Eines der besten Echtzeitstrategiespiele, und eingeschränktesten Rundenstrategiespielen bislang

'Empire: Total War' wird viel kritisiert und gelobt. Gelobt wegen des großen Umfangs und des taktischen Tiefgangs, kritisiert wegen, des für viele...

von - Gast - am: 20.08.2012

'Empire: Total War' wird viel kritisiert und gelobt. Gelobt wegen des großen Umfangs und des taktischen Tiefgangs, kritisiert wegen, des für viele eingefleischte TW-Fans, gewöhnungsbedürftigen Fernkampfes und der zahlreichen, nun aber zum Glück vielen behobenen, Bugs. Später erschien das Stand-alone Addon 'Napoleon: Total War' und sollte vieles besser machen. Was genau sich gegenüber ETW verändert hat, inwiefern das positiv oder negativ ist, und ob das Spiel auch für TW-Neulinge und Fans zu empfehlen ist, erfahrt ihr in meinem Test.

Das Grundprinzip und die Spielmodi

Im Singleplayer von 'Napoleon: TW' gibt es 4 (mit DLC 5) Kampagnen, die Möglichkeit Gefechte zu Land oder zu Wasser selber zu erstellen oder eine historische Schlacht des napoleonischen Krieges zu schlagen. Beginnen wir mit dem hauptsächlichem Part des Spiels: den Kampagnen. Verfügbar sind der Italienfeldzug, Napoleons Einmarsch in Nordafrika, die Europainvasion am Höhepunkt des Französischen Reiches zwischen 1805 und 1812 und die Koalitionskampagne, in der wir als Russland, Britannien, Preußen oder Österreich gegen das napoleonische Frankreich vorgehen. Per DLC gibt es auch die möglichkeit mit Spanien, Großbritannien oder Frankreich um die Vorherrschaft auf der iberischen Halbinsel zu ringen. Beendet man die ersten drei erwähnten Kampagnen, stürzt man sich zuletzt in die finale Schlacht von Waterloo. Nunja, während die ersten beiden Kampagnen in denen wir an der Seite der 1. Republik Südeuropa vesuchen müssen zu erobern (Italien und Ägypten) weniger überzeugen, ist die dritte französische Kampagne, der europaweite Feldzug, wohl die beste der 5: Wir können als (etwas overpowertes) Frankreich richtig diplomatisch verhandeln, Handel betreiben, Wirtschaft und Städte ausbauen und natürlich zahlreiche Schlachten schlagen. Die Koalitionskampagne handelt auf der selben Map mit gleichen oder zu mindestens ähnlichen Startpostionen, trotzdem ist die Dichte an Gefechten in der französischen Kampagne höher. Ein Minuspunkt ist die totale Übermacht Frankreichs, so dass ich es ohne großen Aufwand bis 1806 alle Missionsziele erfüllt, und 1808 ganz Europa nur mit wenigen Tricks mir unterwerfen konnte. Ein weiterer ist die sehr eingeschränkte Europakarte im Vergleich zu 'Empire' und einige historisch weniger Korrekte Aspekte wie im Vorgänger: Warum zum Beispiel gehört Finnland Schweden, und warum ist Moskau im 19. Jhr verdammt nochmal die Hauptstadt des Russischen Kaiserreichs?!

Die Neuerungen

'Napoleon: Total War' ist keine einfache Stand-alone Erweiterung zu 'Empire: Total War', sondern bringt auch einige (positive) Veränderungen mit sich. Die ersten Sachen die einem ins Auge fallen ist die aufpolierte Grafik (näheres später) und das etwas übersichtlichere Interface. Das Spiel kommt fast ohne Bugs und Abstürze daher. Generäle können nun Einheiten motivieren und haben einen bestimmten markierten Radius, der bewirkt, dass alle darinstehen Regimenter einen Moral-boost bekommen. By the way Regimenter: Diese haben nun einen Moralbalken, der anzeigt wie lange sie noch auf dem Schlachtfeld durchhalten ohne sich zurück zu ziehen. Ebenfalls gibt es nun Balken, die den Zwischenstand zwei kämpfender Einheiten beim Entern von Schiffen oder Häuserkampf anzeigen, was uns einen besseren Überblick verschafft. Eine überaus interessante Neuerung sind die Drop-in Gefechte - diese erlauben uns vor einer Schlacht in der SP-Kampagne ein Spiel zu hosten, und somit einen menschlichen Spieler für die KI einspringen zu lassen. In der Kampagne kann man nun auch eroberte Provinzen friedlich besetzen, wodurch der Wohlstand hoch bleibt, die Provinz zu plündern, was für Unzufriedenheiten unter der Bevölkerung, aber für eine Menge Profit sorgt, oder den (zuvor unterdrückten) Staat zu befreien und sein Protektorat zu werden. Man kann Armeen nun auch nicht mehr gegen Geld wieder aufstocken - sie regenerieren selbstständig, aber nur auf verbündetem oder eigenem Herrschaftsgebiet. Um diesen Prozess zu beschleunigen errichtet man Nachschubdepos und baut Straßen. Da die Jahreszeiten nun dynamisch ablaufen sterben Soldaten die zwischen Dezember und Februar im Norden unterwegs sind den Kältetod. Kampagnen kann man nun auch im Multiplayer mit Bekannten oder Fremden spielen.

