Wiederkehr nach Pandora

James Cameron’s Avatar: Aufbruch nach Pandora brach und bricht immer noch alle Rekorde. Gerade vor ein paar Tagen nahm er den Platz für den Film ein, der am...

von KaiserJohannes am: 13.02.2010

James Cameron’s Avatar: Aufbruch nach Pandora brach und bricht immer noch alle Rekorde. Gerade vor ein paar Tagen nahm er den Platz für den Film ein, der am meisten Geld in die Kassen spielte. Der Film, das ist wohl unbestritten, ist auf jeden Fall in den Bestenlisten ganz oben. Wie zu den meisten Blockbustern üblich wurde natürlich auch ein Spiel entwickelt, man will ja schließlich alles aus diesem Erfolg machen. Doch meistens scheitern die Spiele an schlechter und zu schneller Umsetzung. Die typische Filmeversoftung also. Doch wie steht es um James Cameron’s Avatar: Das Spiel? Hat Entwickler und Publisher Ubisoft es endlich einmal geschafft, eine gute Filmversoftung zu erschaffen?

Ubisoft hielt viel von seinem Produkt, als die Firma ihr Werk schon zwei Wochen vor Filmstart veröffentlichte. Eine gewagte Entscheidung, denn James Cameron’s Avatar ist kein lang erwarteter Nachfolger, sondern der Beginn einer Trilogie. Offiziell plant James Cameron momentan solch eine, was angesichts dieses großen Erfolges auch kein Wunder ist. Doch warum sollte ein gutes Produkt keinen Erfolg haben, das dachte sich wohl Ubisoft. Ich habe zuerst den Film gesehen (leider nur in 2D was aber trotzdem mitreißend genug war) und dann, während der Steam Weihnachtsaktion das Spiel für knapp 25€ gekauft. Ich bin also schon vorbelastet gewesen, warum das wichtig ist erfahrt ihr später.

Doch erstmal beginnen wir wie im Film:

Wir wählen unsere Spielfigur aus. Moment, das ist im Film natürlich nicht so, hier erlebt der Zuschauer die Geschichte von Ex-Marine Jake Sully. Obwohl es ein nettes Feature ist, zeigt es doch, dass Ubisoft parallel zum Filmdreh entwickelte. Das muss nicht Spielspaßlindernd sein, ist es aber bei diesem Spiel leider der Fall. Auf jeden Fall landen wir auf Pandora, und müssen dort zu nächst als Mensch einige Aufgaben erfüllen. In der ersten Stunde erwartet uns ein, im Spiel gut integriertes, Tutorial, in dem wir die mit der Steuerung von Fahrzeugen und der recht schwammigen Handhabung der menschlichen Waffen näher kommen. Dazu gleich mehr. Zuerst können wir auswählen, welchen Weg wir gehen – werden wir Na’Vi oder bleiben wir Mensch? Je nach Entscheidung spielen wir nun also also Na’Vi, um die Menschen aufzuhalten oder als Mensch, um Pandora auszubeuten. Wie wir uns entscheiden ist jedem selbst überlassen. Positiv: Das Spiel erstellt automatisch einen Speicherstand, so dass wir bei erneutem durchspielen nicht wieder mit dem Tutorial beginnen müssen. Ich habe mich beim ersten durchspielen für die Na’Vi entschieden, da die schwammige Waffen Bedienung der Menschen schon in der Demo Version nicht wirklich überzeugen konnte. Hatte ich diesen Effekt bei DSDK noch als Angst beschrieben, ist es im späteren Spielverlauf einfach nur lästig und unangenehm. So ballern wir sinnlos durch die Gegend in der Hoffnung die Gegner zu treffen.
Ballern bis der Arzt kommt
Im klaren Kontrast dazu stehen die Waffen der Na’Vi. Diese sind, Doppelschwert, Bogen, Keule, und Armbrust. Wer weit genug weg vom Ziel, aber noch im Schussradius ist, kann die Marines mit einem Schuss töten. Sollte es doch zum Nahkampf kommen, packen wir einfach die Schwerter aus. Ein Schlag und die Gegner sind tot, einfacher geht es kaum. Nach fünf Treffern können wir sogar eine Spezialfähigkeit ausführen, welche selbst große Kampfmaschinen niederstreckt. Die Kämpfe – das zählt nur für die Na’Vi – fallen viel zu leicht aus! Sollte es passieren, dass der Lebensbalken auf Null sinkt, und wir uns nicht vorher selbst heilen, ist das kein Problem, meistens haben wir noch Regeneratoren dabei. Diese bauen sich auf, wenn wir Pflanzenproben nehmen, an bestimmten Pflanzen in Pandoras Welt ist das möglich. Ist der Balken voll, so bekommen wir quasi ein Extraleben. Sollten wir jedoch einmal sterben, ohne noch Extraleben übrig zu haben, ist das also nicht der Weltuntergang. Wir kommen einige Meter weiter hinten sofort wieder und können uns wieder ins Getümmel stürzen. Sollten wir tatsächlich einmal gestorben sein, bleiben besiegte Gegner tot. Das mag in Spielen wie Battlefield: Bad Company spaßig sein, ein Avatar jedoch führt es nur dazu, das wir gelangweilt durch die Spielwelt rennen, und wild auf die Maustaste hämmern. Wären da wenigstens die Aufgaben fordernd…

