Bombast-Action mit Hintergrund

Treyarch galt bisher nur als „Resteverwerter“ der CoD-Reihe, und auf dem PC sind sie mit „Black Ops“ erst das zweite Mal vertreten. Aber mit der Erfahrung von...

von - Gast - am: 17.11.2010

Treyarch galt bisher nur als „Resteverwerter“ der CoD-Reihe, und auf dem PC sind sie mit „Black Ops“ erst das zweite Mal vertreten. Aber mit der Erfahrung von bisher zwei Teilen und dem meiner Meinung nach vergeigten „Modern Warfare 2“ wurde der mittlerweile 7. Teil der Reihe zu einer Standortbestimmung. Ich bitte zu beachten, dass ich hier ausschließlich auf die Solokampagne eingehe.

Kalter Krieg deluxe

Mit Alex Mason als Allzweckwaffe für schwarze Operationen bewegen wir uns zur Zeit der Cuba-Krise durch Dschungel und andere gefährliche Locations. Hauptaufhänger des Spiels ist die Entwicklung des Nervengiftes Nova 6, in das unter anderem der Sovjet Drakovich und auch ein desertierter deutscher Wissenschaftler involviert sind. Dabei durchstreifen wir etliche Epochen vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis hin zum Tod von John F. Kennedy (der uns übrigens höchstpersönlich den Auftrag erteilt) auf der Suche nach dem tödlichen Gas. Doch dazwischen wird Mason in ein sowjetisches Lager gesperrt. Dort lernt er den Mithäftling Reznov kennen, und fortan werden die beiden Freunde.

Was in den nächsten 6 bis 7 Stunden Solospielzeit spielbar ist, dürfte den CoD-Veteranen durchaus bekannt vorkommen. Die Missionen sind nämlich ein Querschnitt durch altbekannte und neue Szenarien, welche chronologisch in der östlichen Eiseskälte beginnt, im vietnamesischen Dschungeldickischt fortfährt und im tropischen Cuba endet. In loser Reihenfolge absolvieren wir die Missionen mit verschiedenen Figuren, die durch Masons Verhör und die Umstände zusammengehalten wird. Denn am bemerkenswertesten ist die zusammenhängende Story, die viele Fragen aufwirft und den Spieler bis zum Schluss bei der Stange hält. Inwieweit Mason, Reznov, Kennedy und andere Figuren einbezogen sind, erfahren wir nämlich erst nach und nach. Die Story schafft es sogar, uns teilweise an der Nase herumzuführen, und das ist für einen CoD-Teil höchst beachtlich.

Alter Krieg redux

Auch wenn die Story den Spieler fesseln mag – die Missionen muten ein wenig wie Standardkost an. In sich geschlossene Levels schneiden auch den Erzählfluss ein wenig ab, und das ist sicherlich ein Manko. Darüber hinaus bieten die Abschnitte nichts Neues mehr. Schon spätestens seit „Modern Warfare“ dürfte der Aha-Effekt mit den unzähligen Scriptsequenzen dahin sein, und zu allem Übel wurden wieder die überflüssigen Gegnerscharen eingeführt, die erst stoppen, wenn wir uns weiter nach vorne bewegen. Dazu sind die Feinde immer noch nicht schlauer geworden und verkommen wieder einmal zu langweiligen Schießbudenfiguren.

Selbstverständlich versuchte Treyarch, den Adrenalinspiegel hochzuhalten. Daher werden die Missionen des Öfteren durch Scripts unterbrochen, in denen Mason geschlagen, befeuert oder herumgeschleudert wird, Verwischeffekte inklusive. Das wirkt im ersten Moment wieder routiniert bombastisch, aber die Fülle dieser Scripts lassen solche Szenen in ihrer Wirkung verpuffen. Schade eigentlich, denn die Ingame-Sequenzen sind hervorragend animiert und sparen auch wieder nicht mit Schockeffekten, die zum Glück dieses Mal nicht unsinnig provozieren wollen. Auch wenn hier etliche Tötungsszenen explizit dargestellt sind, sind diese dem Szenario dienlich.

Schon gesehen (?)

Technisch hat sich auch im 7. Teil nicht viel getan. Die wenigen Aufhübschungen dürften kaum der Rede wert sein, denn das alles hat man prinzipiell schon im zweiten Teil betrachten dürfen. Effekte sind kaum zahlreicher und durchdachter als noch im Vorgänger, und selbst das Interface dürfte bald einen zweistelligen Geburtstag feiern. Also ist alles beim Alten geblieben, was in der Bedienbarkeit und dem Routinefaktor keinen Abbruch tun dürfte. Die Steuerung funktioniert nämlich wie gewohnt erstklassig.

Auch in Sachen Sounds gibt es nicht unbedingt Neues zu benennen, aber auch hier ist das Kritik auf sehr hohem Niveau, außer dass ich immer noch keine knalligen Waffensounds zu hören bekomme. Die klingen immer noch wie auf der Schießbude beim Jahrmarkt, und das hört sich im Vergleich zu wummigen Explosionen einfach billig an. Gespart hat man wenigstens nicht bei den Sprechern. Im englischen Original sind da Filmgrößen wie Gary Oldman oder Sam Worthington am Werk, und die deutschen Pendants sind hierzulande ebenfalls mit von der Partie – nur vom Allerfeinsten.

Wer die Solokampagne durch hat und gerade keine Lust auf Multiplayer haben sollte, darf sich gerne auch mal am Überlebensmodus probieren. In dem kämpfen wir uns an der Seite von Präsident Kennedy oder auch Castro durch eine Schar von Zombiehorden. Das ist ein sehr kurzweiliger Zeitvertreib, der dazu noch einen urkomischen Einleitungsfilm beinhaltet.

Fazit

Noch mehr CoD? Ja, richtig, die Kampagne bietet wirklich keine Neuerungen mehr, die rein spielerisch noch Fans aus dem Sitz reißen würde. Aber – oha! – es gibt eine Story. Die ist zwar nicht sehr tiefgreifend ausgefallen, doch bietet sie viel Inhalt und etliche Überraschungen, die sich gen Ende professionell zusammenfinden. Für mich selbst war alleine dies eine faustdicke Überraschung, so dass ich gar an den Missionen meinen Spaß hatte, nur um zu wissen, wie es weitergeht.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Gewohnt detailliert
  • Sound: Tolle Kulisse, Top-Sprecher
  • Balance: Vier Schwierigkeitsgrade
  • Atmosphäre: Adrenalinfördernd, Abwechslung
  • Bedienung: erstklassige Steuerung
  • Umfang: unterschiedlichste Locations
  • Leveldesign: Abwechslungsreich, detaillierte Levels
  • KI: geht in Deckung, wirft Granaten (zurück)
  • Waffen & Extras: Etliche Auswahl an Waffen und Items
  • Handlung: Super Story, gute, einprägsame Charaktere
  • Grafik: Nichts Neues
  • Sound: Waffensounds immer noch schwach
  • Balance: Zu berechenbar
  • Atmosphäre: Zu lose in den Missionen
  • Bedienung: -
  • Umfang: Kampagne immer noch zu kurz
  • Leveldesign: schlauchig
  • KI: verharrt in Deckung und rennt ins Unheil
  • Waffen & Extras: Nur wenige Extras
  • Handlung: Unterbricht in den Missionen den Erzählfluss

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(2)
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