Der Muliplayer

NTW bietet einen hervorragenden Multiplayer, indem man mit/gegen Freunde/n oder Spieler/n aus aller Welt antreten kann. Viel hat sich seit ETW nicht geändert: Man spielt 1vs1, 2vs2, 3vs3 oder 4vs4 in Land- oder Seeschlachten gegeneinander, Bots kann man immer miteinbeziehen. Nun kann man aber auch Burgbelagerungen mit mehr als nur 2 Spielern ausfechten. Was jedoch sehr zweifelhaft ist, ist die Auswahl der Fraktionen. Viele davon sind teils einfach nur überflüssig, da sie keine (nützlichen) individuellen Einheiten haben und die Auswahl sehr klein ist. So sind hauptsächlich nur Frankreich, das British Empire und teils auch Russland und die Osmanen spielenswert, der Rest bietet außer einer anderen Flagge fast gar nichts. Besonders bemerkbar macht sich das in Seeschlachten, in denen Frankreich, Großbritannien und Spanien die einzigen brauchbaren Kriegsparteien sind - während der Rest sich mit Fregatten und maximal mit 80er Segel- und Dampfschiffen bedienen kann. Bloß die Osmanen haben ihre Galeeren - die ineffektivsten Schiffe im Spiel. Nun kann man auch Drop-In Gefechte (2. Absatz) und Multiplayer-Kampagnen spielen, die sich kaum von ihren Singleplayer-Pendants in Punkto Startpositionen unterscheiden. Ansonsten zu erwähnen ist die, trotz vielen überflüssigen Fraktionen, recht gute Balance. Im Gesamtbild kann der Multiplayer überzeugen und für einen für viele Stunden beschäftigen, vorrausgesetzt man hat einen Kollegen mit dem man spielen kann.

Die Grafik

Verwendet wird das etwas aufpolierte Grafikgerüst aus ETW, verändert wurden dabei an erster Stelle die nun atemberaubenden Partikeleffekte, das Schadensmodell der Schiffe und leicht Shader- und Lichteffekte. Der Detailgrad ist für einen Strategieableger unglaublich hoch, die Kampagnenkarte liebevoll gestaltet und die Texturen müssen sich nicht vor Shootern verstecken. Vorallem sehen die Seeschlachten unglaublich aus, Wassereffekte und der Detailgrad der Schiffe sind auf einen bisher nie dagewesenem Niveau. Im Gesamtbild ein wunderschönes Gesamtpaket, und das bis jetzt direkt hinter 'Shogun 2' und 'Fall of the Samurai' dritt schönste Echtzeitstrategiespiel auf dem Markt, wobeil ich NTW da sogar noch einen Tick spektakulärer finde. Nur die Performance ist nicht ganz optimal - im Vergleich zu ETW stiegen die Hardware-Anforderungen enorm und liegen ungefähr im Bereich von 'Battlefield 3'. (Ja, ich besitze sowohl Napoleon, aber auch Battlefield und konnte ganz gut vergleichen)

