Evil Never Dies

Wer träumt nicht davon mal richtig böse zu sein, und, anstatt eine gerechte Bestrafung zu bekommen, allen Ruhm einzuheimsen, sich die Welt Untertan zu machen,...

von Horst_Sergio am: 25.07.2009

Wer träumt nicht davon mal richtig böse zu sein, und, anstatt eine gerechte Bestrafung zu bekommen, allen Ruhm einzuheimsen, sich die Welt Untertan zu machen, Gold zu scheffeln und dazu noch die schönsten Mädels abzugreifen? Wem es nicht ausreicht, heimlich einen Schokoriegel aus Muttis Speisekammer zu stibitzen, der sollte sich Overlord zu Gemüte führen, das nunmehr nach dem rundum gelungen Vorgänger und dessen Add On 'Raising Hell' den zweiten Teil der Serie markiert.

The Empire Strikes Back

Im Prolog schlüpfen wir in die Rolle des jungen Overlord - dem Sohn einer Hexe, auf den die Minions aufmerksam werden, nachdem sie lange Zeit auf der Suche nach jemandem waren, der genug boshaftes Potenzial hat, der künftige Herrscher der Unterwelt zu sein. Kenner und Fans des ersten Teils werden sich sofort heimisch fühlen, Neulinge werden in diesem Tutorial nicht nur mit der Geschichte des 'Helden', die in der Stadt 'Nordberg', in einer eisigen Polargegend, die von dem mächtigen Empire überrannt wird, beginnt, sondern vor allem auch mit der gut ausgeklügelten Steuerung vertraut gemacht. Bereits zu Beginn macht es schlichtweg Spaß, unsere treu ergebenen Minions loszuschicken, auf daß sie allerlei Gegenstände zerstören, Feinde töten und Schätze einsammeln. Doch dies ist nun einmal nur der Anfang.

Robbenklopper

Es gibt unterschiedliche Miniongattungen mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Die 'Browns' sind Fäusteschwingende Nahkämpfer, die 'Reds' werfen Feuerbälle und können brennende Trümmer entsorgen, die uns den Weg versperren, die 'Greens' greifen am besten aus dem Hinterhalt an und sind gegen giftige Gase immun und die 'Blues' können zwar nicht sonderlich gut kämpfen, dafür als einzige schwimmen und gefallene Minions wiederbeleben. Insgesamt bietet das genug Anlass, das gelungene Leveldesign obendrein mit Rätseln anzureichern, an denen jeweils die Fähigkeiten der verschiedenen Minions gefragt sind. Allerdings wird es auch nie zu taktisch. Die Entwickler haben sich große Mühe gegeben, daß man nicht stundenlang planlos durch die Gegend irrt.

Wie im ersten Teil müssen wir unsere Minions aber erst einmal finden. Die sind nämlich in der Welt verstreut und auf der Suche nach den kleinen Rackern machen wir Halt in vier teils sehr schräg dargestellten und umfangreichen Fantasy Regionen. Schräg? Ja richtig. Overlord 2 ist wie der Vorgänger auf eine sehr überspitzte Darstellung gewohnter Fantasy 'Klischees' bedacht. Wo sonst hat man schon Elfen gesehen, die sich verhalten und die aussehen, als wären sie einer jamaicanischen Kifferkommune entsprungen. Oder in welchem Spiel sonst ist ein kuscheliger, sich fünf Meter hoch auftürmender Panda Bär ein gefährlicher Gegner. Von weiteren niedlich designten Kreaturen wie Robbenbabys wollen wir hier gar nicht erst sprechen.

Kill, Smash & Burn

Die Steuerung funktioniert überwiegend sehr gut. Objekte oder Feinde können wir mit der Shift Taste markieren und dann mit der linken Maustaste die Minions darauf hetzen. Drücken wir beide Maustasten, können wir unseren gesamten Minionschwarm durch das Gelände dirigieren. Mit dem Mausrad wählen wir die verschiedenen Miniontypen separat an und verschanzen sie taktisch gut platziert. Die taktische Komponente fällt bei Overlord 2 allerdings etwas knapper aus, als noch beim Vorgänger. Das Spiel erscheint daher insgesamt etwas leichter und legt es stattdessen auf eine schlüssigere Inszenierung an. Das machen aber die neuen Features wett. Unsere Minions erhalten nun Reittiere, der Overlord kann Katapulte mit Minions besetzen und in einigen auflockernden Zwischenmissionen seine Schießkünste unter Beweis stellen. Ebenso ist es dem Overlord gestattet, die Reise zu neuen Ufern per Schiff höchstselbst anzutreten. Außerdem müssen wir an einigen Stellen direkt per Seelenwanderung in die Haut eines Minions schlüpfen um zum Beispiel gegnerische Festungen zu infiltrieren. Vom spielerischen Erzählfluss fällt Overlord 2 also um einiges gereifter, als der Vorgänger aus.

