Die Vergeltung kommt über den Subsektor Aurelia und stellt nahezu alles auf den Kopf, was man vorher aus Dawn of War 2 kannte.

Nachdem ein Verräter in den eigenen Reihen für ein Wiedersehen mit dem Chaos im vorherigen Addon geführt hat, schaltet sich jetzt die imperiale Armee angeführt...

von disparade am: 06.03.2011

Nachdem ein Verräter in den eigenen Reihen für ein Wiedersehen mit dem Chaos im vorherigen Addon geführt hat, schaltet sich jetzt die imperiale Armee angeführt von der Inquisition ein, um das Gesicht der Heimatwelten der Blood Ravens für immer zu verändern. Und zumindest in der Kampagne hat sich viel getan. Doch ob das den hohen Ansprüchen der Inquisition standhalten kann, ist nicht ganz klar.

10 Jahre danach

Nachdem die epische Geschichte des Space Marine Ordens der Blood Ravens im ersten Addon Chaos Rising nahtlos weitergeführt wurde, hat der Entwickler Relic in seiner neuen allein lauffähigen Erweiterung so ziemlich alles, was Spieler aus der Kampagne kannten, in den Warp verfrachtet.
Wo damals noch der namenlose Oberkommandierende mit seiner Heldentruppe von Planet zu Planet auf weitläufigen Karten auf Ausrüstungshatz ging und dabei einen schwerwiegenden Verrat in den eigenen Reihen aufgedeckt hat oder selbst zum Verräter wurde, sind jetzt die Fronten klar: Der komplette Sektor, den die Blood Ravens ihre Heimatwelten nennen, soll von der Inquisition vernichtet werden. Natürlich versuchen wir dies zu verhindern, denn der Space Marine Orden und die Truppen, die wir mittlerweile auf die 30ste Erfahrungsstufe mit viel Schweiß, Anstrengung und auch der ein oder anderen Ernüchterung durch die vielen Missionen geführt haben, sind uns mittlerweile doch ans Herz gewachsen.
Doch was stellen wir fest, wenn wir uns wieder in die Schlacht begeben wollen? Zehn Jahre nach den Ereignissen auf Aurelia ist alles, was wir uns in Chaos Rising aufgebaut haben, verschwunden. Stattdessen stellt uns das Programm vor die Wahl: Sechs Völker, Space Marines und deren dem Chaos verfallenen Brüder, Orks, Tyraniden, Eldar und die Imperiale Armee warten darauf von uns in den Kampf geschickt zu werden. Statt eines gerade beförderten Neulings im Kampf, sind die zur Auswahl stehenden Recken allesamt mächtige Führer ihres Volks; zwei kennen wir sogar aus dem Vorgänger.
Wir wählen deshalb den aus Chaos Rising bekannten Chaos Lord Eliphas und stürzen uns ins Gefecht.
Schnell finden wir uns zurecht. Alles ist beim Alten geblieben, wenn wir die Mission starten und die einzelnen Helden über die Karte steuern und dabei auf Deckung und den Einsatz von Spezialfähigkeiten achten müssen. Doch bereits jetzt fällt uns das extrem schlauchartige Level Design auf.
Wo es vorher große Karten gab auf denen wir verschiedene, auch optionale und sich abwechselnde Ziele verfolgt haben, führen wir jetzt den Kampf auf einem eng begrenzten Weg auf dem uns immer wieder Gegner erwarten, Scriptsequenzen auf uns lauern und Kontrollpunkte darauf warten erobert zu werden, um dort Einheiten zu bauen. Moment mal. Einheitenbau in der Kampagne an Kontrollpunkten? Das ist uns neu.

Klasse in Masse?

