MMO mit Flügeln und Fehlern

NCsofts jüngstes nennt sich MMO und erschien mehr als ein Jahr nach Korea-Release auch ein Europa. Mit motivierenden PvP, toller Grafik und einem etwas anderem...

von Razyl am: 19.01.2010

NCsofts jüngstes nennt sich MMO und erschien mehr als ein Jahr nach Korea-Release auch ein Europa. Mit motivierenden PvP, toller Grafik und einem etwas anderem Szenario will es sich verankern im durchaus harten, aber von World of Warcraft dominierenden, MMO-Markt.

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Beeindruckende Charaktererstellung

Neben den Login-Bildschirm sieht man als erstes in einen MMO, zumindest im Normalfall, den Charaktererstellungs-Bildschirm samt Klassenwahl. Bei Aion läuft das ein wenig andersherum, nämlich zuerst wählen wir unsere Basisklasse, von denen es vier Stück gibt: Krieger, Späher, Magier und Priester – jeweils in der männlichen oder weiblichen Ausführung. Danach dürfen wir uns unseren Charakter erstellen und wir sind das erste Mal beeindruckt – über 30 vorgefertigte Charakteraussehen, über 40 Frisuren, massenweise besondere Einstellungen zum Körperbau und wahnsinnige Größenunterschiede (von richtig, richtig klein zu einem Goliath-Riesen). So etwas gab es bisher in MMOs eher seltener und gehört bei weitem nicht zur Standard-Ausstattung, aber wir wollen das Ganze natürlich nicht überbewerten. Wichtig ist das, was danach kommt – das Leveln und was nach den Maximallevel noch passiert.

Um was geht es überhaupt?

Nachdem wir unseren Charakter erstellt haben, erfahren wir erste Details über die Geschichte von Aion, wenn auch nur kleine Details. Wir erzählen euch die Hintergrundgeschichte nun dennoch im Kurzformat. Wie in Fantasy-Spielen so üblich, ist in Aion irgendetwas schrecklich danebengegangen. Das liegt zwar schon ein paar Jahre zurück, aber irgendwie interessiert es immer noch jeden, und natürlich auch uns. Das erste was wir merken: Der Planet ist in zwei Teile zerfallen und jeweils eine Hälfte ist derzeit ausgelegt für die zwei spielbaren Klassen in Aion -- Elyos (auf der sonnengewandten Seite des Planeten) und Asmodier (auf der anderen Seite des Planeten ohne Sonnenlicht). Und somit ist auch die Ausgangslage klar: Die Asmodier mögen die Elyos nicht und andersrum. Denn eins war Atreya ein schöner Planet, aber durch einige Missgeschicke, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen, ist der Planet zerfallen und seitdem herrscht Streit zwischen den beiden Völkern.

Für welche Fraktion man sich am Ende auch entscheidet, zu Beginn sehen wir ein kurzes Intro-Video, das uns als strahlenden Helden der Fraktion zeigt, der sich mit aller Kraft in der Schlacht wehrt – sehr gut inszeniert – doch blödsinniger weise erleiden wir einen kleinen Unfall bei der Schlacht und vergessen unser Gedächtnis. Um wieder all unsere Sinne und Fähigkeiten zu erlangen heißt es nun: 50 Mal Leveln und das wird gar nicht so einfach. Neben den Elyos und den Asmodier gibt es noch die Balaur, aber zu denen später mehr.

„Willkommen in Atreya!“

Nachdem das Intro-Video vorbei ist befinden wir uns in Atreya – zumindest auf einer Seite des ehemaligen Planeten. Hier bekommen wir unsere ersten Quests und Levelaufstiege und erfahren nach und nach etwas mehr über unsere Vergangenheit. Doch, so motiviert wir am Anfang sind, so schnell löst sich die Motivation auch auf. Neben den, eigentlich ganz nett gemachten, Story-Quests (die uns mehr über uns und über Atreya erzählen), gibt es sehr viele öde Quests, die nach einem 08/15 Schema verlaufen: „Töte 10 Stück davon, Sammle 5 davon, besorge 20 Stück hiervon“… Nehmen wir das am Anfang noch hin, als Anfängerquests bemerken wir spätestens nach den Erreichen von Level 10 und dem neuen Gebiet, dass sich fast gar nichts ändert.
Weiterhin verlaufen die Quests nach demselben Schema, Abwechslung gibt es nur selten. Dazu kommt die verwirrende Questführung. Wir sind mit einem Areal vielleicht erst zu 50 Prozent fertig, da schickt uns die nächste Quest schon in ein neues Gebiet und wir verpassen einige Aufgaben. So entstehen schnell Auftragslücken, die eigentlich so nicht vorhanden sind – viel Potential verspielt NCsoft im Questbereich, das zudem zu den wichtigsten Elementen eines MMOs gehört. Sobald man Level 40 erreicht nehmen aber auch die Quests ab. Ab da beginnt (zumeist) der Zeitraum des Grinden, also des ständigen Tötens von Gegnern, ohne Quest.

