Fantastisches, lebendiges Rollenspiel, einst noch verbuggt, heute gut spielbar !

Für viele ist die Vorfreude auf einen neuen Ableger einer ihrer Lieblingsserien größer als die, dass Deutschland Europameister werden könnte !Denn es gibt...

von - Gast - am: 24.06.2008

Für viele ist die Vorfreude auf einen neuen Ableger einer ihrer Lieblingsserien größer als die, dass Deutschland Europameister werden könnte !
Denn es gibt einfach Spiele, die von ihren Fans heißer geliebt und verehrt werden als ihr bessere Hälfte !
Eine dieser Serien ist vermutlich die 1999 geborene, vom damals noch unbekanntem Team Piranha Bytes aus Essen entwickelte 'Gothic-Serie'.
Nun steht uns der dritte, heiß ersehnte Ableger ins Haus, wird die Serientradition einer offenen, lebendigen und stimmigen Spielwelt fortgeführt ?

Um einen fairen und sauberen Test zu gewährleisten, werde ich Schwächen, die in der ungepatchten Fassung noch vorhanden und spielerisch dadurch umso katastrophaler waren, in all ihrer Fehlerbehaftung darstellen, falls durch Patches Besserung gegeben ist, auch klar ausdrücken, auf welch besserem Niveau sich ein zuvor fehlerhaftes Spielelement jetzt befindet. Verbesserungen werden also klar gelobt und dargelegt, schließlich ist das Spiel qualitativ bereits auf einem recht hohen Niveau angelangt - das bleibt nicht außer Beachtung !

Illusion oder Serientradition ?

Übung macht (nicht) den Meister !

Wenn man von der Arbeit erschöpft nach Hause kommt, möchte man in der Regel nur noch schlafen, fernsehen, lesen oder am Rechner spielen.
Die Gothic-Serie ist ein geeignetes Mittel, sich zu entspannen und in eine unbeschwerte, unkomplizierte Parallelwelt fallen zu lassen.
Mit Gothic 3 holt man sich die Arbeit jetzt sogar nach Hause, im positiven, wie im negativen Sinne, in Gothic 3 selbst ist es ähnlich, ebenfalls im positiven wie im negativen Sinne !
Das Spiel beginnt mit einer technisch und inszenatorisch leider sehr ernüchternden Intro-Sequenz, diese zeigt die Überfahrt des namenlosen Helden und seiner Freunde zum Festland Myrtanas.
Hier beginnt das Abenteuer auch prompt mit einem hitzigen Klingengefecht zwischen den Ardea-Bewohnern und den besitzergreifend gewordenen Orks, die versuchen, Ardea als eine der letzten unkontrollierten Siedlungen und orkische Unterdrückungsverwaltung zu stellen. Zwar ist ein solch actionreicher Spielbeginn der Athmosphäre und der Motivation sehr zuträglich, dennoch werden Anfänger oder Spieler der ungepatchten Verkaufsfassung bei schlechtem Angriffstiming gnadenlos niedergemessert, auch wenn man anhand eines guten Balancing-Kniffs nach kurzer Regungslosigkeit sofort wieder ins Gefecht einsteigen kann - sehr angenehm !
Nach der Einführung in das katastrophal unpräzise Kampfsystem, das auch durch aktuellste Software-Flicken und den leider abgebrochen 'Gigabyte-Patch' nicht verbessert wurde, folgt die obligatorische, erste Informationsbeschaffung bei der nächsten Vertrauensperson.
Diese Person ist Hamlar, ein Arbeiter und eine Art Führungsperson in Ardea.
Er erzählt von der aktuell düsteren Situation in Myrtana und rät euch, den altbekannten Hexer Xardas aufzusuchen - allerdings nicht zu einem gemütlichen Kaffeekränzchen am Feuer.
Doch die Unterhaltung mit Hamlar, der sprachlich gut vertont ist, ist wenig informativ und aufschlussreich, ein weiser Mann muss her.
Diese Rolle übernimmt vorerst Gorn, einer der Freunde des Helden, der offenbar besser informiert ist als jeder andere in Ardea, obwohl Lester auch nicht ganz ahnungslos zu sein scheint.
Nach einigen Gesprächen mit den beiden, geht es zum 'verborgenen' Rebellenlager Reddock. Während des kurzen Fußmarsches eröffnet sich eine gewaltige, lebendige und grafisch eindrucksvolle Welt dem Spieler und seinem Entdeckungsdrang - leider fallen aber häufig verschwindende Texturen in der Landschaft negativ auf, doch die bisherigen Patches haben diesen Bug zwar noch nicht entfernt, in seiner Auftrittswahrscheinlichkeit aber bedeutend eingedämmt, das ist ein großes Lob an Entwickler und Community wert !
Allerdings haben Reddock und dessen Chef Xavier herzlich wenig mit der eher einfallslosen und zerstückelten Hauptquest zu tun.
Die Interagierung ist mehr oder weniger eine Art sekundäres Tuorial, in dem ihr die obligatorischen Arenakämpfen bestreiten, mit anderen sprechen oder erste Diebstähle vollführen könnt, deren Erfolgswahrscheinlichkeiten von euren ausbaubaren Diebesfähigkeiten abhängen.
Auf ersten Diebesstreifzügen werdet ihr merken, dass die Fülle an stehlbaren Gegenständen viel zu umfangreich und profitabel ist.
Wer immer fleißig Lager, Siedlungen und Städte ausräumt, ist schnurstracks reich an Gegenständen selbst und schon zu früh im Spiel auch dem Geld, das man im gesamten Spielverlauf nicht mehr ausgeben kann - da hat bisher auch kein Patch nachgehofen.
Allerdings wurde die extrem fehlerhafte Verbrechens-KI wesentlich verbessert, so dass es kaum noch vorkommt von Orks bei nicht begangenen Verbrechen angegriffen zu werden.
Wer es weniger bevorzugt, subtil vorzugehen, kann gesamte Zielsiedlungen in ganz Myrtana entweder allein oder mit anheuerbaren, wenn auch eher hilflosen Freund erobern - das bringt Gegenstände, Bares, Erfahrung und Rufsteigerungen bei orkfeindlichen Fraktionen wie etwa den Rebellen.

