Fesselndes Spiel mit Problemen auf hohem Niveau

Erstmal kurz zu mir selbst, da dies eine subjektive Bewertung ist:E:TW ist mein erstes Total War, wobei ich mich als Steam-Vorbesteller durch R:TW-Gold und...

von DerMef am: 08.03.2009

Erstmal kurz zu mir selbst, da dies eine subjektive Bewertung ist:
E:TW ist mein erstes Total War, wobei ich mich als Steam-Vorbesteller durch R:TW-Gold und Medienberichte über E:TW mit dem Spielprinzip bekannt machen konnte und so keinerlei Einstiegsschwierigkeiten hatte.
Vom Spielertyp her bin ich weniger der Eroberer und mehr der Händler/Diplomat, weshalb ich wohl bisher keinen der vorherigen Teile der Serie gespielt hatte.
Das relativ ähnliche Civ spiele ich aber sehr gerne und es wird mir in diesem Test auch als Vergleichsmöglichkeit dienen.

Nun zu den einzelnen Punkten, die Lob oder Kritik verdienen:


Plus-Punkte:

- Grundsätzlich merkt man natürlich, dass in diesem Spiel viel Erfahrung steckt. Es ist ein solides Spiel, das vieles richtig macht und einen hohen Spaßfaktor garantiert.

- Die Kampagnenkarte kann sich absolut sehen lassen! Mir gefällt auch das System der großen Provinzen, in denen langsam Dörfer und Häfen entstehen. Und die Welt ist wirklich riesig!

- Die Grafik der Echtzeitschlachten ist sehr gut, ich finde besonders das hohe Gras beeindruckend. Es gibt Wettereffekte, die Kämpfe sind gut dargestellt, hier gibt es nichts zu meckern.



Kritikwürdig ist:

- Ich halte die Schwierigkeitsstufe für deutlich zu niedrig, was natürlich auch mit der fehlerbehafteten KI einhergeht. Ich bin nun wahrlich kein Genie was derartige Spiele angeht, bei Civ4 habe ich mit der mittleren Schwierigkeitsstufe Probleme. Aber bei E:TW kann ich selbst auf der höchsten Kampagnenschwierigkeitsstufe in kürzester Zeit ein mächtiges Reich aufbauen und die Siegbedingungen, die bis 1750 zu erfüllen sind, auch bis 1715 schaffen. Von diesem Spiel erwarte ich einfach, dass es eine Schwierigkeitsstufe gibt, bei der ich keine Chance gegen die KI habe. Stattdessen sieht es so aus, dass die KI auf der höchsten Schwierigkeitsstufe keine Chance gegen mich hat und das ist ein deutlicher Kritikpunkt.

- Die KI ! Was ist denn da teilweise los? Sie lässt Einheiten einfach ewig herumstehen, als hätte sie vergessen, dass sie existieren. Sie erklärt einem den Krieg, greift aber nicht an. Sie hat Truppen nahe einer meiner schlechtverteidigten Städte, greift aber nicht an, sondern rennt in der Umgebung hin und her.
Bei dieser KI habe ich das Gefühl, dass sie nicht spielt, um zu gewinnen, sondern um als Sparringpartner für den Spieler zu dienen. Ich kann doch erwarten, dass die KI auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad jeden meiner Fehler ausnutzt und mich bei Schwäche sofort angreift oder zumindest versucht zu erpressen (gilt natürlich nur für Feinde). Ich erwarte, dass die KI auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad genau das macht, was mir überhaupt nicht passt. Wenn ich zum Beispiel mit Preußen gerade Österreich und die deutschen Kleinstaaten erobere und Frankreich wegen meiner Gebietsexpansion sauer ist, warum fallen sie mir dann nicht in den Rücken?
Bei Civ gibt es eine Einstellung „aggressive KI“ (die ich dort nie aktiviert habe ;)), diese könnte E:TW auch vertragen. Momentan ist die KI einfach viel zu passiv und keine Gefahr für einen Spieler, der weiß, was er tut.

