Gelungene Rückkehr nach Liberty City.

Nach einer enorm langen Wartezeit wurden 2010 auch die bis dahin X-Box-360-exklusiven „Episodes from Liberty City“ für den PC veröffentlicht. Es ist ein...

von Moldmaker am: 02.10.2010

Nach einer enorm langen Wartezeit wurden 2010 auch die bis dahin X-Box-360-exklusiven „Episodes from Liberty City“ für den PC veröffentlicht. Es ist ein eigenständig lauffähiges Add-On für GTA IV. Deshalb gilt das für die Spielwelt und die Spielmechanik das in meinem entsprechenden Kurztest für GTA IV Gesagte auch für die „Episodes“. Offensichtlich wird davon ausgegangen, daß der Spieler sich in LC bereits auskennt, weshalb auch auf irgendwelche Einführungsepisoden fast ganz verzichtet wird. Die Spielzeit ist jeweils deutlich kürzer als das Hauptspiel, aber mit jeweils ca. 15 Hauptmissionen plus Nebenmissionen, Freundesaktivitäten, Banden- und Drogenkriege usw. kommt schon einiges an Spielzeit zusammen.

Es sind im Grunde zwei getrennte Spiele. „The Lost and Damned“ beschreibt die Geschichte des Motorradclubs „The Lost“ aus der Sicht des Vizepräsidenten Johnny Klebitz, der im Verlauf der Geschichte erlebt, wie sein Rockerleben langsam vor die Hunde geht. Zu Beginn lernt man, wie man mit der Gang in Formation fährt, was Johnny zusätzliche Lebensenergie verleiht – so richtig sinnvoll scheint das nicht zu sein und ich habe auch kaum Gebrauch davon gemacht. Wozu gibt’s die Hot-Dog-Stände und das Cluckin' Bell? Der Besuch da drin macht viel mehr Spaß, wenn der Angestellte Johnny den Schnellfraß mit einem kaum verständlichen „Motherfucker“ in die Hand drückt...

Die Missionsstruktur ist analog zum Hauptspiel aufgebaut; es gibt Haupt- und Nebenmissionen, Randfiguren und ein paar neue Waffen, die zwar in den Läden nicht zu kriegen sind, aber beim Kumpel Terry sehr wohl; ein paar neue Radiosender mit neuen Songs und mehr Motorräder. Die lassen sich sogar etwas weniger giftig steuern als in GTA IV (aber nicht viel). Also alles fast wie in GTA IV. Allerdings hat man die Grafik etwas modifiziert. In TLaD liegt über dem Bild ein leicht körniger Schleier, der dem Geschehen etwas Düsteres, Schmutziges geben soll. Ich persönlich mag das nicht. Die Handlung selbst ist brutal und teilweise knallhart und zeigt in der Tat einen pessimistischen Abstieg der Hauptfiguren in ihr persönliches Verderben, aber deshalb hätte man die Grafikausgabe nicht ändern müssen, vor allem, weil das (zumindest auf meinem System hier) auch noch Leistung kostet – die FPS-Rate ist etwas niedriger als in GTA IV.

So ganz ohne Sarkasmus geht es aber auch nicht: Wenn Johnny für einen korrupten Politiker die Schmutzarbeit machen muß, zieht man nach der gut inszenierten Zwischensequenz grinsend los – mit der Panzerfaust... Neu ist, daß man durch gewonnene „Bandenkriege“, die man auch nach dem Ende der eigentlichen Geschichte anzetteln kann, einige der neuen Waffen freischalten kann, so daß sie Johnny in seiner Bude direkt zur Verfügung stehen. Für alle Waffen müssen es 50 (!) gewonnene Bandenkriege sein. Diese harten Ballereien werden immer schwieriger, weil die Anzahl der Gegner immer größer wird. Auch Rennen kann man fahren, von denen drei wirklich schwierig sind (die am Strand).

Übrigens: Die neue Freundesaktivität Airhockey muß man auf spezielle Weise angehen. Man legt sich den Puck in die eigene Hälfte und schiebt ihn vorsichtig nach links oder rechts, aber nicht ganz an den Spielfeldrand. Der Gegner bleibt mit seinem Schläger immer in gerader Linie zum Puck, bewegt sich also auch zum Rand. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, mit einem diagonal ausgeführten kraftvollen Schlag den Puck in gerader Linie ins Tor zu schießen. Hektisches hin- und herfahren wird dagegen unweigerlich zu Eigentoren führen.