Basis-Klassen und Fortführung

Wie wir schon bei der Charaktererstellung erwähnten gibt es in Aion vier Basisklassen. Sobald man im Spiel den zehnten Level erreicht, darf man sich zwischen zwei Unterklassen entscheiden, die dann unsere endgültige Klasse repräsentieren. Aus dem stolzen Krieger wird entweder ein Templer (für defensive Aufgaben geeignet) oder ein Gladiator (für offensive Aufgaben). Die Magier entscheiden sich für den Zauberer oder den Beschwörer, der Späher darf entweder ein Assassine oder ein Jäger werden und der Priester muss ein Kantor oder Kleriker werden. Dabei verlässt sich Aion auf die typischen Klassen, die man aus anderen MMOs so kennt (Zauber, Fernkampf, Nahkampf), wodurch sich die Gruppenbildung als relativ einfach erweist.

Wir können… fliegen!

Mit Erreichen von Level Zehn dürfen wir uns nicht nur unsere Unterklasse auswählen, sondern wir bekommen auch Flügel. Genau, Flügel. Und damit kommen wir auch zu einer Besonderheit von Aion, dem Fliegen. In ausgewählten Gebieten dürfen wir, dank unserer Flügel, fliegen, allerdings nicht unbegrenzt. Nach einer bestimmten Zeit endet unser Ausflug in die Luft und sollten wir dann noch irgendwo herumschweben hoch oben, werden wir wohl bald den harten Boden spüren.

Besonders in der Abyss, dem PvP-Gebiet von Aion, ist Fliegen sehr wichtig, da wir auch in der Luft uns mit Spielern und anderen Gegnern duellieren dürfen. Dank verschiedener Portale laden wir unsere Flugzeit immer wieder kurz auf, so dass wir nicht allzu schnell abstürzen. Später können wir die Zeit, die wir in der Luft verbringen dürfen, erhöhen mit Tränken, kostbaren Manasteinen (diese baut man in die getragenen Ausrüstung hinein) und mit Titeln, die man im Laufe des Spiels sich ergattern kann. Wer viel Kinah, die Währung in Aion, besitzt, kann sich auch neue Flügel kaufen, um die Flugzeit von einer Minute auf bis zu zwei Minuten zu erhöhen.

PvP in der Abyss

Neben den durchaus gelungenen Fliegen besitzt Aion eine weitere Besonderheit: Das PvP in der Abyss, das sich vom normalen PvP, wie man es aus Genre-Vertretern kennt, etwas abhebt. Das PvP betreiben wir in der, eben genannten, Abyss, eine große PvP-Zone, die wir erst mit Level 25 betreten dürfen. Hier kommen wir übrigens nur voran, wenn wir Fliegen, ansonsten werden wir wohl kaum unseren Zielort erreichen. In der Abyss gibt es dazu noch Quests, wo das Fliegen ebenfalls wichtig ist und es gibt Artefakte und Festungen. Nehmen wir eine Festung ein steigt unser Einfluss in der Zone und wir bekommen Rabatte bei den NPC-Händlern, zudem gibt es auch NPC-Händler in den Festungen, die allerhand tolles Zeug für uns haben. Sollten wir die Festung verlieren, verlieren wir den Einfluss, die Rabatte und die NPC-Händler der Festung.

Diese Festungen sind übrigens nicht neutral, sondern gehören den Balaur – und damit kommen wir zur nächsten Besonderheit von Aion. Die Balaur sind eine NPC-Rasse, die sehr mächtig ist und ihre Festungen natürlich nicht freiwillig abtritt. Also heißt es erstmal die Balaur vertreiben (also bekämpfen), um damit die Festung zu erobern – das klingt wesentlich einfacher, als es ist. Meistens kommt noch die gegnerische Fraktion dazu und aus dem PvP wird PvPvE – und dann wird es meistens kompliziert. In der Festung bekämpfen wir die Balaur und die gegnerische Fraktion, sollten die Balaur abhauen, bekämpfen wir nur noch die gegnerische Fraktion und versuchen die Gebäude innerhalb der Burg zu erobern. Sollte es nun passieren, dass eine Fraktion zu mächtig wird schalten sich die Balaur wieder ein und aus dem PvP wird wieder ein PvPvE – so verhindert NCsoft, dass eine Fraktion zu mächtig wird auf einem Server. Das funktioniert so gut, wie immer und motiviert auch, so dass man nicht immer die Siegende Hand ist und man muss auch mal etwas tun für seine Fraktion.


