Das Gefühlte Addon von FarCry3

Ich hab‘s geschafft! Nach knapp 28 Spielstunden in denen ich mir auch reichlich Zeit für Nebenmissionen genommen habe, sehe ich den Abspann von Far...

von Dreed am: 11.01.2015

Ich hab‘s geschafft! Nach knapp 28 Spielstunden in denen ich mir auch reichlich Zeit für Nebenmissionen genommen habe, sehe ich den Abspann von Far Cry 4 vor mir und habe gemischte Gefühle was das Ende angeht, denn ganz rund fühlt sich das Ganze nicht an. Womit ich bereits den ersten Kritikpunkt von Far Cry 4 im Visier habe.

 

Die Story....

fällt im Vergleich zu FC3 deutlich kürzer aus und kann dramaturgisch sowie erzählerisch dem Vorgänger nicht das Wasser reichen. Ich bin ein großer Fan von Spielen wie Mafia 1+2, Dragon Age origin, daher gefallen mir auch Shooter besonders die noch mehr zu bieten haben als ein großes Waffenarsenal. Hier hat mir der Vorgänger wesentlich besser gefallen. Eine echte Motivation des Helden, sich wie eine Killermaschine durch den Jungle zu kämpfen, kann ich nur schwer erkennen. Da war die gute alte „Rache und Vergeltung Geschichte“ des Vorgängers noch eher nachvollziehbar. Über die Sprüche und Erzählungen des Bösewichts, der den Spieler irrwitziger Weise immer wieder per Handy kontaktiert konnte ich mich immer wieder amüsieren. Merkwürdig erscheint mir hingegen, wie er von Anfang bis Ende, dem Protagonisten offenbar nie wirklich nach dem Leben zu trachten scheint und es offenbar beiläufig wahrnimmt, dass man all seine Soldaten aufgerieben und sein Reich zerstört hat. Was die "Guten" Charaktere angeht, spielt es Letzen Endes keine Rolle für wen man sich entscheide, in keinem Fall hinterlässt eine Entscheidung das Gefühl, richtig gehandelt zu haben. Man wandert in der Grauzone und ist im Grunde nichts weiter als die Marionette des beiden anderen, die ihre Position in ihrem Regime sichern wollen und sich seit Jahren im Kreis drehen. Neben den Kompanien Missionen, gibt es noch zahlreiche Nebenmissionen, bei denen man teils nur mit Bogen und Messer bewaffnet oder unter Drogen stehend, durch surreale Welten läuft. Das gehört zu den Teilen im Spiel, durch die ich mich durchgequält habe, weil Röhren Level mit eingeschränktem Waffen-Repertoir nicht das ist, was ich bei einem Open World Spiel gesucht habe.

 

Die Spielwelt

Als ich die ersten Minuten in FC4 unterwegs war, fühlte es sich bei mir ähnlich an wie bei Fallout 3 und Fallout New Vegas. Alles ist irgendwie genau wie beim Vorgänger und wenn ich nicht die große 4 auf der DVD-Hülle sehen würde, könnte ich meinen es handelt sich um ein reines Addon. Wie bereits im Haupttest beschrieben, wurden die Stärken sowie die Schwächen des Vorgängers übernommen. Wieder gibt es eine riesige Insel zu erkunden, wieder gibt es zig Türme und Basen einzunehmen, wieder sieht so ziemlich jeder Verbündete gleich aus. Deutlich umfangreicher und abwechslungsreicher fällt die Tierwelt aus, sowie die kleinen und größeren Auseinandersetzungen der Eingeborenen und dem Gegner. Das kann ganz schön nerven, da man keine 500 Meter im Spiel laufen kann, ohne von einem Tier angefallen zu werden oder im Hintergrund Schüsse hört, was darauf hindeutet das irgendwo, irgendwer wieder einmal Hilfe braucht. Mit angreifenden Adlern (!) und Ganzen Horden von Honigdachsen bekommt man es mitunter zu tun. Das ist definitiv zu viel des Guten, wertet aber die zahllosen Fahrzeuge auf, in denen man vor Tierangriffen weitgehend sicher ist, von amoklaufenden Nashörnern oder Elefanten einmal abgesehen. Letztere lassen sich bei einsprechender Skillung vom Spieler auch reiten und sind hervorragend für die Jagd nach anderen Tieren geeignet, allerdings halten Sie gegnerischen Schüssen oder gar Fahrzeugen kaum Stand, weshalb ich sie für den Kampf nie verwenden konnte. Offenbar hat man sich auch bei Fallout oder den Spielen von Rockstar mit Ideen bedient, denn inzwischen gibt es auch bei FC4 einen wie ich finde, recht unterhaltsamen Radiosprecher der sein Programm auch den Geschehnissen im Spiel anpasst und somit das Gefühlt vermittelt, das eigene Handeln hat Auswirkung auf die Spielwelt. Ebenso wurde ein Autopilot bei Fahrzeugen integriert, mit denen sich der Spieler sehr bequem, automatisch zum markierten Punkt auf der Karte fahren lassen kann. Zwar sind nicht alle, sondern nur die Hauptstrecken erschlossen aber gerade bei langen Fahrten ist das sehr komfortabel. Leider hat die KI hier manchmal Aussetzer, da fährt man mittels Autopilot schon einmal einen nichts ahnenden Sherpa über den Haufen und bekommt das Ganze mit Minus Karma Punkten quittiert. Neben diversen Fahrzeugen, stehen nun auch Gyrocopter zur Verfügung um die Spielwelt auch im Flug zu erkunden, außerdem darf man nun auch Berge mit einem Kletterhaken und Seil an gekennzeichneten Stellen erklimmen.

