Hexen im Hexagon

Der gegnerische Großmagier hält weiterhin die Landenge unseres Kontinents und selbst den elitären Hellebardieren gelingt es nicht durch die drei Städte...

von Tsabotavoc am: 28.06.2012

Der gegnerische Großmagier hält weiterhin die Landenge unseres Kontinents und selbst den elitären Hellebardieren gelingt es nicht durch die drei Städte durchzubrechen.

Doch durch einen cleveren Schachzug gelingt unseren Truppen der Sieg! Wir greifen zeitgleich mit ein paar neutralen Wölfen an. Anstatt sich auf unsere Truppen zu konzentrieren zieht unser Gegner lieber die Hälfte seiner Truppen ab um eine einsame Wolfsherde zu verfolgen.

Wir haben gewonnen! Wer hat gesagt das Siege immer süß schmecken müssen?

Rundenstrategie + Fantasy = Nicht gut

Zugegeben: Das kann man pauschal nicht sagen. Bei Warlock wurden jedoch so viele konzeptionelle Fehler gemacht dass es zielsicher zwischen den Stühlen landet.

Man merkt dem Spiel einfach an allen Ecken und Enden an das gespart wurde. Das Herzstück des Spiels ist der Endlosmodus. Das ist auch der einzige Modus wohlgemerkt.

Kampagnen, vorgefertigte Szenarien oder Missionen sucht man vergebens. Zugegeben: Zahllose Spieler davor haben sich nur auf den Endlosmodus konzentriert und kamen super damit zu Rande.

Master of Orion, Civilization, Alpha Centauri... All diese Spiele haben keine Kampagne sondern nur den Endlosmodus. Der ist dafür wirklich gut einstellbar.

Einen Welteneditor, verschiedene Schwierigkeitsgrade für die einzelnen Gegner (es gibt nur global verstellbare Schwierigkeitsgrade), Klimabedingungen oder Start-Allianzen bzw. unterschiedliche Siegbedingungen: All das sucht man hier vergebens.

Man kann grob die Weltengröße einstellen, die Gegneranzahl und ob man lieber Inseln oder Superkontinente haben will. Das wars dann auch schon. Nachdem man seinen Großmagier ausgewählt oder selber zusammengestellt hat geht es dann auch schon los.

Wobei selbst zusammengestellt so ein großes Wort ist: Defacto beschränkt es sich darauf aus einer Hand voll Talente ala' '10% mehr Goldeinnahmen' und Zaubern sein Startkit zusammenzuschrauben.

Da man Zauber durch Forschung lernen kann, Talente aber nicht ist es sinnvoll hier sich auf Talente zu konzentrieren. Von denen machen aber eh nur drei wirklich Sinn.

Willkommen im Patchworkland

Erinnert sich noch jemand an Age of Wonders 2? Je nachdem in welches Gebiet man gerade scrollte änderte sich nicht nur das Aussehen des Terrains sondern auch die Geräuschkulisse.

Während man, wenn im Bildschirm Eislandschaften zu sehen waren, kalbendes Eis hörte waren in Lebensgebieten Sonnenschein und entsprechende Geräuschkulisse zu vernehmen.

Warlock ist kein hässliches Spiel: Aber die Designer haben offensichtlich in Naturkunde nicht aufgepasst. Hier findet man Lavaseen direkt neben blühenden Wiesen nur um drei Felder weiter eine Eisfläche zu haben.

Dadurch sehen die eigentlich hübschen Geländetiles nicht nur aus als wären sie durch den Mixer gewürfelt worden sondern die Grafik ist dadurch auch mehr als gewöhnungsbedürftig.

Eine Welt ohne Zauber

Ach was hätte das Setting hergegeben... Die Zauber hätten das Spiel echt bereichern können. Tatsache ist dass die Magier jedoch im Hintergrund stehen. Das kann man mögen oder auch nicht. Mir persönlich sagt es nicht zu.

Die Magie beschränkt sich darauf:
- Etwas heilen
- Etwas töten
- Etwas buffen
- Etwas verfluchen
- Etwas beschwören

Und das in X ähnlichen, austauschbaren Variationen.

Warum z.B kein Terraforming? Warum keine Gebietsauren? Warum keine magischen Gegenstände?

Es fehlt so vieles. Und nicht nur bei der Magie.

