Viel Potenzial, wenig draus gemacht.

Was habe ich den Vorgänger geliebt. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen wie oft ich die einzelnen Missionen durchgespielt habe. Und wie groß war meine...

von Der Gust am: 27.10.2009

Was habe ich den Vorgänger geliebt. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen wie oft ich die einzelnen Missionen durchgespielt habe. Und wie groß war meine Freude als Teil 2 angekündigt wurde. Dann konnte ich es endlich spielen und .... naja... schlecht isses nicht...eigentlich ist es ganz gut...hätte es denn keinen Vorgänger gehabt.

Eure Majestät...

Majesty 2 beginnt da wo viele Fantasy Spiele auch beginnen. Das Königreich zerfällt und sie müssen das Böse besiegen und alles wieder aufbauen. So weit so normal.
Majesty 2 schafft es aber schön das ganze Szenario durch den Kakao zu ziehen, sei es im witzig gezeichneten Intro oder durch die ganzen Missionen hindurch bis zum Endkampf gegen den Dämon der etwas anderen Art.
Die Spielwelt an sich ist da sehr konsequent und nimmt sich auch überhaupt nicht ernst. Die ganze Grafik mutet auch immer etwas comichaft an. An und für sich ist die gesmate Engine nicht auf der Höhe der Zeit, aber ist sehr athmosphärisch und detailreich. Ihre Helden verändern zum Beispiel ihr Aussehen abhängig von Erfahrung und Gegenständen. Außerdem zerfallen zerstörte und beschädigte Häuser schön halbwegs physikalisch korrekt in ihr Einzelteile.
In dieser ganzen Misere müssen sie Mission für Mission Gebäude hochziehen, Geld scheffeln (die einzige Ressource) und Helden ausbilden die ihr Reich vor allen bösartigen Monstern beschützen. Wenn sie ihnen denn Geld dafür bezahlen. Denn freiwillig kämpfen ihre Helden nur widerwillig, es sei denn ihre Wohnung ist in Gefahr. Diese indirekte Steuerung über Belohnungen funktioniert wie im Vorgänger auch hier wieder wunderbar, einziges Manko ist wenn die Helden (vor allem Krieger und Paladine) hohe Levels erreicht haben (ab 15), müssen sie teils horrende Summen ausgeben bis selbige auf die Fahne reagieren.

Der schnöde Mammon

Da Gold die einzige Ressource ist, müssen sie natürlich viele Wege finden dieses zu organisieren. Haupteinnahmeplatz ist hierbei der Marktplatz (bzw. der magische Bazaar, den sie später im Spiel zusätzlich bauen dürfen). Pro Mission darf aber immer nur ein Marktplatz existieren, daher müssen sie ihn immer gut beschützen, was oft nicht immer leicht ist. Dafür erzeugt er aber unabhängig davon ob sie schon etwas zum Verkaufen erforscht haben ein stetiges Einkommen. Weitere Einnahmequellen sind Häuser (entstehen kostenlos, abhängig davon wie viele Bewohner ihr Reich hat), die Schmiede (hier müssen sie erst Waffen und Rüstungen erforschen, bevor sie Geld abwirft), und die einzelnen Gilden, die manchmal auch eigene Diesnte anbieten (Vergiften von Waffen, Verzaubern), was natürlich nochmal mehr Geld bringt.
Um das Geld in ihre Schatzkammer zu bringen gibt es die Steuereintreiber. Deren einzige Aufgabe ist es von Tür zu Tür zu rennen, das Geld einzusacken und dann versuchen lebendig in den Palast (oder ein Wachhäuschen) zurückzukommen.
Ganz wichtig zur Geldwirtschaft sind die Handelsposten. Während sie im Vorgänger diese Gebäude quasi überall und in beliebiger Anzahl auf der Karte verteilen konnten, dürfen sie sie in Majesty 2 nur noch auf bestimmten Plätzen bauen. Von diesen Häusern fährt dann in regelmäßigen Abständen ein Eselskarren mit viel Gold zu ihrem Marktplatz. Diese Posten, wie auch die Karren, sind besonders anfällig gegen Attacken von Mosntern und brauchen daher besonderen Schutz.

