Dead Island...halt...nein, doch nicht...

Das kenn ich irgendwoher... Wenn man nach dem durchaus coolen Intro dann irgendwann mal wirklich die Kontrolle über seine Spielfigur erhält, dann hat...

von - Gast - am: 02.02.2015

Das kenn ich irgendwoher...

Wenn man nach dem durchaus coolen Intro dann irgendwann mal wirklich die Kontrolle über seine Spielfigur erhält, dann hat man schon das eine oder andere Déjà-vu in diesem Game. Man merkt schon, welches Spiel hier Pate gestanden hat. Trotzdem, nur auf den ersten Blick ist man hier in einem Dead Island Klon unterwegs. Es gibt mehr als genug Alleinstellungsmerkmale, die aus diesem Spiel eine ganz eigene, absolut interessante Erfahrung machen. Wo Dead Island "gestriffen" wird und wo Dying Light ganz eigene Pfade beschreitet, folgt in den kommenden Zeilen.

Was ist hier los?

Das Spiel beginnt relativ spektakulär. Unser Protagonist "Crane" springt aus einem Flugzeug und schwebt in Echtzeit auf die isolierte Stadt zu, in der er einen Auftrag zu erledigen hat. Crane ist eine Art Söldner, der von einer "Hilfsorganisation" (ich lach mich tot) beauftragt wird, sensible Daten zu beschaffen. Wieviel "Hilfs-" in dieser Organisation steckt, merkt man dann, wenn sie ihm Befehle erteilen, bei denen selbst die C.I.A. vor Neid erblassen würde. Aber hier will ich nicht weiter spoilern, das muss man sich einfach erspielen. Unser Pechvogel bleibt leider an einem Hausdach hängen bei der Landung, dann fällt er beim Abschnallen auf die Fresse und direkt vor die Füße von Vertretern einer der Fraktionen. Das sind zwar keine Zombies, bringt ihm aber auch nicht viel, denn sie machen ihn erst schräg an und hauen ihm dann ein paar auf die Omme. Als er sich befreit und einen der drei Angreifer niederschießt, geht's richtig los. Durch den Schuss lockt Crane eine Horde von Infizierten an, vor denen er grade noch so gerettet wird - von einer anderen Fraktion...den Bewohnern des "Turms".

Dieser Turm ist von nun an unser Zuhause...ein paar Missionen inkl. Tutorial spielen sich im Inneren ab, die meiste Zeit sind wir aber außerhalb unserer "Heimstätte" unterwegs. Wir besorgen Material, räuchern Nester aus und kriegen auch die eine oder andere moralisch eher fragwürdige Mission, etwa wenn wir für Questgeber außerhalb des Turms Geld eintreiben oder Ähnliches.

Die Bewohner des Turms wissen nicht wirklich Etwas von der Natur von Cranes Mission, er nimmt auch immer nur wenn er alleine ist mit seinem Telefon Kontakt zu seinen eigentlichen Auftraggebern auf. Für die Bewohner ist er ein neuer "Späher", der sich erstmal noch beweisen muss.

Das Gameplay. Die Story. Die Atmosphäre.

Hier tauchen dann die ersten wirklichen Unterschiede zu Dead Island auf. Klar, das Spiel ist im Grunde erstmal das Gleiche. Waffen zusammenbauen und damit Zombies massenweise über den Jordan pusten, das nimmt sich nicht viel zum Vorbild. Anders wird das Spiel erst durch die Parcour-Technik, die Crane einsetzen kann. Mit steigendem Level erlernen wir ziemlich gute Fähigkeiten. Die brauchen wir auch, wenn wir in der Dunkelheit auf der Flucht vor den Nachtjägern sind. Diese Sonderform der Zombies ist nur dann unterwegs, und sie sind sehr schnell, sehr stark und ziemlich anhänglich. Wenn sie uns in die Finger kriegen, geht Crane schnell das Licht aus. Auf der Karte werden sie als gelbe Dreiecke angezeigt...mit einem "Blickkegel". Entdecken sie uns, fühlt sich ähnlich wie bei Assassins Creed eine Leiste...ist diese voll, sind wir enttarnt und der Angriff beginnt. Grade zu Anfang, wenn man noch nicht wirklich gute Fähigkeiten besitzt, ist man den Jägern leider extrem unterlegen.

Allgemein ist es in der Nacht wesentlich gefährlicher, den Turm zu verlassen. Nicht nur, dass dann gefährlichere Exemplare unterwegs sind - auch die "normalen" Zombies sind dann schneller und teilen besser aus.

