Besser als erwartet - im Schnee geht´s heiß her

Jim Peyton sitzt in seinem Arbeitsfahrzeug - seinem Mech - und gönnt sich eine Pause sowie ein heißes Getränk. Das Sichtfenster ist vom Schnee...

von L_ONE am: 25.10.2014

Jim Peyton sitzt in seinem Arbeitsfahrzeug - seinem Mech - und gönnt sich eine Pause sowie ein heißes Getränk. Das Sichtfenster ist vom Schnee dicht bedeckt, denn draußen wütet ein schwerer, eisiger Sturm, den Peyton abwarten muss, bevor es wieder an die Arbeit geht. Sein Gesicht wird nur durch den hellen Schein seines Videomonitors beleuchtet. Glücklich betrachtet er dort eine aufgezeichnete Videobotschaft seiner Frau, die ihm vom Wohlbefinden seines knapp einjährigen Sohnes berichtet. Weiterhin scherzt sie über den Alltag, jedoch merkt man ihre Trauer. „Ich sollte mich eigentlich daran gewöhnen… ich tue es aber nicht.“

Sie verliert noch ein paar Worte über das Kind, danach endet die wöchentliche Videonachricht. Jim nimmt einen großen Schluck aus seinem Becher und drückt den Replayknopf.

 

 

 

„Erinnere mich daran warum ich das hier mache“

Vergessen wir einfach mal die Vorgänger und denken uns bei dem Spiel einen anderen Titel aus. Zum Beispiel einfach Lost Planet, ohne die 3. Denn wir bekommen ein storygetriebenes Prequel, für das wir die Vorgänger eigentlich nicht kennen müssen und das für sich allein sehr gut funktioniert.

Auf der Erde sind die Ressourcen knapp geworden. Die Lebensumstände haben sich drastisch geändert. Die Firma NEVEC sucht daraufhin in der Galaxie neue Energiequellen, um den Fortbestand des Lebens auf der Erde zu sichern. Schon bald stößt man auf dem Planeten E.D.N III auf eine neue, vielversprechende Energieressource - Thermalenergie.  Das Problem: Die brutale Kälte, die gefährlichen Stürme und nicht zuletzt die unfreundlichen Bewohner des Planeten machen das Kolonialisieren durchaus schwer.

 

 

Darum gehts: die T-Energie. Sie soll alle Energieprobleme lösen.

 

 

 

 

 

 

Da es beruflich auf der Erde nicht so gut läuft, heuert Jim Peyton bei NEVEC als Mechaniker und Mech-Pilot an, um für seine junge Familie zu sorgen. Denn die Bezahlung ist gut, der Preis trotzdem hoch – Jim muss seine Frau und seinen knapp einjährigen Sohn verlassen und auf den Planeten E.D.N III fliegen. Und das, für eine voraussichtlich sehr lange Zeit. Jims Beziehung und sein Fernweh zieht sich durch die ganze Geschichte und macht einen größeren Teil der Story aus, da somit seine Motivation für seine Arbeit einen Hintergrund bekommt.

 

 

„Halt mich auf dem laufenden. Erinnere mich daran warum ich das hier mache“ - Jim schickt eine Videonachricht an seine Frau.

 

 

 

 

 

Jims Arbeitsplatz ist die Forschungsstation Corones und ihr Umland. Sehr schnell schafft er es - durch unsere Hände – sich einen guten Ruf durch tolle Leistungen zu erarbeiten und bekommt immer wichtigere, allerdings auch riskantere Aufgaben. Und stolpert nach für nach geradewegs in eine Verschwörung hinein.

Warum entdecken wir zum Beispiel eine alte, verlassene und verkommene NEVEC Forschungsstation, wo uns doch gesagt wurde, wir seien die ersten, die diesen Planeten erforschen? Was hat es mit den Audiologs auf sich, die wir fernab der Basis finden, auf denen Menschen ihre Verzweiflung oder ihre letzten Worte aufzeichneten? Wer ist diese mysteriöse Dame, die wir immer nur kurz im Ödland erblicken können, da sie genauso schnell wieder verschwindet? Oder bilden wir uns das nur ein?

 

 

 

 

Was hat es mit diesen verlassenen Kolonien auf sich?

