Gute Unterhaltung wenn man sich darauf einlässt...

Ich habe vor Jahren das erste Flashpoint ausgiebig gespielt und mir auch die Add-ons zu Gemüte geführt. Danach habe ich das ganze Operation Flashpoint-Franchise...

von - Gast - am: 29.10.2009

Ich habe vor Jahren das erste Flashpoint ausgiebig gespielt und mir auch die Add-ons zu Gemüte geführt. Danach habe ich das ganze Operation Flashpoint-Franchise ziemlich aus den Augen verloren. Umso interessierter war ich als ich von Operation Flashpoint Dragon Rising zum ersten Mal hörte, schnell ein paar Clips auf Youtube geschaut und schon damit gerechnet, dass das „What you see is what you get“-Prinzip mal wieder nicht aufgehen wird, hatte also auch entsprechend keine großen Erwartungen an den Titel.

Also flugs das Spiel auf die Festplatte geknallt und gestartet. Im ansprechend designten Hauptmenü unter gewöhnungsbedürftiger jedoch sehr passender Musik erstmal die Singleplayer-Kampagne ausgewählt. Einfachster Schwierigkeitsgrad, wobei das in diesem Titel heisst, dass man volles HUD-Display und visuelle Schadensmeldungen bei Treffern hat, also in den schwierigeren Modi hat man es nicht mit zahlreicheren Gegnern sondern mit fehlendem Hud und Kontrollpunkten zu tun.
Nach dem interessant stilisierten Intro über den Konflikt zwischen China und Russland, welches die USA um Hilfe bei der Eroberung der idyllischen (manche würden sagen: am Arsch der Welt gelegenen) und von China besetzten Insel Skira bittet.

Gameplay


Die Kampagne ist leider nicht mit der recht epischen des Vorgängers von 2001 zu vergleichen. So gibt es keine wirklichen Cutscenes, die die „Story“ vorantreiben. Und zu den drei zu befehligenden Waffenbrüdern kann man auch keine wirkliche Verbindung aufbauen, da sie stets blass bleiben und austauschbar sind. So schickt man sie nur zu gerne voraus um gefährliche Situationen zu klären.
Es gilt elf Missionen zu meistern. Ob das jetzt eine zu kurze Kampagne ist, hängt vom Spieler ab. Manche werden losstürmen wie die Berserker und sich auf Hauptziele konzentrieren, andere wiederum werden sich wohl die Zeit nehmen, auch optionale Ziele mit möglichst wenig Verlusten zu erfüllen.
Am Start einer Mission werden einem per Funk nochmal die Ziele erläutert und dann kann’s auch schon losgehen. Man folgt den Wegpunkten zu den Zielen und erfüllt die genretypischen Aufgaben, wie Radarstationen zerstören oder Dörfer erobern und halten. Manchmal gibt es Abwechslung wenn man zum Beispiel eine abgestürzte Heli-Crew befreien muss. Leider kommt dies nicht allzu häufig vor, auch gibt es oft unsinnige Zeitlimits. So muss man innerhalb von 5 Minuten eine Flugabwehrstellung außer Gefecht setzen, da diese sonst verbündete Helis, die nach besagten 5 Minuten vorbeifliegen, vom Himmel holt. Warum kann man nicht in Ruhe die Stellung ausräuchern und dann per Funk die Hubschrauber losschicken? Nichts gegen künstliche Verlängerung einer Mission aber das ist mir dann doch zu offensichtlich.
Die Feuergefechte sind fordernd und sehr unterhaltsam. Bei meinem ersten Schusswechsel mit dem Gegner hatte ich allerdings große Probleme die chinesischen Soldaten überhaupt zu sehen, da die Vegetation doch recht üppig ausfällt und in den Wäldern sind gegnerische Schützen kaum auszumachen.
Operation Flashpoint hatte auch durch seinen seinerzeit großen Fuhrpark ordentlich punkten können. Bei Dragon Rising muss man in dieser Beziehung Abstriche hinnehmen. Die Fahrzeuge sind recht selten und Panzer bleiben leider an Bäumen hängen. In diesem Teil würde das Augenmerk hauptsächlich auf Infanterie gelegt.
An der KI hab ich nichts auszusetzen, unter Beschuss stehende Gegner suchen sehr schnell Deckung und versuchen, einem in die Flanke zu fallen. Wirkliche Aussetzer hatte ich noch nicht bemerkt auch nicht bei meinen Kameraden. Diese kann man über ein Tastenmenü befehligen, was sehr gut von der Hand geht, man kann sie punktgenau zu Positionen schicken oder Flankenangriffe durchführen lassen. Auch lassen sich über dieses Menü präzise Luftschläge oder Mörserangriffe (sogar Einschlagsart, also verstreut oder zentriert usw.) koordinieren

