Packend inszenierte, aber auch recht blasse Shooter Action

Mit offenen Mündern saßen die Spieler an ihren Schreibtischen, als sie „Call of Duty 4-Modern Warfare“ durchgespielt haben und die Credits über die Bildschirme...

von AlexX2 am: 27.11.2009

Mit offenen Mündern saßen die Spieler an ihren Schreibtischen, als sie „Call of Duty 4-Modern Warfare“ durchgespielt haben und die Credits über die Bildschirme flossen: Weniger, weil der Shooter wahnsinnig kurz war, mehr deshalb, da der vierte Teil der Call of Duty- Reihe ein echtes Meisterwerk und eines der besten Action-Spiele aller Zeiten war. Der Grund: Statt eintönigem Geballer im Zweiten Weltkrieg gab es packende und spannende Einsätze mit modernem Waffenarsenal und einer kinoreifen Handlung. Ein Jahr später nun bringt Entwickler Treyarch („Call of Duty 3“) den mittlerweile schon fünften Teil mit dem Untertitel „World at War“ heraus und erneut zum Szenario Zweiter Weltkrieg. Ein Ärgernis, denn die Thematik ist schon mehr als abgenutzt, Treyarch aber holt das beste heraus mit einer brutalen und packenden Inszenierung, macht aber auch einen Rückschritt, da man all das irgendwo schon mal gesehen hat.

Ab aufs Schlachtfeld!

„World at War“ beginnt mitten im Pazifik. Im Pazifik? Ja, denn der Krieg gegen Japan ist zumindest eine kleine Auffrischung im sonst so verbrauchten Genre. Sie spielen den amerikanischen Soldaten Private Miller, der von den Japanern gefangen gehalten wird. Gerade haben die einen Ihrer Kameraden auf eine sehr brutale Weise zur Strecke gebracht und wollen mit Ihnen das gleiche anstellen, da kommt Rettung in letzter Not. Ein amerikanischer Trupp eilt herbei, tötet die Japaner und drückt Ihnen eine Waffe in die Hand und schon geht es los. All das ist geskriptet, wie eigentlich alles im Spiel. Zwar wirkt die Szene atmosphärisch und echt, kann aber nicht einmal im Ansatz mit dem Beginn vom grandiosen Vorgänger mithalten, da sie weder ein echtes Tutorial, noch einen Handlungszusammenhang hat. Kein Vergleich zum spannenden Schiffseinsatz zu Beginn von „Call of Duty 4“. Stattdessen geht es ohne viel Erklärung mitten in die Schlacht. Das Spiel läuft noch keine halbe Minute und schon rennen japanische Soldaten schreiend übers Feld, die wir mit einer Schnellfeuerwaffe umnieten und Strandhäuser explodieren spektakulär, während unsere Deckung mit Granaten bombardiert wird. Eine Verschnaufpause gibt es aber nicht. In den folgenden 6 Stunden (länger ist „Call of Duty 5“ nicht) geht es mindestens genauso wild zur Sache. Sprich: Der fünfte Teil ist mal wieder ein klassisches Call of Duty wie der zweite Serienteil: Massig Gegner ohne Ende und ganz viel Wumm.

Burn to be wild

Die Einsätze sind deutlich weniger interessant als im Vorgänger, was in erster Linie einfach am Szenario liegt. Weltkrieg kennt man schon, moderne Spezialeinheitseinsätze sind einfach cooler. Trotzdem sind die Missionen in „Call of Duty 5“ keineswegs langweilig, denn die Japaner verhalten sich anders als die bekannten Deutschen. So campen sie in Palmen oder machen überraschend wie aus dem Nichts eine Kamikaze Attacke und stürmen auf Sie zu. Blöd, wenn man in der Situation gerade nachladen muss. Dann heißt es: blitzschnell die V-Taste drücken, um den Angreifer arg brutal mit einem Messer zu erstechen. Überhaupt ist das Spiel um einiges härter als die Vorgänger. Viel Blut, brennende Gegner und fliegende Körperteile sind keine Seltenheit, zumindest in der englischen Version. Um den todesmutigen Japanern entgegentreten zu können, gibt es als neue Waffe den Flammenwerfer. Mit dem räuchern Sie Schützengräben aus und halten sich die Kamikaze-Soldaten vom Leib. Dazu breitet sich das Feuer ähnlich wie in „Far Cry 2“ weiter aus, wenn auch nicht so effektiv. Doch die Waffe ist etwas zu mächtig, denn kein Gegner hat eine Chance und eine Munitionsbegrenzung gibt es auch nicht. So bleiben Tommy und Riffle gern mal liegen.