 

 

 

 

 

 

Interessant an der Geschichte: Sie wird von Jim selbst erzählt, den wir im Intro als älteren - durch einen Unfall im Sterben liegenden - Mann kennen lernen. Das nimmt natürlich den Momenten des Spiels die Spannung in dem Jim in Gefahr ist, da ja bekannt ist, dass er es bis ins hohe Alter schaffen wird.

Die Story an sich bleibt bis über die erste Spielhälfte hinaus interessant. Man will wissen was mit Jim als nächstes passiert und die Geheimnisse des Planeten lüften. Danach folgt bis zum Ende ein kleiner Spannungseinbruch. Die Erzählung bleibt jedoch trotzdem stimmig. Das Spiel nimmt sich zum Glück genug Zeit die Hauptcharaktere vorzustellen und birgt außerdem einige - wenn auch nicht überragende - Wendungen. Das Ende, also die letzte Mission wiederum ist etwas zu sehr in die Länge gezogen, was ein bisschen den „drive“ rausnimmt. Der obligatorische Endkampf ist ganz gut inszeniert, die komplette Auflösung der Geschichte jedoch etwas unbefriedigend sowie offen für einen eventuellen vierten Teil… schade.

 

 


Dieser Gang in der Forschungsstation Corones ist doch geradewegs aus "Star Wars V" geklaut... kann mir doch keiner erzählen.

 

 

 

Bloß nicht den Schnee essen!

Doch was macht die Arbeit hier eigentlich so gefährlich? Kurz: Alles. Ohne spezielle Anzüge würden wir auf dem Planeten sehr schnell erfrieren. Die gefährlichen Stürme machen das Bewohnen des Planeten zu keiner leichten Aufgabe. Und nicht zuletzt töten uns diese fiesen Planetenbewohner, die sogenannten Akriden, bei Unachtsamkeit in Sekunden.

 

 

Einige Akriden sind haushoch - Giganten wie in den Vorgängern gibt es jedoch nicht mehr.

 

 

 

 

 

 

In Lost Planet 3 schießen wir uns in klassischer Third-Person Shooter Manier durch Horden und Massen dieser krabbelnden, schleimigen, Akriden. Es muss einem klar sein, dass das Spiel hier nicht mit Abwechslung glänzt. Die normalen, kleineren Gegner rennen geradewegs auf uns zu, um uns zu erledigen und werden nur durch ihre schiere Masse gefährlich. Etwas anspruchsvoller sind da schon die schießenden Aliens, mit denen wir uns typische Cover-Shooter Gefechte liefern.  Etwas größere Gemüter dieser Sorte sterben jedoch nicht nur durch plumpes draufhalten mit unserer Flinte, sondern nur durch den Beschuss ihrer rot leuchtenden Schwachstellen. Die Akriden werden, genauso wie der Planet, nämlich mit T-Energie durchströmt. So halten sich die Viecher am Leben, ohne zu erfrieren. Zumindest bis wir das ändern. Im Spielverlauf begegnen uns immer größere, teils haushohe Monster. Die sind relativ knackig zu besiegen, da wir erstmal herausfinden müssen wo sich die jeweiligen Schwachstellen befinden. Gleichzeitig sind wir jedoch mit Ausweichmanövern beschäftigt, da die Monster uns zerquetschen, überrollen, erstechen, zerschneiden, aufsaugen oder fressen wollen.

 

 

 

Mit einigen Akriden liefern wir uns Schussgefechte.

 

 

 

 

 

 

Doch durch Dauerbeschuss auf die roten Schwachstellen machen wir auch das größte Monstrum endgültig kalt. Schwierig wird es nur, wenn uns mitten im Kampf die Munition ausgehen sollte. So musste ein Bosskampf von mir mit einer Pistole zu Ende gebracht werden – das dauerte knapp 15 Minuten. Munitionskisten sind großzügig in den Level verteilt, also am besten immer alles mitnehmen. Schade: Wirklich riesige Monster wie in Teil 1 oder 2  gibt es nicht mehr.

 

 


Diese nervigen, kleinen Viecher sind flink und tauchen zahlreich auf.