Crane lässt sich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit erstaunlich gut steuern, auch der Nahkampf geht gut von der Hand. Allerdings hätte ich mir ein paar Animationen mehr gewünscht, die vorhandenen Alternativen nutzen sich doch recht schnell ab. Der Kampf auf Entfernung entspricht normaler Shooter-Gewohnheit und bietet keine Besonderheiten, die man erwähnen müsste. Auf seinem Weg durch Harran (so heißt die Stadt) befreien wir auch Sicherheitszonen, in denen wir übernachten oder Dinge einlagern können. Grade Nachts ist es Gold wert, wenn wir davon viele haben, damit man sich hineinretten kann. Der Grundgedanke ist ähnlich wie bei Assassins Creed: man schafft sich einfach mit der Zeit ein gewisses Netzwerk, von dem man mit fortschreitender Spieldauer dann profitieren kann.

Die Questgeber verteilen gute, interessante und teilweise sehr lustige Quests, auch wenn Einige dabei sind, die nicht wirklich einen Sinn ergeben. Darüber sieht man aber relativ großzügig hinweg. Schon deswegen, weil die Charaktere im Spiel fast ausnahmslos gut gelungen sind. Sie sind tiefgründig gezeichnet, sind teilweise ernst, teilweise aber auch extrem witzig. Vor allem der Typ, der immer wieder versucht seine "Was macht ein Zombie beim...."-Jokes an den Mann zu bringen, war mir im Vorbeilaufen den einen oder anderen Lacher wert.

Die ansprechende, wirklich gute (aber nicht grandiose) Grafik tut ihr Übriges zur dichten Atmosphäre, besonders gelungen finde ich aber die Soundeffekte. Wenn man grade unterwegs ist und das Aufkreischen oder Brüllen vom Zombies erklingt, schaut man sich schon mal gehetzt um und sucht nach einem Ort, von man sich verstecken oder wenigstens einigermaßen gut verteidigen kann. Dabei ist man gar nicht mal immer der Grund für das Geschrei - das macht diese Momente einfach besonders intensiv.

Der Multiplayer-Teil ermöglicht das gemeinsame Spielen der Kampagne, es ist im Endeffekt genau das Gleiche wie damals bei Dead Island - man prügelt sich halt mit mehreren Leuten durch in größerer Anzahl auftretende Zombies. Für mich ist dieser Teil des Spiels wenig relevant, deswegen möchte ich auch nicht näher darauf eingehen.

Ein Blick auf die Technik

Grafisch ist das Spiel wie erwähnt wirklich schön anzusehen, ohne dabei aber die Qualität von Spielen wie den Redux-Teilen der Metro-Serie, Battlefield oder ähnlichem zu erreichen. Das springt aber nicht wirklich ins Auge. Was ins Auge springt ist die Tatsache, dass die Zombies sich zu sehr ähneln. Die kommen einfach aus einem Baukasten, und nach 1 Stunde hat man alle Varianten gesehen - wenn man die "Sonderviecher" mal ausklammert, die lernt man erst nach und nach kennen.

Ein echtes Highlight ist wie oben beschrieben der Sound. Sowohl die Laute der Zombies als auch die Soundeffekte sind grandios gelungen, die Musik ist passend und absolut mitreißend. Etwas abfallen tut dagegen die Synchro der Charaktere, allerdings nur in der deutschen Variante. Die ist nicht wirklich schlecht, erreicht aber nicht die Qualität des englischen Originales.

Auf meinem "Testgerät" (i7, GF770GTX) lief das Spiel problemlos, ruckelfrei und ohne Abstürze auf der höchsten Detailstufe bei Full-HD-Auflösung. Auch das Spielen im Fenster (bevorzuge ich manchmal) hat ohne Probleme geklappt.

Das Fazit

Das was ich mir von Dying Light erhofft habe, habe ich auch erhalten: ein Zombiespiel, dass mal ein wenig anders ist als die vielen Vorgänger - auch der direkte geistige Vater, das gute alte "Dead Island". Im Gegensatz zu vielen anderen Spielern habe ich nicht den Mega-Superhit erwartet, und deswegen hat mich das Spiel auch zu keinem Zeitpunkt enttäuscht. Wertungen, die sich um die 90% drehen, kann ich aber nicht verstehen - denn damit wird das Spiel in Regionen gehoben, in denen es einfach nichts zu suchen hat. Dafür ist es am Ende einfach nicht "besonders" genug.

Trotzdem: von mir bekommt Dying Light eine uneingeschränkte Kaufempfehlung - zumindest für alle Leute, die auf Action- und Zombiespiele stehen - und auf "The Walking Dead".

Achtung: Das Spiel ist in Deutschland mal wieder nicht zu bekommen, man muss die üblichen, hier natürlich nicht näher beschriebenen Umwege in Kauf nehmen, um sich daran erfreuen zu können.


Wertung
Pro und Kontra
  • Interessante Story
  • Grafik gut
  • Sound hervorragend
  • Spielbarkeit ausgezeichnet
  • Deutsche Vertonung mittelprächtig
  • Zombies ähneln sich zu sehr/oft

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
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