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Verdammt soll dieses Spiel sein! Wenn ich FTL spiele, vergleiche ich das gerne mit einem Parcours-Lauf, der mit lockerem Jogging beginnt und an einer...

von TheVG am: 13.04.2013

Verdammt soll dieses Spiel sein! Wenn ich FTL spiele, vergleiche ich das gerne mit einem Parcours-Lauf, der mit lockerem Jogging beginnt und an einer Mordskletterwand aufhört. So gesehen ist das Spiel in seiner Gesamtspielzeit nicht besonders lange – in ein bis zwei Stunden dürfte man am Ende angekommen sein. Mein Problem ist nur: ich bin noch nicht am Ende angekommen. Früher oder später zerbirst mein Schiff in tausend Teile, Spiel zu Ende. Und ich komme mir vor wie ein Stier, der sich an einer Backsteinmauer den Kopf einrennt und doch immer wieder von Neuem zum Rammen ansetzt. Warum ich trotzdem immer wieder von Neuem beginne? Naja, lest selbst...

Das Spiel

Was haben wir denn hier schönes? Naja, schön sieht es ja nicht gerade aus, denn das kommt in schlichter 8-/16-Bit-Optik daher mit schön klobigen Buchstaben und Minisprites als Crewmitglieder. Der Strategietitel setzt auf Schlichtheit und eine Funktionialität, die ich damals auf irgendeinem Amigatitel das letzte Mal bewundern durfte. Das Spiel funktioniert nämlich bildschirmweise. Hauptbestandteil ist unser eigenes Raumschiff, das mit wichtigen Informationen für die eigene Flotte die Galaxis durchqueren muss, um die Rebellen zu besiegen. Auf dem Weg dahin begegnen wir allerlei Rassen und erkunden Sektoren. Um unsere Raumschüssel so effektiv und schadenfrei wie möglich da hindurch zu manövrieren, besteht der Kreuzer aus verschiedenen Abteilungen (Räumen), wo wir Schilde, Waffen, Antrieb oder Sauerstoffversorgung finden. Besetzen wir nun die Crew mit den wichtigsten Abteilungen, gibt das einen Bonus, etwa laden sich Schilde schneller wieder auf. Dafür brauchen wir aber auch Energie, die wir auf die einzelnen Abteilungen verteilen. Auch ist der Pilotensitz ein dringend zu besetzender Posten. Ohne Steuermann kommen wir nicht weiter, weil sich der FTL-Drive aufladen muss, damit wir weiter im Weltall auf Gütersuche gehen können.

Das wichtigste Gut ist das der Geräteteile, oder Scraps, mit denen wir entweder unser Schiff aufrüsten oder in Shops Teile kaufen können. So bahnen wir uns in den einzelnen Sektoren einen Weg sternförmig von unseren jeweiligen Positionen, Shops, Notrufe oder gar Quests ergeben sich aus dem Spiel heraus. Hier ist der Zufall Herr der Dinge, denn die Spielfelder wurden schlicht ausgewürfelt. Das kann dann mehr oder weniger schwer sein – obwohl, schwer ist es so oder so. Wir werden nämlich regelmäßig von feindlichen Raumschiffen angegriffen, was dann einen strategischen Modus öffnet. So laden wir unsere Waffen auf und klicken diese auf das gewünschte Ziel, also die Posten wie die gegnerischen Schilde oder Waffen. Selbstverständlich tun das die Gegner genauso, da ist dann planerisches Denken eine zwingende Voraussetzung.

Ein bisschen Drumherum

Inwieweit wir uns fortbewegen, hängt nicht nur von den zu besuchenden Sektoren ab. Innerhalb dieser stehen wir unter etwas Zeitdruck, denn wir werden von den Rebellen gnadenlos verfolgt. Wenn wir also in einem Sektor herumtrödeln, rückt uns die Übermacht schnell auf die Pelle, dargestellt als dicker, schlichter, roter Bogen. Da sollte man sich so schnell wie möglich zum Exit-Punkt bewegen und den folgenden Sektor aufsuchen, sonst wird die Reise schnell ihr Ende finden. Wer gerne kämpft, hat zuerst einmal nicht viel zu befürchten. Die Schiffe sind anfangs schwach gepanzert, und deren Hitpoints sind auch schnell dahin. Etwas kniffliger sind dann die Enteraktionen, wenn wir uns selbst oder die Gegner sich auf Feindesboden begeben. Da ist dann der Nahkampf angesagt, und sonderlich fit sind wir auch nicht, um den Gegner einfach mal so wegzufegen. In der Regel haben wir dann auch nicht genügend Crewmitglieder zur Verfügung, um selbst auf Entermissionen zu gehen, da sollte man sich lieber damit begnügen, seine eigene Haut zu retten.

