Southshore. Tarren Mill. Stranglethorn Valley. Damals - vor über zehn Jahren! - als diese klangvollen Namen noch nicht eingedeutscht waren, standen sie für die Spitze des Open-World-PvPs von World of Warcraft. Egal ob riesige Schlachten zwischen Allianz und Horde um den Verkehrsknotenpunkt zwischen Soutshore und Tarren Mill, oder die Katz-und-Maus-Duelle im Dschungel von Stranglethorn: PvP-Fans der ersten Stunde erinnern sich mit wohliger Nostalgie zurück an diese Zeit, in der es verruchte Schurken und strahlende Helden gab, deren Namen jeder auf dem Heimatserver kannte.
Und dann starb das Open-World-PvP, Stück für Stück, mit jeder Erweiterung ein bisschen mehr. WoW veränderte sich über die Jahre und damit auch die PvP-Kultur. Mit Battle for Azeroth will Blizzard nun an die alten Zeiten anknüpfen. Einmal mehr ist Krieg zwischen Allianz und Horde ausgebrochen und mit neuen Features soll das Open-PvP wiederbelebt werden. Wir schauen, inwiefern das bereits geklappt hat. Und wo Blizzard noch nachbessern muss.
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Warum starb das Open-World-PvP?
Das Ende von Open-World-PvP hatte vielerlei Gründe. Blizzards Design der Spielwelt hat Allianz und Horde mit jeder Erweiterung weiter auseinandergezogen. Stranglethorn, Southshore und Tarren Mill waren gerade deswegen heiß umkämpft, weil beide Fraktionen an den Verkehrsknotenpunkten stets übereinander stolperten. Auch verschob sich das Gameplay mit späteren Addons immer weiter weg vom Abenteuer und Rollenspiel, hin zum Erspielen von Belohnungen und das Erfüllen von Aufgaben. Und Open-World-PvP bietet schlicht keine Belohnungen, PvP-Spieler fokussierten sich daher auf Matchmaking-Schlachtfelder und die kompetitive Arena, die PvP-Items ausspucken.
Der groteske Höhepunkt des siechenden Open-PvPs kam mit dem letzten Addon Legion: Hier gab es zwar Open-PvP-Quests, deren Ziel war aber das Ausschalten von NPCs und Spielern der gegnerischen Fraktion an einem bestimmten Ort. Um möglichst schnell und effizient die Aufgabe abzuarbeiten, gingen sich Allianz- und Horde-Spieler gezielt aus dem Weg, um die benötigten NPCs abgrasen zu können.
Hoffnung mit Patch 8.0
Die neuen Open-PvP-Features und praktisch alle weiteren PvP-Inhalte stecken gar nicht in Battle for Azeroth, sondern wurden mit dem vorbereitenden Patch 8.0 eingeführt. Dazu gehören:
- Kriegsmodus: Es gibt keine PvE- oder PvP-Server mehr. Stattdessen aktivieren Spieler in ihrer Hauptstadt (und nur dort) den Kriegsmodus, um PvP in der offenen Spielwelt zu aktivieren. Ausgeschaltet wird WoW zur klassischen PvE-Erfahrung. Erstmals in der Geschichte von WoW wird Open-PvP auch belohnt: Der Kriegsmodus macht die Welt natürlich gefährlicher, dafür gibt es einen Bonus von 10 Prozent auf erhaltenes Gold, Erfahrung, Fraktionsruf und Artefaktmacht.
- Fallschirmabwürfe: In der offenen Spielwelt wirft eine Flugeinheit einen neutralen Supply Drop ab, wie aus Battle-Royale-Spielen bekannt. Wer zuerst die Kiste erreicht, beansprucht sie für seine Fraktion und Mitspieler, Gegner können die Vorräte nicht mehr plündern. Die Inhalte sind zufällig, von Gold und Artefaktmacht zu teils wirklich guten, epischen Items.
- Kopfgeldsystem: Wer Open-World-PvP ernst nimmt und erfolgreich ist, wird belohnt. Nach 10 getöteten Gegnern, ohne selbst zu fallen, werden wir zum Assassin und teilen 15 Prozent mehr Schaden und Heilung aus. Dafür werden wir auf der Karte für unsere Gegner markiert und ein Kopfgeld auf uns ausgesprochen. Der Jäger wird zum Gejagten und ein wertvolles Ziel.
- Server-Phasing: Bereits vor Battle for Azeroth konnten wir mit Spielern anderer Server gemeinsam Abenteuer erleben und Dungeons betreten. Im Kriegsmodus läuft nun im Hintergrund ebenfalls ein Matchmaking und führt Spieler unterschiedlicher Server in der offenen Spielwelt zusammen. Wenn wir also in den neuen Gebieten der Erweiterung unterwegs sind und von unserem Server gerade niemand in der Nähe ist, werden Mitspieler - und Fraktionsgegner! - anderer Server in unsere Welt geladen, das nennt sich Server-Phasing.
Übersicht: Alle Inhalte von Patch 8.0 für World of Warcraft
Übersicht: Alle Inhalte von Battle for Azeroth
Super - im kleinen Gefecht
All die genannten Features sollen also das PvP in der offenen Spielwelt wiederbeleben. Und tatsächlich: Der Kriegsmodus macht den Einstieg auch für PvP-Muffel leicht und gibt mit dem kleinen Bonus auf Belohnungen einen materiellen Anreiz, Fallschirmabwürfe kreieren umkämpfte Hotspots und das Kopfgeld ist das Salz in der Suppe, dass PvP-Cracks anspornt. Die Spielwelt ist im Kriegsmodus belebt, Feinde und Freunde können überall lauern. Alle Spieler merken auf einmal wieder, wie viel Spaß das Duell mit echten Spielern liefern kann.
Die stetige Gefahr ist aber auch ein Knackpunkt: Das Phasing - also das Zusammenwerfen von Spieler unterschiedlicher Server in eine gemeinsame Welt - ist teilweise extrem aggressiv. Ab und zu ploppt eine Gegnergruppe aus dem Nichts vor uns auf und überrennt uns Sekunden später, teilweise questet ein Spieler unserer Fraktion direkt neben uns, nur um sich Sekunden später in Luft aufzulösen. Phasing soll dynamisch und ohne Ladezeiten Spieler zufällig zusammenführen, sorgt aber aktuell dafür, dass auch erfahrene PvP-Spieler nie mehr als 10 Sekunden vorausplanen und mehr als 30 Meter um sie herum kontrollieren können. Das wird nicht jedem Spieler gefallen.
So fällt natürlich auch die Möglichkeit weg, sich einen Ruf in der offenen Spielwelt zu erarbeiten. Wir werden niemals der "Hordeschreck" auf unserem Server Aegwynn, wenn nicht nur deutsche Spieler anderer Server aufkreuzen, sondern das Matchmaking auch munter Franzosen, Spanier, Russen und andere Europäer in unsere Spielwelt wirft. Dank der unterschiedlichen Phasen wird unser Server niemals Berühmtheit erlangen, weil hier vielleicht die größten Raids mit hunderten Spielern um einen kleinen Fleck Erde wie eben Tarren Mill kämpfen. Die Phasen ziehen die großen Spielergruppen einfach auseinander und verteilen sie für fairere Kämpfe auf unterschiedliche Phasen mit Gegnern anderer Server.
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