Ein Multiplayer Shooter wie ein Gedicht - das Meisterwerk 2011

Unser Verhältnis von Abschüssen zu unseren Toden beträgt 0,63. Erfolgreich sieht anders aus. Und doch sind wir in Battlefield 3 nach 50 Spielstunden nicht...

von AlexX2 am: 16.12.2011

Unser Verhältnis von Abschüssen zu unseren Toden beträgt 0,63. Erfolgreich sieht anders aus. Und doch sind wir in Battlefield 3 nach 50 Spielstunden nicht frustriert, sondern fühlen uns wie ein Kriegsheld. Denn was wären unsere Teamkollegen nur ohne unsere clever verteilten Medi Packs und unserem Dauerreparatureinsatz? Wer selten trifft, der hilft halt an der Front aus. Dice neuster Multiplayer - Streich ist voll und ganz auf Teamwork ausgelegt. Nebenbei ist Battlefield 3 ziemlich bugverseucht und geht mit Einsteigern gnadenlos um aber vor allem ist Battlefield 3 eines: nämlich ganz bescheiden gesagt das beste Multiplayer Spiel aller Zeiten.

Die Ambitionen

„Awesome! Awesome!“, heiß es auf ständig auf der Battlefield 3 Präsentation auf der E3 in Los Angeles dieses Jahr. Auf der gamescom in Köln war die Begeisterung ähnlich euphorisch ausgefallen. Kurzum: Der Hype um den dritten Hauptteil der Mehrspieleraction – Reihe aus dem schwedischen Hause Dice war so groß, dass das fast zeitgleich erscheinende Modern Warfare 3 für die Presse zumindest nicht als ernst zu nehmender Konkurrent gilt. Die Frage ist eher: Kann man die beiden Schwergewichte überhaupt sinnvoll miteinander vergleichen? Ja, kann man. Denn während Infinty Wards bei ihrem neuen Call of Duty Ableger mehr Augenmerk denn je auf den Multiplayer Modus legen, liefert Dice zum mittlerweile dritten Mal einem Battlefield Spiel eine Singleplayer Kampagne mit eigener Story hinzu. Die zwei Bad Company Spiele lehrten uns: Das ist nicht mehr als eine dröge Dreingabe. Der Solofeldzug von Bad Company 2 jedenfalls war so langweilig und uninspiriert, dass uns die arg kurze Spielzeit trotzdem irgendwie doch arg lang vorkam. Die Vorzeichen für Battlefield 3 stehen nun jedoch ziemlich anders. Nach den ersten bewegten Bildern, die uns Dice Anfang des Jahres zeigte, wurde allen und auch Infinity Wards bewusst, dass Dice auch ihr Solo Handwerk mehr als gut versteht. Aber nun gut, was ist denn der Singleplayer Part denn nun? Wischt er mit Modern Warfare den Boden auf? Ist er die neue Solo Referenz? Ein unglaubliches Meisterwerk? Nein, so leid es uns tut, Dice. Auch diesmal ist die Einzelspieler Kampagne nur eine Dreingabe, dafür aber eine, die gut unterhält.

