Historisch - Völliger Blödsinn,Spielerisch - Überraschend gut

Nach einigen Konsolenablegern kehrt die MoH-Serie mit Airborne auf den PC zurück. Doch leider hat das Spiel nicht mehr den Flair und das gewisse Etwas, wie...

von Rupert_The_Bear am: 25.01.2010

Nach einigen Konsolenablegern kehrt die MoH-Serie mit Airborne auf den PC zurück. Doch leider hat das Spiel nicht mehr den Flair und das gewisse Etwas, wie MoH:Allied Assault, welches fast schon eine Legende ist.
Eine komplette Bruchlandung ist Airborne trotzdem nicht.

Erzähl mir was.

Einem Spiel, welches im zweiten Weltkrieg spielt eine Story zu verpassen, ohne dabei historisch den Vogel abzuschiessen ist schon schwer, aber es ist machbar. Spiele, wie Call Of Duty und MoH:AA & PA beweisen, dass es geht. Auch wenn die Story dabei recht dünn bleibt. Ein Soldat, einer von Millionen in einem Krieg, der (Aus heutiger Sicht) historische Missionen erledigt, bzw. als kleines Rädchen an riesigen Operationen teilnimmt. Meistens weiß man nichts über ihn, ausser vielleicht den Namen. Meist ist von der Story in den Missionen auch nichts zu sehen, sondern eher in Tagebucheinträgen zwischen den Missionen zu lesen. Aber immerhin sind die Missionen so miteinander verknüpft und man ist die selbe Person und hat Begleiter, die einem schon fast ans Herz wachsen. Wenn die in der einen oder anderen Mission umkommen, hat das schon potenzial für ein gutes Buch.
Airborne umgeht das alles mit einem simplen Trick, begeht dabei aber einen Logikfehler. Die Missionen sind nur aneinandergereiht ohne wirkliche Verknüpfung. Die Story fehlt gänzlich. Als Fallschirmspringer Travers beginnt jede Mission an Bord einer C-47 Dakota und dann gehts per Fallschirm aufs Schlachtfeld. Der Fehler dabei: Stirbt man, sieht man kein Game Over, sondern springt als Travers wieder aus dem Flugzeug und landet wieder paar Minuten später in der Schlacht, dabei kann man, wenn man drauf achtet, 'seine eigene Leiche' entdecken und seine Waffen aufsammeln.
Durch sowas kommt kaum Atmosphäre auf und man hat keinen Bezug zu dem sonst eigentlich eh schon blaßen Kombatanten. Die Idee mit Sprung hingegen ist eine sehr gute, das wirkt frisch, auch wenn das Spiel 2007 erschienen ist, ist die Idee trotzdem unverbraucht.

Die Airborne gibt nie auf.

Die Missionen selbst sind sehr schön. Obwohl die ganzen Maps relativ klein und eng sind, gibt es dank des Sprungs aus dem Flugzeug einen dezenten,aber schönen Hauch von Freiheit. Man kann alle Ziele direkt einsehen und kennt sie von Anfang an und man kann sich aussuchen was man zuerst machen will und lenkt die Flugbahn dementsprechend in die gewünschte Richtung. Dabei muss man aufpassen auf grüne, sichere Landezonen und die beim Briefing erwähnten roten Zonen mit großen Feindansammlungen. Landet man dort und landet man auch noch unsanft, ist man so gut wie tot, da braucht man garnicht erst aufstehen.
Landet man sanft in einer der grünen Zonen, so muss hat man ggf. Zeit sich zu sammeln und mit anderen US-Airborne Soldaten in den Kampf zu ziehen.
Im Kampf baut sich schnell eine dichte und dynamische Atmosphäre auf und die,obwohl sie an Call Of Duty 2 nicht herankommt, weiß zu überzeugen. Man darf sich nur nicht töten lassen. Das ist auf Einfach gut zu schaffen, zumindest in den ersten Missionen. Im Gegensatz zu CoD gibt es hier immer noch die traditionellen Erste Hilfe Päckchen zum Sammeln und einen Lebensbalken.
Auch gibt es ein RPG-Angehauchtest Levelsystem für jede Waffe. Die kann man anhand von Kills und Killserien leveln (3 Level) und kriegt dafür z.B. größere Magazine,Rückstoßdämpfer,Visire mit Zoom und so weiter. Eine schöne Idee. Wenn man alle im Spiel vorhandenen Waffen mal benutzt hat, kriegt man eine Medalie.
Ausserdem gibt es in jedem Level ein paar Landepunkte, die spezielle Herausforderungen sind, z.B. im Kirchturm landen. Auch eine schöne Idee, obwohl das MoH untypisch spielerisch und unseriös wirkt.
Da haben die Achievments von Pacific Assault besser ausgesehen, z.B nach so und so vielen Abschüssen von Zeros in Pearl Harbor gabs einen Geschwindigkeitsmesser aus einem dieser Flugzeuge.

Die Ausrüstung an Bord.