- Die Langzeitmotivation: Dieses Problem ergibt sich aus den vorherigen Kritikpunkten. Ich habe nun mehrere Kampagnen gespielt und mehrmals war ich nach einem Fünftel der Spielzeit an einem Punkt, an dem ich die mit Abstand dominierende Nation war.
Wozu sollte ich dieses Spiel jetzt noch weiter spielen? Um mit allen Nationen mehr oder weniger auf die gleiche Art in kurzer Zeit zu gewinnen? Es bleibt eigentlich nur noch die Option, sich eigene Ziele oder Vorgaben zu setzen (z.B. „nehme mit den Indern Europa nur mit Armeen voller Kamele ein“) und das ist kein Plus-Punkt für das Spiel.

- Ich kann denen nur zustimmen, die meinen, dass das Spiel noch mehr Entwicklungszeit gebraucht hätte. Es mangelt dem Spiel an vielen Punkten an Atmosphäre und an Details, man könnte es teilweise fast schon Lieblosigkeit nennen. Beispiele: Es fehlen Generalsreden, es fehlen Videos zu den Fraktionen, es fehlt ein richtiges Ende, denn alles was passiert, wenn man ein Kampagnenspiel gewinnt, ist, dass man eine Nachricht im Spiel-Nachrichtensystem bekommt, „Sie sind siegreich“, mehr nicht! Was meiner Meinung nach außerdem auf die Atmosphäre drückt, sind fehlende Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Nationen. So was wie eine Übersicht der größten Städte, der reichsten Häfen usw., dort hätte ich mir mehr gewünscht.

- Das Handelsystem gefällt mir persönlich nicht besonders gut, da ich es für zu simpel halte. Man fährt mit Schiffen auf vorbestimmte Plätze und macht dadurch Geld. Da kann man auch gleich Geldruckmaschinen bauen! Auch hier hätte man viel mehr daraus machen können.



Zusätzliche Punkte:

- Etwas was mir sofort aufgefallen ist: die Runden sind unheimlich lang! Damit meine ich nicht die Ladezeit zwischen den Runden (die auch nicht gerade optimal ist), sondern die Zeit, die man mit einer Runde verbringt. In meinen ersten Spielen habe ich immer wieder gestaunt, wie wenig Runden erst vergangen sind, obwohl ich schon lange gespielt habe. Ist dies nun gut oder schlecht? Grundsätzlich ist es natürlich gut, weil es einfach so viel zu tun gibt und die Welt so riesig ist. Wenn die KI aber derart unterlegen ist, dann ergeben sich keine Gelegenheiten für monumentale Kriege bis ins Jahr 1799, denn dann ist alles schon nach 20 Jahren vorbei.

- Das Diplomatiesystem zeigt sehr gute Ansätze, wie z.B. die Anzeige, warum eine Nation einen nicht mag. Allerdings macht die KI einem nach meinem Geschmack viel zu wenige Handelsangebote und handelt oft unlogisch (Beispiel: Wenn ich mit Spanien den Niederlanden militärisch überlegen bin, sie also keine Chance haben, Flandern zu erobern, warum versuchen sie es dann nicht mit allen Mitteln, es mir abzuhandeln? Stattdessen muss ich ihnen ein übertriebenes Angebot machen, damit sie es mir abnehmen).


Fazit:

Man sollte die vielen Kritikpunkte nicht falsch verstehen, Empire ist bei weitem kein schlechtes Spiel! Die Kritik bewegt sich auf einem relativ hohen Niveau, allerdings reicht es mit derartigen Schwächen meiner Meinung nach nicht für eine besonders hohe Spielspaßwertung. Die anfängliche Begeisterung über das Spiel ist bei mir mittlerweile, wie sich unschwer erkennen lässt, größtenteils Enttäuschung über die doch zahlreich vorhandenen Kritikpunkte.
Daher gibt es von mir 'nur' 83 %.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(7)
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