Der neue Duke. Nicht Witzig, sondern ein Witz!

Nach langem Hin- & Her schafft es die vermutlich berühmteste Vaporware zurück auf den PC.Und bringt neben vielen altersbedingten Gebrechen auch noch neue...

von grenzgäng am: 22.06.2011

Nach langem Hin- & Her schafft es die vermutlich berühmteste Vaporware zurück auf den PC.
Und bringt neben vielen altersbedingten Gebrechen auch noch neue Wehwehchen mit.

Ist dem alten Duke auf seiner langen Reise die Puste ausgegangen?

Geschmack....los

Der Duke ist wiedereinmal derb unterwegs. Mit 'derb' ist sein 'Humor' gemeint, der manchmal sehr lächerlich auf Macho getrimmt ist.

Natürlich, der Duke war schon immer so. Oder viellecht doch nicht?
Einige Szenen hätte man beim damaligen Duke so nicht zu Gesicht bekommen. Und das lag weniger an den grafischen Möglichkeiten, sondern an der eigentlichen Definition von 'Duke-Nukem-Humor'.
Gearbox scheint sich gedacht zu haben:
'Wir packen jetzt einfach soviel Fäkal-Titten-Und-Macho-Humor in dieses Spiel, bis wir einen 'Duke Nukem' erschaffen haben!'
Das 'Augenzwinkern' der damaligen Duke-Entwickler hat Gearbox wohl ignoriert, obwohl es in grossen, leserlichen Lettern in Dukes Gesicht stand!

Was für einen Shooter wie Serious Sam funktionieren mag, wirkt beim Duke häufig deplatziert bis morbide.
Während einige Witze und Anspielungen voll ins Schwarze treffen & man die Referenzen schmunzelnd wiedererkennt, gibt es andere Szenen in denen man denkt: DAS soll witzig sein? Das ist nur eklig und traurig!
Wer weiss, was den extrem nervenden Blondinen später wiederfährt, der weiss auch was gemeint ist.

Langeweile macht sich breit

Wer erwartet sich vor lauter 'Abwechslung' nicht zu langweilen wird enttäuscht.
Statt bei dem zu bleiben was der Duke kann, nämlich Aliens mit coolen Sprüchen ins Nirvana zu blasen, wird das Spielgeschehen mit Fahreinlagen, stationären Geschützen oder Quasselstrippen & unsichtbaren Wänden künstlich gestreckt.

Da sich die Fahrzeuge auch eher hakelig steuern, wünscht man sich diese Sequenzen schnellstmöglich hinfort.


Die Minispielchen mit denen der Duke seine Lebensenergie aufstocken kann, machen anfangs Spass, fühlen sich aber dennoch recht angestaubt an.
Weshalb nicht ein Duke-Nukem 3D in Dukes Spielhalle?
Und die Konsolen-eigenen Quick-Time-Events wirken extrem deplaziert!

Finde den Fehler

Weshalb man sich entschieden hat, beispielsweise den alten Mann aus dem Trailer, oder den Ritt auf dem Esel während man Aliens mit der Schrotflinte über den Jordan schickt aus dem Spiel zu entfernen, bleibt ein Rätsel.

Ebenso die Frage, weshalb das Spiel so lieblos zusammengekleistert wirkt & einige Levelversatzstücke sich klobig oder unfair gestaltet anfühlen.

Und natürlich muss sich ein Entwicklerstudio die Frage gefallen lassen: Was genau habt ihr in den vielen Jahren eigentlich gemacht?

Wenn man jedoch beachtet wieviele Käufer auf die Duke-Nukem-Hypemachine mit draufgesprungen sind oder sich die lieblos zusammengekehrte 'Balls of Steel-Edition' des Dukes ansieht, weiss man, weshalb Gearbox dieses unfertige Spiel schnell auf den Markt würgen musste!

Schade.

Fazit: Lieber Duke 3D HD!

Der Duke schleicht eher durch die Level, er ist nichtmehr der vitale, Alienverdreschende Macho von damals, sondern eher ein Lahmarsch mit Prostataleiden.
Der actionreiche & schnelle Duke Nukem aus der Vergangenheit, zwängt sich nun in offensichtlich nicht zuende designte Level & Spielmechaniken.

Nervige Minispielchen, erstaunlich verwaschene Optik & selbst in der Original-Version wenige Blut-Effekte, machen aus dem Duke-Nukem ein Duke-Puke'em!

Wie oft dachte ich mir 'laaaangweilig! ich will endlich schiessen! Wofür hol' ich mir denn sonst den Duke? Sicher nicht um den hohlbratzigen Blondchen beim Scheisselabern zuzuhören!'

it's time to chew ass & kick bubblegum

Duke Nukem! Endlich! Holen wir unsere Schrotflinte, das Maschienengewehr & die Schrumpfkanone raus & versohlen den Aliens mal so richtig deren Schweinearsch!
Gesagt getan, aber ersteinmal einwenig Fäkalhumor & zum Bossgegner latschen. Dem versohlen wir ersteinmal den Hintern.
Doch was ist das?
Wir haben nur 'mit uns selbst gespielt'?
Ja, denn der Duke ist in Rente gegangen & spielt eines seiner Abenteuer von der Couch aus, während 2 nervige Blondinen ihm... nunja... etwas Abwechslung beim Zocken bescheren.
Jetzt dürfen wir aber unsere Schrotflinte rausholen und den Aliens in den Allerwertesten treten?
Nix da! Wir müssen uns erst durch viele Stationen der Selbstbeweihräucherung spazieren, kriegen einige platte & dämliche, manchmal auch lustige Gespräche aufgedrückt.
Bis wir endlich unter den Aliens aufräumen dürfen, vergehen einige, zähflüssige und sehr langweilige Spielminuten!