Grafik


Hier gibt es Licht und Schatten. Die Grafik ist insgesamt, wenn auf höchste Details gestellt, überdurchschnittlich. Auf der Insel selbst ist leider meist nicht viel los. Weite Wiesen, viele Wälder und ab und an ein kleines Dorf. Hier hätte ich mir eine kleine Siedlung wie es sie auch in OF1 gab, gewünscht. Aber insgesamt weiß die Grafik mit manch einen Panoramablick zu überzeugen, Explosionen und anschließender Rauch sind überzeugend. Wie das Spiel von der USK allerdings eine 16er-Freigabe bekommen hat ist mir ein Rätsel. Ok, die meisten Gefechte laufen über große Distanzen ab, da sieht man die Flashpoint-typischen Blutwolken bei Treffern. Wenn man sich jedoch zu seinen getroffen Gegnern zwecks Ausrüstungsplünderung begibt, erlebt man so manche blutige Überraschung. Offene Kopfschüsse, abgerissene Körperteile und Volltreffer von Panzergranaten lassen nur blutige Klumpen zurück, das soll den Schrecken des Krieges verdeutlichen… am Ende freut‘s die Gorehounds.

Sound


Hat mich weitestgehend überzeugt. Satte Waffensounds und gute Umgebungsgeräusche. Hinter Deckungen hört man ansprechendes Peitschen der einschlagenden Kugeln. Explosionen und Mörsereinschläge machen soundtechnisch was her und die stationären MGs machen Terror, wie es sich gehört, der Sound of War wurde gut eingefangen.
Die Synchronisation ist allerdings ein Dämpfer, die Sprecher klingen recht lustlos und mancher Satz hört sich künstlich zusammengesetzt an, also unterschiedlich gesprochene Wörter in neuen Zusammenhang gesetzt.

Multiplayer


Eigentlich das Herzstück eines jeden Shooters, hat Codemasters hier jedoch einiges zum Verbessern vor sich. Die verschiedenen Spielmodi sind interessant, so kann man die Kampagne online mit bis zu drei Freunden kooperativ spielen, was extrem viel Spaß bringt. Bei Infiltration spielt ein Stealthteam gegen ein Verteidigerteam. Die Verteidiger müssen verhindern dass das andere Team bestimmte Ziele auf der Map zerstört. Wobei das Verteidigerteam zahlenmäßig von KI-Soldaten unterstützt wird und das Stealthteam ausrüstungstechnisch Vorteile bekommt.
Klingt alles super, in der Praxis funktioniert das leider nur bedingt, da keine dedicated server unterstützt werden, kann immer nur ein Mitspieler hosten, was deutlich zulasten der Pingwerte geht. Und wer schon mal einen Host hatte, der auf 32 Mitspieler gewartet hat um dann das Spiel mit einer popeligen ISDN-Leitung zu starten, weiß, dass da nachgebessert werden muss.

Fazit


Wenn man nicht die Übermilitärsimulation (die ich persönlich auch nie wollte, da mir Spielbarkeit vor Komplexität geht)erwartet, sondern einen gradlinigen Taktikshooter, wird auf jeden Fall gut unterhalten. Die Atmosphäre stimmt und es macht schon was her wenn man von einem Kampfhelikopter unter Dauerbeschuss von Waldstück zu Waldstück gejagt wird und man dann diesen zu guter Letzt mit einem schönen Raketentreffer vom Himmel pflückt.
Der Multiplayerteil muss noch aufgebohrt werden, um das Spiel auch noch Monate später spielbar zu machen. Aber insgesamt kann ich den Titel empfehlen und ich werde mich auch noch länger mit dem Spiel beschäftigen, Editor sei dank, ich hoffe auf die Community ;)


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: hübsche Landschaften, schöne Rauchanimationen
  • Sound: gute Waffensounds, schöne Ambientgeräusche
  • Balance: gutes Tutorial
  • Atmosphäre: Grafikfiltereinsatz, Krise kommt gut rüber
  • Bedienung: intuitive Steuerung, gutes Befehlsmenü
  • Umfang: Editor
  • Missionsdesign: Fordernd, abwechslungsreich
  • KI: macht Flankenangriffe, sucht sofort Deckung
  • Waffen & Extras: viele Waffen und Fahrzeuge
  • Handlung: wenigstens keine 2. Weltkriegshandlung
  • Grafik: leblose Gesichter, eher öde Insel
  • Sound: Synchronsprecher eher schlecht
  • Balance: wenn auch zu kurz
  • Atmosphäre: Leblose Insel
  • Bedienung: stehenbleiben beim Waffenwechsel
  • Umfang: sehr kurze Kampagne, nur 2 MP-Karten
  • Missionsdesign: fiese Zeitlimits
  • KI: Manchmal laufen KI-Kameraden ins Friendly Fire
  • Waffen & Extras: die man erst spät benutzen kann
  • Handlung: übliche 08/15-Taktikshooterkrisenhandlung

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(3)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.