Pony Island im Test - Des Teufels Spiel

Pony Island überrascht uns, führt uns hinters Licht und lässt uns bis zum Schluss nicht los. Was als Game-Jam-Spiel der Ludum Dare 31 anfing, entpuppt sich in unserem Test als experimentelles Kleinod.

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Pony Island gehört zu der Art von Spielen, über die jedes Wort ein potenzieller Spoiler sein könnte. Wer auf kurzweilige, experimentierfreudige Programme steht, die mit vielen coolen Ideen aufwarten, hört jetzt auf zu lesen, kauft sich Pony Island für schlappe fünf Euro und genießt den knapp dreistündigen absurd-genialen Ritt über Bit und Byte. Wer noch nicht weiß, ob Pony Island ein Spiel für ihn oder sie ist, der sollte weiterlesen und nach jedem Absatz aufs Neue entscheiden.

Ponys und Hacken

Das gesamte Spiel findet auf einem Röhrenbildschirm statt. In Pony Island spielen wir jemanden, der Pony Island spielt. Das gesamte Spiel findet auf einem Röhrenbildschirm statt. In Pony Island spielen wir jemanden, der Pony Island spielt.

Eine Besonderheit von Pony Island liegt darin, dass wir in Pony Island jemanden spielen, der an einem Spielautomaten Pony Island spielt. Und dieses Pony Island in Pony Island ist unfassbar lahm. Wir springen mit unserem Pferdchen über Stock und Stein, bis wir das Ende einer Stage - einen Fahnenmast - erreichen, dann geht es wieder von vorne los. Zwischendrin belohnt uns das Spiel mit Levelaufstiegen für unsere Meisterleistung und spendiert uns einen Laserstrahl, mit dem wir uns gegen Dämonen wehren können. Klingt öde, aber es hat Prinzip. Die repetitive Tristesse ist gewollt.

Denn der Höllenfürst höchstpersönlich hat Pony Island für sich entdeckt. Mit seinen Programmierkenntnissen veränderte er das einst liebevolle und bunte Programm nach seinem Gusto, um damit Seelen zu fangen. Unsere natürlich auch. Doch schon beim ersten Ladebalken merken wir, dass der Satan nicht der weltbeste Programmierer sein kann. Pony Island bleibt hängen, glitcht an vielen Stellen und ermöglicht es uns, über kleine Portale in den Quellcode des Automatenspiels einzusteigen.

Alles trist? In der ersten Version von Pony Island springen wir in einer tristen Umgebung über Hindernisse.

Alles höllisch! Bis sich der Höllenfürst einmischt. Unsere Laser findet er wohl nicht so toll wie wir.

Dort manipulieren wir mit vorgegebenen Bausteinen fleißig gegen den Teufel, um voranzukommen. Keine Angst, der Quellcode strahlt uns nicht in sauberem C++, Python oder Assembler entgegen, sondern in einer Mischung aus mathematischen Operationen, Klartext und Sonderzeichen. Allerdings, wie auch der Rest des Spiels, nur in englischer Sprache.

Gehört das noch zum Spiel?

Neben hacken, hüpfen und einer düsteren Retro-Optik wartet Pony Island noch mit absurd genialen Momenten auf, die häufig die vierte Wand durchbrechen, uns als Spieler also direkt ansprechen. Hier ein konkretes Beispiel zu nennen, würde dem entsprechenden Moment den Reiz nehmen. Vielleicht nur so viel: Pony Island hat uns dazu bewegt, einem alten Studienfreund nach fünf Jahren Funkstille eine Nachricht zu schreiben.

Pony Island - Screenshots ansehen

Das verrückte Stück Software konfrontiert auf allen Ebenen mit Überraschungen und mysteriösen Begebenheiten, die nicht so richtig in den Kontext zu passen scheinen und den eigentlichen Rahmen des Spiels sprengen. So spielt Pony Island auf ganz wunderbare Weise mit unserer Wahrnehmung. Zwar nicht so elaboriert wie beispielsweise Anti-Chamber mit unserer räumlichen Vorstellungskraft, aber immerhin so, dass wir zwei Mal hinschauen müssen, um herauszufinden, ob diese oder jene Fehlermeldung jetzt ein Teil von Pony Island war oder nicht.

Hoffnung für Hoffnungslose

Ein Spiel im Spiel spielen, Ponys reiten und den Teufel im Programmieren austricksen: Pony Island bettet seine Spielmechaniken obendrein in eine Story ein. Bevor wir nämlich versuchen, dem Beelzebub die Stirn zu bieten, spricht uns eine »hoffnungslose Seele« an und bittet um unsere Hilfe. Drei Core-Dateien sollen wir löschen, um die Macht von Luzifer zu brechen. Jede dieser Dateien wird von einem seiner Diener bewacht.

Unsere Hauptaufgabe besteht darin, drei Core-Files zu löschen. Diese werden aber von Diablos Dienern beschützt. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, drei Core-Files zu löschen. Diese werden aber von Diablos Dienern beschützt.

Um an den Bossgegnern vorbeizukommen, bestreiten wir abgewandelte Versionen des Hackens und des Pony-Reitens. Diese Versionen verlangen von uns, dass wir alle gelernten Fähigkeiten kombinieren. Pony Island verfolgt dabei einen »Learning by Doing«-Ansatz und lässt uns so oft scheitern, bis wir den entsprechenden Kniff herausfinden. Die Rücksetzpunkte sind durchaus fair, nur an ein, zwei Stellen empfanden wir unser Versagen als nervig. Auch bei den Hacker-Einlagen finden wir schnell heraus, wie der Code-Hase läuft, und lösen die Probleme mit ein bisschen Nachdenken.

Lediglich ein Rätsel im letzten Drittel des Spiels erschloss sich nur durch wildes Herumprobieren und auch dann waren wir nicht sicher, was schließlich die Lösung war. Das ist allerdings verschmerzbar, da uns Pony Island ansonsten auf ganzer Linie mit seinen verrückt-genialen Ideen und einer stimmigen, vom Teufel besessenen Spielwelt überzeugt hat.

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