Die Solo Kampagne

So widmen wir uns nun erst mal dem Solo Part, bevor wir zum für die meisten Spieler wohl interessanteren Mehrspieler Pendant gehen. Interessanter deshalb, da wir jedem abraten, das Spiel allein wegen der Kampagne zu kaufen. Denn die ist nach gut fünf Stunden schon wieder vorbei und so richtig begeistert waren wir nicht. Das Problem an Battlefield 3 (SP) ist, das sich die Entwickler in nahezu jeder Hinsicht an Call of Duty orientieren, ohne wirklich eigene Ideen einzuführen. Die Story: siehe Call of Duty. Das Spielprinzip: siehe Call of Duty. KI und Anspruch: Sie ahnen es. Kurzum: Dice kopiert. Sogar ziemlich dreist. Wie in den Modern Warfare – Spielen werden wir in einer Mission an ein AC 130 Gunship gesetzt. Ebenfalls wie in Call of Duty bewegen sich unsere KI Begleiter erst weiter nach vorne, wenn der Level Bereich von allen Gegnern gesäubert wurde. Und wie in Call of Duty ist das Spiel vollgestopft mit Skriptsequenzen, die die ohnehin sehr engen Level – Schläuche noch weiter einschränken. Bestes Beispiel: In einer eigentlich toll inszenierten Jet Mission bekommen wir es an Bord eines Falcon mit mehreren Gegner in der Luft zu tun. Wir sind jedoch nur der Copilot und müssen die ganze Zeit nur Knöpfchen drücken und zusehen – lahm.

Was Battlefield 3 aber gut hinbekommt, ist die viel subtilere Inszenierung als Modern Warfare 3. Während da jede Sekunde gleich ein ganzes Hochhaus in die Luft fliegt und neben der Nase abstürzende Flugzeuge zur Normalität gehören, setzt Battlefield 3 die Action sehr bewusst ein. Schießereien müssen nicht immer hochspektakulär sein. Manchmal gehen wir durch Gänge, in denen nichts passiert. Was zunächst langweilig anmutet, entpuppt sich als guter Kniff, denn so hat das Spiel eindeutige Highlights, die einem im Gedächtnis bleiben, während Modern Warfare 3 fünf Stunden Dauerkrach bietet. So richtig im Gedächtnis bleibt uns Battlefield 3 (SP) aber dann doch nicht, da die Missionen ziemlich ideenlos gestaltet sind. Die Schießereien sind wegen der sehr zweckmäßigen KI unglaublich anspruchslos und die Fahrzeugsequenzen gleichen lediglich dem bekannten Moorhuhn Prinzip. Was uns ebenfalls nervt, ist die Frage, wieso in aller Welt jeder Entwickler in sein Action Spiel eine Vogelnestsequenz einbauen muss? Spätestens nach Medal of Honor haben wir wirklich keine Lust mehr, minutenlang einen verletzten Kameraden vor zig anstürmenden Gegnern zu beschützen und kurz vor der eintreffenden Verstärkung zu sterben. Danke Dice. Auch wenn wir sehr schnell den Löffel abgeben, ist der Rest des Spiels nicht sehr fordernd. Trotzdem baut Dice immer wieder nette kleine Kniffe ein. So müssen wir nachts die Stadt Teheran stürmen. Dabei blenden uns ständig Laternen, Autoscheinwerfer und feindliche Taschenlampen. Später im Spiel bekommen wir es als Infanterie Soldat dann auch noch mit einem feindlichen Jet zu tun. Unsere einzige Chance: ständiges in Deckung gehen und im passenden Moment weiter rennen. Eine großartige Stelle. Solche wirklich gelungenen und sich vom sonstigen Schießbuden – Einheitsbrei absetzenden Momente gibt es ansonsten leider kaum im Spiel und so hatten wir zwar zweifelsohne unseren Spaß aber mitnehmen tun wir aus der Singleplayer Kampagne auch nicht wirklich. Tatsächlich behält auch diesmal Modern Warfare 3 in dieser Kategorie die Nase vorn, wenn auch nur knapp.