Tatsächlich verabschiedet sich Retribution, wie schon erwähnt, weites gehend von dem sehr rollenspiellastigen Heldensystem der beiden Vorgänger. Jetzt geht es mit deutlich mehr Einheiten in den Kampf und die Individualisierung, und der damit verbundene taktische Anspruch geht dabei verloren. Das Programm lässt uns die Wahl, ob wir eine Hand voll Helden oder eine Gruppe von besonders starken Trupps mit in die Mission nehmen. Auf den Karten haben wir dann noch die Möglichkeit unsere Kampfkraft durch zusätzliche, schwächere Einheiten zu verstärken. Dafür müssen, in dem lächerlich simplen Ressourcen System, Kisten zerschossen werden, die jeweils einen der zwei Rohstoffe liefern.
Zwar gibt es diesmal wieder ein Erfahrungspunktesystem für die Helden und neue Fähigkeiten, sowie Rüstungen, allerdings in einer extrem abgespeckten Version. Wo vorher kleinteilig 30 Level erklommen werden mussten und die Truppe individuell angepasst werden konnte, stehen jetzt nur noch zehn mit jedem Levelaufstieg sofort verfügbare Fähigkeiten zur Auswahl. Das bedeutet auch, dass es nur noch zehn Level gibt und nach jeder Mission nahezu immer ein neues Level erreicht ist, was wiederum dazu führt, dass die einzelnen Kampagnen nicht mehr allzu lang sind.
Außerdem fallen die optischen Variationen der Rüstungen und deren alleinige Masse sehr dünn aus, was im Vergleich zum Vorgänger viel Atmosphäre nimmt.
Vorbei ist die Zeit, in der mehrere Waffen im Inventar gehortet wurden, um sie bei Bedarf ausrüsten zu können, etwa schwere Ratenwerfer für Endgegner die in einem Panzer sitzen.
Im Allgemeinen hat der taktische Anspruch dadurch sehr gelitten und die Schlauchlevels tragen ihr Übriges dazu bei.
Meist reicht es an Engstellen die viel zu starken und schon sehr schnell erlernten Spezialfähigkeiten einzusetzen. Diese kosten mittlerweile nur noch Energie und müssen nicht mehr durch Versorgungspäckchen aufgeladen werden, sodass schon ein Held ganze Massen an Gegnern niederreißen kann.
Ähnliches gilt auch für die Kampagne an sich: Natürlich, es sind sechs unterschiedliche Völker spielbar, die sich zum Teil stark unterscheiden. Doch schnell macht sich Ernüchterung breit. Denn mit mehr als drei werden die meisten nicht spielen, da man schnell merkt, dass sich die Missionen kaum unterscheiden und zum Teil einfach recycelt werden. Nur die Geschichte drum herum ist auf das Volk zugeschnitten und das ein oder andere Missionsziel verändert sich.
Dadurch fällt der Umfang der Kampagne deutlich geringer aus als zuvor.

Klasse vs Masse!

Was sich weniger verändert hat sind die Mehrspieler Modi. Sowohl der Ranglisten und Frei für alle Modus als auch der Letzte Wiederstand hat mit der Imperialen Armee, bzw dessen Helden eine neue, interessant spielebare Fraktion bekommen und bringt mehr vom Gewohnten und zudem noch eine neue Einheit für jedes alte Volk. Zwar lässt sich darüber streiten, ob es sich dabei in den meisten Fällen um einzelne superstarke Einheiten handeln musste oder ob das Universum nicht eventuell interessantere Möglichkeiten geboten hätte den Einheitenpool zu erweitern. Aber im Großen und Ganzen fügt sich das Neue gut in den Multiplayer ein.
Zudem wurde an dem Interface gefeilt und einige nützliche, wenn auch lange überfällige Zusatzfunktionen ergänzt, wie etwa die dauerhafte Anzeige des Sammelpunktes oder ein Tastaturraster.
Außerdem verabschiedet sich Retribution von Games for Windows live, was das Spiel um einen weiteren Störfaktor reduziert. Der Armeeeditor und das Matchmakingsystem wurden ebenfalls überarbeitet und ab sofort ist es auch in Customgames möglich Erfahrung zu sammeln. Allerdings hätte die Auswahl an neuen Karten größer sein können.
Das Schlachtfeld des Letzten Widerstands wurde ebenfalls um ein neues Szenario erweitert, was Abwechslung in das kurzweilige Heldentriogekloppe bringt.

Klasse Kasse

Dass das alleinlauffähige Addon mit nur knapp 30 Euro in der untersten Preiskategorie mitmischt, ist hingegen über jeden Zweifel erhaben. Zumal es nicht nötig ist die Vorgänger zu besitzen, um den Multiplayer mit allen Fraktionen spielen zu können. Wer die Vorgänger allerdings gespielt hat, der behält natürlich seine online Ränge. Dadurch könnte man das Programm eher wie ein eigenständiges Spiel, als eine Erweiterung betrachten. Das ist in Zeiten von Call of Duty und DLCs eine Seltenheit.
Allerdings wäre eine Art DLC Lösung ebenfalls kein Problem gewesen, wenn denn die Qualität stimmt. Gerade die Kampagne hätte man in kleine, allerdings individueller gestaltete Häppchen packen können, die bei Interesse für um die zehn Euro bei Steam zum Download zur Verfügung stehen würden, denn es macht mehr Sinn am Ende nur für das bezahlt zu haben, was man wirklich spielt, anstatt sechs beinahe identische Kampagnen durchzuspielen. Wer nur Space Marines haben möchte, kauft sich nur deren Kampagne, ähnlich wie es schon Starcraft 2 vormacht.
Dabei hätte die Handlung auch deutlich interessanter gestaltet werden können. Klar, in den Dawn of War Romanen geht es nun einmal um die Blood Ravens und deren Heimatwelten und das sollte auch in den Spielen so bleiben. Allerdings bietet das Warhammer 40.000 Universum für die anderen Völker viel mehr Möglichkeiten eine vernünftige und spannende Geschichte zu erzählen, fern ab von Aurelia und Gabriel Angelos. Zumal es in der ersten Erweiterung zu Dawn of War - Winterassault eine Kampagne ohne Blood Ravens gab!

