Boston Bombers

Intro Krieg … Krieg bleibt immer gleich. Diesen Satz hat wohl jeder, der Fallout schon mal gespielt hat, gehört. Was auch immer gleich bleibt, sind...

von StrohhutMichel am: 24.11.2015

Intro

Krieg … Krieg bleibt immer gleich. Diesen Satz hat wohl jeder, der Fallout schon mal gespielt hat, gehört. Was auch immer gleich bleibt, sind die Erwartungen die an solche AAA-Titel von namhaften Entwicklern gestellt werden. Bereits seit 2009 befindet Fallout 4 in Entwicklung und am 10. November 2015 war es dann endlich so weit. Bethesdas neues Zugpferd ist erschienen. Im folgenden Test erfahrt Ihr, ob sich der Überlebenskampf im Ödland lohnt.

Story und Spielwelt

Schauplatz ist dieses Mal die US-Amerikanische Stadt Boston samt Umgebung, oft Commonwealth genannt. Nach einem kleinen Intro, welches die Entwicklung der USA nach dem 2. Weltkrieg, findet man sich auch schon in der Charaktererstellung wieder. In dem kann man sich wie schon in Skyrim richtig austoben und ein virtuelles Ebenbild seiner selbst erstellen oder sich völlig verrückt aussehende, menschliche Wesen ausdenken. Nachdem man damit fertig ist, sieht man die Spielwelt für kurze Zeit, so wie sie vor dem 3. Weltkrieg aussah, im Jahre. Stilmäßig sieht die Gesellschaft wieder so aus wie in den 50er Jahren, jedoch mit Hausrobotern, Atombetriebenen Autos und Powerrüstungen. Nach einem kleinen Gespräch mit einem Vault-Tec-Mitarbeiter hört man im Fernseher eine wichtige Eilmeldung: die Bomben fallen. In Panik fliehen in der kleinen Siedlung alle Leute aus ihren Häusern und wollen zum nahegelegenen Vault 111 fliehen. Die Spielfigur, samt Ehepartner und Sohnemann können sich gerade noch in Sicherheit bringen. Im Vault werden dann die Überlebenden in Kryokapseln verfrachtet und eingefroren. Scheinbar 210 Jahre später (Was in der Kälteschlafphase zwischenzeitlich noch passiert, möchte ich an dieser Stelle nicht Spoilern) entkommt der Hauptcharakter aus der Kapsel und verlässt allein den Vault. Nun, nicht ganz allein, denn natürlich findet der Spieler noch einen Pip-Boy, ein nützlicher Minicomputer am Arm, der ihn fortan durchs gesamte Spiel begleitet. Sobald man den ersten Schritt aus der Vault macht, sieht man ein vom Atomkrieg zerstörtes Commonwealth mit schier unendlicher Weite. Wie in den beiden Vorgängern kann man im Prinzip ab diesem Moment tun und lassen, was man will. Man kann auf eigene Faust das Ödland erkunden, der Story folgen oder sich einer von 4 Fraktionen anschließen und Missionen erfüllen. Das Commonwealth ist natürlich nicht nur von freundlichen Menschen bewohnt, es ist auch der Schauplatz vieler tödlicher Gefahren. Neben alten bekannten Feinden wie Raidern, Ghulen, Supermutanten und Todeskrallen, bietet die Spielwelt auch neue Gegner wie Blutkäfer oder Synths. Manche dieser Gegner können im Kampf sogar noch mutieren, was ihnen wieder volle Energie gibt und stärker werden lässt.

Kampfsystem und Skills

Um im Ödland zu überleben und sich lästige Bewohner vom Hals zu halten, hat man 2 Möglichkeiten. Man steuert den Charakter im Spiel wahlweise aus der Ego, bzw. der Third-Person-Perspektive und nimmt Gegner in Shootermanier direkt aufs Korn oder man nutzt das aus den Vorgängern bekannte Vault-Tec Assisted Targeting System. Kurz V.A.T.S. Dieses ist diesmal dynamischer, da Gegner auf Knopfdruck nicht mehr einfrieren, sondern sich in Zeitlupe bewegen, was die Kämpfe etwas schwieriger macht als vorher, da man nicht ewig Zeit hat um Gegner ins Visier zu nehmen. Auch das andere Element wurde überarbeitet. In Fallout 3 und New Vegas konnte man neben den Grundattributen (S.P.E.C.I.A.L.) bei jedem Levelaufstieg eine bestimmte Anzahl von Punkten auf verschiedene Skills wie Schleichen, Schlösser knacken oder Energiewaffen erhöhen. In Fallout 4 gibt es im Prinzip keine Levelgrenze mehr. Nach jedem Levelaufstieg kann man 1 Punkt entweder auf die Grundattribute oder die zu jedem Attribut gehörenden Perks verteilen. Zum Vergleich: in Fallout 3 und New Vegas konnte man einen Skill wie Schleichen bis auf 100 Punkte erhöhen, in Fallout 4 eben bis auf Stufe 5, wobei jede Stufe ein höheres Level oder Grundattribut verlangt. Dieses System wurde ganz ähnlich auch schon bei Skyrim benutzt. Damit ihr im Ödland nicht auch vor Einsamkeit sterbt, trefft ihr ab und zu auch auf die verschiedensten Charaktere die sich euch anschließen. In vorherigen Trailern wurde ja beispielsweise schon der Hund gezeigt, der euch begleiten und unfassbar viele Gegenstände für den Helden tragen kann. Jedoch ist es auch hier manchmal nervenschonender wenn man die Begleiter daheim lässt, denn die verhalten sich teilweise echt dumm und laufen gerne mal vor Euch rum, während ihr einen Gegner im Visier habt. Außerdem könnt ihr mit einem menschlichen Begleiter eine Beziehung eingehen, was euch verschiedene Boni bringt. Nicht ganz so dämlich aber auch noch verbesserungswürdig ist die Gegner-KI. Die Präzision der Raider beim Granaten oder Molotovs werfen hingegen ist meisterlich.

