Erstklassiges Open-World Spiel

Zunächst vorneweg: Ich bin jemand, der Far Cry 3 nicht gespielt hat, allerdings viele Videos zu diesem Spiel gesehen habe und daher wusste, dass und warum...

von PauliX51 am: 01.04.2015

Zunächst vorneweg: Ich bin jemand, der Far Cry 3 nicht gespielt hat, allerdings viele Videos zu diesem Spiel gesehen habe und daher wusste, dass und warum Far Cry 3 ein ganz hervorragendes Spiel ist. Meine Erwartungshaltung für FC 4 war wahrscheinlich generell aber niedriger als für jemanden, der den dritten Teil gespielt hat. Ich werde diese Rezension in vier Teile gliedern: Story, Spielwelt, Missionen und Technik. Zunächst gilt es jedoch, dass Spiel kurz vorzustellen.

Far Cry 4 ist ein Open World Ego-Shooter in dem man in die Haut von Ajay Ghale taucht. Dieser reist in den fiktiven Gebirgsstaat Kyrat im Himalaja, um hier die Asche seiner verstorbenen Mutter zu verstreuen. In Kyrat herrscht ein Bürgerkrieg, in dem der selbsternannte König Pagan Min gegen die Rebellen, den so genannten goldenen Pfad, kämpft. Da Ajays Familientradition es ihm vorschreibt, schließt er sich dem goldenen Pfad an und setzt sich als Ziel, Pagan Min zu töten.

Die Story von Far Cry 4 ist im Vergleich zu dem, was man sonst momentan in anderen Spielen geboten bekommt, überdurchschnittlich gut gelungen. Hat man es in anderen Spielen mit unlogischen, schlecht durchdachten Stories zu tun, so bekommt man in Far Cry 4 das Gegenteil. Alles baut logisch aufeinander auf und ergibt im jeweiligen Kontext viel Sinn. Besonders gelungen sind die vielen verschiedenen Charaktere im Spiel, allen voran Amita und Sabal, die beiden Anführer des goldenen Pfads, aber auch durchgeknallte Personen wie Longinus. Cool ist, dass man sich immer mal wieder zwischen Amita und Sabal entscheiden muss. Diese Entscheidungen sind oft sehr knifflig, da man beide irgendwie nachvollziehen kann. Das gute ist, dass diese Entscheidungen tatsächlich spürbar werden. Entscheidet man sich für Amita kommt aus dem Radio "Amita scheint den Beliebtheitswettbewerb zu gewinnen", sowas ist einfach cool. Schade ist indes, dass Ubisoft bei den beiden wichtigsten Charakteren, nämlich dem Protagonisten Ajay und dem Antagonisten Pagan Min, geschlampt hat. Ajay bleibt die ganze Zeit sehr eindimensional und daher langweilig, während Pagan Min zwar interessant ist, allerdings viel zu selten auftritt, sodass man ihn gar nicht kennen lernt. Insgesamt kann man jedoch festhalten, dass die Story außergewöhnlich gut ist und ein Segen im Vergleich zu anderen aktuellen Spielen.