Neben diesen motivierenden Festungsschlachten existiert auch normales PvP in der Abyss. Fast überall bekämpfen sich Elyos und Asmodier und wir können zum Kampf dazu fliegen und kräftig mitmischen. So macht das PvP viel Spaß… bis man merkt, dass man nicht mehr lange fliegen kann. Durch das PvP ergattern wir auch die Abyss-Punkte, die unseren Soldaten-Rang und den Rang unserer Legion (die Gilden in Aion) bestimmen und wir können uns dafür tolle Ausrüstung kaufen – so motiviert man Spieler zum PvP!
Problematisch wird es für Spieler, die in der Abyss sind, um dort friedlich zu questen, um im Level aufzusteigen. Da kann es immer mal wieder passieren, dass man von Spielern der gegnerischen Fraktion aufgemischt wird und das demotiviert beim Leveln.

Tolle Grafik, hübscher Sound

Aion gehört zweifelsohne zu den hübschesten MMOs, die es derzeit gibt. Dank der Cry-Engine 1 (bekannt aus Far Cry) sieht das Spiel sehr hübsch und detailliert aus, zudem das Spiel sehr flüssig läuft. Das sehr tolle Wasser ist dabei nur das Sahnehäubchen auf der prachtvollen Grafik, die durch satte Farben hervorsticht. Zwar mag das asiatische Setting nicht jedem gefallen, aber als hässlich kann man es nicht bezeichnen. Dazu wirkt das Spiel wie aus einen Guss, auch wenn man hier und da mal ein paar etwas schwächere Texturen entdeckt.

Das negative an der Engine ist, dass NCsoft diese nicht für das PvP angepasst ist. Nicht vom Design her, sondern von der Optimierung. Wir konnten außerhalb der PvP-Schlachten Aion auf vollen Details spielen, sobald wir aber in der Abyss waren und es zum PvP ging fielen die Frames rapide ab und wir mussten die Grafik bis auf die mittleren Einstellungen herunterschrauben, obwohl nicht viel mehr los war, als wir in einer Gruppe unterwegs waren, um ein paar Quests zu machen. In unregelmäßigen Abständen hatten wir auch mit Abstürzen zu kämpfen, die fast nur in der Abyss auftraten.

Soundtechnisch spielt Aion ebenfalls weit oben mit. Der Soundtrack ist einfach nur Klasse und bietet neben schnellen Kompositionen, auch langsamere, die fast immer zum jeweiligen Gebiet passen. Da hört man Gerne hin und betrachtet manchmal auch nur das bunte Treiben. Kleine Erwähnung hier am Rande: in Aion kann man seinen eigenen Wegladen eröffnen und seine selber hergestellten Waren verkaufen, da kann man auch zur Musik zuhören.

Fazit

Aion bietet dank dem motivierenden PvP und dem Fliegen einiges, aber die langweiligen Quests machen das Leveln im Spiel zu einem harten Stück Arbeit und dabei soll ein Spiel eigentlich nicht in Arbeit ausarten. Bis man Level 25 erreicht würde man liebend gern das Spiel deinstallieren und nie wieder sehen. Hat man es dann doch geschafft und steigt zum ersten Mal in die Abyss ein fühlt man sich ein wenig besser, bis man merkt, dass man noch 25 Level schaffen muss.

Der asiatische Stil ist zwar auch nicht so meins, aber grafisch hat es der Titel mir schon angetan. Auch der Sound gefiel mir gut, aber dennoch werde ich das MMO nicht weiterspielen. Zwar macht das PvP viel Spaß, aber noch weiter leveln will ich nicht – dafür sind mir die Quests auf Dauer zu eintönig. Dennoch ist Aion eine gute Alternative zum Genre-Primus World of Warcraft, wenn auch hauptsächlich in PvP-Richtung.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Charaktermodelle, Effekte, Animationen
  • Sound: toller Soundtrack, nette Sprecher
  • Balance: viele Solo- und Gruppenaufgaben
  • Atmosphäre: Zwischensequenzen, Festungskampf
  • Bedienung: Ab level 10 fliegen, viele Komforteinstellungen
  • Umfang: viele Quests, relativer Ausgleich von PvE und PvP
  • Quests/Handlung: motivierendes PvP, Kampagnenaufgaben
  • Teamwork: viel Handel, viel Gruppenarbeit (im PvP)
  • Kampfsystem: effektreich, viele Sonderfähigkeiten
  • Items: viele Belohnungen und Rezepte fürs Handwerk
  • Grafik: für (großes) PvP eher schlecht
  • Sound: nervige Kampfmusik
  • Balance: einige Soloaufgaben nicht solo machbar
  • Atmosphäre: -
  • Bedienung: schlechte Weltführung, zu oft Absturz im PvP
  • Umfang: ab Level 40: Weniger Quests
  • Quests/Handlung: zu viele Grinding-Quests
  • Teamwork: -
  • Kampfsystem: teilweise lange Abklingzeiten für Fähigkeiten
  • Items: -

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(3)
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