 

 

 

 

 

 

Von wegen Winterwunderland

Grundlegend liegen die Level auf einer relativ frei begehbaren Weltkarte, die jedoch größer wirkt als sie ist. Zwischen den Missionen laufen wir mit unserem Mech von Ort zu Ort, dürfen später aber auch eine Schnellreisefunktion nutzen. Der Mech kann gegen Akriden kämpfen, dient neben dem Transport allerdings eher dafür Hindernisse aus dem Weg zu schaffen. Im Verlauf der Story rüsten wir ihn in der Heimatbasis Corones – die wir jederzeit besuchen dürfen - immer weiter auf, um an Stellen in der Welt zu kommen, die wir vorher nicht erreichen konnten. Das ist auch für die Nebenmissionen wichtig. Bei denen müssen wir z.B. 10 versteckte, seltene Akriden finden und erforschen, 4 verlorene Schicksale aufspüren oder geeignete Plätze zum Sammeln von T-Energie finden.

 

 

 

Durch ein Upgrade am Mech können wir diesen Ort per Seilrutsche erreichen.

 

 

 

 

 

Letzteres ist zwar lukrativ, jedoch etwas nervig. Zunächst suchen wir per Audiosignal einen geeignet Platz zum Aufstellen des Apparates für den Abbau. Erledigen wir danach einige Missionen, so bekommen wir irgendwann die Nachricht, dass genug T-Energie gesammelt wurde und der Behälter geleert werden kann. Dafür müssen wir jedoch den ganzen Weg noch einmal dorthin abklappern und wieder die gleichen Gegner wegpusten, die wir vorher schon dort erledigt hatten. Das unser Mech sehr lahm läuft, setzt dem noch einen drauf.

 

 

 

 

T-Energie Stationen wollen regelmäßig geleert werden.

 

 

 

 

 

Die gesammelte T-Energie – die Währung im Spiel – können wir dann anschließend in der Basis gegen neue Waffen und Upgrades, wie etwa mehr Platz für Munition oder besserem Waffenverhalten ausgeben. Jeder abgeschossene Akrid gibt ebenfalls etwas T-Energie ab. So sind wir nicht komplett demotiviert die Viecher an einem Ort nochmals zu töten.

Einige Punkte der Charakterstärke, wie etwa schnellere Regeneration der Gesundheit oder schnelleres Nachladen, dürfen wir durch Nebenmissionen dann auch noch aufbessern.

 

 

 

Im Shop geben wir unsere hart erarbeitete T-Energie wieder aus.

 

 

 

 

 

Das große Problem, was das Spiel jedoch hat, bleibt das Backtracking. Anstatt zu neuen Orten zu reisen, müssen wir zu oft wegen der Story und den Nebenmissionen zu bereits bekannten Level zurück. Das wird in etwa über der ersten Spielhälfte, nachdem man schon fast alles gesehen hat,  sehr nervig.

 

 

 

Die Spielwelt wirkt größer als sie eigentlich ist.

 

 

 

 

 

 

Eisige Stimmung, eingefrorene Animationen

Lost Planet 3 ist technisch in Ordnung, aber nicht überragend. Die Charaktere, Waffen und Umgebungsmodelle sind schlicht etwas zu einfach gehalten. In den Außenbereichen mangelt es zudem etwas an Details, die Höhlen und Gegner könnten ebenfalls detaillierter aussehen und die Animationen der Charaktere sind eher steif. Außerdem fehlt in der deutschen Version die Lippensynchronität. Die gerenderten Zwischensequenzen sehen dagegen gut aus, jedoch springt der Ton zwischen Video und Spiel um. Die Soundabmischung der Dialoge im Spiel hört sich gänzlich anders an als die der Rendervideos, was besonders mit einem Headset auffällt und etwas irritiert.

 

 

 

Die Charaktermodelle sind in Ordnung, aber nicht überwältigend.

 

 

 

 

 

Die Hauptaktration – Schnee und Eis –  ist zwar in Ordnung, könnte aber auch etwas schicker aussehen, oder zumindest dynamisch sein. Zum Beispiel mit sich anhäufendem Schnee.

