Frustrierend bis genial.

Der innovative Echtzeitstrategie-Shooter von 2003 ist zurück! In aufgefrischtem Look, mit vielen Verbesserungen und Erweiterungen. Dem kultigen Gameplay seines...

von wheat am: 19.12.2011

Der innovative Echtzeitstrategie-Shooter von 2003 ist zurück! In aufgefrischtem Look, mit vielen Verbesserungen und Erweiterungen. Dem kultigen Gameplay seines Vorgängers bleibt er jedoch treu. Als komplexes, teamorientiertes Spiel mit darwinistischer Lernkurve leidet Savage XR naturgemäß an den hohen Ansprüchen, die es an seine Spieler stellt. Es besteht der sprichwörtliche Konflikt von Theorie und Praxis: Wie von den Gamedesignern vorgesehen wird Savage XR nämlich nur selten gespielt - was oft frustrierend sein kann - Vielseitigkeit, Originalität und epische Schlachten machen das in der Regel aber wett. Und sollten mal alle Faktoren stimmen, dann ist Savage XR schlichtweg genial.



Boom! Steinzeit. Geschichte wiederholt sich.

Visuell lässt sich das Spiel nicht auf Anhieb einordnen, da sich prähistorische wie futuristische Züge diffus verschränken. Die Story ist deshalb lesenswert.

Savage XR spielt im Jahre 3027 in einer post-apokalyptischen Zeit, lange nach dem selbstverschuldeten Untergang aller uns bekannten Kultur. Die Erde nach der nuklearen Katastrophe, geschichtsträchtig 'New-Earth' genannt, blüht und gedeiht. Sie hat sich im Vergleich zur menschlichen Rasse, die noch lange unter Gendefekten zu leiden hatte, als weitaus zäher und anpassungsfähiger erwiesen. Einige resistente Tierarten haben den nuklearen Winter problemlos überlebt, wurden in ihrer Evolution gar angeregt, sodass sie in kurzer Zeit dank sozialem Verhalten, Wissenskonservierung und -vermittlung, Vorraussicht und Arbeitsteilung, eine dem Menschen ebenbürtige Intelligenz entwickeln konnten. Diese Tiere stellen für die in primitiven Verhältnissen lebenden Nomaden eine ernstzunehmende Bedrohung dar. Die charismatische Führungspersönlichkeit Jaraziahs vereinigt die zerstrittenen Nomadenstämme. Unter seiner Führung gelingt es den Nomaden mit vereinten Kräften, Fragmente verschollener Technologie der Hochkulturen ihrer Vorväter wiederentdecken. Neben polternden Äxten und fegenden Säbeln surren bald Laserkanonen in improvisierten Holzschäften. Man gibt sich siegesgewiss. Die Minderwertigkeit der 'Bestien' wird zum offiziellen Gesetz erhoben. Doch dann sollte ein folgenschweres Erreignis alles ändern. Schon sehr früh hat Jaraziahs Schwester ihre außergewöhnliche Gabe entdeckt, mit den Tieren kommunizieren zu können. Angesichts der brutalen Ermordung eines Bestienbabys verrät sie das Menschengeschlecht. Ophelia führt die Bestienhorde gegen ihren Bruder in den Krieg, um eine erneute Blütezeit menschlicher Macht und Unzulänglichkeit mit einem Präventivschlag im Keim zu ersticken. Wird den Menschen die Aufholjagd gelingen oder werden die Bestien das Todesurteil gnadenlos an ihnen vollstrecken?

Beide Armeen sind nun in Sicht, der Geruch des Kampfes liegt in der Luft. Die Kriegstrommeln beginnen ihren Todestanz. Sieg oder Niederlage, Überleben oder Aussterben, das Schicksal liegt in der Hand des SAVAGE!



