Das andere Need for Speed

„Need for Speed gibt es heute nicht, wir haben nur Shift im Angebot“, ungefähr so müsste jeder Elektronikhändler antworten, wenn jemand nach dem neuen Need for...

von Razyl am: 06.12.2009

„Need for Speed gibt es heute nicht, wir haben nur Shift im Angebot“, ungefähr so müsste jeder Elektronikhändler antworten, wenn jemand nach dem neuen Need for Speed Shift fragt. Shift, der eigentliche 13. Teil der langlebigen Rennspielserie Need for Speed, hat nichts mehr mit den vorigen Teilen, besonders nicht mit den Anfängen der Serie zu tun. Abgesperrte Rennstrecken, Realismus statt Arcaderacer, rudimentäres Tuning und keine Polizei. Trotz dieser Veränderungen rettet das Entwicklungsstudio die Reihe vor dem endgültigen Absturz, nach den zuletzt enttäuschenden Pro Street und Undercover. Wieso, erfahrt Ihr nun im Test.

„Das Ziel: Die NFS-Worldtour“

Das wichtigste an einem halbwegs ordentlichen Rennspiel? Genau, das ist die Karriere. In Need for Speed Shift besteht sie aus 5 Stufen, wovon die ersten 4 lediglich „Stufe 1“, „Stufe 2“, „Stufe 3“ und „Stufe 4“ heißen. Die fünfte nennt sich NFS-Worldtour und ist das Ziel in Shift. Um die verschiedenen Stufen in Shift frei zuschalten, müsst Ihr Sterne sammeln. Denkt bitte jetzt nicht an Super Mario, denn in Shift ist das ein wenig anders. Pro Meisterschaftsrennen gibt es maximal sechs Sterne. Drei Sterne gibt es, wenn Ihr erster werdet; werdet Ihr zweiter gibt es nur zwei und als dritter gibt es nur noch einen Stern. Schafft Ihr die jeweilige vorgegebene Punktzahl könnt Ihr euch noch zwei Sterne dazu verdienen und schafft Ihr die Sonderaufgabe gibt es noch einen Stern dazu. Die Aufgaben können sein, entweder eine saubere Runde zu fahren oder mindestens 75% des Rennens auf der Ideallinie zu bleiben. Klingt leichter als es wirklich ist.

Nun fragt Ihr euch erstmal, was die eben angesprochenen Punkte bedeuten. Ganz einfach: Fahrt Ihr in Shift im Windschatten eines Gegners bekommt ihr so und so viele Punkte. Ebenfalls wenn Ihr Gegner rammt, sie unsauber überholt oder gar sie von der Strecke dreht, ohne euer Auto dabei selbst zu drehen. Das sind alles aggressive Rennpunkte, es gibt aber auch Präzisionspunkte. Die bekommt Ihr, wenn Ihr einen Gegner sauber überholt, auf der Ideallinie bleibt oder ähnliche Sachen. Die Punkte werden am Ende jeden Rennens zusammen gezählt und Ihr bekommt diese Punkte dann auf euer Fahrerkonto gutgeschrieben, denn die Punkte braucht Ihr. Durch diese Punkte erhöht Ihr eure Stufe, wie in einem Rollenspiel. Wenn Ihr genug Punkte gesammelt habt, steigt Ihr eine Stufe auf. Dieses schaltet neue Tuningteile (neuen Lack, neue Vinyls), Geld, Einladungsevents oder Garagenplätze frei. Zudem bekommt Ihr für jedes Rennen Erfahrungspunkte, egal ob Karriere, Online-Modus oder Quick Race.

Kommen wir zurück zum Karrieremodus. Dieser ist zwar nett gedacht, basiert aber auf keiner Originallizenz. Ebenfalls sind die Namen für die ersten 4 Stufen sehr langweilig, aber die Rennen machen dies wieder weg. Das eigentliche Finale, der letzte Wettkampf in der NFS-Worldtour, ist jedoch schnell erzählt. Es ist ein 5-Runden Rennen auf der Strecke Brands Hatch Gewinnt Ihr es, habt Ihr das Spiel durch – nicht gerade spektakulär. Dennoch zeigt Shift, dass es auch anders geht. Denn wenn Ihr eine Stufe in der Karriere aufsteigt, gibt es immer davor ein sehr nettes Video.

Veteranen sollten umdenken!

Ist man in früheren Need for Speed Teilen noch mit 250 Km/h in die Bande geknallt und es ist nichts passiert, ändert sich das nun. Ähnlich wie im großen Konkurrenzen Race Driver Grid verbindet Shift Simulation mit Arcade. Das heißt also, mit 250 Km/h in die Kurve ist nicht mehr, außer Ihr wollt euren Wagen ziemlich heftig zerlegen. Obwohl zerlegen hier das falsche Wort ist, denn in Shift fallen eure Wagen nicht auseinander, wie in Grid. Hier gibt es höchstens optischen Schaden, manchmal fällt auch die Lenkung wesentlich schwieriger, aber Reifen fliegen nie weg.