Lauf Namenloser, lauf !

Die besagten Fraktionen sind nicht etwa unexistentes Hintergrundwerk, sondern sind zahlreich in Myrtana vertreten. Wie es der Name schon verrät, haben die Rebellen ihr unehrliches Hobby entdeckt, den Orks selbst und die mit ihnen verbündeten Assassinen die Kauleisten zu (ver)-rücken.
Ähnlich wie in Oblivion ist es möglich, diesen Fraktionen (insgesamt 6) beizutreten bzw. ihnen tatkräftig unter die Arme zu greifen.
Leider reduziert sich das 'Fraktions-System' auf simple, im Spiel im Allgemeinen lahme Nebenquests, die sich oftmals lediglich auf die Schädigung der anderen oder die Verstärkung der eigenen Fraktion beziehen.
Dennoch ist das Element der Fraktionen zwar immer noch zu schwach, aber deutlich konsequenter ins Spiel implementiert als die mit Gothic 3 konkurrierenden Genregrößen Two Worlds und Oblivion.
Doch in der riesigen, fotogenen Welt findet sich noch weit mehr.
Vom kalten Nordmar bis zum drückend heißen Wüstenland Varant, gibt es so viel zu entdecken, zu erforschen und zu unterstützen.
Die Entdeckerlust wird in Gothic 3 königlich belohnt - an jeder Ecke finden sich (zufällig befüllte) Truhen, Lager, Wege, Ork-Patroullien, alte Ruinen und Hütten, oder einfach nur schöne Ausblicke auf traumhafte Landstriche oder gewaltige Bauwerke, wie die riesige Brücke über dem Wasserfall von Faring.
Nicht nur rein optisch ist das Spiel ein Augenschmaus, auch grafisch befindet sich das Spiel, abgesehen von den durch die Patches zahlreich ausgemerzten Bugs und Grafikfehler, auf sehr hohem Niveau.
Leider trüben extreme Performancemängel selbst in der 1.6-Version des Spiels noch immer die Entdeckungs-/ und Wanderausflüge.
Mit weniger als 2 GB Arbeitsspeicher ist das Spiel kaum durchgehend flüssig spielbar, selbst auf der minimalen Detailstufe nicht.

Spieglein, Spieglein ...

Dennoch kann sich Gothic 3 im technischen Bereich den zweiten Platz der Rollenspiele sichern, wenn die Performance außenvor gelassen wird.
Gothic 3 bietet nette Animationen, scharfen Texturen, dichte Vegetation und eine optisch unglaublich lebendige und glaubhafte Welt.
Es gibt weit mehr Panoramaausblicke auf Landschaften und Orte als in der Genrekokurrenz.
Den ersten Platz holt sich ganz klar The Elder Scrolls 4 : Oblivion, den dritten Two Worlds.
Gothic 3 bietet grafisch gesehen, keine so fantastische Beleuchtung, so ausgeprägte Vegetation wie Oblivion, ist aber nicht so künstlich gerendert wie Two Worlds, sondern wirkt wesentlich lebendiger, organischer und natürlicher !

Rollenspieler machen mit Gothic 3 in der aktuellen Version 1.6 nichts falsch, wer aber keinen Zugang zu den Patches hat, sollte es, wenn er sich nicht zu den geduldigsten Spielern zählen kann, das Spiel lieber stehenlassen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Tolle Landschaften, scharfe Texturen, nettes HDR
  • Sound: Passende Musik, nette Sprecher, Umgebungsgeräusche
  • Balance: Freies Speich., simple Flucht, genug Heilungsmeth.
  • Atmosphäre: Tages-/Wetterzykl., Top-Welt, viel los in Wildnis
  • Bedienung: Simple Steuerung, eingängige Menüs, Schnellspeich.
  • Umfang: Ausufernde Spielzeit, massig Quests, riesige Welt
  • Quests/Handlung: Riesenauswahl, zeitunabhängig, überall in der Welt
  • Kampfsystem: Versch. Angriffe, viele angepasste Waffen
  • Charakter: sinnv., ausbaub. Skill, viele Fähigk. und Zauber
  • Items: Großausw., viele Nutzungen, auch spät. noch nützl.
  • Grafik: Grafikbugs, Nordmar trotz Eiswüste detailarm
  • Sound: Mickrige Soundeffekte, insgesamt zu wenig Sprecher
  • Balance: Üble Kämpfe, auf Lv. 60 geg. Lv. 1-Gegner erfolgl.
  • Atmosphäre: Grafik-/KI-Bugs, übles Regenwett., hässl. Meer
  • Bedienung: Hakelige Beweg., Kameraprobl., Fadenkr. ungenau
  • Umfang: Viele nutzlose Items
  • Quests/Handlung: Generische, simple Sammel-Quests, müde Handlung
  • Kampfsystem: Üble Koordination in Massenkämpfen, ungl. ungenau
  • Charakter: etwas zu zeitaufwänd., schneller. Fortschr. besser
  • Items: Mengenfund kaum balanc., Preise unausgewogen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Ständig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(3)
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