Weltgeschichte im Sandkasten

Eineinhalb Jahre sind seit Release des Grand Strategy-Titels Europa Universalis 4 vergangen. Fünf kleinere und größere Erweiterungen später...

von Nimlod am: 27.02.2015

Eineinhalb Jahre sind seit Release des Grand Strategy-Titels Europa Universalis 4 vergangen. Fünf kleinere und größere Erweiterungen später hat sich einiges in dem Sandbox-Spiel getan und es wird Zeit, erneut einen Blick darauf zu werfen. Hat sich das Spiel weiterentwickelt? Sollte man ihm jetzt eine Chance geben, wenn man zu Release eher enttäuscht beim Vorgänger geblieben ist? Anlässlich des neuesten Addons »El Dorado« werfe ich einen Blick auf diese Fragen und äußere mich zudem noch etwas zum Multiplayer.

Le roi est mort, vive le roi! Die alte Heroldsformel, die auch bei den Briten Einzug gehalten hat, kann beim geneigten EU4-Spieler ein breites Grinsen oder ein verzweifeltes Stöhnen hervorbringen. Denn die Herrscher sind wichtiger denn je in der Hardcore-Strategiereihe. Sie sind - je nach Fähigkeiten - maßgeblich dafür verantwortlich Machtpunkte anzuhäufen, mit denen man so ziemlich alles macht. Man braucht sie zur Forschung und zum Gebäudebau. Mit ihnen unterdrückt man Rebellionen, senkt die Inflation und handelt Friedensabkommen aus.

Der personifizierte Horror eines jeden Welteroberers ist daher ein (möglicherweise noch unfähiger) minderjähriger Kindkönig, dem ein in der Regel völlig unfähiger Regentschaftsrat vor die allzu kleine Nase gesetzt wird. Nun muss man sich auf Jahre des Stillstands gefasst machen, in denen man nicht mal Kriege erklären darf. Doch genau diese unvorhersehbaren Wendungen machen EU4 zu dem, was es ist. Ein unerschöpflicher Quell an Wiederspielbarkeit und denkwürdigen Geschehnisse.

Die Welt. Sieht doch gar nicht so schlecht aus.

Aber genug davon. Es ist gar nicht so einfach, bei so einem Klotz von Spiel den richtigen Anfang zu finden und sich nicht gleich in Einzelheiten zu verlieren. Die GameStar gab dem Spiel zu Release 78 Punkte und bemängelte vielerlei, manches zu Recht und manches zu Unrecht.

So hat sich bis heute nicht viel in Sachen Einsteigerfreundlichkeit getan. Wenn man noch keinen der Vorgänger in den Fingern hatte, steht man fast chancenlos vor diesem Koloss. Die Tutorials erklären gerade mal so viel, dass man weiß, wie man seine Einheiten anklickt. Einen Ausweg bieten daher nur Freunde, Youtube-Tutorials, ein Forum, das (sehr umfangreiche) Wiki oder schlicht 20h Einspielzeit. Selbst Serien-Veteranen werden um diese Möglichkeiten nicht ganz herumkommen.

Andere Einschätzungen im Test sind jedoch mehr als zweifelhaft, wie etwa, dass man sich darüber beschwerte, dass es kleine Nationen extrem schwer hätten. Zum einen können erfahrene Spieler mit Leichtigkeit auch mit kleinen Staaten ein Weltreich errichten und zum anderen macht eben ein gewisser Grad an Realismus gerade die Faszination und Wiederspielbarkeit rund um EU4. Ein kleines baltisches Königreich hätte es eben niemals mit einer Weltmacht wie Frankreich aufnehmen können. Und da es aber ein Spiel ist, ist selbst das mit Geschick und Erfahrung machbar.

Um auf den aktuellen Stand des Spiels zurückzukommen, sollte bspw. das Diplomatie-System nicht unerwähnt bleiben. Im Test noch als „oft nicht nachvollziehbar“ bewertet, wurde hier stetig gefeilt und verbessert. Heute gehört es zu den Ausnahmen, dass die KI willkürliche Entscheidungen trifft, was den menschlichen Spieler betrifft. Effekte wie ein sich über die Jahre hinweg aufbauendes Vertrauen verbündeter Staaten festigen die Beziehungen über Konflikte hinweg und führen zu einem runderen Erlebnis. Außerdem meckert man hier sowieso auf hohem Niveau. In den Blockbuster-Konkurrenten wie Total War oder Civilisation ist die Diplomatie ein schlechter Witz gegen die Möglichkeiten eines EU4.