Grafik und Sound

Fallout 4 besitzt dieselbe Grafikengine wie Skyrim. Dieses war zwar damals schon nicht das Beste vom Besten, erlaubte aber schon sehr gute Weitsicht. Im Großen und Ganzen sieht Fallout 4 gut aus. Allein schon die Animation, wie man in die Powerrüstung einsteigt ist super. Abzüge gibt es in Sachen Charakter- und Gesichtsanimation und bei sehr naher Betrachtung wirkt einiges sehr verwaschen. Auch ist es mal wieder fraglich, wie es im Jahr 2015 immer noch nicht möglich ist, in Egoperspektive Beine und eigenen Schatten darzustellen. Soundtechnisch gibt’s allerdings kaum zu meckern. Die deutsche Synchronisation ist diesmal besser geworden, ist vielfältiger geworden und beinhaltet gute Sprecher (Hauptcharakter zum Beispiel ist die Stimme von Dr. Cox aus Scrubs). Jedoch ist hier die Lippensynchronität die einzige kleine Schwäche. Die Musik und Waffensounds sind sehr atmosphärisch und die Stimmung wechselt bei plötzlichen Kämpfen gut. Einige der alten Songs aus den vorherigen Fallout-Teilen wurden übrigens wiederverwendet, was aber eigentlich nicht schlimm ist.

Basenbau

Zum Schluss komme ich noch zur eigentlich größten Neuerung. Relativ früh im Spiel kann damit beginnen eine Siedlung zu errichten. Man hat die Möglichkeit das eingegrenzte Areal von etwas Schrott zu säubern, um so an Baumaterialien zu kommen. Diese kann man dann verwenden um etwa Fußböden, Wände, Decken, Möbel und Deko zu bauen. Des Weiteren sollte man seine Siedlung mit Strom, Nahrung und Wasser versorgen. Diese verteidigt man dann mit verschiedenen Verteidigungsanlagen gegen eventuell angreifende Plünderer. Am Ende hin kann man auch noch andere Siedlungen mit Rohstoffen versorgen. Das macht teilweise schon Spaß und nimmt so viel Zeit in Anspruch, dass man die 100 Stunden locker voll bekommt und man es eigentlich schon als Spiel im Spiel bezeichnen kann.

Persönliches Fazit

Ich hatte mich schon lange auf Fallout 4 gefreut, schon lange vor der Ankündigung. Und nach über 90 Stunden Spielzeit bin ich doch etwas zwiegespalten. Die dichte Atmosphäre auf die ich gehofft hatte, ist auf jeden Fall da, ich wurde sofort reingesogen. Der ein oder andere mag die Story vielleicht schwach finden, hier fand ich sie relativ in Ordnung, da kommt in diesem Jahr nun mal niemand gegen The Witcher 3 an. Auch die angeblich schlechte Grafik hat mir gereicht. Selbst mit dem neuen Skillsystem kam ich gut klar. Aber es gibt einfach zu viele Dinge die gänzlich gestrichen oder vereinfacht wurden. Warum soll der Spieler keine Waffen und Rüstungen mehr reparieren? Warum können Begleiter, auch wenn sie es manchmal durch die dämliche K.I. verdient hätten, nicht sterben? Warum haben die Entscheidungen keinen Einfluss mehr auf das Karma? Warum sind die Fraktionsaufträge so ähnlich und öde? Und noch ein bisschen mehr. Es wäre überall ein bisschen mehr drin gewesen. Das Spiel macht mir trotzdem riesigen Spaß und ich werde wohl oder übel über die Fehler hinweg sehen müssen, beziehungsweise hoffen, dass diese doch noch irgendwie getilgt werden. Ein Hardcore-Modus wäre zum Beispiel schon mal ein Anfang. Naja, ich muss dann mal noch dieser Siedlung helf … Moment … ist da gerade eine Todeskralle den Hang runtergerutscht und starrt mich jetzt an?


Wertung
Pro und Kontra
  • Atmosphärische, dichte Spielwelt
  • V.A.T.S. verbessert
  • Waffen/Rüstungsmodifikation sehr gut gelungen
  • Quasi jeder Gegenstand im Spiel kann relativ sinnvoll verwertet werden
  • Powerrüstung sinnvoll erweitert
  • Basenbau macht zwar Spaß ...
  • ... hat aber noch nicht wirklich Sinn
  • Keine Reparaturen nötig
  • Begleiter unsterblich
  • K.I. größtenteils schwach
  • Gefühlt etwas kleinere Spielwelt
  • Kein Karma mehr

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(1)
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