Kälte, Dunkelheit, Angst.

Ich laufe langsam im Laufschritt durch einen U-Bahn-Tunnel in Moskau. Das Jahr 2033, 20 Jahre zuvor stürzte die Welt durch einen nicht näher beschriebenen...

von - Gast - am: 03.05.2011

Ich laufe langsam im Laufschritt durch einen U-Bahn-Tunnel in Moskau. Das Jahr 2033, 20 Jahre zuvor stürzte die Welt durch einen nicht näher beschriebenen Atomkrieg in den Abgrund nuklearer Strahlung und Tod.
Knapp 40.000 Menschen konnten sich in Moskau in die U-Bahn retten, aber von da an, begann der Kampf ums Überleben. Die vielen U-Bahn-Stationen des gigantischen Netzwerks unter Moskau wurden zu 'Städten' und 'Siedlungen' umgewandelt, Personenzüge in Wohnquartiere.
Die Angst und Verzweiflung ist den Menschen der Metro ins Gesicht geschrieben, hunderte verhungern, werden von Mutanten zerfleischt, oder sterben durch die radioaktive Luft der Oberfläche. Mutanten, fliegende Dämonen und weiteres mutiertes Getier kreucht und fleucht durch die Postapokalypse.
Eine kleine Station am nördlichen Ende des Metro-Netzwerks ist die Heimat unseres Helden-wider-Willen Artjom.
Nicht nur, dass die Angriffe der Nosalis, der 'normalen' und am verbreitesten Mutanten, zugenommen haben und die Krankenstationen überfüllt sind, zu allem Überfluss ist eine neue Gestalt auf der Bildfläche erschienen. Die sogenannten 'Dark Ones' durchstreifen die Tunnels der Metro, Menschen, auf die sie treffen, rauben sie den Verstand und lassen nur leere Hüllen zurück. Ein neuer Feind?
Von seinem Freund und Vorbild 'Hunter' wird er zur Polis-Station geschickt, die größte, bevölkerungsreichste und sicherste Station. Die Hauptstadt quasi. Die Reise zur Polis-Station ist gekennzeichnet von Umwegen über verlassene Tunnel, über die man sich Gerüchte erzählt, von Umwegen über die Oberfläche, die nur mit einer Gasmaske und genügend Filter betretbar ist, von Umwegen durch feindlich gesinnte Stationen. Man trifft auf Mutanten, Faschisten und Kommunisten, die sich gegenseitig bekriegen und auf Geister, die die Metro bewohnen.
Im Spiel trifft man auf Khan. Einen Ranger. Besitzt die seltene Gabe, mit den Geistern zu kommunizieren. Als die Erde durch die Apokalypse verbrannt und zerstört wurde, wurde die Hölle und das Jenseits nicht verschont, heißt es. Die toten Seelen haben keinen Ort, an den sie gehen können und sind dazu verdammt, für immer in der Metro nach Frieden zu suchen, es aber nie zu finden. Khan durchstreift Moskau, sowohl unterirdisch als auch über die verstrahlte Oberfläche, auf der Suche nach Leuten, die seine Hilfe benötigen. Khan ist mysteriös, spirituell, geheimnisvoll.
Er sagte einmal: 'You reap what you sow, Artyom: force answers force, war breeds war, and death only brings death. To break this vicious circle one must do more than act without thought or doubt.'
Ein Ratschlag, den sich Artjom sehr zu Herzen nimmt, oder auch nicht. Denn Metro2033 hat zwei unterschiedliche Enden. Das gute Ende erreicht man, wenn man mit der Umwelt interagiert, wenn man selbstlos und zuvorkommend ist und dem Spiel zuhört.
Das schlechte/böse Ende bekommt man, wenn man das alles ignoriert.
Wenn ein NPCs eine Legende davon erzählt, wie man die Stimmen der verlorenen Seelen der Tunnel hören kann, wenn man lang genug den Rohren 'zuhört', es aber als Hirngespinst abtut, sollte man das vielleicht im Spiel selber probieren.
Metro 2033 erzeugt eine umheimliche, kalte, düstere, gefährliche Atmosphäre. Dies merkt man, wenn man allein in einem Tunnel ist, nicht kämpft, aber ständig die Schatten der mutierten Bastarde sieht und sie hört.
Wenn man an die Oberfläche muss, sind das u.a. die bedrückendsten Momente, wo man einfach nur Pause drücken möchte und das Spiel beenden.
Die Gasmaske drückt auf Artjoms Gesicht, er atmet schwer, er keucht und hustet. Am bewölkten Himmel, durch den keine Sonnenstrahlen mehr dringen, fliegen Dämonen umher. Am Horizont sieht man ein kleines Rudel von Nosalis, die gerade eine Leiche auseinander nehmen.
Wenn man das Spiel dann auch noch im hohen Schwierigkeitsgrad spielt, fehlt einem auch noch die nötige Munition, man hat kaum noch Filter für die Maske und kaum noch Medipacks. Dann stellt das Spiel euer Herz auf eine echte 'Pump-Probe'!