 

Ein großes Reich aus einem kleinen Land. Nicht so schwierig, wenn man sich gut auskennt.

Bevor ich zu den Erweiterungen komme, möchte ich noch einen Blick auf die DLC-Politik des Entwicklers und Publishers Paradox werfen. Hierbei betreibt das schwedische Unternehmen auf den ersten Blick eine selten gesehene DLC-Flut, die anderen Spielen zu wütenden Schmähungen führen würde. Nicht so bei Paradox. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten, die in ihre DLCs einfach nur mehr vom bereits bestehenden Content packen, setzen die Schweden darauf ihre Spiele kontinuierlich weiterzuentwickeln und hören einigermaßen auf ihre Community. Erst beim im Dezember erschienen „Art of War“-Addon erweiterten die Entwickler die Weltkarte um über 900 historische Provinzen außerhalb Europas in Zusammenarbeit mit den besten Moddern der Community. Außerdem unterstützen sie allgemein ihre Spiele über einen Zeitraum mit freien Patches und Fixes, in dem andere Serien bereits den fünften Ableger oder Nachfolger auf den Markt brachten. Das führt dazu, dass man jeder Erweiterung eher wohlwollenden entgegensehnt, trotz teils gesalzener Preise von 15-20 Euro, für die man jedoch in aller Regel einen inhaltlichen Gegenwert bekommt, selbst, wenn der nur aus 10MB besteht, was heutzutage lächerlich klingt.

Obwohl viele aufgrund dieser Zuverlässigkeit die Addons sogar zum Vollpreis am Releasetag kaufen, lässt sich mit ein wenig Geduld viel Geld sparen, da Eu4 mit all seinen Erweiterungen relativ oft in Steam Sales auftaucht mit bis zu 75% Nachlass. Häufig lassen die Entwickler zwar ihre Spiele bei den Gamern reifen, was angesichts der inhaltlichen Komplexität aber nicht allzu sehr verwundert, zumal dieser Zustand heute leider bei vielen Titeln gang und gäbe ist. Ich würde hier die Mentalität der Fans mit der der Anhänger von CD Project und ihrer „The Witcher“-Serie vergleichen. Die Tatsache, dass man ein unfertiges Spiel in der Folge nicht brach liegen lässt, verzeiht in ihren Augen vieles und das m.M.n. zu Recht.


Die Liebe zu Detail kann man den Entwicklern wahrlich nicht absprechen.

Im Folgenden gehe ich auf die wesentlichen Verbesserungen der Erweiterungen und der oft damit einhergehenden freien Patches ein. Daneben gibt es so eine solche Fülle an Balanceänderungen, textbasierten Events und Achievements, dass es unmöglich wäre, diese alle hier zu behandeln. Daher lediglich der Verweis auf das Wiki. http://www.eu4wiki.com/Europa_Universalis_4_Wiki

Angesichts des Umfangs kann ich im Weiteren nicht auch noch auf die Unterschiede der Vanilla-Version zum Vorgänger eingehen. Dazu sollte man sich am besten eine Rezension aus der Zeit ansehen. Am Ende kommt dann das brandaktuelle „El Dorado“ im Detail dran.

Vorsicht: Für diesen Abschnitt sollte man zumindest die Vanilla-Version kennen. Ein Einsteiger wird hier nichts verstehen. Daher erlaube ich mir an dieser Stelle, etwas tiefer in die Materie einzutauchen.

Conquest of Paradise

Neben dem Fokus auf die Individualisierung der nordamerikanischen Eingeborenen, kann man seit diesem Addon für die Freiheit untergebener Nationen kämpfen.  Außerdem wurde ein Generator für die neue Welt eingeführt. Wer also nicht mehr jedes Mal dieselbe neue Welt entdecken will, ist hier genau richtig. Aber Vorsicht: Das Ergebnis ist meistens ein unförmiger Inselhaufen, die jegliches Flair vermissen lassen.

 

Der zeitgleiche freie Patch 1.3 brachte insbesondere neue Möglichkeiten der Verwaltung von Besitzungen in den unterentwickelten Regionen der Welt mit sich. Sich selbstverwaltende Kolonialnationen wurden eingeführt sowie die Möglichkeit Eingeborene nicht zu annektieren, sondern lediglich zu einem Protektorat zu machen, einer deutlich abgeschwächten Form eines Vasallen.     

