Abgesoffen

Den Hype um das Spiel habe ich damals noch mitbekommen, als ich mit PC-Spielen gar nichts am Hut hatte. Beim Reinzappen auf GIGA war die Werbung in der Heavy...

von - Gast - am: 22.02.2009

Den Hype um das Spiel habe ich damals noch mitbekommen, als ich mit PC-Spielen gar nichts am Hut hatte. Beim Reinzappen auf GIGA war die Werbung in der Heavy Rotation und mir hat es damals schon imponiert, was inhaltlich und technisch in Sachen Shooter möglich war.

Mit dem Spiel habe ich mir Zeit gelassen, weil ich zuvor die Demo auf einem alten System gespielt habe. Es war potthässlich und unspielbar, aber dafür kann 'Bioshock' natürlich nichts. Mittlerweile kommt der Rechner damit bestens zurecht, das Spiel gibt's im chicen Steelbock für 15€ nachgeschmissen - Abtauchen!

Der Anfang stimmt erwartungsvoll in ein Unterwasserszenario ein, das in den 50er Jahren angesiedelt ist. Der Spieler alias Jack erleidet einen Flugzeugabsturz und beginnt damit sein Abenteuer zwischen brennenden Wrackteilen. Zufälligerweise - oder auch nicht - ragt ein mysteriöser Turm aus dem Wasser, in den man sich retten kann. Es bleibt keine andere Möglichkeit als eine Tauchkugel zu betreten und darin über Funk die Bekannschaft mit dem Fremden Atlas zu machen - und Rapture.
Andrew Ryan hat eine Großstadt auf dem Meeresboden erbaut, die Zuflucht einer gesellschaftlichen Elite gewähren sollte. Rapture versinkt langsam, denn eine begehrte Substanz namens ADAM treibt die Bewohner in den Wahnsinn. ADAM verleiht aussergewöhnliche genetische Fähigkeiten - sogenannte Plasmoide - und Jack ist gezwungen sich ab und an etwas von dem Zeug in die Venen zu treiben, um mit den Händen Feuerbälle, Blitze, Eis undwasweissich auf seine Gegner zu schleudern. ADAM wird von den 'Little Sisters' erzeugt. Kleine, 'besessene' Mädchen gewinnen den Saft aus Leichen und ein kampferprobter 'Big Daddy' beschützt sie dabei. Diese gepanzerten Ungetüme müssen bezwungen werden, will man an das kostbare ADAM der Little Sisters gelangen.

Viel mehr erfährt man anfangs nicht und das gefällt mir. Das Spiel beginnt ohne Einleitung. Man weiss nichts über die Umstände in Rapture und muss selbst herausfinden, warum es Jack ausgerechnet in diese Welt verschlagen hat. Die Geschichte offenbart sich erst im Laufe Spiels und lädt zum ausgiebigen entdecken ein.
Hier liegt aber auch schon eines der großen Mankos, denn die Geschichte wird nur erzählt. Entweder über Atlas, der uns via Funk durch Rapture führt, und über die unzähligen herumliegenden Tonbandgeräte die man einsammeln kann. Der Fall von Rapture ist komplex und so atmosphärisch die vielen Anekdoten und Informationen von verschiedenen Personen auf den Bändern auch sein mögen, ist es eine reichlich bequeme Methode eine Story zu erzählen. Irgendwann wird es lästig, manchmal geradezu ärgerlich, wenn beim Abhören gerade ein Kampf losbricht und man in der Hektik nur die Hälfte mitbekommt.

Das Spiel an sich hat nicht viel zu sagen. Viel Lob gab es für seine Entscheidungsfreiheiten kombiniert mit moralischen Aspekten, die für sich schon interessant, aber vollkommen überschätzt sind. Der Spielverlauf beschränkt sich lediglich auf den Umgang mit den Little Sisters und wie man mit ihnen verfährt, um an das ADAM zu kommen. Rettet man die Mädchen, bekommt man wenig ADAM, aber dafür ein reines Gewissen. Bringt man sie um, erlangt man mehr ADAM, kann seinen Körper schneller aufrüsten und hat dadurch ein leichteres Spiel.
Dieser Ansatz ist nett, bleibt aber eben auch die einzige Interaktion auf das Ende und da hatte schon ein 'STALKER' weitaus mehr Möglichkeiten ein Spiel zu gestalten bzw. zu personalisieren.
Wesentlich besser gefallen mir die Ideen und Wendungen im letzten Drittel des Spiels. Hier werden kluge Spitzen auf die Spielemechanik typischer Ego-Shooter abgefeuert und es gibt einen spannenden Seitenwechsel!

Das war's dann auch schon mit den Innovationen. Man kann zwar noch ausgiebig mit Waffen und Plasmoiden hantieren, aber hier wurde zuviel gewollt und scheitert an den eignen Ansprüchen. Viele nette Gimmicks mit einem Handstreich auszuführen macht nur für eine Weile Spaß. Bestimmt kann man einige Zeit damit zubringen den Gegner möglichst kreativ zu erledigen, aber um effektiv voranzukommen beschränkt sich das Arsenal eh auf wenige Favoriten.
Meistens ausgerechnet die unspektakuläre Rohrzange, denn damit sind die meisten Gegner am schnellsten auszuknocken. Das ist dann auch eher lästig, weil einzig die Big Daddys eine Herausforderung darstellen, bei einem Fight mit den Papas rummst es dann auch ordentlich im Gebälk und ist schöne Action.

Das restliche Gameplay ist erstaunlich trist und erinnert zuweilen an die Keller-Safari 'Doom 3'. Das Art Deco-Setting ist zweifelsohne ein Augenschmaus. Nicht selten erschreckt und freut man sich über gelungen ausgeleuchtete Szenerien, bizarre Arrangements und die Vielfältigkeit der visuellen Einfälle. Das sieht alles toll aus, ist aber nicht sonderlich einnehmend, weil alles einen bühnenhaften Charakter hat. Zu Beginn gibt es eine sehr schöne Sequenz, die die allgegenwärtige Bedrohung dramatisch inszeniert. Das Heck des abgestürzten Flugzeugs donnert in den Wassertunnel, in dem sich der Spieler gerade befindet. Er kann sich vor den einbrechenden Wassermassen retten, danach verkommt auch das Wasser zur Deko und wird überhaupt nicht mehr relevant. 'Bioshock' ist da eher dem 'Haunted House'-Genre zuzuordnen. Hier und da wird's mal etwas spooky, an zwei Stellen hab' ich mich gut erschrocken, aber ein Nervenfetzer isses nicht. Auch weil die Gegner kaum ernstzunehmen sind. Bis auf die Big Daddys flippen immer wieder die 'Splicer' durch die Gegend, stürzen sich ständig auf den Spieler wie ein Goofy auf Crack, nur um einen Klaps mit der Rohrzange zu empfangen. Selbst die Maschinen agieren hysterisch, wie diese herumfliegenden, schrill klingelnden Überwachungsroboter. Da freut man sich fast, wenn der Spieler ins Grad beisst und das Geschepper nicht mehr hören muss.

'Bioshock' hat viele schöne Einfälle, viele Möglichkeiten, eine tolle Optik und ist - für 15€ - vorbehaltlos zu empfehlen! Die erwartete Genre-Revolte ist es für mich nicht, dafür steht es sich selbst zu sehr im Weg. Ist stellenweise unangenehm gezwungen originell, zwar mit netten Moment-Ideen, die sich auf lange Sicht aber selten bewähren. Ein ordentliches Spiel, mehr nicht.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(4)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.