Der Multiplayer Modus

Doch seien wir mal ehrlich. Battlefield steht für riesige Mehrspieler Schlachten und während Teil 3 im Bereich Solo noch recht jungfräulich daherkommt, zeigt es im Multiplayer Modus der Konkurrenz, wer der Herr im Hause ist. Dabei gibt sich das Spiel keine Blöße. Battlefield 3 begeistert nicht nur durch sein berühmtes Spielprinzip und den typischen Battlefield Erlebnissen, sondern auch, weil es der Reihe neue Ansätze und Verbesserungen verleiht. Die Serie tritt weder auf der Stelle, noch krempelt sie alles um. Stattdessen hat sie einen neuen Höhepunkt erreicht. Doch wir wollen nicht in Euphorie ausarten sondern sachlich bleiben. Wie kann man Battlefield 3 am besten beschreiben? Dazu nimmt man einfach das Wort Conquest. Ja, Conquest, der Spielmodus, den Battlefield 1942 erfunden hat und seitdem der eindeutig beliebteste ist. Nun gut, in Battlefield 2 gab es auch keinen anderen, doch Bad Company 2 führte zuletzt mit Rush, Squad Deathmatch und Squad Rush gleich zwei neue Spielmodi hinzu. In Battlefield 3 wird das Paket mit dem klassischen Team Deathmatch erweitert. Die Auswahl ist größer denn je und unterschiedlicher könnten die Spielvarianten nicht sein, dennoch haben wir mehr als die Hälfte unserer Spielzeit mit Conquest verbracht, da das Spielprinzip auf diesen Modus einfach perfekt ausgelegt ist. War Rush in Bad Company 2 noch deutlich interessanter, fühlen wir uns im Eroberungsmodus nun durch die viel größeren Karten wieder wie zu Hause.

Die Spielmodi

Für alle, die sich nun fragen, um was es in Conquest eigentlich geht: Um Flaggenerobern. Dabei ist hier nicht die Rede von Capture the Flag. Stattdessen gilt es, mehrere auf der Karte verteilte stationäre Punkte einzunehmen und zu halten. Zu Spielbeginn sind alle davon neutral. Wo es anzugreifen und zu verteidigen gilt, entscheidet sich im Spielverlauf. Hält ein Team nun mehr als die Hälfte der Flaggen, sinken dabei die Tickets des Gegners. Tickets sind Punkte, die beide Teams zu Spielbeginn in gleicher Anzahl zur Verfügung haben und sinken, sobald ein eigenes Team Mitglied den Bildschirmtod erleidet. Erreicht diese Zahl die 0, verliert das Team. Klingt etwas kompliziert, spielt sich jedoch unglaublich dynamisch und klar. Das Team weiß meistens, was es zu tun hat. Da man fürs Flaggen erobern mehr als doppelt so viele Punkte wie für einen Kill bekommt, funktioniert das Teamwork meist hervorragend im Conquest. Flagge einnehmen geht vor Campen oder Ein Mann Armee Züge. Überhaupt versteht Battlefield 3 es viel besser als Bad Company 2 Teamplay und gewonnene Partien zu belohnen. Da wir so viele Conquest Partien gewinnen konnten, dürfen wir nun unseren Soldaten mit einer speziellen Dog Tag schmücken, die dies mitteilt. Erledigt uns nun ein Feind mit dem Messer, sammelt er die darauf ein und kann sie sich in seiner Trophäensammlung ansehen. Das klappt aber jetzt nur noch von hinten. Dice hat die übermächtigen Messerattacken aus Bad Company 2 entschärft, so können wir den Gegner so nicht mehr frontal sofort töten. Ein Segen für die Balance.