Klima hat seitdem Einfluss auf Zermürbung.  

Dazu kommen - wie in eigentlich jedem größeren Patch - neue Nationale Ideen und Events, Entscheidungen sowie neue spielbare Nationen.

 

Auch eine Partie abseits von Europa hat seine Reize.

Wealth of Nations

Wie der Name vermuten lässt, liegt hier der Fokus auf dem Handel, u.a. wurde dessen internes System etwas geändert; aber auch die Diplomatie wird wieder um einige kleine Stränge erweitert, z.B. dem Handelskonflikt als Kriegsgrund.    

Handelskompanien wurden eingeführt, die zwar weniger Steuern und militärische Mannstärke abwerfen, dafür aber einen Handelsschub in ihren Gebieten gewähren und bei ausreichender Größe einen zusätzlichen Händler bieten. Diese Handelshäuser lassen sich hauptsächlich in Afrika, Asien und Indonesien gründen, nicht aber in Amerika, da dort die Kolonialnationen aus conquest of Paradise das Sagen haben.

Die Piraten wie man sie aus EU3 kennt, wurden komplett ersetzt durch eine neue Freibeutermechanik. Unabhängige KI-Piraten gibt es dadurch nicht mehr. Mit denselben Schiffen, mit denen man seine Handelsstärke an einem Handelspunkt stärken kann, können nun auf Freibeutermission gehen (diese System wird mit dem gestern – 26.02.2015 – erschienen „El Dorado“ wieder etwas erweitert). Dabei stören sie den Handel der anderen Mächte an diesem Handelspunkt und führen 40% des erbeuteten Goldes an die eigene Nation ab. Die Einflussstärke eines Schiffs auf Freibeutermission ist 1,5-mal größer als die eines auf Handelsmission gesendeten Schiffs. Das führt letztlich dazu, dass Gold aus dem Spiel genommen wird. Man schadet quasi der stärksten Macht an dem Handelspunkt mehr als sich selbst.

Einige Religionen wie der Protestantismus wurden ausausgebaut.

Es ist seitdem möglich, dynamische Provinznamen anzeigen zu lassen. D.h.  der Name einer Provinz kann sich jeder nach besitzender Nation ändern.

 

Im einhergehenden Patch 1.6 wurde insbesondere die Machtprojektion eingführt. Basierend auf verschiedenen Modifikatoren kann man ein Maximum an 100 Punkten erreichen, die sich ähnlich der Prestige-Mechanik mit der Zeit wieder abbauen und bringen, ähnlich wie diese, verschiedene Boni mit sich. (In Folge einiger Änderungen, nachdem der Aufbau dieser Punkte zu schnell und einfach ging, wurde diese System soweit abgeschwächt, dass es mittlerweile beinahe nutzlos ist.

Zusätzlich wurde ein Rivalen-System eingeführt, was hauptsächlich Auswirkungen auf die Beziehungen der Staaten mit sich bringt.

Politiken lassen den Spieler nun spezielle Sonderboni erlangen. Wenn man zwei Ideenstränge komplett abschließt, dann bringen diese in Kombination eine Politik. Bspw. bringt eine beendete Entdecker-Ideenreihe in Kombination mit der Expansions-Reihe einen möglichen Bonus von +20 Kolonialwachstum. In Kombination mit einem anderen Ideenstrang ändert sich dieser mögliche Bonus. Allerdings kosten die Politiken einen Machtpunkt pro Monat. In diesem Fall einen diplomatischen, was dazu führt, dass nicht alle Politiken wirklich interessant sind.

Res Publica

Der Fokus liegt bei diesem Addon – welche Wunder – auf den Republiken und Regierungssystemen. Die Kaufmannsrepublik wurde eingeführt sowie die niederländische Republik deutlich ausgebaut, beide mit ganz eigenen Spielmechaniken, die sich ein ganzes Stück von allen anderen Regierungstypen abheben.

Der Nationale Fokus bietet nun die Möglichkeit einen Schwerpunkt bei der Machtpunktgewinnung für jeweils 25 Jahre festzulegen. D.h. wählt man bspw. einen Militärschwerpunkt, bekommt man in Folge monatlich zwei Punkte mehr für den Militärbereich, dafür aber jeweils einen Punkt weniger bei Diplomatie und Administration.

