Unsere tapferen Recken (Cortyn Nightshade, Julius Busch und Christoph Klapetek) kämpfen sich nun schon eine geraume Weile durch World of Warcraft: Legion, haben sich am ersten Raid ausprobiert, die Dungeons auf links gedreht und fleißig Weltquests absolviert. Zeit für das Fazit. Und Zeit für eine Wertung.
Ab Seite 2 lesen Sie unseren ursprünglichen Vorabtest zu Legion.
Finales Fazit zu WoW: Legion
Cortyn Nightshade
@CortynNight
Mit dem Abflauen des ersten Hypes um World of Warcraft: Legion stellt sich langsam der Alltag in Azeroth ein. Es werden nicht mehr alle Weltquests abgeschlossen und auch der Teppich aus unentdeckten Missionen wird zunehmend dünner. Doch ist das etwas Schlechtes? Nein, denn es gibt mir die Freiheit zurück, das zu tun, worauf ich Lust habe und eine Armut an Möglichkeiten ist für mich noch lange nicht in Sicht.
Passend zum Start des Schlachtzugs »Smaragdgrüner Alptraum« habe ich mir wieder eine Raid-Gruppe gesucht, um auch die großen Dungeons auf Herz und Nieren zu prüfen. Ich könnte nun behaupten, dass meine Gruppe souverän durch den Alptraum gepflügt ist, doch das wäre dreist gelogen. In Wahrheit sind wir gleich am ersten Trashmob elendig gestorben, weil wir noch ein paar mehr Feinde »eingesammelt« hatten.
Nach knapp acht Stunden auf zwei Abende verteilt liegen aber nun fünf der insgesamt sieben Bosse im Dreck - und ich hatte Spaß wie schon lange nicht mehr! Die Obermotze sind knackig und geben ausnahmslos jedem Spieler Verantwortung, was zu viel Gelächter im Voicechat führt, wenn einer seinen Job mal wieder vergeigt hat. Keine Frage, diese positiven Erfahrungen hängen natürlich stark mit der Gruppe zusammen, die man um sich versammelt. Dennoch ist es das erste Mal seit Jahren, dass ich in einem Raid Spaß hatte und nicht die dicke Beute meine angestrebte Belohnung war, sondern die Erfahrung als solche. Das habe ich knapp ein Jahrzehnt lang vermisst.
Ebenfalls neu ist die Einführung der »Mythisch+«-Dungeons. Diese werden zunehmend schwerer, locken aber auch mit zunehmend besseren Belohnungen. Ergänzend zum Raid-Besuch (oder wenn man nur Lust auf eine schnuckelige Fünfer-Gruppe hat) ist das der perfekte Zeitvertreib, um einen Abend mit Spannung zu füllen.
Ein zweiter und dritter Schlachtzug stehen bereits in den Startlöchern, ebenso wie die neue Fünfer-Instanz Karazhan. Von einer Content-Armut kann also gegenwärtig selbst bei den härtesten Core-Gamern keine Rede sein.
Und was viele Spieler noch nicht auf dem Schirm haben: In Legion gibt es zahlreiche geheime Spielinhalte. So hat jede Artefaktwaffe eine versteckte Aussehensvariante und auch ganze Weltbosse können über Rätsel freigeschaltet werden. Klar, ich könnte auch das Internet nach allen Lösungen für die Geheimnisse befragen - aber wer will das schon? So habe ich auch in einigen Wochen noch immer erfreuliche »Wow-Momente«.
Legion hat es nicht nur geschafft, meine Erwartungen zu erfüllen, sondern auch Ängste aus dem Weg zu räumen. Die Erweiterung wurde im vornherein als sehr unfreundlich für Zweitcharaktere beschrieben - aber das ist sie nur auf dem Papier. In der Realität habe ich nun mehrere Charaktere auf dem Maximallevel. Dank Artefaktforschung und Weltquests können diese Twinks schnell aufschließen und werden in den nächsten Tagen ebenfalls Schlachtzüge besuchen können.
Reine Lobeshymnen sind eigentlich nicht mein Ding, doch World of Warcraft: Legion hat sie verdient. Weltquests unterhalten mich noch immer, locken mit interessanten Belohnungen, besonders bei Zweitcharakteren. Die Schlachtzüge haben spaßige Mechaniken und neue Ideen. Dazu ploppt alle paar Tage eine neue Story-Quest auf, die ich noch nicht kannte. Ja, für mich ist Legion schon jetzt das beste Addon seit The Burning Crusade. Wenn ich ganz ehrlich bin, überragt es sogar meine nostalgische Classic-Zeit. Und diese Erinnerungen zu toppen, ist wahrlich nicht leicht.
Julius Busch
@HeartshotMusic
Meine ersten Stunden auf den Verheerten Inseln in Legion waren großartig. Die neuen Gebiete sind wunderschön anzusehen und es gibt jede Menge zu entdecken. Auch der stärkere Fokus auf die alles umfassende Haupthandlung fühlt sich gut an, es gelingt sogar ein richtiges Gefühl von der Bedrohung durch die Brennende Legion zu vermitteln. Aber halt! All das haben wir damals über Warlords of Draenor auch gesagt. Und danach war Flaute. Viel zu lange Flaute. Wie schlägt sich Legion nun also im Endgame? Gibt es genug zu tun?