Wie schon erwähnt, gibt es neben dem Conquest - auch den in Bad Company 2 erstmals eingeführten Rush Modus. Haben wir in Bad Company 2 noch fast nichts anderes gespielt, rückt Rush diesmal ziemlich in den Hintergrund, was in erster Linie wie gesagt an den nun viel größeren Maps liegt aber auch an den Spielern selbst. Viele Battlefield Neulinge haben das Rush Prinzip noch nicht ganz verinnerlicht. Denn hier treffen zwei Extreme aufeinander. Voller Angriff und totales Einmauern. Und genau so sollte es ablaufen. Ähnlich wie in Counterstrike muss ein Team zwei Bomben an zwei vorgegebenen Plätzen legen. Ist das geschafft, vergrößert sich die Map und zwei neue Bombenplätze tauchen auf. Das ganze wiederholt sich ein paar Mal, dann ist die Partie gewonnen. Damit das Verteidigerteam das verhindern kann, muss es die Tickets der Angreifer auf 0 senken. Der Clou ist, dass die Verteidiger beliebig oft sterben dürfen, die Angreifer nicht. Durch eine hochgehende Bombe füllt sich der Ticket Stand allerdings wieder auf. So ist Rush wie schon in Bad Company 2 ein unglaublich spannendes Katz und Maus Spiel. Leider greift es nicht mehr ganz so, da die meisten Maps sehr Conquest basiert sind und viele Spieler sich lieber offene Schusswechsel auf der Straße liefern, anstatt die Bombenplätze ordentlich zu verteidigen. Eine Rush Partie kann so manchmal sehr schnell vorbei sein. Unser Tipp: Rush auf Operation Metro auf einem Server mit 300 Tickets spielen, dann ist packende Belagerungsstimmung garantiert.

Die Karten

Operation Metro ist auch ein gutes Stichwort. Die bekannte Map aus der Beta ist nämlich eine perfekte Rush Map, verliert im Conquest aber arg an Reiz. In den engen U Bahn Gängen hauen die Spieler sich Granaten und Raketen nur so um die Ohren. Sterben ist hier im Sekundentakt angesagt. Viel Taktik ist da nicht drin. Im Rush allerdings macht das ganze durchaus Sinn, wenn 64 Spieler um die letzte Bombe kämpfen, die an einer Rolltreppe liegt. So lässt sich eine der wenigen spielerischen Schwächen von Battlefield 3 feststellen. Die Maps eignen sich nicht immer für alle Spielmodi. Operation Metro ist mit einer normalen Ticket Anzahl zudem für die Angreifer extrem schwer, eine weitere Balance Schwäche. Wer sich die Karten allerdings auf die verschiedenen Modi gut einteilt, bekommt ein tolles abwechslungsreiches Spielspaß Paket, vor allem weil die Maps schlichtweg einfach genial sind. Op Metro bietet wie gesagt größte Action auf engstem Raum, in Seine Crossing liegt halb Paris nach einer Conquest Partie nur noch in Trümmern und die zwei riesigen Karten Operation Firestorm und Caspian Border heben Mehrspieler Schlachten in Sachen Größe und Dynamik auf ein neues Level. Hier gibt es das ganze Paket: Nahkämpfe, Panzerschlachten, Sniperverstecke und genug Auslauf für Jets.

Die Fahrzeuge

Jets? Ja, es gibt endlich wieder Jets. Das dürfte seit der Ankündigung von Battlefield 3 aber auch jedem bekannt sein. Den Joystick kann man trotzdem erst mal im Schrank lassen, denn Jets und Helikopter lassen sich auch wunderbar mit der Tastatur steuern. Der Luftkampf nimmt in Battlefield 3 jedoch einen ganz anderen Stellenwert als die Bodenschlachten ein. Er ist nämlich gnadenlos. Wir sagen es mal ganz direkt: Wer Jets nicht fliegen kann, sollte es auch sein lassen, denn auf vielen Servern warten viele Spieler minutenlang am Jet Spawn Punkt, nur um dann ein paar Sekunden zu fliegen und schon wieder respawnen zu müssen. Das kostet Tickets und Verstärkung. Da man nach dem Tod nun direkt in den Jet spawnen kann, hat Dice das Spawn Camping erfreulich gut gedämpft. Fakt ist: Die Fliegerei benötigt enorm viel Einarbeitungszeit. Selbst, wenn man die fliegenden Jäger endlich unter Kontrolle hat, beherrscht man noch lange nicht die nötigen Kenntnisse, einen feindlichen Jet vom Himmel zu holen. Zu Beginn hat jeder Spieler nämlich nur ein Bors MG, mit dem er manuell treffen muss. Extrem schwer, wenn der Gegner geschickte Ausweichmanöver beherrscht. Meistens wird man schneller vom Himmel geholt, bevor man die erste Fassrolle schlagen durfte. Der Luftraum wird meistens von Profis regiert. Deswegen raten wir allen Flugeinsteigern: das Fliegen auf No Ranked Flugschulen Server lernen und es ansonsten einfach bleiben lassen, denn jede Rolle im Spiel sollte gut besetzt sein. Die Helikopter dagegen dürfen gerne mal geflogen werden, wenn man es denn kann. Neben dem normalen Transport Helikopter und dem Little Bird gibt es auch wieder den Kampfhubschrauber, bekannt als Viper oder Havoc als russisches Pendant. Diese monströse Killerfliege ist jetzt schon das am meisten gefürchtetste Fahrzeug in Battlefield 3, denn es kann sowohl Jets und Helis vom Himmel holen, als auch ganze Infanteriehorden zersägen. Außerdem ist sie ein brutaler Panzerknacker. Hier hat es Dice ein klein wenig übertrieben, denn die Viper nimmt einen sehr dominanten Teil im Spiel ein und kann schon mal eine ganze Partie entscheiden. Ist kein Engineer mit einer Stinger in Sicht, lässt sich das Biest nicht so schnell vom Himmel holen.