 

Im freien Patch wurden neue Ideengruppen eingeführt und die alten in ihrem Inhalt und der Aufteilung auf die Bereiche Militär, Diplomatie, und Administration geändert.

Die Dauer eines Waffenstillstandes hängt nun von der Höhe des Warscores ab. Umso höher die Forderungen bei Kriegsende umso länger der Waffenstillstand. Dies sollte der KI die Möglichkeit zur Erholung bieten.

Der Technologiefortschritt wurde verändert/ausgebaut. Nachbarschaftsbonusse und Vorteile bei Vorsprung spielen hier eine Rolle.

Art of War

Das bislang größte Addon zielt vor allem auf eine Verbesserung der Kriegsführung und bringt einige gelungene Komfortfunktionen mit sich, die man eigentlich schon immer haben wollte. Als größter Einzelaspekt wurde eine Dreißigjähriger-Krieg-Mechanik eingebaut, was den Spieler die Zeit der Religionskonflikte besser erleben lassen soll. Je eine katholische und protestantische Liga wird gegründet, die um den vorherrschenden Glauben im Kaiserreich und damit in Mitteleuropa kämpfen mit zahlreichen interessanten Folgen und Events.                                                                     Ähnlich dazu gibt es später die Napoleonische Ära, in der man für oder gegen die in Frankreich aufblühende Revolution kämpfen kann.

Eine unendlich nützliche Funktion wurde eingebaut, die es dem Spieler bei einer erfolgreichen Belagerung einer Provinz erlaubt, diese an andere Verbündete in dem laufenden Krieg zu übergeben, um sie bei der Friedensverhandlung dem Land seiner Wahl anzuvertrauen. Außerdem gibt die KI nun als Kriegsverbündeter oder Vasall automatisch alle von ihr besetzten Provinzen, an denen sie kein Interesse hat, an den menschlichen Spieler ab, sofern dieser Kriegsführer ist. Das entfernt zu einem großen Teil den lästigen Vorgang, dass die von einem Verbündeten besetzten Provinzen bei einem Separatfrieden nicht wieder alle vom Spieler erneut besetzt werden müssen.

Außerdem wurden wieder einige diplomatische Spielereien hinzugefügt.

Flottenverbände können seitdem endlich als Ganzes aufgebessert werden. Nie wieder bei einer neuen Tech-Stufe 100 Schiffe manuell in einzelnen Provinzen bauen müssen!

Vasallen lassen sich nun zu Marschen ausrufen. Dies führt dazu, dass deren Kampfstärke steigt, dafür jedoch keine Abgaben mehr zahlen.

Friedensverhandlungen gestalten sich aufgrund einiger Interfaceverbesserungen leichter.

Das Kardinalsystem wurde komplett geändert. Man hat nun kein Dauerabonnement mehr auf den Heiligen Stuhl als Katholik, wenn man eine gewisse Größe erreicht hat.

Man kann nun Kriegsziele für Verbündete und Vasallen ausgeben und das Verhalten eines Vasallen leicht beeinflussen. Funktioniert allerdings nur bedingt.

 

Im freien Patch wurde das ständig veränderte Rebellensystem zum ersten Mal komplett über den Haufen geworfen. Nun hat man mehr Kontrolle darüber, wann und wo welche Aufstände ausbrechen. Die Transparenz hinter dem System ist dabei deutlich gestiegen und führt auch dazu, dass man nicht mehr überall in seinem Reich andauernd Rebellen jagen muss. Dafür sind die einzelnen Aufstände heftiger und können auch zu sogenannten Katastrophen wie einem Bauer-/Bürgerkrieg oder internen Unruhen führen, was deutliche Nachteile mit sich bringt und ein Reich schon mal eine Zeit lang an den Rand des Ruins bringen kann.

Auch dieses System fördert den Spielspaß ungemein, da die Zeiten, in denen man bei großen Reichen 80% der Zeit dafür verwendet Rebellen zu jagen endlich vorbei sind.

Über 900 neue Provinzen hauptsächlich außerhalb Europas wurden hinzugefügt. Also ne ganze Menge. Die einzelnen Provinzen kosten aber nicht mehr ganz so viel bei einem Frieden. Inwiefern der Gesamtsteuerertrag oder die der Wert aller Provinzen in Administrationspunkten gestiegen ist, kann ich nicht sicher sagen, meinem Gefühl nach, ist aber vor allem das zweite ein ganzes Stück gestiegen, was sich bei sehr groß ausgedehnten Reichen bemerkbar macht.

