Einen solchen Shitstorm gab es schon lange nicht mehr: Mit der zweiten Phase des auf World of Warcraft: Battle for Azeroth vorbereitenden Events "Krieg der Dornen" hat Blizzard die Community in Aufregung versetzt. Schuld trägt der große Storytwist rund um die Zerstörung des Weltenbaums Teldrassil.
Bereits seit der Ankündigung von Battle for Azeroth im Rahmen der Blizzcon 2017 wussten Fans, dass Teldrassil brennen wird. Allerdings war nicht bekannt, wer das Feuer legen wird. Mit dem zweiten "Kriegsbringer"-Kurzfilm steht die Schuldige nun fest: Sylvanas, die Anführerin der Horde, gibt selbst den Befehl. Und das schmeckt vielen Spielern von WoW, besonders auf Seiten der Horde, gar nicht. Entsprechend sieht die Lage aktuell in den offiziellen Foren und Communities wie Reddit aus.
Der erste Kriegsbringer: Jaina singt im ersten Kurzfilm
Keine versprochenen Grautöne
Zwei Hauptgründe gibt es für die Aufregung. Erstens hatte Blizzard groß und breit erklärt, dass es in World of Warcraft kein Schwarz und Weiß, sondern viele Grautöne gibt. Allianz und Horde haben in all den Geschichten von World of Warcraft und seinen Addons gute und schlechte Charaktere hervorgebracht, auf beiden Seiten gab es ehrenhafte und verachtenswerte Taten. Genau deswegen soll auch der Krieg von Battle of Azeroth keine eindeutig gute oder böse Fraktion haben.
Entsprechend wilde Fan-Theorien gab es vor dem Brand von Teldrassil: Legen zwielichtige Gestalten innerhalb der Allianz selbst das Feuer, um den Krieg wortwörtlich anzufachen? Profitiert vielleicht eine dritte Gruppe von einem Krieg, von der wir noch nichts wissen? Wird die Horde in eine bedauerliche Situation gezwungen, in der sie keine andere Wahl hat?
Jetzt ist der große Plot-Twist enthüllt und niemand hat mit dieser Erklärung gerechnet. Und nicht, weil sie so geschickt konstruiert wurde. Sondern weil sie so plump erzählt wird. Sylvanas lässt aus purem Hass den Weltenbaum anzünden und unschuldige Zivilisten töten. Keine Grautöne: Die Kriegsfürstin ist eine Schlächterin, die Horde die Bösen. Nicht alle Spieler der Horde haben ein Problem damit, unter dem Hashtag #NotMyWarchief firmiert sich allerdings schon der Widerstand.
Link zum Twitter-Inhalt
Nicht nur schlecht, sondern unlogisch
Da ist es nicht verwunderlich, dass gerade Horde-Spieler frustriert sind. Viele Hordler sehen sich nicht als die Bösen, die Schurken. Anders als in Star Wars: The Old Republic, mit Republik und Sith, gibt es für sie keine klaren moralischen Linien bei den Fraktionen.
Das führt zum zweiten großen Kritikpunkt: Der Story-Twist ist nicht nur plump erzählt, sondern auch das unlogische Ende einer von Anfang an wenig nachvollziehbaren Geschichte. Wie können Blutelfen, Nachtgeborene, Orks und vor allem Tauren einfach zusehen (und dabei helfen), wie eine untote Banshee nicht irgendein Allianzdorf angreift, sondern den Baum des Lebens einäschert? Insbesondere die naturverbundenen Tauren und Druiden innerhalb der Horde-Fraktion müssten doch allein beim Gedanken rebellieren. Stattdessen wird man - dank der linearen Story von WoW - zum stillen Mittäter auf Hordeseite.
Zumal wir diese Geschichte schon einmal erlebt haben: Als Garrosh Höllschrei Kriegshäuptling der Horde wurde, wandelte er sich auch zum bösartigen Tyrann und endete als Raidboss in der Erweiterung Mists of Pandaria. Aktuell sehen wir, so der Glaube vieler Fans, Sylvanas ebenso dabei zu, wie sie den Pfad zum unweigerlichen Raidboss beschreitet. Wieder sind es besonders die Horde-Spieler, die von dieser Geschichte mittlerweile einfach ermüdet sind. Man hatte sich mehr erhofft.
Folgen für Spieler, Blizzard und WoW
Frustration gibt es ebenfalls, da wir dank der Beta von Battle of Azeroth große Teile des Spiels schon kennen. Und hier wird kein Versuch gemacht, die Zerstörung des Weltenbaums und das Töten unschuldiger Nachtelfen in einen nachvollziehbaren Kontext zu setzen. Eine politische Gegenspitze zu Sylvanas formt sich nicht auf Seiten der Horde und Druiden und Co. legen keinen Protest ein. Falls sich etwas regt, dann erfahren wir das erst in einigen Monaten, mit Content-Patch 8.1 und Co.
Immerhin einen positiven Kern können Spieler aus dem Event ziehen: Blizzard hat es geschafft, den Kriegsaspekt in die Köpfe der Allianz-Spieler zu tragen. Denn die wollen nun natürlich Blut sehen und sich rächen. Dieser Plan hat also insofern geklappt und die dritte Phase des Vorbereitungs-Events von Battle for Azeroth zeigt die Gegenoffensive der Allianz gegen die Untoten und die Zerstörung ihrer Hauptstadt Unterstadt.
Ein hässliches Nachspiel hat der Brand von Teldrassil ebenfalls: Story-Autorin Christie Golden, die insbesondere für die Warcraft-Bücher bekannt ist, geriet auf Social Media ins Kreuzfeuer der Community und wurde so sehr bedrängt und beleidigt, dass sie erstmal von Twitter fernbleiben muss. Golden hatte laut eigener Aussage aber gar keinen Einfluss auf die Kriegsbringer-Geschichte von Sylvanas. Blinde Wut trifft also tatsächlich Unschuldige, welche traurige Ironie im Angesicht der Story-Kontroverse.
Das bereits vor Release äußerst kontrovers diskutierte Addon Battle for Azeroth erscheint offiziell am 14. August 2018.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.