir andere Wege finden, die Aktionäre zu überzeugen, darunter die Öffentlichmachung dieses Briefverkehrs.«
Am 24. Februar stellt seine Firma eine der E-Mails ins Internet, Strauss Zelnick kontert mit einer Pressemitteilung in Großbuchstaben: »TAKE 2 LEHNT ELECTRONIC ARTS’ ÜBERNAHMEANGEBOT AB«. Der Schritt an die Öffentlichkeit ist nicht das letzte Wort, sondern im Gegenteil der Beginn der heißen Phase im Bieterkampf um einen angeschlagenen Publisher mit einem begehrten Schatz namens Grand Theft Auto.
EA muss nach oben
Der Übernahmeversuch ist die Antwort Electronic Arts’ auf die im Dezember 2007 verkün- dürfdete Fusion des Publishers Activision und der Spielesparte von Vivendi zum neuen Koloss Activision Blizzard (siehe GS 02/08). Der überraschende Deal wirft den bisherigen Branchenprimus Electronic Arts auf Platz 2 zurück. Der muss nun seinerseits wachsen, um wieder an die Spitze zu rücken. Als erstes Opfer hat sich EA-Geschäftsführer John Riccitiello die US-Firma Take 2 Interactive ausgeguckt. Die brüske Abfuhr durch deren Vorstandsvorsitzenden Strauss Zelnick sorgt nun für Tumult in der Branche. Dass dem EABoss kein leiser Coup à la Activision Blizzard gelungen ist, liegt an einer doppelten Fehleinschätzung. Denn weder ist Take 2 ein leichter Gegner, noch hat Riccitiello einen guten Zeitpunkt für eine feindliche Übernahme gewählt.
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