Die Spielerklassen

Mit dem Engineer wären wir auch bei den Soldatenklassen angekommen, eine der wichtigsten Neuerungen im Spiel. Von denen gibt es wie in Bad Company 2 nur noch vier, jedoch in veränderter Form. Den Assault gibt es nicht mehr. Seinen Platz nimmt der Medic ein. Der darf neben Granatwerfer auch Medikits einpacken, jedoch nur eins von beidem. So spielt der als Noob Tube verhasste Granatwerfer nur noch eine untergeordnete Rolle, da Medikits verteilen der Schlüssel zum Sieg ist. Genauso wichtig ist der Defibrillator, mit dem der Medic gefallene Soldaten wiederbelebt und so das verlorene Ticket zurückholt. Für die Angreifer im Rush ein Segen. Das Munitionspaket gibt es immer noch. Das verteilt aber der neue Supporter. Der Name sagt es. Der Supporter dient in erster Linie dazu, es dem eigenen Team etwas angenehmer zu machen. Neben neuer Munition nimmt er die Gegner mit seinem leichten MG unter Sperrfeuer. Dabei muss er die gar nicht treffen, heimst aber trotzdem Punkte ein, da für einen unter Sperrfeuer liegendem Spieler die Sicht verschwimmt. Das klappt super im Spiel und fördert das Teamplay. Teamplay ist aber nicht jedem Supporter bekannt, denn viele spielen zwar diese Klasse, vergessen aber oft Munition zu verteilen. Nebenbei kann der Supporter mit Mörsern Flächenschaden anrichten und Panzer per C4 zerstören. Ist kein C4 da, kümmert sich der Engineer um die Panzer, sowohl um die feindlichen als auch um die eigenen. Ist ein Panzer aus dem Team kurz vor der Explosion, kann der Engineer (in der dt. Version Pionier) mit seinem Werkzeug das Gefährt reparieren. Das gilt auch für jedes andere Fahrzeug. Selbst im Helikopter darf der beliebte Reperaturmann zum Werkzeug greifen, solange er nicht am Steuer oder am Geschütz sitzt. So wichtig wie in den Vorgängern ist die Reperaturklasse allerdings nicht mehr, denn jedes Fahrzeug repariert sich nun von selbst, es sei denn, es wurde stillgelegt, dann ist dringend ein Engineer gefragt. Panzer und Co lassen sich nun nämlich nicht einfach mehr zerstören, sondern können erst einmal nicht weiterfahren. Ein zwei Raketen obendrauf und das Ding ist weg. Da das Reparieren nun weniger gefragt ist, packen viele Engineers nun statt dem Werkzeug gefährliche Minen ein oder einen Roboter zum Minen entschärfen, der sich aber sehr fummelig steuert und kaum etwas nützt. Wir finden es letztendlich etwas schade, dass der Engineer, der früher noch als entscheidende Hilfe in der Not galt nun weniger zum Reparieren fungiert, als mehr mit dem Raketenwerfer (RPG oder SMAW) in den engen Gängen von Op Metro die gegnerische Infanterie abzuräumen. Eine kleine Balance Schwäche im Klassen Verhältnis.