Flag Day

Diesen Schutz gewähren sie den Karawanen am besten mit der neuen 'Defense Flag'. Abhängig vom Geld dass sie spendieren, kommen dann mehr oder weniger Helden vorbeigestiefelt und beschützen die Gegend um diese Flagge. Das Geld verschwindet dann langsam als Honorar für die Helden, und wenn die Flagge kein Geld mehr hat, verschwindet sie.
Als weitere Neuerung gibt es die 'Fear Flag'. Diese Flagge können sie überall auf der Karte platzieren und sie hält ihre eigenen Helden davon ab, bestimmte Gebiete zu betreten. Natürlich müssen sie beachten: Je mächtiger die Helden sind, desto mehr Geld braucht die Flagge um wirksam zu sein. Dieses eingesetzte Geld verlieren sie aber vollständig, denn die Flagge verschwindet nach einiger Zeit wieder ohne das Geld in irgendeiner Form in der Welt zu belassen.
Abgesehen davon gibt es noch die aus dem Vorgänger bekannten 'Attack Flags' und 'Exploration Flags', die selbsterklärend sind und essentiell für die Steuerung ihrer Helden.
Die Helden reagieren auch prinzipiell gut auf die Flaggen. Niederstufige Helden nehmen jede Belohnung an die sie bekommen können, Diebe rennen sowieso jedem Geld hinterher, Ranger gehen auch bei wenig Geld auf Entdeckungsreise usw. Einzig hochstufige Helden wollen meist immer sehr viel Geld.
Dies ist ein besonderes Problem bei Lords.
Nach jeder Mission haben sie die Möglichkeit einen ihrer (noch lebenden) Helden zum Lord zu befördern. Dieser Titel bedeutet dass sie ihn in allen darauffolgenden Missionen in der Halle der Lords (kostet 1000 Gold) anheuren dürfen. Man könnte denken dass das eine gute Idee ist, da man dann gerade am Anfang einer Mission hochstufige Helden haben kann (insgesamt dürfen sie pro Mission 3 Lords anheuern). Dies relativiert sich aber schnell, da das Anheuern verdammt kostspielig ist, und es sich eher lohnt enfache Gilden zu errichten.
Wenn sie dann in der Mission weit genug fortgeschritten sind um das Geld ausgeben zu können, reagiert ihr Lord kaum auf Flaggen, da er meist schon eine so hohe Stufe hat, dass sie massiv viel geld reinpumpen müssen damit er sich auf den Weg begibt. Dafür eignen die Lords sich aber gut dafür die Stadt zu verteidigen während alle anderen im Krieg sind. Das machen sie auch sehr gut.

Rassen und Klassen

Neben den Fantasy-Standards Krieger, Schurke, Priester, Zauberer und Bogenschütze gibt es in Majesty 2 kaum etwas. Einzig die Nekromantenpriesterinnen vom Krypta Tempel sind etwas einfallsreicher. Die restlichen Tempel bieten nur bessere Priester, Bogenschützen und Krieger.
Da hatte Majesty 1 mehr Vielfalt. Auch schliessen sich die Tempel gegenseitig nicht mehr aus. Während man in Teil 1 sich entscheiden musste zwischen Krolm oder Krypta, Fervus oder Dauros, Agrela. Können nun theorethisch alle Tempel gleichzeitig bestehen. Vorrausgesetzt sie finden genügend Plätze, denn wie die Handelsposten sind die Tempel nur auf bestimmten Plätzen baubar.
Neben den Menschen gibt es aber noch die Zwerge und die Elfen. Die Gnome aus Teil 1 wurden gestrichen. Aber auch hier schliesst das eine das andere nicht aus. Theorethisch können sie aslo beide Gilden bauen. Ab und zu hauen sich die beiden Rassen dann kurz, aber nicht übermäßig dass es störend wäre, manchmal sogar überhaupt nicht. Ich finde es schade dass besonders diese Stärke aus Teil 1, und der damit verbundene Wiederspielwert, nicht übernommen wurde.
Dafür dürfen sie in alle Gilden verdammt viele Sachen erforschen (meist Spezialfähigkeiten für die darin wohnenden Helden).