Durch gut gesetztes Licht und vielen Blendeffekten wird die Optik aber etwas retuschiert. Richtig schick sind dagegen die zahlreichen Panoramen, die wir zu Gesicht bekommen. Die Innenräume wechseln sich zwischen „langweilig“ und „richtig stimmig“ ab. Letzteres sind vor allem die dunklen, verlassenen Stationen. Hier wird die Dead Space Checkliste abgearbeitet – sprich: flackerndes Licht, merkwürdige Geräusche, platzende Rohre, usw. Dadurch wird’s sehr atmosphärisch. Teilweise – und das ist nicht so gut – versucht uns das Spiel jedoch Horror und Panik bemüht aufzudrücken. Wenn uns z.B. einige typische Akriden begegnen und auf einmal schrecklich schiefe Geigen einsetzen, (wie man das eigentlich aus Dead Space kennt). Dieser musikalische Stress ist jedoch einfach nur nervig. Wir töten außerhalb der Station doch die gleichen Viecher, wieso sollten diese hier, in einer verlassenen, dunklen Station, uns mehr Panik machen, nur weil uns jetzt möchtegern-Panikmusik um die Ohren gehauen wird? Ansonsten kann man jedoch kaum über den Sound meckern, wenn dieser auch keine Maßstäbe setzt.

 

 

 

 

Das Spiel bietet einige schöne Panoramen.

 

 

 

 

 

In den spannenderen Momenten sorgt das ganz gut gesetzte Licht für die richtige Stimmung.

 

 

 

 

 

Auch in den Außenbereichen wird die eher triste Umgebung durch das Licht aufgewertet. Anhand des Mechfußes kann auch noch erkannt werden, dass der Schnee statisch bleibt.

 

 

Ansonsten noch gut: Das Spiel bietet zwar im Menü keine einstellbare Kantenglättung, läuft aber in 4K mit DSR oder Downsampling nicht allzu Hardwarehungrig. So wird das gesamte Bild schön geglättet und macht einen sauberen Eindruck.

 

Fazit

Meiner Meinung nach ist Lost Planet 3 ein richtig gutes Spiel, wenn man einfache Third-Person Action, sowie storygetriebenes Gameplay mag. Das Kämpfen gegen die teils echt großen Monster, die man Stück für Stück auseinander schießen muss, sowie das wegschießen ganzer Gegnermassen macht mir richtig Laune. Das Eis ist eine ständig präsente Bedrohung und sorgt für ein düsteres Setting. Genauso wie die verlassenen Stationen oder die dunklen Akridenhöhlen, die ich jetzt nicht besonders gruselig, jedoch sehr Atmosphärisch fand. Nur die Optik, besonders die eher schlechten Animationen, stören die sonst gute Stimmung. Leider nervt auch das Levelrecycling, sprich Backtracking sehr und von dem Ende hätte ich mir viel mehr erwartet… zumal man auch mit offenen Fragen zurückgelassen wird.  Am Ende habe ich über 13 Spielstunden mit Lost Planet 3 verbracht. Das war ein spaßiger - allerdings auch einmaliger - Trip. Vielleicht ein gutes Spiel für den Winter, wenn es draußen stürmt, die Fenster dicht sind und man sich ein heißes Getränk gönnt, genauso wie Jim.


Wertung
Pro und Kontra
  • Story hält bei der Stange und bleibt spannend
  • echtzeit HUD
  • Audio-, Text- und Videologs zu finden
  • (relativ) frei erkundbare Welt
  • Schnellreise
  • spaßige Kämpfe gegen große Gegner
  • tolle Panoramen
  • gelungene Atmosphäre in den Höhlen und Stationen
  • 4K funktioniert gut und wertet die Optik nochmals auf
  • Rollenspielelemente durch Upgrades
  • spielerische Vorteile durch Nebenmissionen
  • zu viel Backtracking
  • fade Auflösung der Geschichte
  • offenes Ende, offen bleibende Fragen
  • Gruseleffekte wirken zu aufgesetzt
  • niedrig aufgelöste Rendersequenzen
  • verschiedene Soundabmischung zwischen Film und Spiel stört
  • steife Animationen
  • detailarme Charakter
  • tristes, detailarmes Umland
  • nicht lippensynchron
  • Mech ist zu langsam
  • keine gigantischen Gegner mehr
  • keine allzu große Gegnervielfalt

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(1)
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