Coole, aber schwammige Himmel/Hölle-Ballerei

Auch Engel haben Arbeitsplätze. Ryan Lennox war einer von ihnen, ist aber arbeitslos geworden und fristet so ein Dasein als normaler Mensch auf Erden. Leider...

von - Gast - am: 22.05.2009

Auch Engel haben Arbeitsplätze. Ryan Lennox war einer von ihnen, ist aber arbeitslos geworden und fristet so ein Dasein als normaler Mensch auf Erden. Leider wird er (aus unerfindlichen Gründen) von Gottes eigenem Unternehmen Etherlight aufs Korn genommen, um sich anschließend dem Konkurrenzunternehmen 'Abyss' anzuschließen.
Also bahnen wir uns als Satansbraten einen Weg durch Etherlights Armee, um herauszufinden, welchen Plan die Gläubigen verfolgen, unterstützt von einem großen Waffenarsenal und den Kräften aus der Hölle...

Böse Engel

Es beginnt in einem Club, wo Lennox mit einer Ex-Kollegin in ein Schwätzchen vertieft ist, aber sofort darauf von Soldaten angegriffen wird. Direkt wechselt es ins Spielgeschehen und wir müssen uns mit unserer Pistole den Angriffen erwehren. Gleich fällt auch schon die nette Umgebung auf, Glasbausteinwände zieren die Gänge und sind in stylisches Licht getaucht. Dabei erfahren wir alles über die Steuerung, die allerdings ein wenig schwammig ausfällt - Konsole lässt grüßen.
Aus reinem Selbstschutz ballern wir die Einheiten um, und schon wenig später meldet sich ein gewisser Lucius Black bei Lennox, um ihn bei der Teufelsfirma Abyss zu rekutieren. Dieser bittet ihn mit Nachdruck, Beweise für eine Maschine zu finden, die Etherlight angeblich baut, geizt aber noch mit Hinweisen oder Erklärungen. Ryan nimmt an und dringt in ein Kloster ein, wo ihn einige Mönche mit Feuerpower unter der Kutte erwarten. Aber auch wir sind nicht wehrlos, wir beginnen mit einer Pistole und können dank Black dieser ein wenig mehr Wumms mitgeben, wenn wir die rechte Maustaste gedrückt halten, ballern wir die Patronen mit Zugabe von ein wenig Höllenfeuer ab. Dabei verlieren wir Mana, das wir aber durch das Töten von Feinden oder Aufhalten in dunklen Ecken wieder auffüllen können. Selbstverständlich verlieren wir beim Aufenthalt in Kirchen oder durch Lichteinfall die Energie auch wieder.

Höllische Kräfte

Wir finden auch die Beweise für die Existenz einer Maschine, wozu diese dienen soll und was Etherlight bzw. Black damit vor hat, erfahren wir aber vorerst nicht. Im Laufe des Spiels verfolgen wir dann die Spuren und erlangen auch weitere Höllenzauber, wie etwa den speziellen Blick, der Lebensenergie- und Manaquellen, die sich im Raum befinden, sichtbar macht. Später gibt es auch noch Telekinese und Teleportation spendiert, damit Lennox in der Lage ist, bestimmte Abschnitte zu durchlaufen, so müssen beispielsweise Sicherheitsterminals gehackt werden, die von Laserschranken gesichert sind. Teleporter benutzt, und Lennox gelangt in einen sicheren Bereich, hat allerdings nicht viel Zeit, um die Terminals zu hacken, denn der Zauber verfliegt recht schnell wieder.
Und gerade da ist Infernal leider zu sehr konsolenlastig ausgefallen, es fällt allgemein schwer, schnell die Orientierung zu finden, danach müssen wir unser Fadenkreuz schnell auf das Terminal richten, etwas umständlich geraten ist das allemal. In den Kämpfen klappt das dann alles ein wenig besser, nur auch da passiert öfters Lennox die Unsitte, sich automatisch an Wände zu schmiegen, damit man um die Ecke feuern kann - anfänglicher Frust inbegriffen, klappt aber besser, wenn man sich daran gewöhnt hat.
Besser funktioniert da der Umgang mit den Waffen und die Fähigkeit, seinen Opfern das Leben auszusaugen, ebenfalls eine Kraft, die uns Black netterweise überlässt. Allerdings wird das schnell zur Fleißaufgabe, Leichen zu suchen und die E-Taste gedrückt zu halten, um seine Lebensenergie aufzufrischen.