Neue Handelsgüter wurden hinzugefügt.

Verbündete des Kriegsziels können nun auf verschiedene Weise mit in den Krieg gerufen werden. Man kann nun wählen, dass Verbündete eigene Verbündeten nicht mit in den Krieg rufen können (früher passierte es manchmal, dass auf einmal ein Rattenschwanz an Gegnern mit im Krieg war, mit denen man nicht rechnen konnte). Das hat unwichtige Nachteile. Wichtig ist letztlich nur, dass Separatfrieden - egal wie der Verbündete herbeigerufen wurde – das Doppelte an Kriegspunkten kosten. Man kann also nicht mehr nach und nach jeden Verbündeten des Gegners aus dem Krieg werfen und jedem ein Maximum an Provinzen wegnehmen.

The Art of War. Passend angesichts eines solchen Gewusels. Es ist schon eine Kunst für sich, hier nicht den Überblick zu verlieren.

El Dorado 

Das gestern (26.02.2015) erschienene Addon für aktuell 14,99€ enthält hauptsächlich den sog. Nation Designer. Man kann nun eigene, erfundene Nationen kreieren und mit diesen im Ironman-Modus spielen, aber keine Achievements bekommen.

Die Nationen Mittel- und Südamerikas wurden deutlich individualisiert. Die mittelamerikanischen Völker bekommen ein eigenes Religionssystem und für manche dieser Völker eine Schicksals-Mechanik oder ähnliches.

Konquistadoren kann man nun auf Entdeckungsmissionen, auf die Suche nach den Sieben Städten aus Gold oder auch auf eine Weltumsegelung schicken. Das alles bringt verschiedene Boni und Prestigebeträge.

Kolonialnationen mit Goldprovinzen schicken nun Goldflotten nach Hause, dafür fließen diese Provinzen nicht mehr in die Abgaben an den Kolonialherrn mit ein. Diese können von Freibeutern zum Teil ausgeraubt werden. Dem Einfluss der Freibeuter kann nun jedoch mit Kriegsschiffen entgegengewirkt werden.

Durch den Vertrag von Tordesillas bekommt das erste katholische Land, das eine eigene Kolonialnation errichtet, einen Kolonialwachstumsbonus gegenüber den anderen katholischen Kolonialherren. Diese können den Vertrag allerdings ignorieren, bekommen dafür aber Beziehungsverschlechterungen.

Mächtige Kolonialnationen (über zehn Provinzen) gewähren dem Besitzer nun auch einen extra Händler.

 

Der freie Patch bringt neue und überarbeitete Events, hauptsächlich für Mittelamerika.

Alle untergebenen Nationen bekommen nun eine neue Mechanik, nämlich ein Freiheitsstreben.

Das führte letztlich dazu, dass es bei schlechter Behandlung leichter oder überhaupt möglich wird, dass sich Vasallen unabhängig erklären.

Zehn neue Achievements.

Große Terrainbereiche wurden optisch überarbeitet.

Multiplayer

Wie in vielen Spielen entfaltet der Multiplayer seine ganz eigene Faszination. Doch dazu braucht es eine geduldige und eingefleischte Truppe. Der Zeitbedarf ist enorm angesichts einer niedrigen Spielgeschwindigkeit, die das reibungslose Zusammenspiel bedarf. Außerdem ist der Netcode erbärmlich. Synchronisationsfehler, Abstürze und lange Ladezeiten sind hier leider an der Tagesordnung.  Gleichzeitig ist Spaß praktisch garantiert. Jeder, der mit einer größeren, gut harmonierenden Gruppe schon einmal eine Multiplayer-Partie egal in welchem Spiel gespielt hat, wird wissen, was ich meine. Die Eigendynamik, die dieses Spiel entwickelt ist einfach enorm.

Wen das interessiert, sollte einfach mal bei unserem EU4-Multiplayer-Thread hier im Forum vorbeischauen. Dort gibt es auch After Action Reports in Form historisch angehauchter Berichte, die absolut lesenswert sind.

http://www.gamestar.de/community/gspinboard/showthread.php?t=440040

Fazit - Licht und Schatten

Klar, ich liebe dieses Spiel. Ich würde es jederzeit in den Himmel heben, wenn mich jemand nach einem guten Strategiespiel fragen würde. Die optische Präsentation in einem Total War ist natürlich eine ganz andere als bei Europa Universalis 4. Der Abstraktionsgrad schießt für manchen über das Ziel hinaus und lässt einige von einer Tabellensimulation sprechen. Aber für viele ist es genau das, was Grand Strategy ausmacht. Echtzeitschlachten hätten hier keinen Platz, zu vieles geschieht, als dass dafür Zeit bliebe. Außerdem gibt der Erfolg dem Spiel Recht. Bombast und Dubstep müssen nicht immer das Allheilmittel sein. Europa Universalis glänzt mit inneren Werten.

