Zeitreise mit überzeugender Atmosphäre und guter Action

Mit Assassins's Creed hat Ubisoft 2008 eine interessante Neuerscheinung veröffentlicht. Als Quasi-Vorgänger könnte man die Prince-Of-Persia-Reihe...

von Moldmaker am: 29.09.2010

Mit Assassins's Creed hat Ubisoft 2008 eine interessante Neuerscheinung veröffentlicht. Als Quasi-Vorgänger könnte man die Prince-Of-Persia-Reihe identifizieren, aber AC unterscheidet sich doch deutlich davon. Der Reiz des Spieles liegt einerseits im Setting, das zur Zeit der Kreuzzüge angesiedelt ist und den Spieler in das Palästina jener Zeit entführt, und der daraus resultierenden Atmosphäre, die auch beim erneuten Durchspielen durchweg fasziniert, und andererseits in der Geschichte, die erzählt wird, die zwar historische Tatsachen völlig verdreht, aber dennoch einen Reiz entfaltet, der zum Weiterspielen motiviert.

Die Geschichte, die erzählt wird, ist in eine Rahmenhandlung verpackt, denn man steuert Altaïr nicht direkt, sondern nur die Erinnerung an ihn, die in einem Nachfahren der Gegenwart steckt, der Desmond Miles heißt und gegen seinen Willen festgehalten wird. Auf einem speziellen Gerät, dem Animus, erweckt man die in seinem Hirn gespeicherten Erinnerungen an Altaïr wieder zum Leben und zeichnet sie auf. Diese Verpackung ist zwar genauso abwegig wie die damit erzählte Geschichte, aber man kann sich damit anfreunden.

Die Geschichte beginnt damit, daß man die Spielfigur, den Assassinen Altaïr, durch Katakomben bewegen muß, um jemandem ein Artefakt abzujagen. Dabei wird auch gleich die Steuerung und die Spielmechanik vermittelt; es handelt sich also um eine Einführungsmission. Im Laufe dieser Mission baut Altaïr Mist und wird vom seinem Meister Al Mualim degradiert. Das passiert in Masyaf, der Assassinen-Festung, die sozusagen der Dreh- und Angelpunkt der Lokalitäten des Spieles ist. Von Masyaf aus bricht Altaïr zu seinen Abenteuern in den drei Städten auf. Dabei muß er das Königreich durchqueren, das die die Städte verbindende Landschaft darstellt. Es gibt in der Spielwelt drei Städte, Damaskus, Jerusalem und Akkon, die der Spieler in lose festgelegter Reihenfolge bereisen muß.

In jeder Stadt sind drei Missionen zu erfüllen, so daß das Spiel 9 Missionen beinhaltet. Zum Schluß folgt noch eine zehnte Finalmission
AC ist ein Quasi-Open-World-Spiel. In jeder Lokalität (sei es in einer der Städte, dem Königreich oder Masyaf) kann Altaïr sich (in gewissen Grenzen) frei bewegen. Wenn er den Ort verläßt, wird „umgeschnitten“ und man betritt den angesteuerten Ort.

Altaïr wird von Al Mualim losgeschickt, um neun Männer zu töten, und jedesmal steigt er wieder im Rang auf, um seinen Fehler vom Beginn des Spieles wiedergutzumachen. Soweit die Geschichte selbst. Wie es ausgeht, werde ich an dieser Stelle nicht verraten, um denjenigen den Spaß nicht zu verderben, die das Spiel (noch) nicht kennen.

