Popcorn Kino zum Selberspielen ohne Seele

Vor fast vier Jahren markierte der Ego – Shooter Crysis einen neuen Höhepunkt in der Spiele Historie. Grafik und Spieldesign verblüfften selbst die größten...

von AlexX2 am: 04.11.2011

Vor fast vier Jahren markierte der Ego – Shooter Crysis einen neuen Höhepunkt in der Spiele Historie. Grafik und Spieldesign verblüfften selbst die größten Skeptiker und gelten bis heute als unübertroffen. Nun liegt es am eigenen Nachfolger in der Hand, das zu ändern. Nach ausführlichem Test können wir sagen: Entwickler Crytek ist zwar ein spektakulärer Action Blockbuster gelungen, ein weiterer Meilenstein leider nicht.

Grundlos im Big Apple

Wir erinnern uns. In Crysis sind wir als Soldat Nomad mit einer futuristischen Spezial Einheit auf einer tropischen Insel auf außerirdische Lebensformen gestoßen. Am Ende wurde die Insel per nuklearen Atomschlag zerstört und mit ihr scheinbar die bedrohlichen Aliens. Unser Searge Prophet, von dem wir eigentlich glaubten, er sei tot, kontaktierte uns plötzlich über Funk, dass es noch nicht vorbei sei, er aber wüsste, wie man die Wesen besiegen kann. Schnitt. Nach dem viel zu abrupten Ende des Vorgängers geht die Geschichte in Crysis 2 nun endlich weiter, ohne wirklich weiter zu gehen. Stattdessen machen wir einen ordentlichen Sprung vom Tropenparadies in den grauen Großstadtdschungel von New York. Zwar befinden wir uns zu Beginn wieder als Soldat mit einer Einheit in einem Flugzeug, diesmal jedoch nicht als Nomad sondern als Alcatraz. Auf einmal stürzen wir ab, können uns aus dem Wrack retten und sehen vor uns den brennenden Big Apple. Da kommt auch schon Prophet auf uns zu und hält uns einige Aliens vom Leib. Anhand der wieder mal beeindruckenden Grafik würden wir jetzt gerne mit offenen Mündern staunen, können aber anhand des sehr verwirrenden Beginns nur mit der Stirn runzeln. Denn anstatt das so offene Ende des ersten Crysis zu erklären, werden wir ohne Erklärung einfach aufs Schlachtfeld geschickt. Und weshalb der verschollene Prophet auf einmal in New York vor unserer Nase auftaucht, als sei Nichts gewesen, lässt uns umso mehr im Dunkeln zurück. Dass Crysis 2 zu Beginn die Bezugspunkte zum Vorgänger fehlen, ist aber leider nicht das einzige Problem des Spiels.

Allein gegen alle

Nach dem Prophet uns gefunden hat, reicht er gleich mal seinen außergewöhnlichen Kriegsanzug an uns weiter, den Nano Suit. Den kennen wir natürlich noch aus dem ersten Crysis. Damals war unsere ganze Einheit von Beginn an damit ausgestattet, diesmal bekommen wir den Super Anzug erst nach ein paar Minuten und sind während des ganzen Spiels auch der einzige, der damit ausgestattet ist. Tatsächlich haben wir das Gefühl, eine Ein Mann Armee zu sein, die sich den Aliens (die diesmal den Namen Seph tragen) entgegenstellt.

Suit up

Trotzdem bekommen wir später immer mal wieder Unterstützung von KI Soldaten, zu Beginn sind wir jedoch erst mal komplett auf uns gestellt. Nach ein paar Schritten werden wir mit menschlichen Widersachern konfrontiert. Warum wir nicht nur gegen Außerirdische sondern auch feindliche Söldner kämpfen, wird zu einem späteren Zeitpunkt aufgeklärt. Aber egal gegen wen wir nun antreten, unser bester Freund ist der Nano Suit. Am Anfang macht uns das Spiel uns langsam und mit dem Anzug vertraut, der wie im Vorgänger wieder mal alle möglichen Tricks auf Lager hat, wenn auch etwas verändert. Der neue Nano Suit 2.0 wurde von Crytek etwas abgespeckt. So gibt es nur noch den Panzer- und den Tarnmodus. Klingt zunächst mager, ist aber ein wahrer Segen für das Spiel. Denn anstatt wie bisher ständig zwischen den vielen Modi fummelig hin und her zu wechseln, benutzen wir noch die Tasten Q und E.

Call of Crysis

Das ganze Spielgeschehen ist nun flotter und um einiges kompakter zu bedienen, erst Recht, da erhöhte Geschwindigkeit, Sprungkraft und Stärke auch weiterhin vorhanden sind, allerdings automatisch aktiv, sobald benötigt. Sprinten wir etwa los, sind wir unheimlich schnell, während die Anzugsenergie sinkt. Die ist neben der Munition auch die einzige Anzeige, auf die wir wirklich achten müssen. Einen Gesundheitsbalken gibt es nicht mehr. Wie in Call of Duty Black Ops heilen wir uns automatisch, wenn wir in Deckung gehen. Mit dem Panzermodus verlängern wir noch ein wenig unsere Lebenszeit, was auch bitter nötig ist, da wir sehr schnell das Zeitliche segnen.

Harte Nuss

Überhaupt fällt Crysis 2 im Vergleich zu seinem Vorgänger überraschend schwer aus. Obwohl es gleich fünf Schwierigkeitsgrade gibt, müssen wir uns bereits auf dem zweitniedrigsten mit der brutal harten Gegner KI herumschlagen. Dass das Spiel etwas anspruchsvoller ist und wir oft in Deckung gehen müssen, ist vertretbar. Frustrierend ist jedoch, dass unsere Feinde einfach zu viel Kugeln aushalten. Oft verbrauchen wir ganze zwei Magazine, bis ein einziger Soldat endlich zu Boden geht. Dabei tragen wir einen modernen Super Anzug – unser Gegner nicht. Ärgerlich ist das erst Recht, da Crytek völlig unverständlicherweise das freie Speichersystem des ersten Teils nun durch viel zu weit entfernte und meist unlogisch verteilte Kontrollpunkte ersetzt hat. Spätestens hier merkt man, dass Crysis 2 auch für die Konsolen entwickelt wurde.