Die Grafik in Metro 2033 ist sehr gut. Die Umgebung ist sehr liebevoll gestaltet, überall findet man kleine Details. Jedoch sind die Gesichter der NPCs sehr schlecht animiert, sodass dieses warme Gefühl von Zugehörigkeit, Gesellschaft, Zusammenhalt in den bewohnten Stationen, bei gelbem Kerzenlicht, oft sofort wieder eingerissen wird. Zwar zerstört es nicht die gesamte Stimmung, aber es hätte besser sein können.
Zudem ist die PC-Version scheinbar sehr schlecht optimiert worden, obwohl der Titel primär für den PC entwickelt wurde.
Ich kann mit meinem System Crysis auf vollen Einstellungen mit flüssigen 40 Frames spielen, Metro2033 hingegen hat sogar auf der zweithöchsten Einstellung an manchen Stellen geruckelt.
Dennoch ist die Grafik sehr authentisch und gut, vor allem das Studio 4A Games, die Macher von Metro2033, verdienen ein Lob. Schließlich haben sie für das Spiel eigens eine GrafikEngine entwickelt.
Zu der Atmosphäre tragen auch die Waffen bei. Es gibt zwar nicht viele Waffen, jedoch sind diese unfassbar gut designed. Nur die AK47 und die Kalsch2012 sind Waffen vor dem Krieg, alle anderen sind Waffen, die nach der Postapokalypse gebaut wurden. Aus Schrott. Und so sehen sie auch aus. Das Metall ist rostig, der Holzgriff abgenutzt, das Visier verschmutzt.
Darüber hinaus hat man das gesamte Spiel über oftmals kein HUD. Bei den meisten Waffen sieht man den Munitionsstand an der Waffe selbst. Wie lange noch der Filter an der Maske hält, sieht man auf Artjoms Armbanduhr. Diese zeigt nebenbei auch die echte Uhrzeit des Computers an.
Die Taschenlampe muss regelmäßig mithilfe eines kleinen Handgenerators aufgeladen werden, genauso das Nachtsichtgerät, das man ab dem ersten Drittel finden kann.
Munition sammelt man von Gegner, die man erledigt hat, von Leichen, die von den Mutanten getötet wurden oder in Kisten. Ebenfalls hier gibt es keine Anzeige. Die Patronen sind allesamt in Portionen verpackt, welche man sofort aufnimmt. Somit muss man Leichen immer gründlich durchsuchen.
Das sind alles Kleinigkeiten, die der Atmosphäre unheimlich gut zugutekommt.
Der Sound der Waffen ist eher zweckmäßig und eine AK47 klingt nicht wirklich wie eine AK47. Das Waffenfeedback ist auch nicht besonders authentisch, es fühlt sich immer so an, als hätte man eine dicke Feder zwischen der Schulter und der Waffe. Die deutsche Synchro kann man sowieso vergessen, die ist einfach nur schlecht und vergleichbar mit der Halo-Synchronisation.
Aber in den Einstellungen ist es möglich, die Sprache, die gesprochen wird und die Sprache, der Untertitel separat einzustellen. So eine Funktion braucht jedes Spiel.
Die Levels sind sehr linear. Sogar wenn man an der Oberfläche ist. Die Oberfläche sieht zwar weitläufig an, das ist aber nur eine Illusion, da es immer nur einen richtigen Weg gibt. Es gibt zwar immer ein paar Nebenwege, sowohl an der Oberfläche, als auch in der Metro, die enden aber meist in einer Sackgasse, wo man etwas Munition findet.
Noch ein paar Worte zur KI. Die meschlichen Gegner sind nicht sehr clever, sie suchen zwar aktiv Deckung und fliehen auch vor Granaten. Aber wirklich klug sind sie nicht. Manchmal sehen mich die Gegner nichtmal, wenn ich neben ihnen stehe, von Flankieren ist nie die Rede.
Die Mutanten sind auch nicht sehr clever als Gegner, aber was will man da erwarten? Die greifen halt in einer Gruppe gemeinsam an, und stürmen auf den Spieler zu. Sind halt dumme Tiere.
Alles in allem ist Metro2033 ein wirklich fantastischer Grusel-Shooter. Detailverliebtheit an jeder Ecke, packende Skript-Sequenzen, und eine atemberaubende und bedrückende, klaustophobische Atmosphäre. Das Spiel versprüht so unglaublich viel Charme, das hatte ich das letzte Mal bei Fallout 3.
Das Gameplay und die KI sind zwar scheinbar etwas eingestaubt und für einen Vollpreistitel mit ca 5 bis 6h Spielzeit definitiv zu kurz. Aber für 20€ ist Metro2033 ein absolutes Erlebnis. Bei Amazon schon erhältlich für 8€. Da macht ihr nichts falsch!
Ich kann es kaum erwarten, den Nachfolger in den Händen zu halten.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



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