In jeder Stadt, die man neu betritt, hat man zunächst keine Ortskenntnisse. Es gibt nur das „Büro des Verbindungsmannes“, das immer auf der Karte verzeichnet ist. Dort erhält man die eigentlichen Instruktionen, also an wem die lebensverkürzende Maßnahme durchzuführen ist und wie man sich weitere Informationen beschaffen kann. Also zieht man los und muß, um sich in der Stadt zurechtfinden zu können, immer wieder gekennzeichnete Türme oder hohe Gebäude erklettern. Damit wird die Karte Stück für Stück freigeschaltet. Das Klettern ist einer Hauptaspekte des Spieles und ist sehr gut gelöst. Um das eigentliche Attentat durchführen zu können, muß man zuvor mindestens drei Nebenmissionen erfüllen, sei es ein Taschendiebstahl, ein Gespräch belauschen, jemanden, der was weiß, so lange verprügeln, bis er singt, oder Drecksarbeit für einen Assassinenkollegen erledigen (zum Beispiel Wachen töten, die hinter ihm her sind), und der einem dann was verrät. Man kann auch noch mehr machen, etwa Bürger vor den Übergriffen von Wachen retten. Dann verdient man sich die Dankbarkeit der Bürger und kann beispielsweise leichter abhauen, wenn die Wachen hinter einem her sind, weil die Bürger die Wachen dann festhalten.

Die eigentlichen Attentate sind schon schwieriger und lassen sich auf verschiedene Weisen durchführen. Man kann versuchen, Altaïr auf das Opfer zustürmen zu lassen und die Wachen und das eigentliche Ziel im Schnetzelmodus zu erledigen, was zwar nicht immer zum Ziel führt, sich aber auch nicht immer vermeiden läßt. Man kann auch versuchen, ungesehen so nah wie möglich an das Ziel heranzukommen und eine überraschende Attacke durchzuführen. Das ist schon mehr der Stil, der eines Assassinen würdig erscheint. Leider hat das Spiel hier eine deutliche Schwäche: Es gibt zwar eine Art Schleichmodus, aber keine Art von Deckungssystem. Irgendwann sieht einen eine Wache und schlägt Alarm, und dann bleibt einem gar nichts anderes übrig, als das Schwert zu ziehen und draufloszukloppen. Die Action ist dann brutal; das Blut spritzt nur so. Altaïr kann verletzt werden und auch sterben. Das Spiel speichert selbsttätig an verschiedenen Stellen und versetzt Altaïr dann wieder an den letzten Speicherpunkt. Verletzungen heilen nach einiger Zeit von allein. Je weiter man in den Missionen vorankommt, desto mehr hält Altaïr aus.

Die Grafik ist exzellent bei moderaten Hardwareanforderungen. Es reicht schon eine GeForce 9600GT, um AC in 1280x1024 mit voll aufgedrehten Grafikoptionen absolut flüssig spielen zu können – Dual-Core-Prozessor vorausgesetzt. Die Städte sind lebendig und detailliert, die Tonkulisse gut umgesetzt, wenn auch die immer wieder gleichen Sprachsamples irgendwann nerven („Bitte, Herr, ich bin arm und krank!“) Die Steuerung ist gelungen. Ich persönlich habe das Gamepad bevorzugt, aber Tastatur und Maus stehen wie gewohnt zur Verfügung. Der Soundtrack von Jesper Kyd ist so gut, daß sich die Anschaffung als MP3-Download lohnt.

Der Schwierigkeitsgrad ist recht ausgewogen, wenn es einem die KI auch gelegentlich zu einfach macht; es greift immer nur einer an und die anderen sehen zu, wie man ihn erledigt. Trotzdem kann man, vor allem zu Beginn der Handlung, ins Gras beißen, weil man noch nicht allzu viele Treffer aushält.
Das Ende des Spiels gibt zunächst Rätsel auf, kann aber als durchaus stimmig bezeichnet werden. AC ist als mehrteilige Reihe konzipiert. Es gibt schon eine Fortsetzung und eine weitere ist in Planung. AC kann aber durchaus auch nur für sich selbst gespielt werden.

Mein Fazit: Assassin's Creed ist eines der Spiele, die man als Liebhaber von Actionspielen haben muß. Es ist originell, einfallsreich, gut erdacht und technisch sauber umgesetzt. Unschlagbar ist die überzeugende Atmosphäre, die an den einzelnen Schauplätzen verschieden inszeniert wurde und die dazu einlädt, einfach durch die Gassen zu wandern und sich umzusehen.

Mm.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(5)
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