Ehemaliges Iso-Rollenspiel im 3D-Ballergewand...

FALLOUT 1 & 2 waren waschechte Rollenspiele in Iso-Sicht mit taktischen Kämpfen. Statt Untoten und Werwölfen gibts mutierte Riesen-Skorpione und...

von - Gast - am: 25.07.2018

FALLOUT 1 & 2 waren waschechte Rollenspiele in Iso-Sicht mit taktischen Kämpfen. Statt Untoten und Werwölfen gibts mutierte Riesen-Skorpione und Super-Mutanten, statt Fantasy-Setting eben endzeitliches Science Fiction. Diese Rezension bezieht sich auch die unzensierte englische Originalversion, die von 2009 bis Anfang 2016 indiziert war.

Gameplay

FALLOUT 3 ist ein 3D Actionspiel mit ein paar Rollenspielelementen, das sich wahlweise in Firstplayer Ansicht oder 3. Person Ansicht (nicht zu empfehlen) spielen lässt, und Kämpfe variabel entweden als Shooter (schlecht umgesetzt) oder als Taktik getarntes "rundenbasiertes" System erleben lässt (noch schlechter umgesetzt).

FALLOUT 3 setzt auf Bethesdas beliebten und aus THE ELDER SCROLLS bekannten Sandbox-System: die Story ist schwach und eher als grober Leitfaden anzusehen, man kann ihr folgen wann immer man will (jeder Quest wartet unendlich lange auf den Spieler) oder man irgnoriert die Hauptstory einfach komplett, (fast) jeder Teil der Karte ist zu jeder Zeit begehbar, die Spielwelt levelt mit dem Spieler.

Präsentation [Durchschnitt]

Das Spiel ist von 2008, also inzwischen schon ganze 10 Jahre alt. Bahnbrechend war die Grafik damals schon nicht, sie ist auch ziemlich schlecht gealtert. FALLOUT 3 verwendet dieselbe Grafik Engine wie das 2 Jahre zuvor erschienene THE ELDER SCROLLS 4: OBLIVION, sieht aber im direkten Vergleich sogar marginal schlechter aus. Animationen sehen grauenhaft aus, Texturen sind extrem matschig, das HUD extrem gross und hässlich, man merkt deutlich das sehr viele Abstriche für die Konsolenumsetzung gemacht werden mussten. Ausserdem trifft man immer auf diesselben Wand-Texturen, besonders in den Schlauchlevel-Dungeons.

Im Soundbereich siehts besser aus: von den Feuerwaffen bis hin zur Musik, den integrierten Radiosendern, die echte Songs wiedergeben bis hin zu den guten Sprechern, zu denen sogar Bethesda-typisch einige Hollywood-Grössen wie Liam Neeson, Malcolm McDowell und Ron Perlman zählen.

Steuerung [Schlecht]

Geboten wird hier Shooter-Standard, das bewährte Mouse-Look ist ebenso vorhanden wie die WASD-Fortbewegung, “E” ist die Aktionstaste, Leertaste die Sprungtaste, linke Maustaste feuert, aber… die Menüs sind eine Katastrophe: sehr konsolig und umständlich. Waffenwechsel per Knopfdruck? Gibts nicht, stattdessen Menü aufrufen, Inventar Tab anwählen, dann zum Waffen Tab switchen und erstmal runterscrollen zur gewünschten Waffe. Puh! Hätte man hier nicht die Steuerung bei der PC Umsetzung auf Maus und Tastatur optimieren können?

Komplexität / Spieltiefe [Durchschnitt]

Zugunsten der 3D Action wurde das Gameplay entsprechend angepasst: taktische Kämpfe wie in FALLOUT 1 und 2 gehören der Vergangenheit an. Als Trostpflaster für alle enttäuschten Fans der Ur-FALLOUTs hat Bethesda aber das Anvisieren von Körperteilen aus den Vorgängern ziemlich gut miteingebaut: per V-Taste friert das Geschehen ein und man kann die einzelnen Körperteilen -etwas fummelig und ungenau per Maus – anwählen. Prozentangaben zeigen dabei die Trefferchancen an. Das ganze kostet “Aktionspunkte, danach läuft das geschehen automatisch als Filmsequenz in Zeitlupe ab (man denke an John Woo’s Hongkong Actionfilme), das ganze sieht nicht nur imposant aus, sondern war den deutschen Jugenschützern wohl auch zu “gewaltverherrlichend”, besonders wenn abgetrennte Gliedmassen in Zeitlupe genüsslich über den Bildschirm segeln.

Die Rollenspielelemente aus den Vorgängern FALLOUT 1 und 2 hat man mit ein paar Anpassungen ebenfalls integriert, leider nicht so gekonnt: Perks haben nur noch positive Aspekte, das gegenseite Anwegen der negativen und positiven Aspekte bei jedem Perk entfällt somit. Das hat erst Obsidian mit dem weitaus besserem FALLOUT NEW VEGAS korrigiert. Immerhin sind die Skills (noch) vorhanden – diese musste im vierten Teil durch Bethesdas Rollenspiel-Entschlackungskur weichen.