Die Balance

Die vierte Klasse ist wiedermal der klassische Sniper, Recon (Aufklärer) genannt. Hier hat Dice ordentlich nachgebessert und dem Dauercamper lauter nützliche Funktionen spendiert, die dem Team nun endlich auch mal helfen. Zwar lauert der Recon wieder bevorzugt in Häusern mit seinem Scharfschützengewehr, jedoch kann er nun auch so genannte Spawn Bakes platzieren. An diesen kleinen Funkstationen kann nun jedes Mitglied der eigenen Squad ins Spiel spawnen. Die Squad kommt so schneller zurück aufs Schlachtfeld und der Recon beteiligt sich mehr an der Front. Nebenbei darf dieser auch Bewegungsmelder platzieren und Drohnen ausschicken. So haben wir endlich kein großes Problem mehr, wenn gleich zwei Leute in unserer Squad Sniper spielen, da die Klasse sich nun um einiges mehr am Geschehen beteiligt. Der Sniper freut sich jedoch wohl am meisten darüber, sich endlich wieder hinlegen zu dürfen, was auch für jede andere Klasse sehr hilfreich ist. Unter Beschuss müssen wir uns oft mal schnell hinter einer Mauer ducken oder im Kriechvorgang uns langsam vorpreschen. Die Hinlegetaste sollte trotzdem mit Bedarf gedrückt werden, da das Aufstehen eine gefühlte Ewigkeit dauert.

Wir geben zu: Die ersten Minuten in Battlefield 3 sind nicht leicht. Zu Beginn haben wir noch keinerlei Visiere oder Spezialisierungen. Mit einer M16A3 oder AK47 bewaffnet müssen wir uns mit wesentlich weiterentwickelten Soldaten anlegen. Doch während es in Bad Company 2 noch ewig bis zu ersten Erfolgen dauerte, ist das Anfangsprogramm diesmal deutlich weniger frustrierend. Ein Grund: auch wenn die Gegner Spezialzielfernrohre haben und wir nicht, haben wir eine Chance. Letztendlich kommt es auf das Timing und die richtige Schusstechnik an. Ein zweiter Grund ist, dass wir von Anfang an Erfolge sammeln. Man kann sich gar nicht retten vor Abzeichen, Service Stars, neuen Freischaltungen, Medaillen, neuen Dog Tags, Uniformen und Upgrades. Nahezu jede Aktion wird mit Punkten belohnt. Selbst wenn wir zu Beginn mehr ins Gras beißen, als den Gegnern gefährlich zu werden, verdienen wir locker genug Punkte zum Levelaufstieg per Medipacks verteilen und Flaggen einnehmen. So motiviert Battlefield 3 schon von Beginn an, während wir in Bad Company 2 in dieser Phase kaum Zählbares vorzuweisen hatten. Es dauert nicht lange, da ist der Defibrillator freigeschaltet und schon kann die Punktejagd beginnen. Spätestens als wir die F2000 verdienten, waren wir nicht zu halten.