 

Die Benutzeroberfläche

Ist sowas simples wie ein Interface eine Erwähnung wert? Wenn sie so lieblos und Konsolig umgesetzt wurde wie hier auf jeden Fall. Nicht nur das man nur einen einzigen Spielstand zur Verfügung hat, bekommt man es als PC Spieler am laufenden Band mit dicken fetten Symbolen und Buttons zu tun. Ärgerlich empfinde ich den Umstand, dass sich die Lautstärke vom Radio, der Musik und dem Sound nicht trennen lässt. Es gibt nur einen Masterregler, den alles oder nichts Button. Ist sowas zeitgemäß? Ist das gewollt das ich kein Wort mehr vom Begleiter verstehe, weil die Musik zu laut ist? Schlimmer empfinde ich das fummelige Erstellen von Spritzen. Q drücken, rechte Maustaste um in ein Untermenü zu kommen, Maus in eine der 4 Richtungen schieben, mit der rechten Maustaste bestätigen…ups jetzt hat man die Spritze auch noch aus Versehen direkt angewendet? Das ist einfach nur grausam und zeigt wieder einmal mehr, wo hier das Kerngeschäft heutiger Spieleschmieden liegt.

 

Das Waffenarsenal

Um seine Gegner ins Jenseits zu befördern, stehen bis zu 64 mehr oder weniger nützliche Waffen zur Verfügung. Diese kann man im Laufe der Story freischalten oder durch spezielle Erfolge und durch die Einnahme von Türmen. Maximal drei Hauptwaffen kann man mit sich führen sowie eine Handwaffe, für Gefechte in Fahrzeugen oder wenn man gerade an einem Seil hängt. Grundsätzlich habe ich gegen ein großes Arsenal nichts Einzuwenden, nur besitze ich nicht einmal die Hälfte und hatte selbst mit den Festungen keine nennenswerte Probleme. Sobald man eine schallgedämpfte MP und Sniper, nebst Granatwerfer und Bogen mit sich führt, kann man jede Situation im Spiel meistern, da frage ich mich schon, wozu es alleine 7 Pistolen und Revolver und noch 3 Spezialausführungen gibt. Auch ist der Zeitpunkt der Freischaltung nicht immer optimal gewählt. Um beispielsweise die stärkste Sniper im Spiel zu bekommen, ist es erforderlich von den 24 Außenposten, 23 einzunehmen. Zwar lassen sich diese im Meister Modus immer wieder freischießen aber im Zuge der Hauptstory wird man davon nicht viel haben dabei sind diese Waffen für Außenposten wie geschaffen.

 

