Bücher vs. digitales Lesen - Was ist besser für die Lesekompetenz?

Bildungserfolg hängt viel von der Lesekompetenz ab, denn wer nicht lesen kann, kann nur schwer etwas lernen. Experten warnen vor dem Verlust des Buches.

Die Digitalisierung bringt heute oft schon jüngere Kinder zum Lesen als zuvor - das Lesen am Bildschirm könne das Lesen eines Buches aber nicht ersetzen. Die Digitalisierung bringt heute oft schon jüngere Kinder zum Lesen als zuvor - das Lesen am Bildschirm könne das Lesen eines Buches aber nicht ersetzen.

Am bundesweiten Vorlesetag, dem 15. November, rückt in diesem Jahr eine wichtige Frage in den Fokus. Wie digital darf es werden, wenn es um die Bildung von Lesekompetenz gilt. Experten warnen, dass das Buch nicht verdrängt werden darf wie Heise berichtet.

Warum das nach wie vor so wichtig sei - wo es heute doch so viele digitale Medien als Lesestoff gibt - zeigen die Beobachtung von Forschern. Denn, weil viele Texte auf Smartphone und Co. eher kurz gehalten sind, gibt es Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von längeren Texten.

Doch auch bei der Verarbeitung von langen Texten, die über den Bildschirm gelesen wurden, gibt es laut Lernforscherin Katharina Scheiter vom Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen Defizite bei der tieferen Verarbeitung und Speicherung, zumindest im jungen Alter.

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Zwar könnte man meinen, dass die vielen Lernspiele, die es für Computer gibt positive Auswirkungen haben, doch genau das Gegenteil kann der Fall sein.

»Lesen bildet, daddeln nicht«, erklärt Manfred Spitzer, der Gründer des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen an der Universität Ulm.

Und genau zu diesem Daddeln verführen viele elektronische Lehrbücher, um die Kindern mit Spaß bei der Sache zu halten. Der Neurowissenschaftler bringt es auf den Punkt: »Lesen lernt man nur durch Lesen. Wenn nur noch kurze Nachrichten über kleine Bildschirme gelesen werden, ist das hochproblematisch.«

Besonders im jungen Alter sei eben dieses Lernen des Lesens um des späteren Lernens willen so wichtig und da sieht Spitzer keinen Platz für digitale Medien in Kindergarten und Grundschulen.

Digitale Medien bieten individuelle Möglichkeiten

Katharina Scheiter erkennt zwar die Vorteile digitaler Medien durch anreichernde Quellen wie Videos, Bilder, Grafiken und Animationen an, doch dürfen diese Medien nicht den Inhalt dominieren.

Digitale Inhalte sollten einen unterstützenden Charakter mit didaktischem Mehrwert haben. Zudem müssten die Schüler in die digitale Nutzung eingewiesen werden. »Schüler dürfen mit dem multimedialen Angebot nicht überfordert werden«, so Scheiter.

Insgesamt stehe fest, dass das digitale Lesen ein anderes Lesen als in Büchern ist, das konnten Forscher mittels EEG-Messungen belegen. »Lesen im Internet ist anstrengender und tendenziell oberflächlicher«, erklärt Hirnforscher Peter Gerjets.

Laut einer Studie sei World of Warcraft nicht gut für das Gehirn - die ganze Geschichte unter dem Link am Ende des Artikels. Laut einer Studie sei World of Warcraft nicht gut für das Gehirn - die ganze Geschichte unter dem Link am Ende des Artikels.

Ein Grund sei laut Gerjets, dass die Ressourcen für ein tiefes Lesen für Klicken und Multimedia-Inhalte verschwendet würden. Doch genau dieses Lesen sei gerade wichtig für die Bildung der Lesekompetenz. »Man lernt dabei Konzentration und Gedankengänge länger zu verfolgen«, fügte Gerjets hinzu.

Das erweitere das Gehirn, das im Grunde auch nur ein weiterer Muskel in unserem Körper sei. Und wie für alle Muskeln gelte, dass man sie benutzen muss, weil sie sonst abgebaut würden. Im speziellen Fall der Digitalisierung bedeutet das laut Gerjets eine veränderte synaptische Struktur des Gehirns.

Im späteren Alter ist aber durchaus feststellbar, dass digitales Spielen positive Auswirkungen auf das Gehirn haben könne. Studien fanden heraus, dass Jump&Run-Spiele grundsätzlich förderlich für Erwachsene sind, bei Shootern komme es auf den Spielertyp an.

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