Die Grafik und der Sound

Was schon seit den ersten Bildern nach der Ankündigung klar war: Battlefield 3 sieht unglaublich aus. Tatsächlich hat der Konkurrent Modern Warfare 3 in der Kategorie Grafik nichts zu melden. Dice hat mit der Frost Bite Engine 2 das schönste PC Spiel seit Crysis entwickelt, nicht zuletzt da das Spiel endlich mal zeigt, was Direct X 11 eigentlich so kann. Battlefield 3 nutzt alle technischen Spielereien von Tesselation bis Ambient Occlusion. Unfassbar echt ist den schwedischen Entwicklern die Beleuchtung gelungen. Nach jeder Bewegung ändern sich nachvollziehbar die Lichtverhältnisse zu den Objekten. Das sieht nachts auf Teheran Highway genauso toll aus wie auf der wohl schönsten Map Caspian Border mit seiner dichten Vegetation. Auch die Animationen sind super, wenn auch oft von Fehlern getrübt. Ein klares Highlight ist mal wieder die zerstörbare Umgebung. Bäume und mittelgroße Gebäude lassen sich einfach niederreißen, was nicht nur wunderschön aussieht sondern auch eine praktikable Lösung gegen nervige Snipers ist. Nach einer Partie ist von Paris auf Seine Crossing nicht mehr viel übrig und auch der Wald in Caspian Border macht es nicht all zu lange. Haben wir eigentlich schon den Sound erwähnt? Der ist ebenso eine Offenbarung wie die Optik des Spiels. Ob mit Kopfhörern oder mit Heimkinoanlage: Der Klang ist eine wahre Wucht. So realistische Waffensounds und einen so exzellenten Raumklang durften wir bislang noch in keinem Spiel bewundern. Nebenbei ist die englische Sprachausgabe einfach fantastisch und sorgt für echte Schlachtfeldatmosphäre. Wir empfehlen jedem dringend, die Sprachausgabe auf Englisch umzustellen, was erfreulicherweise ganz einfach direkt während des Spiels in den Optionen geht.

Die Fehler

Die Technik ist als eine große Stärke von Battlefield 3 ebenso jedoch auch die größte Schwäche. Nun müssen wir es sagen: Das Spiel ist ein wahres Bug Desaster. Vor allem zur Veröffentlichung waren die Zustände geradezu katastrophal. Die Server waren mal wieder hoffnungslos überfüllt, überhaupt wo hineinzukommen glich einem Roulette. Meistens stürzte das Spiel beim Startversuch ganze dreimal ab und auch während des Spielens wurden wir häufig zurück auf den Desktop geworfen. Ebenfalls sehr ärgerlich: Die ständig auftauchenden Fehler im Spiel. Manche (schwebende Objekte, Animationsfehler) können noch witzig sein. Andere wie mitten im Spiel der plötzlich auftauchende Spawnbildschirm oder plötzliche Tode (ja auch das ist vorgekommen) eher weniger. Hinzu kommt großer Blödsinn wie die feindliche Drohne, die uns durch bloßes Anfliegen töten kann. Wir wollen aber auch nicht unfair sein. Dice und EA haben mit dem ersten Patch die Server Probleme in den Griff bekommen (ist ein Server voll, kommen wir jetzt in eine Warteschlange), die Ladezeiten sind nun kürzer und das für große Aufschreie sorgende Squad System wurde ebenfalls überarbeitet. Wir dürfen nun wieder frei Squads wählen und verlassen. Abstürze und Bugs sind aber noch immer zu viele vorhanden und gehören dringend beseitigt. Wir hoffen, dass Dice alles in den Griff kriegt, sind trotzdem verärgert, so ein unfertiges Spiel ausgeliefert bekommen zu haben. Weitere Schraubstellen sind die viel zu stark leuchtenden Taschenlampen (warum eigentlich?) und die oft unausgeglichen Spielerverteilungen in den Teams.