Audio-Visuell macht Airborne einen recht guten Eindruck, auch nach 3 Jahren. Alles macht einen soliden Eindruck, auch wenn es vom Sound keines Falls an CoD 2 herankommt, so ist Airborne grafisch diesem überlegen. Es benutzt die Unreal Engine 3, davon merkt man allerdings nicht viel.
Was allerdings ziemlich schwach ist, ist die Physik und die AI der Soldaten.
Für eine kaum vorhandene Physik muss man PhysX Treiber installieren, die sich unter Windows 7 mit den bereits installierten beissen, also muss man die erst deinstallieren, bevor sich das Spiel überhaupt installieren lässt.
Und im Spiel selbst merkt man davon eigentlich nichts. Gegner werden entweder zig Meter nach hinten geschleudert oder fliegen gar auf einen zu,klappen in der Mitte einfach zusammen oder bleiben stehen. Die Umgebung ist bis auf ein paar kleinere Objekte ebenfalls unzerstörbar.
Die AI-Soldaten könnten ebenfalls klüger sein. Sie nutzen Deckung, Granaten und Schiessen blind aus der Deckung heraus, aber rennen genausooft ins Feuer hinein oder bleiben auf freier Fläche stehen, ohne die geringste Deckung. Die Freundsoldaten laufen einem auch gern ins Feuer und blockieren Wege,Türen oder lassen sich entweder vom Spieler oder von anderen einfach erschiessen. Bei Call Of Duty 2 gab es einen Game Over Spruch beim Anschiessen seiner eigenen Leute und sie liefen nicht ins Feuer des Spielers.

Historischer Bullshit.

Anders als Call Of Duty und die früheren Medal Of Honors ist Airborne historisch kompletter Quatsch.
Airborne beginnt in Italien. Die Missionen sind noch historisch korrekt, obwohl die Briten dort mehr aktiv waren, als die USA. Weiter geht es in Frankreich mit der Operation Overlord,Holland, Operation Market Garden und Operation Varsity. Alles ebenfalls historische Schlachten, aber anders als im Spiel dargestellt, waren nicht nur Amerikaner daran beteiligt, sondern auch Briten, Kanadier, Irländer usw. Besonders bei der Operation Varsity und Market Garden hätten Briten mitkämpfen müssen. Doch ab da wird es noch abstruser. Deutsche Truppen schiessen mit Panzerschrecks gegen vereinzelte Truppen und auf einmal tauchen Nazi-Terminatoren auf. Diese im Spiel als Nazi Storm Elite bezeichneten Truppen sind mit einem MG34 bewaffnet und halten sehr viel aus. Ebenfalls eine Erfindung der EA-Leute.
Doch besonders die letzte Mission ist einfach nur frei erfunden. Der Flakturm, ja diese gabs und gibts im Großbraum Berlin. Schön, nur dass die Amerikaner nie in Berlin gekämpft haben und auch nicht gegen Nazi Storm Elite Soldaten im Überfluss.
Für Leute, die historisch korrekte Spiele schätzen und sich mit der Materie auskennen, die werden spätestens bei den Übersoldaten das Spiel ausmachen,deinstallieren und in die Ecke schmeissen.
Auch ich musste erst darüber schmunzeln, dann musste ich lachen und irgendwann fand ich das nur noch störend und komplett daneben.
Spiele mit 2.Weltkrieg-Thematik sind sehr zahlreich, trotzdem kann man sie spannend und historisch korrekt machen, ohne sie ausgelutscht und langweilig erscheinen zu lassen, siehe Call Of Duty 5 (Obwohl das an einigen Stellen auch stark an Hollywood grenzt).
Das verkorkst Airborne ziemlich stark, weil nach meinem Geschmack sich die Amerikaner da zu wichtig und als die einzig wahren Helden darstellen und das kann man nur mit Patriotismus erklären.

Fazit

Story gleich Null, geschichtlich völlig unbrauchbar und sehr kurz. Sieht nach einer Bruchlandung der Fallschirmjäger aus. Doch abgesehen davon macht Airborne alles richtig. Es sieht immer noch ziemlich gut aus und es spielt sich immer noch sehr gut. Zwar bremst die eine oder andere unfaire Stelle den Spielspass, aber das kann man leicht verschmerzen.
Insgesamt kann man sagen, dass es ein guter Shooter ist, mehr aber auch nicht. Von einem Call Of Duty 2 oder Medal Of Honor Allied Assault ist es meilenweit entfernt. Ein klarer Rückschritt der Serie.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Nach 3 Jahren immer noch nicht schlecht.
  • Sound: Sprecher,Flugzeuge,Explosionen
  • Balance: Von Anfängern auf Leicht zu beweltigen
  • Atmosphäre: Enge Schlachtatmosphäre, Chaos
  • Bedienung: Shooter-Standard,Konfigurierbar,Lehnen per Maus
  • Umfang: Wiederspielwert,Achievments,MP
  • Leveldesign: Schöne Levels,Dezente Freiheit,Flakturm
  • KI: Sucht Deckung,Nutzt Granaten, Schiesst blind
  • Waffen & Extras: Leveling der Waffen,Alle brauchbar
  • Handlung: Ausgedachte Szenarios sorgen für Lacher
  • Grafik: Ragdoll,Physik,Matschige Hintergründe
  • Sound: Schwachbrüstige Gewehre
  • Balance: Unfaire Stellen, Auf Schwer nur für Masochisten
  • Atmosphäre: Reinkarnation, Blaßer Held,Blaße Begleiter
  • Bedienung: -
  • Umfang: Kurze Kampagne, MP motiviert nicht auf lange Dauer
  • Leveldesign: Unsichtbare Wände,Etwas wenig Abwechslung
  • KI: Masse statt Klasse, Rennt ins Feuer,Blockiert wege
  • Waffen & Extras: Der übliche Standard,Kein Fernglas u.a.
  • Handlung: Story nicht vorhanden, Historischer Schwachfug

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(3)
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