Und doch muss man so etwas mögen. EU4 ist kein Spiel zum Abschalten, kein Kartenspiel auf fünf Minuten. Im Gegenteil – es ist ein absoluter Zeitfresser. Es gibt immer etwas zu tun, immer ein neues Ziel, auf das man akribisch hinarbeiten kann. Und wenn dann doch mal nichts passiert, kann man immer noch die Spielgeschwindigkeit hochschrauben. Das größte Manko bleibt daher die Einsteigerfreundlichkeit, die trotz aller Komplexität deutlich besser gehandhabt werden könnte. Traut man sich jedoch den Sprung ins kalte Wasser, wird man belohnt werden. Ganz sicher. Und um damit zur Eingangsfrage zurückzukehren: Ja, das Spiel hat sich seit Release deutlich weiterentwickelt und ja, es lohnt sich definitiv das Spiel noch einmal zur Hand zu nehmen, denn Europa Universalis 4 ist heute im Vergleich zu seinem Vorgänger das klar bessere Spiel. 

Disclaimer: Es ist relativ schwierig eine schöne Pro/Contra-Argumentation aufzubauen, da sich diese letztlich immer auf eine Genre-Diskussion hinausläuft. Es gibt hier kein Battlefield und CoD, das man vergleichen könnte, keine „arcadiges“ Fahrgefühl und keine Story Highlights. Ein Fluch und ein Segen zugleich.

Wertung

Bei meiner persönlichen Genrewertung würde ich dem Spiel am liebsten eine 90 geben. Ich kenne kein Strategiespiel, das mich nachhaltig so fasziniert und das meinen Komplexitätskomplex derart befriedigen kann. Angesichts der nicht vorhandenen Einsteigerfreundlichkeit und einer eher spärlichen optischen Darbietung (für mich überhaupt kein Problem, so etwas brauch ich bei so einem Spiel nun mal nicht) gebe ich dem Spiel eine 85. Die ist vielleicht ein bisschen durch die Fanbrille entstanden, aber ich denke, dass die 78 Punkte der damaligen Gamestar-Wertung dem Spiel nicht gerecht werden. Eine 80er-Wertung ist das Mindeste, was es verdient hat. Browserspiele und Durchschnitts-RPGs bekommen die, warum also nicht ein Strategietitel? Muss da die Messlatte derart hoch liegen, nur weil nichts explodiert?

 

So ein Nischenleben führt das Hardcore-Spiel offenbar dann auch wieder nicht. In den Steam-Charts kurz vor Mitternacht am 26.02.2015 ist einiges los. EU4 schafft es auf einen beachtlichen 14. Platz. Gut, an dem Tag kam ein neues Addon raus, aber Total War: Attila ist immerhin ein brandneuer einer in den Köpfen deutlich größeren Marke und wird trotzdem auf einen hinteren Platz verwiesen.

 

Mit den Azteken auf Eroberung. Was wohl die Spanier dachten, als die Wilden aus der neuen Welt ihre Halbinsel überrannten?

 

So etwas Ähnliches mussten sich auch die Österreicher gedacht haben, als plötzlich Byzanz statt der Ottomanen mit einem ziemlich großen Heer vor Wien stand.  Allerdings haben sie dann doch ein paar Mann zusammengebracht…

 

Etwas ist faul im Staate Frankreich.

 

Von wegen untergegangen. Das Schicksal von Burgund kann ein ganz anderes werden, wenn man erst mal selbst die Fäden in die Hand nimmt.

 

Und wenn wir es doch gerne absolutistisch haben, bauen wir uns einfach einen schönen, großen Palast.

 

 

 


Wertung
Pro und Kontra
  • Wiederspielwert
  • Komplexität
  • Eigendynamik
  • Umfang
  • Support durch Mods und Entwickler
  • nicht vorhandene Einsteigerfreundlichkeit
  • großer Abstraktionsgrad
  • minimalistische Präsentation

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(12)
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