Der andere Teil der „Episodes“, „The Ballad of Gay Tony“, erzählt eigentlich die Geschichte von Luis Lopez, dem Assistenten des namensgebenden Gay Tony, und seine haarsträubenden Aktionen in LC. Das ganze ist zwar in einem glamouröseren Milieu angesiedelt, es spielt in den Nachtclubs von LC, zeigt aber Figuren, die nicht weniger verdorben und kriminell sind als in GTA IV oder TLaD. Nur eben schicker. Luis Lopez als der Handlanger von Tony gerät in noch verrücktere Situationen als Niko oder Johnny, und die Typen, die er trifft, sind noch durchgeknallter. Der verrückteste von allen ist Yusuf Amir, der nur solche Sachen haben will, die man nicht kaufen kann, also meistens irgendwelchen Militärkram, den Luis dann für ihn beschaffen muß – außer, er muß mal wieder irgendwelche Typen umlegen und weiß gar nicht so richtig, wieso. Seine beiden halbdebilen Kumpel Henrique und Armando sind da auch keine große Hilfe und sorgen laufend für Ärger, während seine Mutter ihm in den Ohren liegt, endlich was ordentliches zu machen und zu studieren. Sein Geld nimmt sie trotzdem...

Als Besonderheit in TBoGT zählen die Faustkämpfe, sogenannte Cagefights, die wirklich sehr schwierig zu bestehen sind: Man muß 12 dieser Kämpfe gewinnen – am Stück! Es sind 4 Runden à 3 Kämpfe. Hier meine Tips zum Erfolg: die ersten Kämpfe schafft man noch recht leicht, aber man muß nach jedem Kampf Energie auftanken: Hat man einen Gegner niedergestreckt, setzt man einfach den Kampf aus und wettet auf einen anderen Kampf, den der Computer dann zufallsberechnet abspielt. Luis kann dabei Geld gewinnen oder verlieren. Eigentlich sinnlos, das Wichtige ist aber: Anschließend ist Luis' Lebensenergie wieder aufgeladen! Dann startet man den nächsten Kampf, und immer so weiter. Nur nie den Kampf abbrechen, dann muß man wieder von vorne anfangen. Irgendwann kommen Typen mit Baseballschlägern. Es gibt ein Ducken- und Kontern-Manöver, mit dem man ihm den Schläger entwinden und ihn dann anschließend damit niederknüppeln kann. Richtig problematisch sind die Kerle, die mit einem Messer bewaffnet sind. Hier hat sich für mich folgendes bewährt: Den Gegner nie an sich rankommen lassen und permanent (!) treten! Ich habe die Messertypen tatsächlich nur mit dem Treten-Manöver bezwungen. Hat aber richtig lange gedauert...

In TBoGT gibt es ein Wertungssystem, das die bestandenen Missionen mit Prozentzahlen bewertet. Für den Spielfortschritt spielt das keine Rolle, auch nicht für die 100%-Marke; Mission bestanden ist Mission bestanden, egal mit wieviel Prozent. Dafür kann man nun jede Mission einzeln neu starten – ein Feature, das ich mir auch für GTA IV und TLaD wünsche. Die Grafik seht genauso aus wie in GTA IV. Bis auf wenige Abstürze gab es keine Probleme.
Die „Episodes From Liberty City“ sind ein sehr gelungenes Add-On für GTA IV. Sie nutzen die vorhandene Spielwelt für neue Geschichten und führen den Spieler an Orte, die zuvor noch keine Rolle gespielt haben. Genial dabei ist, daß die Handlungen der drei Spiele sich an einigen Stellen kreuzen: Niko und Johnny treffen sich zum Beispiel bei einem mißlungenen Drogendeal, der von der verrückten Elisabeta eingefädelt wird, so daß man ein- und dieselbe Mission aus zwei verschiedenen Blickwinkeln spielt. Die Museumsmission spielt man auf diese Weise dreimal, weil alle drei Protagonisten daran beteiligt sind – und natürlich ist jeder nur auf seinen Vorteil bedacht.

So richtig sympathisch sind die drei Helden ja alle nicht; sowohl Niko als auch Johnny und Luis sind skrupellose Schwerkriminelle. Die immerhin minimal vorhandene Dramaturgie läßt sie dennoch manchmal ein bißchen menschlich erscheinen – bis zum nächsten Auftragsmord...

Mein Fazit: Gelungene Rückkehr nach Liberty City mit neuer Action und einigen neuen Features. Für Freunde von GTA IV ein absoluter Pflichtkauf. Ich bewerte es gleich hoch wie das Hauptspiel.

Mm.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(3)
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