Durch die Fehler und Abstürze sind wir nicht selten frustriert, da das Spiel so gerne mal unsere Erfolge nicht speichert. Darum kümmert sich aber eh das neue Battlelog. Das arbeitet komplett im Webbrowser und dient als Serverbrowser, Statistiksammlung und Kommunkationsbasis für alle Spieler. Was zur Ankündigung noch für Skepsis sorgte, erweist sich als echt gelungen, da wir uns so Statistiken jederzeit ansehen können ohne ins Spiel zu müssen. Medaillen, per Messerkill eingesammelte Dog Tags sowie Waffenstatistiken: alles dürfen wir jederzeit im Firefox begutachten: ob von uns oder von unseren Freunden. Dass die Startseite dabei frappierend an Facebook erinnert (wir dürfen Statusmeldungen posten und liken, was hier statt „Gefällt Mir“ „Hoaah“ heißt), dürfte wohl kaum ein Zufall sein. Nicht so toll finden wir, dass wir das Spiel bei einem Serverwechsel jedes Mal neu starten müssen. Nebenbei hat EA die Namene der Maps ziemlich peinlich ins Deutsche übersetzt. Anstatt die Namen einfach so zu lassen, wurde jeder Titel wortwörtlich übertragen. So heißt Seine Crossing tatsächlich Seine Überquerung, Davamand Peak Davamand Gipfel und Teheran Highway Teheran Schnellstraße (kein Witz!). Aber spätestens wenn die Schlacht im zentralen Gang von Grand Bahzar tobt oder die Jets sich auf Op Firestorm über uns sich die Zähne ausbeißen während wir von zwei Panzern eingekreist werden, ist all das vergessen. Denn das gute alte Battlefield Gefühl greift auch hier wieder voll und ganz. Was es für unglaublich kinoreife und komplett ohne Skripts auskommende Szenen gibt, lässt Battlefield 3 einfach nie langweilig werden. So mag man Battlefield 3 als Meisterwerk bezeichnen, als bestes Multiplayer Spiel aller Zeiten, als neue Referenz, als unschlagbar aber mal ganz nüchtern und einfach gesagt ist es die schönste Feierabend - Belohnung, die es momentan geben kann.


HINWEIS!!! Die Wertung wurde auf Basis des ersten Patches vergeben, so wird der neue Patch und das Back to Karkand DLC in dem Bericht nicht berücksichtigt! Wichtig zu erwähnen ist, das Dice die Taglights leicht entschärft hat, die Balance etwas verfeinert hat und das Spiel nun etwas stabiler läuft. Zwar gibt es noch immer Abstürze, dafür startet das Spiel nun immer gleich beim ersten Versuch. Die Wertung bleibt weiterhin gleich.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: wunderschöne Beleuchtung; Zerstörung; Animationen
  • Sound: fantastischer Raumklang; englische Sprachausgabe
  • Balance: fairer Einstieg; Waffen beider Teams ausgeglichen
  • Atmosphäre: tolle Schlachtfeldatmo; unglaubliche Szenen
  • Bedienung: magische Q Taste, immer intuitiv, Flugzeuge gut
  • Umfang: zig Waffen und Belohnungen; unterhaltende kampagne
  • Leveldesign: riesige genial designte Maps; zerstörbar
  • Teamwork: Kommunikation per Q; Squads;Teamplay wird belohnt
  • Waffen & Extras: Waffen, Fahrzeuge und Upgrades ohne Ende
  • Multiplayer-Modi: fünf verschiedene tolle Modi,auf Maps abgestimmt
  • Grafik: hardwarehungrig; Clipping Fehler
  • Sound: -
  • Balance: Rush auf Metro schwer für die Angreifer; Engineer
  • Atmosphäre: viele Bugs und Abstürze; dt. Übersetzung
  • Bedienung: fummeliger EOD Bot; Ladezeiten
  • Umfang: kurze Kampgane; etwas wenige Maps
  • Leveldesign: einfallslose Kampagnenpassagen
  • Teamwork: man ist nicht autom. in einer Squad
  • Waffen & Extras: einiges nutzlos
  • Multiplayer-Modi: -

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Ständig

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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