Nun ja, mehr als in Warlords of Draenor jedenfalls. Die Weltquests sind eine coole Neuerung, um dem (natürlich wieder vorhandenen) Grind ein wenig mehr Abwechslung zu verleihen. Die Suramar-Storyline, die wir mit steigendem Ruf erst nach und nach freischalten, sorgt immer wieder für neue Motivationshappen und integriert die großen Raids geschickt in die Handlung, sodass sich alles irgendwie mehr anfühlt wie aus einem Guss. Mit den Mythic-Plus-Dungeons gibt es außerdem eine weitere langfristig motivierende Möglichkeit, an die beste Ausrüstung im Spiel zu kommen.
Trotzdem merke ich, wie ich mich einige Wochen nach Release nun nicht mehr jeden Tag einlogge, um mein Tagwerk zu vollrichten und meine Gilden-Kollegen damit anfangen, ihre Zweit- und teils Drittcharaktere hochzuziehen. Es gibt eben doch nicht unendlich viel zu tun, so wie es zunächst den Eindruck machte. Und viele der erst so cool wirkenden Mechaniken entpuppen sich im Nachhinein dann doch wieder nur als ein besonders geschickt verpackter Grind.
Trotzdem ist WoW: Legion für mich verdammt guter Anlass, zurück in die World of Warcraft zu kehren. Die vielen Geheimnisse und die sich erst langsam über die kommenden Updates enthüllende Geschichte um die korrumpierte Elfenstadt Suramar und Anti-Held Illidan werden mich noch ein gutes Weilchen bei der Stange halten. Ich hoffe nur, dass besagte Updates diesmal nicht allzu lange auf sich warten lassen. Wird Legion nun World of Warcraft retten? Das wäre vielleicht ein wenig hoch gegriffen. Aber es liefert jedem Fan einen bestechend guten Grund, sich noch einmal für viele Stunden in ihr zu verlieren.
Christoph Klapetek
@TehClape
Beim Leveln hätte ich WoW: Legion eine glatte 100 gegeben. Eine fesselnde Story, toll inszenierte Lore-Zwischensequenzen, die sich auch noch nach Fraktion unterscheiden. Super! Besonderen Kick gab mir aber der Dämonenjäger. Endlich eine Klasse, die die doch etwas hölzerne Gameplay-Mechanik durchbricht. Es ist für einen WoW-Veteranen eben ein besonders gutes Gefühl, mit Doppelsprung von der Klippe zu springen und dann in aller Ruhe zum gewünschten Ort zu gleiten. Die außerordentlich gute Beweglichkeit und Agilität des Demon Hunters kommt ihm aber nicht nur in der Welt sondern vor allem im Raid bei bewegungslastigen Kämpfen zu Gute: toll!
Endgame? Naja: Die teils hochgelobten Weltquests empfinde ich eher als Zwang. Im Großen und Ganzen langweilen sie mich. Ok, die ersten zwei, drei Male auf dem Rücken eines T-Rex in eine Dämonenhorde zu stampfen, ist cool, aber dann reicht es auch wieder. Das Doofe: Will ich meinen Ruf bei den Fraktionen steigern, meine Artefakt-Waffe verbessern und an meine Ordensressourcen kommen, die ich für meine Follower-Quests brauche, bleibt mir kaum etwas anderes übrig und das ärgert mich maßlos.
Die Dungeons sind auf gewohnt hohem Blizzard-Niveau, nutzen sich aber zumindest inhaltlich doch recht schnell ab. Die Schwierigkeitsstufen »normal« und »heroisch« sind dabei nur von kurzer Dauer interessant, selbst »mythic« auf Standard wird schnell zum Alltag und bietet keine besonders große Herausforderung, da man sich auch über Weltquests sehr gut ausrüsten kann. Trotzdem: Eine Instanz auf einem Geisterschiff ist eine verdammt coole Idee.
Da es bis jetzt nur einen Raid gib,t kann man über das Wichtigste am Endgame relativ wenig sagen. Für meine Verhältnisse hätte ich mir im Smaragdgrünen Alptraum eine eher chronologische Schwierigkeitssteigerung gewünscht. Die Bosse pendeln zwischen »free loot« und »Meine Fresse, geht das überhaupt?«. Zusätzlich stehen in manchen Abschnitten einfach unverhältnismäßig viele Trashmobs. Das ist unnötig und frustriert.
Legion fängt gigantisch an, unterhält den Spieler sehr lange auf hohem Niveau und flacht doch gerade zum richtigen Endgame ganz schön ab und zwingt den Spieler leider auch oftmals in hirnlose Grind-Aktivitäten. Ich hoffe, dass durch die ausstehenden Dungeons und Raids etwas mehr Pepp in die Sache kommt. So wie es jetzt ist, reicht es für mich, mich einmal die Woche zum Raid einzuloggen.
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