Leise durch die Massen

Während es im Pazifik mächtig rummst, beginnen die Einsätze Russlands ruhiger. In Stalingrad müssen Sie sich in der Haut des sowjetischen Soldaten Petrenkwo mit ansehen, wie Deutsche durch die Straßen gehen und Verletzte Kumpanen erschießen. Kurz darauf begegnen Sie dem russischen Offizier Reznov, der Sie mit einer Sniper ausstattet und durch die Straßen der zerstörten Stadt begleitet- leise wohl gemerkt. In dieser Mission kommt kurz wieder das Gefühl der ganz besonderen Stimmung, das man im Vorgänger bei der Tschernobyl-Mission hatte: ein spannender Schleicheinsatz, in dem man sich still an Deutschen vorbeischmiegt und Scharfschützen ausschaltet. Ein bisschen Action gibt es dann aber doch, Sie werden entdeckt und fliehen in einer spektakulär inszenierten Sequenz aus einem brennenden Haus, das war´s dann auch mit der Ruhe im ganzen Spiel. Für den Rest gilt: linke Maustaste gedrückt halten und ja nicht wieder loslassen, was aber nicht schlecht ist, denn die Action ist gewohnt großartig in Szene gesetzt. Panzer rollen übers Feld und schlagen kräftige Salven in Häuser, die daraufhin zusammenbrechen. Granaten hinterlassen Piep-Töne, wenn diese in der Nähe hochgehen und die klassischen Benzinfässer gibt es auch. Die Soundkulisse übertrifft sogar den Vorgänger, so sprechen die gegnerischen Soldaten in ihrer echten Sprache.

Banzai!!!

Technisch kann „Call of Duty 5“ also voll überzeugen, jedoch hinkt es spielerisch hinterher. Zwar spielen sich die Einsätze fordernd, spannend und kurzweilig, doch besondere Story-Momente sowie neue Ideen fehlen. Alles hat man schon einmal gesehen und bevor sich aber ein Abnutzungseffekt einstellen kann, ist das Spiel auch schon wieder vorbei- nach 6 Stunden- und ohne, dass irgendetwas Erwähnenswertes in der Story passiert wäre. Trotzdem ist „Call of Duty 5“ ein gutes bis sehr gutes Spiel, da es nicht all zu viel falsch macht und für zwischendurch die hollywood-reifste Schlachtfeldatmosphäre bietet auch dank der überzeugenden KI. Die Gegner verhalten sich glaubwürdig, so gehen sie im richtigen Moment in Deckung und die Kamikaze stürmen lebensmüde auf Sie ein, die Deutschen verschanzen sich da lieber und löchern Sie mit Mg-Nestern zu. Leider fallen ab und zu Aussetzer auf, die es in den Vorgängern nicht gab. Es kam hin und wieder vor, dass Gegner einfach regungslos stehen blieben, zum Glück eine Seltenheit.

Im Team in den Krieg

Mit 5 Schwierigkeitsgraden ist „Call of Duty 5“ einsteigerfreundlich und durch den höchsten fordert es selbst Profis. Doch immer wieder wechseln sich simple Schieß-Einlagen mit sehr kniffligen Stellen ab. So ist man in der Panzer-Mission schnell Schrott und beim Reichstagsturm muss man zu lange im Gefecht gegen schier unendliche Nazis durchhalten. Den meisten Ärger gibt es aber, wenn der Gegner Granaten wirft. Dann heißt es: wegrennen oder schnell zurückwerfen, was aber oft nicht im Eifer der Schlacht zu schaffen ist, vor allem da die heißen Dinger extrem schnell hochgehen. Optisch ist das Spiel eine wahre Augenweide durch zig Skriptsequenzen, Spezialeffekte, tollen Gesichtern und Animationen sowie echt wirkenden Schlachtfeldern. Das Beste: Die Hardware-Anforderungen halten sich recht in Grenzen und sind kaum höher als vom vierten Teil. Wer nach der kurzen Solo-Kampagne enttäuscht ist, kann im wieder mal hervorragenden Multiplayer- Modus Online-Punkte sammeln und auf LAN-Partys Spaß haben.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: grandiose Effekte, Animationen, Licht und Schatten
  • Sound: beeindruckender 5.1 Schlachtfeld-sound kinoreif!
  • Balance: 5 Schwierigkeitsgrade,fair,fordernd,leichtzuBeginn
  • Atmosphäre: packende Kriegs-Atmo, tolle Skripts
  • Bedienung: ideale Shooter-Steuerung, faire Speicherpunkte
  • Umfang: nie langweilig, MP und Koop im Gepäck
  • Leveldesign: abwechslungsreiche Levels, spannende Missionen
  • KI: geht in Deckung, wirft Granaten
  • Waffen & Extras: alles was der2.WKzu biete hat,Panzer/FlugMission..
  • Handlung: schick inszeniert
  • Grafik: Texturen aus Nahansicht etwas matschig
  • Sound: -
  • Balance: einige Stellen arg schwer
  • Atmosphäre: -
  • Bedienung: -
  • Umfang: nur 6 Stunden lang, wenig Wiederspielwert
  • Leveldesign: folgt gleichem Schema, zu linear
  • KI: Respawns wirken etw. lächerlich, seltene Aussetzer
  • Waffen & Extras: ...die keinen mehr vom Hocker hauen
  • Handlung: ohne jeden Zusammenhang, keine Strukutur

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(3)
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