Kurzübersicht

Zwei Fraktionen, die Menschen und die Bestien, bekämpfen sich in Egoshooter- sowie Drittperson-Perspektive, während ein Kommandeur pro Team im Echtzeitstrategie-Modus die Befehle erteilt, über Taktik und Technologie entscheidet. Gewonnen hat, wer das gegnerische Hauptquartier zerstört.

Während die Bestien auf Blitzangriffe, schnelle Expansion und Mapkontrolle und den Nahkampf setzen, können die langsameren Menschen den Geschwindigkeitsvorteil der Bestien mit ihren besseren Fernkampfwaffen sowie längerem Durchhaltevermögen dank Medkits kompensieren. Zudem haben sie die besseren Verteidigungsbauten.



Echtzeitstrategie-Modus

Anders als beispielsweise in Starcraft ist es in Savage XR von entscheidender Wichtigkeit, Gebäude exakt am richtigen Ort und im richtigen Winkel zu platzieren, da der Gegner die Basis aus der Egoshooter-Perspektive attackiert und den kleinsten Fehler matchentscheidend ausnutzen kann. Andererseits entfällt im Vergleich zu klassischen RTS ein wesentlicher Teil des Microgameplays (viele Einheiten gleichzeitig, schnell und präzise befehligen), da dies bereits von den einzelnen Feldspielern übernommen wird. Trotzdem kann sich der Kommandeur in Savage nicht nur auf Macrostrategie-Aufgaben ausruhen. Wenn beispielsweise der Gegner die Produktivität der Wirtschaft ruinieren will, muss der Kommandeur nicht selten seine KI-Arbeiter 'micro-en'. Powerups müssen präzise auf die Feldspieler-Action abgestimmt sein. Überdies sind die Feldspieler darauf angewiesen, dass verborgene Gegner sowie Einsatzziele nach Priorität konstant markiert werden, sollten keine Offiziere an der Front sein.

Möglichst schnell mit einem Minimum an Ressourcen eine perfekte Basis zu errichten, die dem Team maximalen Schutz und zügige Waffenentwicklung und schnelle sowie sichere Expansionsmöglichkeiten gewährt - das ist das A und O des Kommandierens in den ersten 5-10 Minuten jedes Matches. Danach nimmt der Kommandeur eine unterstützende Funktion bei der Feldtaktik ein und informiert das Team über gefährliche Zonen, die wieder mal einen Aufklärer nötig haben, oder er setzt die Prioritäten bei Angriffs- und Verteidigungswellen.



Technologie und Wirtschaft

Der Echtzeitstrategie-Spieler kann pro Fraktion 12 verschiedene Gebäude errichten, die entweder zur Entwicklung besserer Einheiten, Waffen, Items, als Verteidigung oder als Außenposten fungieren. Der Bau aller Gebäude erfordert Redstone, der in begrenzter Menge in an strategischen Punkten verteilten Redstone-Minen verfügbar ist. Außenposten und Verteidigungsbauten erfordern zusätzlich Gold, das entweder in Goldminen abgebaut oder aber durch Aktivitäten der Feldspieler (Töten von Gegnern oder NPCs, Zerstören gegnerischer Gebäude) automatisch über den vom Kommandeur definierten Steuersatz (30% ist Standard) in die Teamkasse fließt. Der Bau gewisser Gebäude erfordert ein Lair/Stronghold-Upgrade (Hauptquartier) oder setzt den Bau anderer Gebäude voraus. Das Bauen, Reparieren und Rohstoffe Sammeln kann von bis zu 10 KI-Arbeitern übernommen werden, die dem Commander Redstone kosten, aber auch gratis von allen menschlichen Kampf- und Heilereinheiten.