Als Shooter ist FALLOUT 3 eher mau – First Person Shooter gibt es wie Sand am Meer, die meisten sind weitaus besser als FALLOUT 3. Hier hätte es sich bewährt eine eigene Note beizubehalten und auf das Echtzeitkampfsystem komplett zu verzichten.

Immerhin gibt es meistens mehrere Lösungswege, was allerdings eher kosmetischer Natur ist – gewaltfreie Lösungen sind meist ebenso effizient und erfordern weitaus weniger Fingerspitzengefühl, weshalb es oft die bessere Wahl ist. Hier hätte man das ganze etwas ausbauen sollen. Es gibt zwar ein Karmasystem, das sich aber leicht austricksen lässt.

Atmosphäre [Durchschnitt]

In Sachen Atmosphäre kann mich FALLOUT 3 nicht wirklich überzeugen. Das liegt teilweise an der eher zu konstruiert wirkenden Spielwelt, dem arg aufgesetzten Humor und den wirklich übermässig schrillen Charakteren. Echte Endzeitstimmung kommt da nicht so recht auf. Der Grafikstil haut mich auch nicht vom Hocker, denn Dungeons, Stadtfacaden und Landschaften sehen alle gleich aus und werden schnell langweilig.

Handlung (ohne Spoiler) [Schlecht]

Typisch Bethesda, wird nicht wirklich auf eine spannende Story gesetzt, sondern auf Sandbox: man hat mehr Freiheiten als in jedem anderen Spiel, kann tun und lassen was man will, z.B. den Hauptquest um die Suche nach dem verlorenen Vater komplett ignorieren und sich auf die Sidequests konzentrieren, mordend und plündernd durchs Land ziehen oder doch nach etlichen (Spiel)jahren den Hauptquest spielen. Jeder Quest wartet mit einer Engelsgeduld auf den Spieler, auch mittendrin. Zeitdruck gibt es nicht, auch wenn einige Dialoge anders klingen…

Gut umgesetzt hat man die Charaktergenerierung, man hat sie in die Handlung und das Tutorial eingebettet und dadurch wirklich eine der besten Charaktergenerierungen überhaupt zustande gebracht. Leider wird dieser Standard nicht lange gehalten: verlässt man den Bunker wird’s etwas eintönig und FALLOUT 3s Story verkommt zur 08/15 Alibi Handlung.

Gelobt wurde die Entscheidungsfreiheit und die daraus folgenden Konsequenzen, vor allem an einem Quest gleich am Anfang im ersten "Dorf" welcher wirklich schockierende Konsequenzen haben kann. Schön und gut, aber eine Entscheidung mit dieser Gewichtung kommt eben nur einmal vor, leider halten spätere Quests dieses Niveau überhaupt nicht!

Umfang [Gut]

Auch typisch Bethesda: hunderte von Stunden kann man in FALLOUT 3 verbringen – wenn man möchte. Es gibt zahlreiche Nebenquests, die Spielwelt ist gigantisch, viele Zufallsbekanntschaften bringen etwas Abwechslung, wer ELDER SCROLLS: OBLIVION kennt weiss was einem bevorsteht. Ich hatte zwar das Gefühl das die Spielwelt bei FALLOUT 3 von allen Bethesda Open World Spielen die Kleinste war, aber vielleicht liegt das auch nur an der Eintönigkeit der Spielwelt.

Fazit

FALLOUT 3 konnte mich nicht wirklich vom Hocker reissen, die zahlreichen Lobeshymnen haben mich zum Kauf verleitet (ich liebte ELDER SCROLLS 1- 5) aber die Enttäuschung war gross: viel heisse Luft, durchschnittlicher Spielspass. Auf Dauer zu langweilig und gezogen und mit dem Grafikstil kann ich mich gar nicht anfreunden. Den Hauptquest habe ich nie zuende gebracht, wie bei fast allen Bethesda Spielen sind die Hauptquests und die Hauptcharaktere einfach nicht interessant genug um ihnen zu folgen.

FALLOUT 3 ist noch nicht so schlecht wie FALLOUT 4, aber im Endzeit Genre gibt es wesentlich bessere Alternativen: METRO 2033 und S.T.A.L.K.E.R.: SHADOW OF CHERNOBYL oder S.T.A.L.K.E.R.: CALL OF PRIPYAT. Muss es unbedingt FALLOUT sein, dann empfehle ich FALLOUT 1 oder 2, wenn es unbedingt 3D sein muss, dann FALLOUT: NEW VEGAS, was den besten Teil der "neueren" FALLOUTs darstellt.


Wertung
Pro und Kontra
  • VATS spassig
  • grosse Spielwelt
  • gelungene Charaktererschaffung und Tutorial
  • Spielwelt sehr eintönig
  • immer diesselben Wandtexturen
  • Dungeons sind Schlauchlevels
  • Story und Hauptquest unbefriedigend
  • Steuerung sehr konsolig
  • technisch schlecht gealtert
  • als Actionspiel eher unbefriedigend, als Taktikspiel noch schlechter

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Oft, regelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(1)
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