Diplomat gesucht

Das beste was man über die Diplomatie noch sagen kann ist dass sie vorhanden ist.

In einem Spiel wo ein kooperativer Sieg per se nicht vorgesehen ist kann Diplomatie natürlich nur eingeschränkt funktionieren.

Aber mehr als Allianz, Nichtangriffspakt, Waffenstillstand ist nicht verhandelbar. Warum kann man keine Zauber austauschen? Warum bleibt das Brechen von Allianzen ohne Konsequenzen? In 40 Spielstunden konnte ich keinen greifbaren Unterschied zwischen Allianz und Nichtangriffspakt ausmachen.

Vielleicht steht der ja im Handbuch oder der ausführlichen Onlinehilfe oder im Tutorial. Genau weiß es keiner denn alle drei Dinge fehlen gänzlich. Wer versucht das Handbuch herunterzuladen landet auf einem toten Link. Einzig und allein eine - komplett in Englisch gehaltene - Einsteigereinleitung ist verfügbar. Und die beantwortet eigentlich mehr die 'Na klar - was sonst?'-Fragen als dass was einen wirklich interessiert.

Drei Freunde sollt ihr sein

Im Reich Ardania siedeln drei verschiedene spielbare Rassen:
Menschen, Untote und Monster.

Die Rassen brauchen teils unterschiedlich von den Rohstoffen für den Unterhalt. Als Rohstoffe gibts Gold, Nahrung und Mana das durch Gebäude in den Städten generiert wird.
Die einzelnen Rassen kommen übrigens prima miteinander aus. Feindseligkeiten wie man sie eigentlich erwarten sollte gibt es nicht.

Jede Rasse hat einige Spezialeinheiten, die Masse des Fußvolks ist jedoch austauschbar.

Untote hetzen fliegende Luftschiffe und Vampire gegen ihre Feinde. Monster kontern mit Trollen und Werwölfen und Menschen mit dicken Belagerungsmaschinen.

Um diese Einheiten freizuspielen sind eine Vielzahl an Gebäude nötig. Sich Vampire hochzuziehen geht dabei einigermaßen unintuitiv von der Hand denn: Es gibt im Spiel keinen einblendbaren Techtree. Stattdessen muss man um sich seinen Techtree selber zusammen zu basteln Folgendes tun:

- Stadt anklicken
- Alle Gebäude anzeigen klicken
- Das Gebäude das man für Vampire braucht raussuchen
- Schaun welches Gebäude gebraucht wird um das Vampirgebäude zu bauen
- Schaun welches Gebäude gebraucht wird um das Gebäude für das Vampirgebäude zu bauen...
- Schaun welches Gebäude...

Ihr erkennt ein System? Fein! Ich nämlich nicht. Wurde dieses Spiel jemals einer Qualitätssicherung vorgelegt? Und wenn ja: Seit wann war der Kerl nicht mehr auf Entzug?

Ok: Dispute zwischen den drei (spielerisch recht ähnlichen) Rassen gibt es nicht. Eine Onlinehilfe auch nicht, Ingametechtree auch nicht. Wenn wundert es da noch, dass Revolten, Naturkatastrophen und Zufallsereignisse auch durch Abwesenheit glänzen?

Kämpft!

Der einzige Grund der Warlock davor bewahrt komplett abzustürzen ist der Kampf. Das Kampfsystem wurde fast 1:1 von Civ abgeschaut. Aber das macht nichts: Man kann ruhig vom Meister lernen.

Das Gelände beeinflusst nicht nur die Marschgeschwindigkeit sondern auch die Kampfboni und -mali.

So haben Einheiten die sich per Stufenaufstieg 'Kampf in der Wildnis' verpasst haben in Wäldern deutlich bessere Chancen als auf offenem Gelände. 'Gebäudekämpfer' kriegt man hingegen nur mit massivem Waffeneinsatz aus einer Stadt raus.

So wundert es nicht wenn man nach und nach seine speziellen ultraharten Sondereinsatzkommandos hat.

Eine Skelettscharfschützenbrigade mit 'Ducker', 'Hart', 'Straßenkampf' und 'Scharfschütze' ist in einem Fort oder einer Festung praktisch unzerstörbar.