Die Spielwelt ist eine weitere große Stärke von Far Cry 4. Ubisoft hat eine wunderschöne, idyllische Landschaft geschaffen, geprägt von saftig grünen Wiesen, herbstlich belaubten Bäumen, schroffen Felsen, steilen Schluchten, idyllischen Flussläufen und Seen. Obwohl die Welt riesenhaft ist und sich eigentlich kaum Abwechslung bietet, habe ich mich an der Kulisse nie satt gesehen. Toll ist auch, dass diese Spielwelt aber auch gekonnt gefüllt wird. Es gibt viele interessante Orte zu entdecken, wo man Kisten plündern kann und für Ubisoft typische Sammelaufträge erledigen kann. Aber der Welt wird auch anderweitig Leben eingehaucht: Zum Beispiel durch die Tierwelt, die unvorsichtige Spieler auch mal attackiert. Tiere können gejagt werden und aus den gewonnenen Fellen kann man neue Sachen herstellen, die tatsächlich wichtig sind, um weiter zu kommen. So wird man dazu "gezwungen", Tiere jagen zu gehen. Außerdem kann man Pflanzen sammeln um sich Spritzen herzustellen, die ebenfalls verdammt nützlich sind. Besonders gelungen finde ich die Karma-Ereignisse, das sind zufällige Ereignisse, die meistens in wenigen Sekunden erledigt sind, wo es dann beispielsweise darum geht, eine Geisel aus den Fängen der feindlichen Soldaten zu befreien. Wie im Vorgänger gibt es wieder Funktürme, die man erklimmen muss, um die Karte aufzudecken. Diese sind teilweise gar nicht so einfach zu erklettern und man muss ein bisschen knobeln. Was es auch wieder gibt sind die Außenposten, feindliche Stützpunkte, die man erobern kann, um einen Schnellreisepunkt freizuschalten. Sind die Außenposten im südlichen Teil der Spielwelt noch recht leicht zu erobern, so braucht man im Nordteil schon mal einige Anläufe. Hin und wieder kann es passieren, dass die feindliche Armee versucht, einen Außenposten zurück zu erobern, dann gilt es, dies zu verhindern. Und auch ansonsten gibt es in der Welt genug zu tun, alle Nebenaufträge aufzulisten und zu erklären würde viel zu lange dauern. Der Umfang von Far Cry 4 ist teilweise fast erschlagend.

Die Missionen in Far Cry 4 sind allesamt gut durchdacht und ansprechend gestaltet. Meistens geht es darum, feindliche Stützpunkte zu erobern, wobei es aber immer einige besondere Kniffe gibt. Versucht man zum Beispiel feindliche Mohnfelder zu übernehmen, so rücken Feinde an und versuchen diese abzufackeln, man muss also das Feuer löschen. Generell ist die spielerische Freiheit in Far Cry 4 lobenswert, da sollten sich andere Shooter, die meist mit linearem Drauflosgeballer aufwarten, mal eine Scheibe abschneiden. Teilweise sind die Hauptmissionen aber auch extrem abgedreht und man begibt sich auf bekloppte Drogentrips, was allerdings in die Atmosphäre des Spiels verblüffend gut passt. Ajay kann sich aus einem typischen Waffenarsenal bedienen. Es gibt Sturmgewehre, Schrotflinten, Raketenwerfer, Granatwerfer, alles was das Herz begehrt. Besonders nützlich ist der Bogen mit dem man lautlos Gegner ausschalten kann. Der offensive Konfrontationskurs mit Explosionen, Granaten und wildem Geballer ist nämlich nur selten gefragt. Klüger ist es dagegen, lautlos vorzugehen, ohne dass man bemerkt wird. Schade ist, dass es in den Hauptmissionen kaum mal eine gibt, die aus der breiten Masse heraus sticht. Ich hätte mir einige krass inszenierte, spektakuläre Missionen gewünscht. 

Grafisch ist Far Cry ein sehr hübsches Spiel geworden, was vor allem den schicken Licht- und Reflexionseffekten liegt. Wenn man aber mal stehen bleibt, fallen einem auch schnell matschige Texturen auf. Beim Autofahren ruckelt das Spiel zudem auf meinem PC teilweise recht stark, was insofern komisch ist, als dass es zu Fuß eigentlich nie ruckelt. Abgestürzt ist das Spiel allerdings in 40 Stunden Spielzeit noch nie!

Far Cry 4 ist ein erstklassiges Open World Spiel geworden und es gibt nur wenige Dinge, über die man sich beschweren kann. Viele Far Cry 3 Spieler beklagen sich zwar, dass der vierte Teil nur wenige Neuerungen auf Lager hat, aber für jemanden, der den dritten Teil nicht gespielt hat, ist Far Cry 4 einfach nur fantastisch. 

 

 


Wertung
Pro und Kontra
  • tolle Spielwelt, die auch belebt ist
  • packende Story mit interessanten Charakteren
  • extrem viel Content, hohe Spielzeit
  • teilweise knackige Missionen
  • spielerische Freiheit
  • knifflige Entscheidungen in der Hauptstory
  • Ajay und Pagan Min bleiben verblüffend blass
  • KI teilweise nicht sehr klug (erhöht allerdings so die Action)
  • Ruckeln beim Fahren

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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