Strategie die keiner will

Eine an sich feine Neuerung von Crysis 2 ist durch den sehr hohen Schwierigkeitsgrad ebenfalls eine Zwickmühle. Betreten wir einen Level, zum Beispiel eine New Yorker Straße voller Soldaten und Aliens, können wir die Nano Vision aktivieren. So zeigt uns das Spiel über ein HUD an, welche taktischen Möglichkeiten wir besitzen. Zudem können wir Gegner markieren und Munitionskisten sichten. An sich eine tolle Idee, die sich in der Praxis aber nie recht entfalten will. Oft knobeln wir minutenlang über unsere Strategie nach und markieren die zahlreichen Feinde, nur um dann mal wieder nach ein paar Treffern zu sterben. Lust auf erneutes umfangreiches Taktieren haben wir dank fehlendem freien Speichern nicht. Also stürzen wir uns einfach blind aufs Schlachtfeld. Actionreiches Ballern und Herumspringen mit dem Nano Suit sieht dabei sehr schick aus, endet aber meist schnell mit dem Drücken der Quickload Taste. Die erfolgreichste Methode ist tatsächlich das feige Herumschleichen. Mit dem Tarnmodus machen wir uns für eine kurze Zeit einfach unsichtbar und umgehen die Feinde. Das mag unspektakulär sein, ist aber häufig der einzige Weg, wenn man nicht ständig sterben will. Am Ende hetzt uns Crysis 2 sogar so viele Gegner auf den Hals, dass wir gar nicht mehr drum rum kommen, uns ständig unsichtbar zu machen und uns vorbei zu mogeln. Ärgerlich.

Eine Note Michael Bay

Auch wenn wir nun ganz schön gemeckert haben, ist Crysis 2 dennoch ein sehr gutes Spiel mit vielen Stärken. Vor allem die Kämpfe in den Straßenschluchten von New York suchen derzeit ihresgleichen. Zwar ist alles geskriptet, aber längst nicht so eindeutig wie in den Call of Duty Spielen. Schusswechsel, brüllende Kameraden, ein in sich zusammen stürzendes Gebäude – alles wirkt wie aus einem Guss und sorgt oft für offene Münder. Doch auch wenn mal nichts passiert, gibt es dank der technisch beeindruckenden Cry Engine 3 viel zu staunen. Mal wieder bekommen wir von Crytek allerhöchste Grafik – Kost geboten und das deutlich weniger Performance - hungrig als im Vorgänger. Allerdings macht die Grafik seit dem ersten Crysis von 2007 keinen allzu großen Sprung und die schöne Dschungel – Vegetation wich einem grauen Meer aus Wolkenkratzern. Trotzdem ist Crysis 2 das derzeit technisch stärkste Spiel auf dem Markt.

Fazit

Nach gut zehn Spielstunden hatten wir zwar viel Spaß, sind aber doch arg ernüchtert, da Crysis 2 in riesige Fußstapfen tritt. Dabei waren wir überzeugt, dass das Spiel sie füllen könnte, denn Crysis 2 ist spektakulär, toll designt und an vielen Stellen verbessert. Auch die deutlich linearer ausgefallenen Levels stören kaum, da wir jederzeit uns selbst für eine Vorgehensweise entscheiden können. Leider ist das Spiel einfach zu schwer ausgefallen. Taktische und dynamische Schusswechsel lohnen sich weniger als der Tarnmodus. Auch die Story hat seine Knackpunkte. Autor Richard Morgan hat uns zwar eine deutlich tiefgründigere und spannendere Geschichte verfasst, als der Vorgänger uns bieten konnte. Auf diesen wird jedoch viel zu wenig Bezug genommen. Bis auf Prophet am Anfang sehen wir keinen einzigen Protagonisten aus unserem ersten Abenteuer wieder. Schließlich ist Crysis ein toller Blockbuster – Shooter aber kein neues Meistwerk der Marke Crysis.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: großartige Optik; Effekte und Texturen; Gesichter
  • Sound: Bombast Kino Sound; toller Sourround
  • Balance: Schwiereigkeitsgrad einstellbar; fordernd
  • Atmosphäre: tolle Block Buster Stimmung; New York gelungen
  • Bedienung: eingängig; Nano Suit Steuerung sehr komfortabel
  • Umfang: ordentliche Spieldauer; keine Längen; Multiplayer
  • Leveldesign: abwechslungsreich; gute Ideen
  • KI: Aliens und Menschen agieren unterschiedlich
  • Waffen & Extras: Nano Suit!;Waffen und Skills ändern;Nano Vision...
  • Story: an sich gelungener Plot mit Überraschungen
  • Grafik: keine DX 10 Effekte mehr
  • Sound: -
  • Balance: sehr schwer;Gegner zu zäh;TarnModus zu oft genutzt
  • Atmosphäre: Bezug zum Vorgänger fehlt
  • Bedienung: Speichersystem
  • Umfang: kein Wiederspielwert
  • Leveldesign: erreicht nie das Niveau des Vorgängers
  • KI: teils sinnlose Aktionen; Squads nutzlos
  • Waffen & Extras: ...die selten greift; Tarn Modus übermächtig
  • Story: Held ohne Tiefe; ideenlos; keinen Bezug zum 1.Teil

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(3)
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