Ebenfalls reagiert euer Auto in Shift wesentlich empfindlicher als in den Vorgängern auf Brems- und Lenkmanöver. Kleine Rempler können manchmal schnell böse enden und Ihr landet in der Bande. Zwar ist das noch lange kein Simulationsbrocken, wie die GTR-Serie, aber Veteranen der NFS-Serie sollten hier umdenken.

Tuning ist dabei! Naja, zum Teil.

Ab Need for Speed Underground beherrschte das Tuning der Autos vollständig die Rennspielserie. Auch in Shift gibt es Tuning, aber nur noch rudimentär. Einzelteile gibt es nicht, nur noch Tuning-Pakete. War es in den Vorgängern noch möglich zwischen verschiedenen Anbietern wählen zu dürfen, fällt das auch in Shift raus. Zudem macht sich das Tuning zwar bemerkbar, aber im Fahrverhalten ändert sich nicht gerade viel. Schade, hier hätte Slightly Mad wesentlich mehr herausholen können.

Fahrhilfe – wer es braucht

Sobald wir unsere Karriere in Shift beginnen, müssen wir ein Testrennen absolvieren. Sobald dies geschafft ist, legt der Computer fest, wie gut wir sind und stellt daraufhin den Schwierigkeitsgrad ein, ebenso die aktivierten bzw. deaktivierten Fahrhilfen. Das ist sehr nett, aber wer meint, dass es ihm trotzdem zu leicht/zu schwer ist, kann den Schwierigkeitsgrad auch selber einstellen, ebenso die Fahrhilfen.
Von den Fahrhilfen gibt es viele in Shift: Intelligente Ideallinie, Traktionskontrolle, ABS, Bremsassistent etc. Anfänger, vielleicht sogar Profis, sollten vor allem auf die Ideallinie setzen, denn diese ist sehr gut umgesetzt. Jedoch können Profis Sachen, wie Traktionskontrolle etc. ausschalten, Anfänger lassen diese an.

Ebenfalls beeindruckt die Steuerung in Shift. Sowohl mit Tastatur, wie Gamepad oder Lenkrad spielt sich Shift jederzeit gut bis sehr gut. Das Beste vom allem ist natürlich ein Force-Feedback Lenkrad, so spürt Ihr auch die Erschütterungen, wenn Ihr mal in der Bande landet.

Die Rennmodi im Überblick

Shift besitzt einige Rennmodi, das ist auch gut so. Jedoch sind einige nicht gerade perfekt umgesetzt, dennoch folgt ein kleiner Überblick über die Rennmodi:

Klassisches Rennen: Hierbei fahrt Ihr gegen mehrere Gegner auf einer Strecke. In der Regel 3 bis 5 Runden am Stück, derjenige der als erster im Ziel landet hat gewonnen.

Zeitfahren: Hier entscheidet die schnellste Zeit, nicht derjenige der als erster ins Ziel kommt. In einer bestimmten Zeit könnt Ihr so viele Runden fahren, wie Ihr wollt. Die schnellste Zeit zählt dabei.

Drift-Rennen: Erinnert an die Drift-Wettkämpfe aus Juiced 2. Driften steht natürlich im Vordergrund und die meisten Punkte gibt es, wenn Ihr nah genug an den aufgestellten Kurvenpfahl vorbeidriftet. Jedoch setzt hier die Fahrphysik völlig aus, denn die Autos reagieren viel zu nervös. Minimale Ungenauigkeiten und die Autos fliegen aus der Kurve.

Wagen-Duell: Hier fahrt Ihr gegen einen bestimmten Gegner. Derjenige, der als erster ins Ziel geht hat die erste, von maximal 3 Runden, gewonnen. Ihr gewinnt auch, wenn Ihr mindestens 5 Sekunden Vorsprung auf euren Gegner herausholt.

Knockout-Rennen: Hier fahrt Ihr gegen mehrere Gegner. Derjenige, der als letzter jeder Rennrunde ins Ziel kommt, fliegt aus dem Rennen. Ödes Geduldsrennen.

Kämpferische KI und Streckenvielfalt

Die Gegner-KI in Shift ist sehr gut und wirkt realistisch. Nicht nur, dass die Gegner nicht immer auf der Ideallinie bleiben, sondern auch, dass sie sich in Zweikämpfen wehren. Zudem versuchen sie jeden Fehler von euch auszunutzen und euch abzudrängen bzw. zu überholen. Nett!

Ebenfalls besitzt Shift stolze 35 Strecken, darunter Originalstrecken und fiktive Strecken. Während Ihr das eine mal auf der legendären Rennstrecke Spa in Belgien fahrt, könnt Ihr aber auch in der sehr kniffligen Innenstadt von London rasen. Aber auch das englische Silverstone und die berühmte Nordschleife sind mit an Bord. Die Mischung macht es halt.