Notrufe sind auch nicht von schlechten Eltern. Entweder gibt es gratis Goodies dazu, oder wir rennen auch mal gerne in eine Falle und müssen uns mit Spaßvögeln wie Piraten herumärgern. Darüber hinaus kann es gerne passieren, dass wir aus Dankbarkeit einen Mann (oder ein Vieh) mehr in unserer Schüssel begrüßen dürfen. So hält sich der Zufall mit dem Berechenbaren die Waage, und kein Durchgang spielt sich ähnlich dem Anderen, was die Motivation zusätzlich fördert.

Wenn man das Wort „Lernkurve“ anwenden will, dann ist FTL sicherlich kein Zuckerschlecken. Zwar ist ein Tutorial vorhanden, das zeigt uns aber nur das Nötigste und wünscht uns dann viel Spaß beim Ausprobieren. Immerhin sollen wir ja selbst erfahren, welche Spielweise die beste für uns ist. Welche Räume soll ich angreifen? Wo positioniere ich am geschicktesten meine Crew? Wie entscheide ich bei Quests? Die Möglichkeiten sind durchaus gegeben, deswegen macht das Kleinod trotz geringer Gesamtspielzeit vieles richtig.

Robot dance in space

Es klingt jetzt nach wirklich viel Inhalt. Ist es auch. Es sieht aber ganz und gar nicht nach moderner Technik aus, was uns da geboten wird. Klar, die Männeken sind ja soooo knuffig, und „zweckmäßig“ kann man hier ruhig positiv auffassen, aber wer behauptet, dass das „unfreiwillig komisch“ aussieht, hat einen Hang zur Untertreibung. Die Crew sieht man nur von oben, bewegen sich wie die beste Michael Jackson-Imitation durch die Gänge und bedienen Konsolen wie Nähmaschinenazubis beim Klavierunterricht. Mehr als funktionell kann man den Rest der Grafik auch nicht bezeichnen. Raumsprünge sind rein gar nicht animiert, und selbst Explosionen der Schiffe wurden lediglich bausteinmäßig in Bewegung gebracht. Schade ist das ja schon, aber irgendwie ist das alles egal, wenn das Spiel so sehr an den Stuhl fesselt, dass man sich darüber schnell keine Gedanken mehr macht.

Um einiges besser, aber lange noch nicht hochklassig sieht es beim Sound aus. Würde man die Amiga-Grafik zugrunde legen, hört sich die Kulisse sogar recht manierlich an. Explosionen sind schön knallig, und ein paar Aktionen sind deutlich als akustisches Pendant zu vernehmen. Die Musik nimmt hier einen kleinen Sonderstatus ein. Die klingt zwar ebenfalls ein bisschen wie zu den alten Zeiten, aber bringen eine schöne Atmosphäre mit sich, passend zum Szenario des weiten Alls. Die ändert sich sogar dynamisch, sobald Action angesagt ist, und so sind die Kompositionen eindeutig als Sahnestückchen einzustufen.

Casual für Anspruchsvolle

Wie gesagt, mit 1-2 Stunden pro Durchgang ist man mit FTL gut beschäftigt. Klingt tatsächlich nach leichter Kost wie irgendwelche Diamandenspielchen, aber als Strategiespiel ist der Titel nur etwas für Reinfuchser. Der knuffige Retrocharme ist jederzeit präsent, die Technik tatsächlich nur zweckmäßig, aber motiviert FTL so dermaßen, dass einem der Look einfach wurscht sein dürfte. Wenn ich einen Vergleich daneben legen sollte, dann würde mir nur ein zeitaufwändiges Brettspiel einfallen. Und zwar eines, das sich ständig neu erfindet und so in seiner Spielmechanik immer wieder Neues zu bieten hat.

Hach ja, ich schwelge hier im Guten über das Spiel, und dabei ist es sowas von bockschwer... Grummel, grummel, muss Flaggschiff schaffen, grrrrrr.....


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik ganz putzig
  • Schöner Soundtrack
  • Spannende "Was kommt jetzt?"-Momente
  • Durchdachtes Schiffs- und Crewmanagement
  • Spannende Schiffskämpfe
  • Genügend Items zum Ausprobieren
  • Zufallsprinzip sorgt für Motivation
  • Grafik einfach nur zweckmäßig
  • Recht dünne Soundkulisse
  • Bockschwer

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(2)
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