Herstellbare Gegenstände 

Genau wie beim Vorgänger, lassen sich mit diversen Tierhäuten und Pflanzen wieder Spritzen und Taschen herstellen. Wie schon unter dem Punkt "Benutzeroberfläche" angemerkt, ist das Herstellen von Spritzen alles andere als komfortabel integriert worden, einzig die Heilspritzen die sich nun automatisch von selbst herstellen bilden da eine positive Ausnahme. Um Tierfelle optimal zu erbeuten, ist es notwendig einen Bogen zur Hand zu nehmen, um die Felle möglichst wenig zu beschädigen, was die Jagd auf Tiger um Puma definitiv herausfordernder gestaltet. Das ganze wurde aber leider nicht konsequent umgesetzt, denn ausgerechnet die wertvollsten Spezial Tiere muss man mit Schrotflinten, MGs oder Granatwerfern zu Leibe rücken. Warum der Spieler nebenbei bemerkt, wieder einmal dazu veranlasst wird, die seltensten Tiere der Welt für so banale Dinge wie größere Beutetaschen ins Jenseits zu befördern erschließt sich mir noch immer nicht. Fühlt sich das wirklich gut an den seltensten aller Elefanten mit einem Flammenwerfer (!) den gar auszumachen um sich daraus eine Tasche zu basteln? Nicht wirklich…aber da es sich hier schließlich nur um Bits und Bytes handelt muss ich mir über diesen Irrsinn keine weiteren Gedanken machen. Das ganze wurde diesmal in eine recht unterhaltsame Quest Reihe eingewoben. Wenigstens werden jetzt erlegte Tiere auf der Mini Map mit einem kleinen X gekennzeichnet, was das Auffinden zum Kürschnern doch erheblich vereinfacht. Das hat Rockstar bei „Red Dead Redemption“ zwar schon vor Jahren ins Spiel integriert aber Ubisoft hat erst dieses Mal geschafft, denn im 3. Teil von Far Cry habe ich das noch schmerzlich vermisst.

 

Balance und Schwierigkeitsgrad

davon ausgehend, dass jemand die richtigen Waffen dabei hat, fällt der Schwierigkeitsgrad auf dem  Niveau „Normal“ für mich zu leicht aus. Kaum ein Gegner, der nicht bei der kleinsten MP Salve  direkt umfällt, lediglich die gepanzerten Soldaten, stellen eine etwas größere Herausforderung dar. Sollte man eine Sniper zur Hand haben, kann man aber auch diese mit einem gezielten Kopfschuss mit einem ohne Hit ins Jenseits befördert. Die erwähnten Festungen stellen eine etwas größere Herausforderung dar, sind aber auch ohne Hilfe gut Schaffner. Die angepriesene Schützenhilfe, die hier im Single Player für einen Ausgleich sorgen soll, empfand ich als unbrauchbar, nachdem sich meine Wing Männer mehrfach selbst ins Jenseits befördert haben, weil sie nichts besser konnten als direkt auf die anzugreifende Festung ins Minenfeld zu fahren. Was ich sehr positiv empfand, waren hingegen die fairen Speicherpunkte. Die angekündigten Bewachten Türme, lassen sich im vorbei gehen einnehmen, indem man einfach mit dem Gyrocopter hinfliegt und das ganze geklettert bleiben lässt. Das mag nicht im Sinne der Erfindung gewesen sein aber wenn solches Spielzeug ins Spiel integriert wird, dann sollten Konsequenterweise auch entsprechende Posten mit Raketenwerfern in den Türmen stehen um solche Manöver zu verhindern.

 

Bugs (Version 1.6.0)

Bis auf einen Absturz, innerhalb von 27 Spielstunden, erlebte ich keine totalausfälle. Hier und da ist mir eine fehlende Textur ins Auge gestochen, die sich als blaues Viereck Inder Landschaft erkenntlich macht, ansonsten nervt die KI der Schützen Helfer sowie der Autopilot, der gern mal unschuldige Passanten über den häufen fährt. Die Gegner verhalten sich schon im Vorgänger recht solide.

 

Mein Fazit

Die Spielinterne Fortschrittsanzeige zeigt mir, ich habe gerade einmal 54,14% vollendet. Habe ich noch Motivation für die 100%? Wohl eher nicht, denn jetzt bleiben nur noch zahllose Nebenaufgaben, die dieses Open World Spiel mit Inhalt füllt. Was mir im Kampanien Modus geboten wurde, war spaßige und unterhaltsame Shooter Kost die nur vom Vorgänger, aufgrund der besseren Hauptstory übertroffen wird. Den Wiederspielwert halte ich für sehr gering, daher wird das wohl mein erster und letzter Durchgang gewesen sein. Von mir bekommt das Spiel 85 Punkte, weil es im Genre zum Besten zählt was ich gespielt habe aber eben nicht so perfekt ist um dem Ganzen eine 90er Wertung zu verpassen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Autopilot in Fahrzeugen
  • Markierung auf der Minimap bei erlegten Tiere
  • Radio
  • Grafik
  • Benutzeroberfläche (Konsolige UI)
  • Story
  • Häufige Tierangriffe
  • Nervige Drogen Storys
  • Nur 1 Spielstand
  • Zeitpunkte der Waffen Freischaltung unbalanciert
  • Musik, Sound, Radio nicht individuell regelbar

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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