Insgesamt kann jede Fraktion 3 Kampfeinheiten, 1 Heiler und 2 Belagerungseinheiten, 12 verschiedene Waffen und 8 Items durch den Einsatz von Redstone entwickeln, basierend auf 4 Techtrees.
Die drei Kampfeinheiten können wiederum vom Spieler durch Gold erkauft und mit einer Fernkampfwaffe und 3 Items beliebig kombiniert werden. Der Heiler und die Belagerungseinheiten sind klassenbasiert, d.h. sobald Upgrades vom Kommandeur entwickelt werden, sind diese fix und müssen nicht zusätzlich erkauft werden. Nicht alle Einheiten kosten dem Feldspieler Gold. Sowohl die kleinste Kampfeinheit (Nomad und Scavenger) als auch die Tier 1 Waffe jeder Waffenfabrik ist gratis verfügbar, sobald deren Entwicklung abgeschlossen ist.



Egoshooter-Modus

Im Egoshooter-Modus von Savage XR sind insgesamt 21 verschiedene Fernkampfwaffen verfügbar (3 Waffen der Bestien sind Nahkampferweiterungen). Während sich die Waffen der Menschen sehr technisch ausnehmen, sind die Waffen der Bestien magischer Art. Wie in klassischen 'Twitch'-Shootern haben diese in Savage XR keine Zielungenauigkeit bei Bewegung, auch unterscheiden sie sich in Projektilgeschwindigkeit, Schussfrequenz, Ballistik, Splashdamage, Reichweite, Projektilstreuung und Schaden - was der Vielseitigkeit des Waffenarsenals sehr zugute kommt. Zudem fällt auf, dass die Mehrheit der Waffen ganz offensichtlich durch Quake 3 Arena inspiriert ist.
Wer die Egoshooter-Perspektive übrigens nicht mag, kann in den Systemoptionen des Spiels alles auf Drittperson umstellen. Ich persönlich finde die erstere besser, da man einen FOV-Vorteil hat (mehr eingezoomt), was sich positiv auf die Treffsicherheit auswirkt. Wer flinke Finger hat und aufmerksam mit Kopfhörer spielt, wird sich trotz eingeschränktem Field-of-View nicht von Gegnern überraschen lassen.



Drittperson-Modus und Nahkampf

Die Drittperson-Perspektive wird zumeist für den Nahkampf benutzt, ist aber auch die primäre Wahl bei der Fortbewegung. Erstens hat man einen besseren Überblick, zweitens kann man ohne vorgehaltene Waffe etwas schneller gehen und drittens, weil die Sprintfunktion verfügbar ist.

Savage XR bietet einzigartiges, asymmetrisches Nahkampfsystem. Beide Rassen besitzen nebst dem Angriff mit der Nahkampfwaffe eine zusätzliche Fähigkeit, die Menschen eine defensive: den Block (Mini-Stun), die Bestien eine offensive: den Sprung. Während sich als Bestie Sprung und Angriff gleichzeitig benutzen lassen, kann als Mensch entweder geschlagen oder aber geblockt werden. Der Nahkampf wird manuell gesteuert, bei voller Mausbewegungsfreiheit.

Der Nahkampf ist die Königsdisziplin und kann auf Duelservern in 1 vs 1 geübt werden. Hier ist sehr viel Geduld geboten. Ein geschickter Spieler wird die Grundlagen innerhalb weniger Stunden erlernt haben, jedoch erfordert es 10-20 Stunden harten Trainings, um auch gegen intelligente, bewegte Ziele etwas ausrichten zu können. Das simple Meleekonzept von Savage bietet dem Spieler so viel individuelle Bewegungsfreiheit, dass dieser selbst nach hunderten von Spielstunden noch um ein Vielfaches tödlicher zu werden vermag. Die Evolution der Kampfkunst ist selbst heute, acht Jahre nach der Release, noch im Gange. Das geniale Kampfsystem von Savage wird von den meisten Veteranen als Hauptgrund genannt, warum sie das Spiel nach so vielen Jahren noch immer lieben und spielen.