Abgerundet wird dies noch durch Ausrüstung die man den Truppen kaufen kann. Wer seine Skelette noch härter machen möchte kauft Ihnen z.B 'Schwere Rüstungen'

Das geht natürlich nur wenn eine der Städte in der Nähe eines Eisenvorkommens ist und darauf eine Schmiede errichtet hat.

So greift eines ins andere und dieser Teil des Spiels macht richtig Spaß.

Mission: possible aber langweilig

Immer mal wieder bitten einen die Götter um einen Gefallen. Meistens soll man etwas bauen, hauen und ganz selten erobern.

Die Konsequenzen etwas nicht zu machen sind marginal. Im schlimmsten Fall bekommt man etwas Gold abgezogen und einen Rufverlust beim Gott. Das ist aber vernachlässigbar.

Es gibt mehrere Götter in Ardania und theoretisch hat jeder seine Vorlieben und Abneigungen. Wer z.B nur Nekromantiezauber spricht macht sich beim Gott der für Leben steht unsympathisch und umgekehrt.

In der Praxis ist das aber egal da man alle Zauber querbeetein verwendet.

Anfangs sind die Missionen eine nette Abwechslung. Da sie sich aber in 90% der Fällen ohnehin von selber erfüllen bleibt der Anspruch weg. Und wie so oft: Verschenktes Potenzial.

Herr! Wirf Hirn vom Himmel!

Die Eingangsszene hat es denke ich ganz gut erfasst: Die KI in Warlock verdient eher die Bezeichnung KD für Künstliche Dummheit.

Die KI ballert querbeetein auf alle möglichen Einheiten ansatt sich auf ein Ziel zu konzentrieren. Obwohl die Hauptstadt belagert wird und der Gegner bei Verlust derselben das Spiel verliert schickt er seine Truppen lieber in die Pampa.
Und wer die KI in der Offensive als fordernden Gegner empfindet kann auch sagen das es ein echt harter Kampf ist ein Kindergartenkind niederzuprügeln.

Die KI hält sich auf höheren Schwierigkeitsgraden nicht durch hervorragende Taktik sondern weil sie lügt und betrügt wie ein Hund. Auch eine Möglichkeit.

Fazit: Verschenktes Potenzial

Das Spiel hätte echt was werden können.

Die Einheiten sind schön designed, die Kämpfe um Hexfelder machen schon Spaß... allerdings hat man zu oft das Gefühl das sie das Einzige sind was rechtzeitig fertig wurde.

Warum gibt es praktisch keine Diplomatie?
Warum keine Zufallsereignisse?
Warum gibt es keine interessanten Zauber sondern ausnahmslos austauschbare?
Wo sind Tutorial, Handbuch und Onlinehilfe?
Und wer hat diese KI verbrochen?

Warlock hätte ein hervorragendes Spiel sein können. So ist es nur ein zeitweise unterhaltsames. Man holt es raus, watscht den Computer einmal ab und legt es wieder ins Regal.

Schade drum


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Nett gemalte Geländeteile und Einheiten
  • Sound: Tolle Hintergrundmusik
  • Balance: Keine unbesiegbaren Supereinheiten
  • Atmosphäre: Liebevoll gezeichnete Städte und Einheiten
  • Bedienung: Anzeige aller noch möglichen Aktionen am Rand
  • Umfang: Endlosmodus
  • Startpositionen: Meistens fair
  • KI: erkundet die Karte, glaubwürdig in der Diplomatie
  • Einheiten: Sehr viele verschiedene Einheiten und... VAMPIRE!
  • Endlosspiel: Geht nie in Automatismus über
  • Grafik: Keine Übergänge zwischen Geländetiles
  • Sound: Seltsame Kampfgeräusche, Teils unpassende Sprache
  • Balance: Zauber zu austauschbar und schwach
  • Atmosphäre: Seltsame Geographie, nur Texte
  • Bedienung: Kompliziertes Bauen, Aktionsanzeige verbuggt.
  • Umfang: Nur drei Völker, keine Kampagne
  • Startpositionen: oder neben einem üblen neutralen Monster...
  • KI: ansonsten dumm wie 20 Meter Feldweg
  • Einheiten: Basiseinheiten zu austauschbar
  • Endlosspiel: Mehr Einstellmöglichkeiten wünschenswert

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(2)
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