Deutsch ist schwer

Wenn ein Artikel einen Abschnitt über Lokalisation enthält, dann ist diese entweder sensationell gelungen, oder grottenmäßig schlecht.
Majesty 2 tendiert hier eher zu letzterer Sorte.
Vor allem ihr 'Königlicher Berater', die Person die alle Missionsbeschreibungen vorliest, die sich im Spiel immer meldet wenn es etwas wichtiges zu melden gibt ist einfach so sagenhaft schlecht gesprochen dass ich das Spiel fast immer beenden möchte. Darüber hinaus sind komischerweise alle Texte auf Englisch. Wenn man also die englischen Missionsbeschreibungen liest findet man sogar richtig witzige Passagen, die durch den deutschen Sprecher einfach im Sand zertreten werden. Er versucht mit seiner seltsam und total aufgesetzten Art zu sprechen, witzig zu erscheinen, schafft es aber überhaupt nicht irgendetwas rüberzubringen außer den Drang die Boxen auszuschalten.
Die Bossgegner der einzelnen Missionen sind da nicht besser. Einzig der Endgegner ist halbwegs gut gesprochen.
Die Sprecher der Helden machen ihre Sache aber akzeptabel.
Alles in allem ist die Lokalisation aber schlichtweg ein Desaster.

Mission accomplished

Während die Missionen in Teil 1 immer anders waren, weil die Schlachtfelder immer zufällig generiert wurden, hat sich das in Teil 2 geändert. Jede Mission ist immer gleich, egal wie oft sie sie spielen. Dadurch ist der Widerspielwert etwas reduziert.
Was noch erschwerend hinzukommt ist, das manche Missionen nur zu schaffen sind indem sie am Anfang bestimmte Gebäude zuerst bauen und nicht die die sie möchten. Dies finden sie aber nur durch die 'Trial & Error' Methode heraus, was auf Dauer frustrierend ist.
Dabei sind die Missionen echt witzig designt. Mal gilt es einen Rattenkönig in eine Falle zu locken, mal die Radioübertragung eines verrückten Zauberers zu stoppen. Aber gerade in der Rattenkönigmission werden sie auch oft am Anfang daran scheitern dass sie von ganzen Rattenhorden einfach überrant werden weil ihre Helden einfach zu schwach sind um dagegen etwas zu unternehemen. Was mich zu einem weiteren Punkt bringt: Manche Missionen sind einfach bockeschwer. Gerade zu Beginn, was für mich persönlich einfach nur unfair ist.

Fazit

Mir gefällts...und gleichzeitig auch nicht. Die neue Grafik finde ich top und die neuen Flaggen finde ich auch top. Und die Missionen sind eigentlich auch witzig. Warum will der Funke dann einfach nicht überspringen?
Wahrscheinlich weil die Missionen keine zufallsgenerierte Umgebungen haben.
Oder weil die einzelnen Helden zu blass bleiben.
Oder weil man einfach alles bauen kann ohne nachzudenken, kein Gebäude ein anderes ausschließt.
Oder weil die Tempelanzahl reduziert wurde.
Oder weil der deutsche Sprecher einfach nur Mist ist.

Wer den Vorgänger nicht kennt sollte auf jeden Fall reinschauen, für die Leute die den Vorgänger kennen....ich denke sie werden ein bisschen enttäuscht sein. Allgemeine Frustresistenz muss aber dabei sein.
Macht aber nicht den gleichen Fehler wie ich: Holt euch die englische Version.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: klasse Fantasy Athmosphäre, Detailreichtum
  • Sound: nette Fantasy Musik, tolle Effekte
  • Balance: kein Held zu mächtig, alle Klassen sind nützlich
  • Atmosphäre: Klischee Fantasy mit Augenzwinkern
  • Bedienung: einfaches und intuitives Belohnungssystem
  • Umfang: Multiplayer, Einzelmissionen frei anwählbar
  • Missionsdesign: witzige Aufträge, schön designte Landschaften
  • KI: Helden agieren glaubhaft auf Belohnungen
  • Einheiten: viele unterschiedliche Klassen
  • Kampagne: abwechslungsreiche Missionen
  • Grafik: allgemein veraltet
  • Sound: deutsche Sprecher
  • Balance: viele Missionen nur nach
  • Atmosphäre: deutsche Sprecher zerstören die Athmosphäre
  • Bedienung: ungewohnt für den ders noch nicht kennt
  • Umfang: wenig Wiederspielwert, kurze Spielzeit
  • Missionsdesign: teils schwer und unfair
  • KI: teils suizidale Helden
  • Einheiten: manche davon nur bessere Basis-Einheiten
  • Kampagne: kurze Spielzeit

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(4)
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