Aufgaben/Missionen und Story

Nun ja, was könnte uns jetzt noch den Tag retten? Richtig, gescheite Aufgaben! Doch diese sind, neben der – seit langem – dümmsten KI, der Hauptkritikpunkt am Spiel. Denn immer heißt es: “Gehe dahin, hol das.” “Geh dahin, töte dies.” …und so weiter. Bei den Na’Vi schafft der Entwickler sogar noch weniger! Denn 60% des Spieles sind mit immer der selben Aufgabe bestückt. Wir sollen drei Splitter finden, diese zu einem bestimmten Baum bringen, dort die Splitter an der richtigen Stelle ablegen, um dann zu Heimatbaum zurückzukehren, und dann das Ganze von vorne zu beginnen. Doch das schlimme ist nicht die Aufgabe, sondern die Präsentation. Die Level sind zwar von Flora und Fauna immer anderes gestaltet, jedoch sind sie vom Grundaufbau alle gleich. Immer wieder rennen wir durch sehr schlauchige Level, die eigentlich kein Schlauch sind. Doch durch die Aufgaben
Flammen breiten sich wie in FarCry aus
werden sie schnell zu einem, und das will das Spiel auch. Ich habe in den knapp acht Stunden Spielzeit – ich habe mit den Na’Vi das Spiel beendet und mit den Menschen aufgehört zuspielen – nie etwas anderes gemacht, wie von A nach B rennen, und in der Mitte bei C einige Gegner zu töten. Der Kampf gegen einen Dragon gehört zu den einzigen Höhepunkten im Spiel, auch wenn dieser schnell abflacht, weil es doch nur von A nach B rennen und in der Mitte bei C einige Gegner zu töten gilt, um dann bei D den Dragon zu beschädigen. Zudem kommt diese Spielsequenz schon nach wenigen Stunden Spielzeit. Und selbst das Ende, doch eigentlich der einig wahre Höhepunkt am Spiel besteht nur aus einem Klick, kein Endkampf, kein Nix! Was steht da noch in der Überschrift? Story … bitte was!? Eine Quizfrage: Was würde man bei einer Filmversoftung am ehesten erwarten? Genau! Eine zum Film sehr getreue Story, Ubisoft jedoch, wie anfangs schon beschrieben, setzt auch eine eigene Story, die an jene des Films angelehnt ist. Ich meine: Das ist sehr unglücklich, bietet doch gerade Cameron’s Meisterwerk eine genügend interessante Story. Um diese im Spiel zu haben, hätte ich persönlich auch noch zwei oder Wochen warten können. Eines allerdings fasziniert bei unsern Reisen um Pandora:

