Viele Buchautoren, Filmregisseure, Spieleentwickler und Visionäre haben sich ihr Hirn darüber zermartert, wie denn die Welt aussehen würde, wenn ein nuklearer Krieg die Erde verwüstet hätte.
Bethesdas neuestes Rollenspiel zeigt ihre Version davon - und für mich auch die lebendigste.
Ende des Anfangs
Selten hat es mir ein Tutorial so angetan wie es in Fallout 3 der Fall ist. Man wird hier nicht in ein separates Level verfrachtet, um die Steuerung ganz nüchtern zu erklären, hier wird man wortwörtlich geboren, bestimmt bei der Geburt sein Geschlecht und sein Aussehen und durchlebt Kindheit und Jugend bis zu seinem 19. Lebensjahr. Dabei entscheidet man sich auch für die Charaktereigenschaften, die man spielen möchte. Das Repertoire ist wie in Oblivion großzügig genug.
Der Clou ist dabei, dass wir uns schon inmitten der Story befinden, unser ganzes Leben bis dahin findet im Vault 101, einem Atombunker statt. Von unserem Vater aufgezogen, die Mutter verstorben - schon jetzt finde ich mich vollkommen in dieser Welt ein und identifiziere mich damit. Bis zu dem Tag, an dem mein Vater aus dem Vault und an die Oberfläche flüchtet - das Schicksal nimmt seinen Lauf und wir folgen ihm. Hinaus in die öde, aber äußerst stimmungsvoll inszenierte Welt des postapokalyptischen Washington, D.C.
Die Welt da draußen
Eine solch stimmungsvoll kreierte Welt habe ich seit Half-Life 2 nicht mehr sehen dürfen, als man endlich ins Freie tritt und das erste Mal Sonnenlicht unsere (virtuellen) Augen blendet. Wir scheinen glatt überfordert mit der Welt da draußen, hätten wir nicht unseren Pip-Boy dabei, ein Gerät für das Handgelenk, auf dem alle Daten, Aufgaben und Gegenstände, die wir bekommen, verwalten können. So erreichen wir auch auf die Schnelle weiter entfernte Städte und Orte, wenn man sie bereits entdeckt hat, was sich im Laufe des Spiels als sehr nützlich erweist.
In der nahe gelegenen Stadt Megaton (welch passender Name) erhalten wir auch dann die ersten Quests, Hauptanliegen ist natürlich der Verbleib unseres Vaters, dem wir im Verlaufe des Spiels auch endlich begegnen werden. So bahnen wir uns einen Weg durch die wüstenähnliche Landschaft, erkennen auch schnell die Promenade in Washington, D.C. - Lincoln Memorial ohne Lincolns Kopf inklusive. Selten habe ich solch detailliert modellierte Gegenden erleben dürfen, und in Washington zeigt sich dies besonders beeindruckend.
Auch wenn man im Ödland keine wirkliche Abwechslung findet, der Stil wurde konsequent beibehalten.
Feindesland
Die Welt von Fallout 3 ist nicht nur sehr stimmungsvoll, sondern auch sehr feindselig. Banditen (Raiders), Riesenskorpione, mutierte Ratten, unbekanntes Viehzeugs, Roboter - es gibt viele, die uns das Leben schwer machen wollen.
Nun haben wir viele Möglichkeiten, uns der Gefahren zu erwehren. Bei Gesprächen kann man die gute, neutrale oder böse Variante wählen, egal, wie man sich entscheidet, bekommt man auch Erfahrungspunkte. Wenn es schlußendlich zum Kampf kommt, kann man normal wie in jedem First-Person-Shooter auch einfach auf den Feind ballern (was aber hier einen großen Rollenspielfaktor inne hat), oder man bedient sich des V.A.T.S.-Systems - man pausiert das Geschehen und sucht sich per Mausklick die Trefferzone aus, die man treffen will, die prozentuale Trefferchance wurde hier mit angegeben. Schließlich akzeptiert man durch Tastendruck sein Vorhaben und wird danach noch mit einer toll animierten, verlangsamten Kampfszene belohnt. Mag kompliziert klingen, aber spielt sich wie aus einem Guß und motiviert allemal zum mehrmals Ausprobieren.
Ein Welt voller Aufgaben
Die Quests sind alle durchaus toll designt und haben alle durchweg einen hohen Wiederspielwert.
Alleine die Hauptquest erzählt schon eine mitreißende Geschichte, sollte man aber auch die Nebenquests annehmen, die manchmal moralische Entscheidungen von uns verlangen und durchaus skurril sind. So erledigen wir beispielsweise eine Menge Aufgaben für Moira, die Ladenbesitzerin von Megaton, die einen Überlebensführer für das Ödland verfassen will. Wie gesagt, klingt skurril, aber ist in der Welt von Fallout durchaus nachvollziehbar.
Hier durchzieht sich auch eine böse Art von Humor, dessen Ironie sich schon in den ersten beiden Teilen durchgezogen hatte. Mir jedenfalls blieb mehrere Male das Lachen im Halse stecken...
Schöne neue Welt
Der Grafikstil ist für Oblivion-Veteranen durchaus vertraut, denn der ähnelt Endine-bedingt der des Vorgängers sehr. Leider hat man auch die schwachen Animationen beibehalten. Aber Effekte wie HDR wirken auch hier wie in Oblivion äußerst stimmig und schnell schaut man über Schwächen wie Abwechslungsarmut und schlechte Texturen hinweg.
Bei Sound und Musik gibt es nichts zu beanstanden, Umgebungsgeräusche tragen sehr zur Stimmung bei, die Musik ähnlich wie in Oblivion, ist dezent eingesetzt worden und die Stimmen sind durchweg erstklassig.
Die ganze Welt
Letztendlich zu sagen ist, dass Fallout 3 das logisch weiter geführte Pendant zu Oblivion ist und spieltechnisch betrachtet die Fehler aus dem Vorgänger ausgemerzt hat. So bleibt mein persönlicher Favorit für 2008!
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