Besiegte Gegner hinterlassen Lifeforce, mit der wir an den Portalen neue Minions hereirufen können. Das Einsammeln von Gold und Edelsteinen ist natürlich nicht nur für einen imaginären Punktestand gut. In unserem 'Dark Tower' haben wir unsere Schmiede, in der wir neue Ausrüstung und Waffen anfertigen lassen können und die Stärke unserer Minions aufwerten können. Die holden Damen, die uns optional als Herrscherinnen zur Seite stehen, steigern ebenso die Kräfte der Minions bzw. ihrer Reittiere. Außerdem gibt es Objekte, die unsere Lebensenergie steigern oder die Größe unserer Minion Horde erweitern.

For The Master

Grafisch bietet Overlord 2 dem Vorgänger nicht viel neues, ist aber durchaus etwas aufgehübscht. Zwar fährt Overlord 2 neue, und fesch gezeichnete Schauplätze auf, die insgesamt sehr stimmig aussehen, doch eine technische High End Grafikgranate ist Overlord 2 nicht. Das soll aber nicht heißen, die Grafik wäre schlecht. Keinesfalls! Die Landschaften wirken sehr lebendig und versprühen auch ohne hochauflösende Texturen enorm viel Flair. Die Animationen bei Freund und Feind sind sehr schick anzusehen und die Levels überzeugen mit vielen Details, dem mehr als gelungenen Design und einigen Effekten. Ein weiterer Vorteil ist dadurch auch, daß Overlord 2 auch mit etwas angestaubter Hardware auf hohen Einstellungen flüssig läuft.

Auch der Sound ist teilweise sogar eins zu eins aus dem ersten Teil übernommen. Die Minions klingen auf englisch aber immer noch herrlich. Einschleimend niedliche Sprüche wie ein 'For The Master', wenn ein Minion einem mit anhimmelnder Freude einen Goldbeutel überreicht, sind schlichtweg herrlich motivierend. An der Musik haben Codemasters aber durchaus einige neue Kracher Themes in die Jukebox geschmissen. Die majestätisch anmutenden Empire Themes klingen einfach klasse.

Schuster bleib bei deinen Leisten

In diesem Falle war es durchaus eine richtige Entscheidung von Codemasters, das Konzept des Spieles einfach nur um eine frische Geschichte, neue Gegner und Schauplätze und einige Features zu erweitern, denn bereits der erste Teil war spielerisch große Klasse. Und diese Klasse führt Overlord 2 konsequent fort. Für Abenteurer mit Sinn für Action und Humor ist Overlord 2 wärmstens zu empfehlen.

Einzige kleine Knackpunkte sind hier, wie auch im Vorgänger, die kleineren Unstimmigkeiten der Steuerung, vor allem das hektische Zoomen bei Mausbewegungen und hin und wieder Aussetzer der KI, wenn eins, zwei Minions in der Horde partout nicht gehorchen wollen. Da ist dann vielleicht ein authoritärer Führungsstil oder bei Zeiten ein kleiner Patch angebracht. Ansonsten beeindruckt Overlord 2 mit nahezu fehlerfreier Spielbarkeit, einer superb umgesetzten Grundidee und einer angenehmen Prise Humor.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Schicke Welt, insgesamt toller, eigener Stil
  • Sound: Schicke Themes, geniale Sprecher
  • Balance: Taktieren mit den Fertigkeiten der Minions
  • Atmosphäre: Höllisch schräges Setting, nett fiese Widersacher
  • Bedienung: gut durchdacht und weitgehend einwandfrei
  • Umfang: für ein Actionspiel ausgesprochen umfangreich
  • Leveldesign: Sehr gut durchdacht - lädt zum experimentieren ein
  • KI: erfordert Taktik, die Masse machts
  • Waffen & Extras: Upgrades, Schmiede, Minionupgrades, Magie
  • Handlung: Klasse erzähltes Spiel zum Weltuntergang
  • Grafik: Nicht ganz auf der Höhe der Zeit
  • Sound: Musik wiederholt sich recht schnell
  • Balance: insgesamt eher leicht
  • Atmosphäre: -
  • Bedienung: kleinere Fummeleien, nicht immer übersichtlich
  • Umfang: Aufgaben erscheinen teilweise in die Länge gezogen
  • Leveldesign: -
  • KI: daher inzeln nicht sehr clever, Wegfindung hakelig
  • Waffen & Extras: weniger Schmiededetails als im Vorgänger
  • Handlung: -

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(8)
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