Pandora, Pandora, du bist wunderschön

Zugegeben, es ist Geschmackssache, ob Pondora gefällt oder nicht. Aber höchstwahrscheinlich wird die Natur und ihre Bewohner den meisten ans Herz gewachsen sein. Die grünen Wälder, die hohen Wipfel, die schwebenden Berge, die Flugvögel, die Tierwelt. Hier zeigt der Film seine volle Stärke, aber auch das Spiel kann in diesem Punkt an Sympathie gewinnen. Denn in den vielen Schlauleveln finden wir so einiges wieder, was wir aus dem Film schon kennen. Und deswegen ist es wichtig den Film vor dem Spiel gesehen zu haben. Ich würde sogar fast so weit gehen und meinen, dass das für die ganz großen Avatar Fans da draußen der einzige Kaufgrund ist. So gibt es ein Nachtlevel, in dem wie im Film der Boden bei Berührung aufleuchtet, diese magische, faszinierende und zu gleich zerbrechliche Welt, die uns James Cameron in seinem Film vermittelt, kommt im Spiel so herüber, wie sie im Kino entsteht. Aber leider versiegt diese kleine Quelle der Hoffnung schon bald wieder, zu erdrückend sind die negativen Faktoren.
Den Ausblick genießen, das kommt nicht oft vor im Spiel
Wollen wir also zur KI kommen, das *hust* Beste *hust* kommt ja bekanntlich zum Schluss. Hier ist Pandora überhaupt nicht mehr schön. Die KI ist nicht mehr feierlich und kann definitiv nicht als Künstliche Intelligenz bezeichnet werden. So gibt es auf Seiten der Na’Vi Kampagne mehrere PC gesteuerte Mitspieler, die uns ab und an helfen, zumindest wollen sie das wohl. Das Schwert tötet mit einem Schlag? Vielleicht bei uns, aber nicht bei unsern Kollegen. So können wir regelrecht zusehen, wie sich ein Marine und ein Na’Vi gegenüberstehen, der eine mit MG der andere mit Schwertern, und die ganze Zeit aufeinander einbügeln, bzw. schießen. Doch treffen tun sie anscheinend nicht, dann nach einigen MINUTEN kämpfen sie immer noch. Wir hätten das mit einem Schlag geschafft. Und diesem Motto getreu geht es dann durch den Rest des Spiels, dem Ende entgegenfiebernd, in der Hoffnung auf ein baldiges Ende. Von der Tier- und Fahrzeugsteuerung brauche ich erst gar nicht anfangen zu berichten, denn die ist einfach nur schlecht. Ein gescheites steuern, so gut wie unmöglich!

Und die Moral der Geschicht…

…schlechte Spiele kauft man nicht. Nun gut der Pott mit den Negativargumenten ist mit erdrückender Fülle angehäuft, aber Avatar ist nicht überall schlecht. Zwar sind Story und Missionen langweilig, und die Inszenierung stimmt auch nicht, allerdings kann Avatar bei der Landschaft stark punkten. Avatar ist kein Spiel zum Film, eher ein Spiel, das in der Welt des Film spielt und sich teilweise dessen Story abschaut. Eigentlich ist es immer das selbe. Nicht nur das, was wir im Spiel machen müssen, auch die Antwort auf die ewige Frage nach einer guten Versoftung. Diese ist weder schlecht noch gut, aber keinesfalls kommt sie an den Film heran, den ich an dieser Stelle noch einmal allen, die ihn noch nicht gesehen haben, an Herz legen möchte. Es hilft nicht immer ein großes Vorbild zu haben, denn am Ende zählt das eigene Produkt. Und das kann man nur denen empfehlen, die ab und an ein wenig spielen, denn für eine halbe Stunde am Abend ist Avatar perfekt, um abzuschalten. Ein unkompliziertes Spiel, das kein mitdenken erfordert, und so ideal für diesen Zweck geeignet ist. Vielleicht noch für diejenigen zu empfehlen, die Pandora verfallen sind. Jedoch nicht für Spieler die nach Action suchen.

Wir kommen also zu dem Schluss: Für James Cameron’s Avatar: Das Spiel gilt, Demo spielen. Wenn einem diese gefällt, gefällt auch das Spiel, wenn nicht dann nicht. Besser kann man es nicht formulieren!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Pandora sieht wunderschön aus
  • Sound: Atmosphärisch gelungen
  • Balance: Gute Ansätze
  • Atmosphäre: Atmosphärisch gelungen
  • Bedienung: Nur wenig Knöpfe
  • Umfang: Na'Vi und Menschen Kampagne, Multiplayer
  • Leveldesign: Atmosphärisch gelungen
  • KI: -
  • Waffen & Extras: Viele neue
  • Handlung: Pandora
  • Grafik: Wird aber schnell langweilig
  • Sound: Wird aber schnell langweilig
  • Balance: Viel zu leicht
  • Atmosphäre: Wird aber schnell langweilig
  • Bedienung: Im Kampf oft nur Tastengehämmer
  • Umfang: Kein großer Wiederspielwert
  • Leveldesign: Wird aber schnell langweilig
  • KI: KI äußerst dumm
  • Waffen & Extras: keine großen auswirkungen
  • Handlung: nicht am Film orientiert

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(4)
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