Grafik ist nicht alles, aber...

Die Grafik von DNF ist kein Hingucker. An einigen Stellen zwar recht hübsch, an anderen wiederum bekommen die Augen einen Brechreiz, wenn wir auf niedrig aufgelöste Texturen, einen extrem störenden Unschärfe-Effekt oder hakelige Animationen treffen.
Da verwundert es, dass die Option 'Next Gen-Graphic-Effects' in zu finden ist. Denn wirklich umwerfend sieht der Duke nuneinmal nicht aus!
Wer sich den E3-Trailer aus dem Jahr 2001 anschaut, der wird feststellen, dass Dukes Grafikgewand damals optisch weitaus besser aussah!
Las Vegas war kein unscharfer Nebel, sondern eine detailierte Grosse Umgebung!
Zurecht fragt man sich da: Was ist daraus geworden?

Zudem sind die Blut-Effekte erst Recht für einen Duke Nukem sehr minimal gehalten.
Blutspritzer fallen hauchdünn aus, man hat das Gefühl man würde auf Wassermelonen schiessen.
Es bleiben keine Blutspritzer an der Wand und auch wenn sich die Gegner ihrer Gliedmaßen bei Beschuss entledigen, so hat man eher das Gefühl man würde auf mit verdünntem Tomatensaft gefüllte Schaufensterpuppen schiessen, als auf eklige Schweine-Aliens!

Weshalb schafft man es im Jahr 2010 nicht für anständige Blut-Decals zu sorgen?
Das wird einem Duke Nukem nicht gerecht!

Die Lichtverhältnisse sind im Allgemeinen recht gut. Trotzdem ist es unverständlich, Dukes Kaffeefahrt in Las Vegas am hellichten Tag stattfinden zu lassen! Wer ist auf die Idee gekommen, eine Stadt, die erst bei Nacht ihr beeindruckendstes Bild entfaltet, tagsüber betreten zu lassen?
So oder so wirkt der Wechsel zwischen Tag-Leveln & dunklen Höhlen sehr angestrengt. Und so spielt es sich auch.
Nur ungerne schmeisst man Dukes Nachtsichtgerät an, weil man nicht immer geblendet durch die Gegend laufen will. Dass man leider vielzuoft dazu gezwungen wird, weil die Levelausleuchtung unansehnlich ist, bleibt ein Ärgernis!


Immerhin sind einige Säulen oder Wandverkleidungen zerstörbar, und in den Kämpfen kracht es manchmal gewaltig.
Womit wir auch schon beim nächsten Punkt wären...

Es krachen lassen. Aber womit?

Lächerlich wirkt es, wenn der Duke auf der einen Seite den Masterchief aus Halo auf's Korn nimmt ('Power Armor is for Pussies!'), andererseits aber genau die gleichen, konsoligen Eigenschaften adaptiert!
Lebensenergie die sich regeneriert & nur 2 Waffen die man gleichzeitig Tragen kann.
Ist das noch der Duke?
Sollte man nicht eher den Sprücheklopfenden, übertrieben coolen Duke auf Alienjagd schicken, der Waffenstarrend Blei in die Gegner pumpt?

Die Waffenauswahl ist ohnehin recht dürftig ausgefallen: Nur die bekannten Waffen lassen sich einsetzten, zwischendurch darf man sich an klobige & nicht animierte Geschütze setzen. Neue Waffen fehlen.
Und wenn die Schrotflinte die einzig coole Waffe im Spiel ist, dann ist da soeiniges Schiefgelaufen!
Waffen die sich wie Plastik-Pew!-Pew!-Spielzeuge anfühlen, lassen das Spiel selbst für einen einfachen Egoshooter zeitweise sehr langweilig werden!
Das passt nicht zum Duke!

Der Sound... aus dem Jahre 1999

Die Klangkullisse lässt zu wünschen übrig.
Ja, die grossen Aquarien blubbern, die Alienraumschiffe lassen es in ihrem Inneren schmatzen & Leute quatschen dem Duke die Ohren voll.
Dem entgegen stehen ExplosionsSounds aus dem Jahre 1999.

Und dass die Alienschweine beim Ableben nichtmehr ihr bekanntes Quieken von sich geben, ist sehr gewöhnungsbedürftig.
Ohnehin macht sich das Gefühl breit, dass viele Sounds fehlen & man mit einem 'peppigen' Soundtrack versucht hat diese Mängel zu kaschieren.




Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Wassereffekte & Spiegeleffekte
  • Sound: toller Soundtrack
  • Balance: fordernd
  • Atmosphäre: Alien-Angriffs-Klamauk
  • Bedienung: einfache Shooter-Steuerung
  • Umfang: recht lange Spielzeit
  • Leveldesign: abwechslungsreiche Orte
  • KI: -
  • Waffen & Extras: Dukes altes Arsenal
  • Story: altbekanntes
  • Grafik: an vielen Stellen zu Dunkel, nervige Unschärfe
  • Sound: altbackene Explosionsgeräusche
  • Balance: manchmal unfair
  • Atmosphäre: manchmal morbide, unlustig, aufgesetzt
  • Bedienung: stupides-Tasten-Hämmern, QTE's
  • Umfang: künstlich gestreckt
  • Leveldesign: unfertig wirkende Levelabschnitte, kein Erforschen
  • KI: praktisch nicht vorhanden
  • Waffen & Extras: nur 2 Waffenslots, keine neuen Waffen
  • Story: pseudoernste Inszenierung mit vielen Lücken

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(13)
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