Grafisch – beeindruckend und gut

Need for Speed Shift besitzt natürlich auch eine neue Grafikengine, die Engine vom Vorgänger Undercover wurde endgültig weggeworfen. Das Spiel sieht an sich sehr gut aus, die Lichteffekte sind nett und der Verschwommenheitseffekt, wenn Ihr mit irgendetwas heftig kollidiert, macht einen guten und realistischen Eindruck. Besser wird es aber, wenn Ihr in die Cockpit-Ansicht wechselt. Dort ist Shift der absolute Spitzenreiter, denn die Ansicht ist absolut gelungen. Man hat immer noch alles im Blickfeld und das Spiel sieht spitze aus. Das Cockpit ist sehr detailgetreu. Auch die sehr gut eingesetzten Unschärfeffekte sehen einfach fantastisch aus. Jederzeit hat man das Gefühl, man sitzt selber im Auto.

Die Atmosphäre im Spiel ist auch so ganz gut gelungen. Vor jedem Rennen stehen noch Mechaniker um eurer Auto rum und euer Mentor schenkt euch noch “Viel Glück”-Wünsche. Jedoch, und das enttäuscht, gibt es keine Siegesfeier, die man besonders im letzten Karriererennen hätte einbauen können. Das zerstört ein wenig die Atmosphäre.

Die Installation und einige Probleme

Shift besitzt, wie zuletzt fast alle EA-Titel, zwar den Securom-Kopierschutz, aber kein DRM. Das bedeutet, das Spiel braucht auch keine Online-Aktivierung oder ähnliches. Lediglich muss beim Spielen die DVD im Laufwerk sein und Ihr müsst bei der Installation einen Key eingeben, den Ihr auf der Rückseite des Handbuches findet. Die Installation kann bis zu 40 Minuten dauern, was schon etwas sehr lang ist.

Ebenfalls besitzt Shift einige Probleme. Einige Teile des gut gestalteten Menüs können nur per Tastatur bedient werden, nicht mit den Gamepad. Das ist nervig, auch wenn der erste Patch die Maussteuerung hinzufügt. Ebenfalls dürfen wir während eines Rennens weder Grafikeinstellungen, noch Steuerungseinstellungen vornehmen. Unverständlich und unnötig.
Auch hat das Spiel zu lange Ladezeiten, selbst bei stärkeren Rechnern muss man gut und gerne 45 Sekunden warten, bis das Spiel ein Rennen geladen hat. Im Jahre 2009 muss so was nicht mehr sein. Das Vorladen der Wagen, z.B. beim Wagenhändler, dauert ebenso zu lange. Ebenfalls unterstützt die Verkaufsversion den LAN-Modus nicht, der kurioserweise noch im Handbuch beschrieben wird. Erst mit den Patch wird dieser hinzugefügt – komisch. Um es zusammen zufassen: dies hätte alles nicht sein müssen.

Fazit

Shift ist ein gutes Rennspiel, hat aber nicht mehr viel mit Need for Speed zu tun. Dennoch feiert die Serie ein gelungenes Comeback und besonders dank der Cockpit-Ansicht hat man gezeigt, dass man auf Atmosphäre und Realismus wert legt. Die Mischung aus Arcade und Simulation ist gelungen und das Spiel macht Spaß. Leider stören die Bedienungsmacken und verhindern eine höhere Wertungen. Wer aber Spaß an Rennspielen hat kommt an Shift kaum vorbei.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: schicke Automodelle,fantastische Cockpits,Texturen
  • Sound: Motorensounds,Soundtrack,Unfallgeräusche
  • Balance: leichter Eintstieg,perfekte Schwierigkeitsgrade
  • Atmosphäre: Stimmig,Original Autos und Strecken,Zwischenvideos
  • Bedienung: exellente Steuerung,Lenkradsteuerung perfekt
  • Umfang: viele Strecken und Autos, unterschiedliche Modi
  • KI: kämpferisch,clevere Überholungen,macht Fehler
  • Fahrverhalten: Arcade und Simulation perfekt verbunden,Fahrhilfen
  • Tuning: verschiedene Einstellmöglichkeiten,Vinyl-Editor
  • Streckendesign: Wunderbare Originalstrecken,Fiktive Rennen
  • Grafik: Teils schwache Beleuchtung
  • Sound: -
  • Balance: schlechte Modi-Balance,Kampagnenniveau schwankt
  • Atmosphäre: -
  • Bedienung: Komfortmacken, Menüübersicht
  • Umfang: schwache und gestreckte Kampagne
  • KI: -
  • Fahrverhalten: Schadensmodell wirkt sich nie aus
  • Tuning: Tuning eher dünn,Nur Pakete
  • Streckendesign: ein paar Strecken eher langweilig

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(3)
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