Gut gegen Böse

Lennox wird im Spiel auf zahlreiche Gegner treffen, meist sind das Soldaten und Bosse der Firma Etherlight. Diese verhalten sich durchaus clever im Gefecht, sobald wir unser Feuer eröffnen, weichen sie aus, suchen Deckung und versuchen, uns einzukreisen. Das klappt aber nicht immer, denn die Jungs stürmen dann blind über das freie Feld und sind so leichte Beute. Immerhin gibt es Trefferzonen, und so können wir die Gegner durch gezielte Schüsse recht effektiv erledigen. Insgesamt empfand ich die Feinde aber als recht schlau, auch weil es auf leichter Stufe schon relativ anstrengend war.
Ebenso werden wir es immer wieder mit verschiedenen Gegnertypen zu tun bekommen. Dies reicht, abgesehen von den Bossgegnern, von Typen mit Pistolen bis hin zu gepanzerten Einheiten, die mit Strahlenkanonen bewaffnet sind. Bei den Bosskämpfen war man bemüht, abwechslungsreiche Strategien einzubringen, die aber im Endeffekt leicht zu durchschauen sind.

Zwischen Oben und Unten

Das Leveldesign ist strikt linear gehalten, und fast alle Ereignisse wie das Auftauchen von Gegnern oder Filmeinspieler werden durch Trigger ausgelöst. Dabei fällt das verschachtelte Design auf, das ein wenig aufgesetzt und unglaubwürdig wirkt. Sicherlich eine nette Idee, viele Elemente wie Sprungeinlagen, Schalterrätsel und zu überwindende Fallen mit einzubauen, jedoch konnte ich mir ein entnervtes Seufzen nicht unterdrücken, als Gegner hinter mir aus dem Nichts auftauchten, gerade an Stellen, die ich schon passiert hatte.
Dennoch ist die Welt hübsch geworden, auch wenn Texturen manchmal matschig und kleinere Darstellungsfehler auffällig sind. Licht- und Schatteneffekte sind dabei die großen Gewinner, denn ich habe selten eine so schöne Umgebung mit stimmigen Farbspielen sehen dürfen, Filter-, Partikel- und Mappingeffekte sind ebenfalls gut gelungen.
Bei der Story handelt es sich wie schon erwähnt um das gute alte Himmel/Hölle-Thema, verpackt in ein lässig-cooles Actiongewand der Neuzeit. Die Filmschnipsel sind zahlreich und treiben die Story gut voran, allerdings wirken die Gesichter leblos und die Animationen manchmal hingeschludert.

Beelzebubs Erben

Die Musik ist sicherlich ein Herzstück des Spiels, die wechselt oft von metallisch-harten Gitarrenstücken zu atmosphärisch-subtilen Synthiklängen und fängt die Atmosphäre des Spiels gut ein. Dagegen hat man mit der Soundkulisse übelst gespart, Hintergrundgeräusche gibts kaum zu vernehmen und Schritte klingen teilweise falsch. Die deutschen Sprecher haben wohl kurz nach dem Aufstehen das Mikro in die Hand genommen und den Text nur abgelesen, selten habe ich eine so schlechte Lokalisierung ertragen müssen, daher empfehle ich die englische Version, die ist um Längen besser.
Für alle, die ein stylisches Actionabenteuer suchen und die ein wenig frustresistent gegenüber Design- und Steuerungsmacken sind, ist Infernal sicherlich die richtige Wahl. Und wer abseits von Rollenspielen a la 'Knights of the old republic' solide Actionkost sucht, ist mit dem Spiel gut bedient und kann damit Lennox helfen, sich den Weg zum Arbeitsamt zu ersparen - jedoch bieten die keine Jobs im Engels-Business an...


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: tolle Effekte, stimmig
  • Sound: sehr gute Musik, Waffengeräusche
  • Balance: gute Lernkurve, anspruchsvoll
  • Atmosphäre: stimmige Levels, actionbetont
  • Bedienung: Umgang mit Waffen, Maus/Tastatur-Belegung
  • Umfang: nicht zu kurz
  • Leveldesign: stimmige, detaillierte Levels
  • KI: weicht aus, sucht Deckung, sucht Alternativen
  • Waffen & Extras: Viele Waffen, gute Höllenkräfte
  • Handlung: Gute Story, lässiger Held, abwechslungsreich
  • Grafik: Animationen/Gesichter, Texturen, kein AA
  • Sound: deutsche Sprecher, Hintergrundkulisse
  • Balance: für Anfänger nicht zu empfehlen
  • Atmosphäre: Himmel/Hölle-Thema wird später vernachlässigt
  • Bedienung: schwammig, Höllenkräfte umständlich
  • Umfang: kein Multiplayer
  • Leveldesign: unglaubwürdiges Design
  • KI: läuft manchmal in ihr Verderben
  • Waffen & Extras: Höllenkräfte nicht sehr zahlreich
  • Handlung: Story wird vernachlässigt, Dialoge

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(6)
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