Krasse Technik…

Grafisch mischt die mittlerweile mehrere Jahre alte Engine immer noch ganz oben mit. Vor allem die sehr schönen Animationen und Effekte können sich sehen lassen und stellen jedes andere Strategie Spiel in den Schatten. Vor allem einige der neuen Einheiten, allen voran die Inquisitorin, machen durch extrem feine Details und messerscharfe Texturen fast schon aktuellen Shootern Konkurrenz, allerdings gibt es die ein oder andere Einheit bei denen die Designer offensichtlich keine Lust hatten höher aufgelöste Skins einzubauen und zum Teil wirkt die Umgebung recht detailarm, vor allem die grauen Lavawüsten, die als neues Szenario zu Dschungel-, Wüste-, Stadt- und Eiswelten hinzukommen wirken, wie aus dem ersten Teil der Serie. Schade, da wäre mehr gegangen.
Zudem kommt es vor, dass in manchen Missionen sowie im Multiplayer Matches die Performance aus unerfindlichen Gründen ziemlich in die Knie geht, obwohl nichts Großartiges auf dem Bildschirm passiert. In der Beta traten diese Probleme weniger auf.

Es geht zu Ende

Alles in allem kann man dann aber doch sagen dass sich vor allem wegen des Preises und der Mehrspieler Modi das Programm lohnt. Andererseits kann man die drastische Umstrukturierung der Kampagne auch als Relics Antwort auf die viele negative Kritik der Vorgänger beziehen, die gerade Einheitenbau in den Missionen, Massenschlachten, eine Kampagne mit allen Völkern und weniger Rollenspiel verlangt haben.
Ich für meinen Teil hätte es besser gefunden, wenn das Kampagnensystem das alte geblieben wäre und nur durch neue Völker und deren Geschichten erweitert worden wäre, deren Handlungen unabhängig voneinander sind und dadurch mehr Abwechslung bringen. Dafür hätte ich auch DLCs in Kauf genommen.
Solange kann ich nur auf ein weiteres Addon hoffen, was dann vielleicht endlich wieder Necrons und Tau aufs Schlachtfeld holt oder gleich auf Dawn of War 3 warten… hoffentlich schafft es Relic dann auch alle Gemüter von Anfang an zufrieden zu stellen.
Nicht, dass dann Relic Besuch von der Inquisition bekommt!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Effekte, Modelle, Design: Alles Top!
  • Sound: Gute Schlachtfeld Atmosphäre.
  • Balance: Im MP: Recht ausgeglichen. Kontereinheiten.
  • Atmosphäre: Wieder Warhammer 40k vom feinsten!
  • Bedienung: Gute RTS steuerung, endlich Tastaturraster.
  • Umfang: 6 Völker, alle spielbar. Viele Mehrspieler Modi.
  • Missionsdesign: Mehr Variation und Ereignisse als im Vorgänger.
  • Ki: Sucht Deckung und nutzt Spezialfähigkeiten.
  • Einheiten: Ausrüstung und Erfahrung sammeln.
  • Kampagne: 6 angepasste Geschichten...
  • Grafik: Allergins ein paar triste Momente.
  • Sound: /
  • Balance: Helden zu schnell zu stark.
  • Atmosphäre: /
  • Bedienung: /
  • Umfang: Kampagnen ähneln sich zu sehr.
  • Missionsdesign: Schlauchlevel, lächerliches Ressourcen System.
  • Ki: Generell zu schwach und vorhersehbar.
  • Einheiten: Leider weniger Ausrüstung als im Vorgänger.
  • Kampagne: ... die aber auf den gleichen Missionen basieren.

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(3)
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