Gute Story, schlechtes Rollenspiel

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich ein riesiger Dragon Age Fan bin - Origins ist das bei weitem beste Rollenspiel welches ich bisher gespielt habe,...

von Thorhorst am: 18.02.2015

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich ein riesiger Dragon Age Fan bin - Origins ist das bei weitem beste Rollenspiel welches ich bisher gespielt habe, zumindest was die hervorragende Handlung angeht. Danach kam Teil 2, der mehr als nur enttäuschend war - die Story war quasi belanglos und das Recycling der Gebiete dreist.

Bei Dragon Age Inquisition spielen wir den Inquisitor, der die Welt vor dem Bösen retten muss - aufgrund der Machtposition, die unser Charakter inne hat fallen die Entscheidungen, die es während des Spielverlaufs zu treffen gilt, entsprechend schwer aus. Im Gegensatz zu Origins geht es jedoch wesentlich mehr um Politische Intrigen, während die Brutalität des Spiels gesunken ist - mich persönlich stört das kein bisschen, besonders das intrigieren am Orlaisianischen Hofe hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Die Story ist also wieder einmal fabelhaft und sucht ihresgleichen - ich würde sie sogar mit Origins gleichstellen.

 

Die Spielwelt ist dieses mal nicht in instanzierten Gebieten, sondern in diversen weitläufigen, offenen Arealen angesiedelt. Die Areale entscheiden sich sehr von einander und sehen allesamt brilliant aus - durch die Welt von Thedas zu stapfen macht unheimlichen Spaß - wenn sie doch nur gefüllt wäre.

Ja, natürlich gibt es einen Batzen an Dingen die man in der Welt machen kann (und muss...) - jedoch fallen diese unter das typische MMO-Klischee "sammle 10 davon" und "töte x hiervon". "sammle zig Tausend Scherben die in der Welt herum liegen" und "töte zig tausend Monster um Risse zu schließen". Diese Art des Questdesigns und der Weltenfüllung ist der heutigen Zeit schlicht nicht angemessen, Bioware hätte sich auf die Dinge konzentrieren sollen, die sie können - die Story. So jedoch haben wir ein Rollenspiel mit einer halbwegs offenen Welt, die jedoch keineswegs gut gefüllt ist. Sicher, hier und da findet man mal tatsächlich eine spannende Nebenquest - nach denen gilt es aber zu suchen.

Was sollte man also tun, wenn die Welt nicht dazu einlädt ihre Inhalte zu nutzen? Richtig, man nötigt den spieler dazu, eben das zu tun. Damit erfolgt eine Streckung der Spielzeit und man hat die Dinge dort nicht umsonst platziert, toll oder? Genau so funktioniert das sogenannte Macht-System. Um die Hauptmissionen fortzuführen muss man entsprechend viel Macht ansammeln - folglich also genau den Mist machen, auf den man unter Umständen überhaupt keine Lust hat. Hierbei handelt es sich nicht etwa um ein Skyrim, das von seiner prall gefüllten Welt gelebt hat, sondern um einen versuchten Klon der die Welt mit Drachen gestopft hat ohne dabei auf die Hintergrundgeschichte zu handeln. Wurde mir in Dragon Age Origins noch gesagt, dass sie hohen Drachen ausgestorben seien, so fliegt mir in Inquisition alle Nase lang einer um die Ohren. Das stört mich als Dragon Age Fan eher, als dass es mich beeindrucken würde. Klar, die Drachenkämpfe sind super inszeniert - sie passen jedoch einfach nicht in die Spielwelt.

Was könnte noch schlechter sein als die nicht gefüllte Spielwelt? Der "Taktik-Modus"... Zunächst sei gesagt, dass es in Inquisition quasi keinen Taktik Modus mehr gibt, beziehungsweise dieser komplett nutzlos gemacht wurde. Während die PC-Fassung noch schlechter sein muss, da sie die Konsolensteuerung eiskalt übernommen hat, spiele ich Inquisition jedoch auf der Konsole - die Steuerung als solche funktioniert also gut. Trotzdem nutze ich den Taktik-Modus nahezu nie, aus folgendem Grund: Er bringt nichts. Die KI tut gefühlt doch was sie will, in den tatsächlich nötigen Situationen ist es nicht möglich ihn zu benutzen

(Beispiel: Mein Charakter muss ein Gerät bedienen, während meine KI Kameraden ihm den Rücken decken (sollten) - nun wäre es also logisch gewesen, dass während mein Charakter besagtes Gerät bedient, ich über den Taktik-Modus ober wenigstens allgemein meine anderen Begleiter nutzen könnte - denkste. Sobald ich den Charakter wechsle oder nur den Taktik-Modus betrete bricht mein Charakter das Bedienen des Gerätes ab, und ich muss es erneut von vorn beginnen - ich werde also dazu gezwungen meinen Kameraden beim Sterben zuzusehen, oder endlose Horden von Gegnern zu töten bis ich keine Lust mehr habe. (Die Wellen kommen endlos bis besagtes Gerät bedient wurde) )

Während die KI bezüglich des Ziehens- oder Entziehens von Aggro vollkommen nutzlos ist, kann ich sie ebenfalls nicht im Taktik-Modus ansprechend bedienen, zumal das manchmal nicht einmal möglich ist.