Teamwork, Kommunikation und eSport

Ohne koordiniertes Teamwork läuft in Savage XR nichts. Wenn die Kommunikation zwischen Kommandeur und Team nicht stimmt, ist der Match so gut wie verloren. Das kann frustrierend sein, besonders als Kommandeur, wenn man einfach dasitzen und zusehen muss, wie das Team versagt. Das Spiel verfügt über einen ausführlichen Voice-Chat für Feldspieler und Kommandeur, Squads mit separatem Squad Chat und integriertes VOIP (Voice over IP). Zudem kann der Kommandeur mit verschiedenen Farben auf die Karte zeichnen - die Feldspieler sehen seine Instruktionen dann in Echtzeit.

Als sehr teamorientiertes Onlinespiel kann Savage auf eine dichte Agenda von Turnieren zurückblicken, was für eine relativ kleine Community keineswegs selbstverständlich ist. Da wurden unter anderem die EUL (European League), die NWGL (Newerth Wargrounds League), der SWC (Savage World Cup), zwei PUG Cups sowie vier Seasons der NSL (Newerth Savage League) ausgetragen, um nur die bekanntesten zu nennen. Zudem wären noch acht Duellturniere zu erwähnen.



Grafik und Sound

Optisch wirkt Savage ziemlich veraltet, doch zweckmässig (- speziell für einen wettkampforientierten Shooter ist detailierte Grafik eher störend als hilfreich. So beklagt sich beispielsweise ja auch selten jemand darüber, dass auf Fußballfeldern keine Blumen und Bäume angepflanzt werden, denn das würde die sportliche Aktivität behindern.) Das dynamische Beleuchtungssystem lässt die Atmosphäre in Savage XR dennoch authentisch wirken. Soundeffekte gibt es relativ wenige, auch wiederholen sie sich oft, was indes kaum stört. Abgesehen von der neuen Menumusik, die zum Beast-Theme eher unpassend wirkt, ist die Ingame-Musik sehr gut getroffen. Das Voiceacting wirk ebenfalls professionell.



Fazit

Savage XR ist es gegenüber Savage: The Battle for Newerth gelungen, die Accessibility mit Tutorials und Tipps beträchtlich zu verbessern und gleichzeitig Veterane mit tollen Features wie Modintegrationen, Clan/Competition Panels, Squads und VOIP zu begeistern.

Der Einstieg in Savage XR hart, doch gibt es genug matchentscheidende Aufgaben (Ressourcen beschaffen, Scouten, Gebäude attackieren und Feindbekämpfung im FPS-Modus), die man schnell gelernt hat. Kurz: Das Spiel hat für jeden etwas.

Ein Nachteil ist, dass ohne zwei kompetente Kommandeure und zwei kompetente Teams die Spielbalance kaum gewährleistet werden kann. Die Asymmetrie des Gameplays macht es enorm schwierig, die Balance für verschiedene Skill-Levels in verschiedenen Bereichen zu garantieren. Savage XR ist geradezu prädestiniert für den eSport. Wenn man als Anfänger wert auf Balance legt, ist man mit Humans vs Humans am besten bedient. Dennoch sind die regulären Humans vs Beast Matches einzigartig in ihrer epischen Atmosphäre.

Trotz veralteter Grafik glänzt Savage XR durch sein innovatives, teambasiertes, taktisches Gameplay und seine einzigartige Nahkampferfahrung.




Allgemeine Informationen
Sprache: Englisch
Herausgeber: Newerth.com (ursprünglich S2Games)
Genre: Multiplayer, Action, RTS, FPS
Preis: Freeware (kostenlos)
Downloadgrösse: 280 MB
Webseite: http://www.newerth.com

Gameplay Videos http://www.youtube.com/HurlyBurly3027
eSport Videos http://www.youtube.com/hafizlufas

Systemanforderungen
Minimal: 600 MHz, 128 MB RAM, Radeon oder GeForce Grafikkarte, 56k Modem
Empfohlen: 2.4 Ghz oder besser, 512 MB RAM, GeForce4 oder Radeon 8500+ (OpenGL 1.4), für Shader Support: GeForce6 oder Radeon 9500+ (OpenGL 2.0+), Kabel Modem, DSL oder besser


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(2)
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