Das Gameplay

Nun da vielleicht auch der eine oder andere Neuling nie einen 'Total War'-Teil, geschweige denn davon 'Empire' gespielt hat, erklär ich mal kurz das Gameplay. Auf der Kampagnenkarte baut man Städte aus, errichtet Wirtschaftsbauten, Nachschubdepos und Straßen, bewegt seine Truppen, führt Handel, Kriege und diplomatische Beziehungen, erobert Städte, forscht (Technologiebaum), verschickt Spione, rekrutiert Armeen und das alles rundenbasiert. Im Echtzeitpart kämpft man mit seiner Armee gegen Feinde auf einer großen Karte mit dem einzigen Ziel 'Anhilate', also alle feindlichen Soldaten zur Flucht zu zwingen oder in der Schlacht zu töten. Bloß bei Belagerungsschlachten, das sind Sturmangriffe auf eine Festung, kann man als Angreifer die Fahne für 2 Minuten halten um zu gewinnen. Als Verteidiger muss man die eigene Festung gegen einen Sturmangriff des Feindes beschützen. Die Einheiten sind in drei Gattungen eingeteilt: Kavallerie, Infanterie und Artillerie. Gespielt wird nicht nach dem Stein-Schäre-Papier Prinzip, Sachen wie taktische Planung, Manöver, Formation entscheiden bei 2 vergleichbar starken Armeen (Individuen und Quantität gleichen sich aus) das Gefecht. Somit ist der taktische Tiefgang enorm hoch. Auch ein guter General kann ein Gefecht entscheiden, denn alle Generäle haben individuelle Fähigkeiten, die sie mit jedem Sieg nach und nach erhalten. Eine Schlacht mir mehreren tausenden Einheiten auf dem Feld (man steuert Regimenter zwischen 18 und 120 Mann) dauert im Durchschnitt 1 Stunde. Die Seegefechte laufen vergleichbar, jedoch langsamer ab. Man kann Schiffe versenken, ergeben lassen oder entern. Die Schlachten auf See sind jedoch deutlich anspruchsvoller, da man jedes Schiff manuell steuern muss, und werden bei sehr vielen Einheiten auf dem gigantischem Schlachtfeld wirklich unübersichtlich. Statt Generälen, hat jede Flotte einen Admiral, der zwar über die selben Funktionen verfügt, jedoch weniger ausschlaggebend ist.

Sonstiges

Naja, einige kürzere Aspekte konnte ich in den ersten 5 Absätzen schlecht unterbringen, also hier noch einige Eigenschaften des Spiels: - Die KI wurde zwar verbessert, hat jedoch vor allem in der Kampagne grobe Aussetzer. - Insgesamt ist das Spiel sehr gut ausbalanciert, trotz des übermächtigen Frankreichs im Solospiel und überflüssigen Fraktionen im Mehrspieler-Modus. - Bugs gibt es fast keine. - Auf jeder Kampagnenkarte fühlt man sich sehr eingeschränkt, Italien- und Ägyptenfeldzug sind langweilig und linear. - Für Leute, die sich sehr wenig mit Geschichte auskennen könnte die erzählte Geschichte Napoleons interessant sein. - In der iberischen DLC-Kampagne überzeugt der spanische Guerilla-Krieg sehr, teils mit einer kleinen Innovation (Guerilla-Einheiten). - Der Sound ist sehr realitätsnah und trägt sehr stark zur Atmosphäre bei, man hört den Marsch von tausenden Männern und Musketenfeuer je nach Entfernung verschieden. - Atemberaubende und realistische Schlachtfeld-Atmosphäre. - Gute und übersichtliche Kameraführung.

Fazit

'Napoleon: Total War' bietet ein im Echtzeitpart sehr ausgereiftes Spielerlebniss, ist auf der Kampagnenkarte jedoch viel zu eingeschränkt. Im Allgemeinen überzeugt Crative Assembly's Titel mit einer Menge kleinen, aber nützlichen Neuerungen, unglaublicher Optik und einem sehr gutem Multiplayer. Für jeden 'Empire', 'Total War' Fan und Fanatiker von Neuzeit Szenarien ein Must-Buy!


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Texturen, Detailgrad, Partikeleffekte, Effekte
  • Sound: Unglaublich realitätsnaher Schlachtfeld-Klang
  • Balance: Im Gesamtbild sehr gut ausbalanciert, aber..
  • Atmosphäre: Realistischer und spektakulärer Schlachtablauf
  • Bedienung: Übersichtliches Interface, gute Kameraführung
  • Umfang: Viele interessante Neuerungen, Tehnologiebaum
  • Startpositionen: Realistische Startpositionen
  • KI: Clever in der Schlacht
  • Einheiten: Gute Auswahl an verschiedenen Einheiten
  • Kampagne: Historischer Hintergrund, hoher Tiefgang
  • Grafik: Kontra nicht vorhanden
  • Sound: Kontra nicht vorhanden
  • Balance: ..teils überflüssige und übermächtige Fraktionen
  • Atmosphäre: Kleine Kampagnenkarte,historisch nicht 100%korrekt
  • Bedienung: Seeschlachten unübersichtlich
  • Umfang: Eingeschränkte Kampagnen
  • Startpositionen: Leicht übermächtiges Frankreich
  • KI: Aussetzer, Passiv, Diplomativ
  • Einheiten: Wenige Fraktionen besitzen individuelle Einheiten
  • Kampagne: Sehr eingeschränkt

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



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