Schwerwiegend kommt hinzu, dass Bioware den Heiler gestrichen hat - es gibt noch den Skilltree "Geist", der den Verbündeten kurzzeitige Schutzschilde gewährt und sie wiederbeleben kann - das genügt jedoch keineswegs. Man ist auf eine begrenzte Anzahl an Tränken angewiesen, was a) den Spieler der taktischen Möglichkeiten beraubt und b) das Kampfsystem ziemlich nervig macht.

Besonders dieses Problem fällt auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad natürlich nicht auf, jedoch spiele ich das Spiel gerade zum zweiten Mal auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad (für Platin) und dort fällt das ziemlich ins Gewicht. Das Schlimmste ist vor allem, dass auf diesem Schwierigkeitsgrad nicht einmal die Macht reicht um eine Quest abzuschließen - man benötigt auch das entsprechende Level, um nicht direkt draufzugehen -> NOCH mehr dieser endlos langweiligen Sammelquests erledigen.


Zur Grafik: Die Umgebungsgrafik und Texturen sowie die Lichteffekte sind wirklich schick, während die Charakteranimationen schlichtweg veraltet sind. Ich habe mich fast weggeschmissen als mein Charakter seine Geliebte geküsst hat, und sie während dieser Animation gut 20 Zentimeter voneinander entfernt waren. Solche Grafikbugs kommen übrigends häufiger vor, auch wenn sie mich nicht wirklich stören. Zeitgemäß sind zumindest die Animationen nicht.

 

Wie kommt es also nun zur Wertung? Ehrlich gesagt ist das eine schwierige Frage, müsste ich nur die Story bewerten würde ich sogar an die 90 Punkte gehen. Jedoch ist das nunmal nicht alles, und der Rest des Spiels ist einfach nicht ansprechend genug für mich. Die Spielwelt ist klasse, jedoch nicht gut gefüllt, und diese schlechte Füllung soll man auch noch genießen. Die Grafik geht in Ordnung, die Umgebung ist schick während die Charakteranimationen veraltet sind. Man levelt zu langsam und zu monoton, Das ganze Spiel zieht sich, sofern man nicht durch die Story rusht, was neben der Begrenzung durch die Macht sowieso nur auf Leicht oder allerhöchstens auf Normal möglich ist. Die KI ist zu dumm, die Taktik nicht vorhanden, der Taktik-Modus unbrauchbar. Was bleibt ist eine hervorragende Story mit einem allenfalls mäßigen Gameplay.

Was ich nur empfehlen kann ist das Spiel zu spielen, jedoch auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad. So fallen die taktischen Macken während des Kampfes nicht zur Last, die dumme KI ist irrelevant da der Spieler alles alleine schafft und das Leveln ist nicht nötig da man auch Missionen mit 5 Leveln unterschied bestehen kann. Das Spiel zu spielen lohnt sich allein um der Story willen, Bioware sollte sich trotzdem bei dem Nachfolger auf alte Stärken zurückbesinnen, den Taktik-Modus wiedereinführen und die offene Welt streichen - sie sieht zwar klasse aus, müsste jedoch auch gefüllt werden.

Daher komme ich auf Maximal 80 Punkte, mehr optimistisch gewertet als alles andere. Die Story lohnt zum Kauf des Spiels, für den Genuss sollte jedoch auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad gespielt werden um die Macken des Spiels nicht sehen zu müssen.

 

Fazit zum Schwierigkeitsgrad: Das Spiel ist ziemlich schwer, sofern man nicht auf dem richtigen Level ist. Wenn man Level 8 Gegner mit Level 8-9 tötet (außerhalb des Alptraum-Modus) ist das Spiel relativ leicht - entscheidet man sich jedoch dafür nicht jede grottige Nebenquest am Straßenrand aufzugabeln ist man schnell unterlevelt, was den Schwierigkeitsgrad schnell an ein Dark Souls heranreichen lässt. Dementsprechend werte ich es nicht als zu schwer, sondern als eher schwer - abhängig von der Spielweise des Spielers.


Wertung
Pro und Kontra
  • Gute Texturen und Lichteffekte
  • Hervorragende Story
  • guter Charaktereditor
  • gewohnt herausragende Musik
  • schlechte Charakteranimationen
  • ein unzumutbares Questdesing außerhalb der Haupquests
  • Macht-System
  • Taktik-Modus
  • Levelsystem
  • fehlende Heiler
  • Streckung der Spielzeit

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(1)
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