Simple Weltraumballerei

Es gibt Spieleschmieden, die einen Hit nach dem anderen Landen. City Interactive gehört definitiv nicht dazu. Ihr Weltraum-Action-Spiel Project Freedom...

von nummer47 am: 05.01.2010

Es gibt Spieleschmieden, die einen Hit nach dem anderen Landen. City Interactive gehört definitiv nicht dazu. Ihr Weltraum-Action-Spiel Project Freedom verstaubte wie viele andere Titel der polnischen Entwickler in den Regalen der Händler. Bei den vielen Spielegurken aus Warschau werden einige sagen „Zurecht!“, aber Poject Freedom ist auf Grund der fehlenden Alternativen durchaus einen Blick wert.

Der Job ihres Lebens

Die Story des Spiels ist so belanglos, dass es kaum die Mühe wert ist, sie zu erwähnen. Project Freedom (P.F.) klingt zwar nach einer großen Geschichte, dahinter verbirgt sich aber nur der Name der Firma bei der Sie als Raumpilot anheuern. Im Intro, welches genauso niedrig aufgelöst ist, wie die wenigen restlichen Videosequenzen des Spiels, erfährt der geneigte Astronaut, dass P.F. die beste Firma der Welt ist und nicht so korrupt daherkommt, wie etwa die Solarbruderschaft.
Gegen die letztgenannten kämpft man im späteren Verlauf des Spiels, obwohl später ein relativer Begriff ist, da die Kampagne, die sich in 3 Schwierigkeitsgraden spielen lässt, nur 21 Missionen 'lang' ist. Vorher hat man noch die Wahl, ob man ein Training absolvieren möchte. Ein Multiplayermodus fehlt ganz.

Wir werden angegriffen

Vor den Missionen bekommt man eine vertonte Texteinblendung präsentiert, damit man weiß, was zu tun ist. Zudem hat man vor den einzelnen Missionen die Möglichkeit die Verbesserungen am Raumschiff festzulegen, die erforscht werden sollen. Diese Verbesserungen sind in die 3 Gruppen Angriff, Verteidigung und Geschwindigkeit unterteilt. Leider hat man keinen Einfluss darauf, was weiterentwickelt wird. Möchte man z.B. bessere Waffen, so kann man nur Angriff wählen. Ob man später einen besseren Laser oder stärkere Raketen bekommt, weiß man vorher nicht.
Diese Upgrades des Schiffs werden dem Spieler nicht nur in schnöder Textform, sondern auch optisch präsentiert. Allerdings verändert sich das Raumschiff nicht so facettenreich wie die Darkstar One aus dem gleichnamigen Spiel.
Das Missionsbriefing hätten sich die Entwickler rein theoretisch sparen können, denn es gibt nur 2 Missionstypen. Zum einen ist da das Wir-werden angegriffen-Szenario, in dem man alle gegnerischen Einheiten zerstören soll und zum anderen wäre da das Wir-greifen-an-Szenario, in dem man alle gegnerischen Einheiten zerstören muss.

Mitarbeiter des Monats

Die Einsätze werden trotz ihrer Einfallslosigkeit selten langweilig, da im Spiel die Action stimmt, zumal es Einsätze im Weltraum und auf Planetenoberflächen gibt. Während dieser Missionen ist man nur in Einzelfällen allein unterwegs, oft gibt es Hilfe von anderen Piloten, die sich zudem über Funk unterhalten. Diese Gespräche sind gut vertont, hin und wieder lustig, aber auch oft peinlich. So werden etwa von einem Vorgesetzten Beförderungen gestrichen, weil sich 2 Piloten über die Frisuren alter Omas unterhalten.
Da wir aber immer nur reden, wenn wir gefragt werden und eh der beste Pilot sind, den P.F. hat, werden wir im Laufe des Spiels mit Beförderungen nahezu überschüttet. Die bringen uns aber nicht weiter, da der Rang des Piloten nur vor den Missionen zu sehen ist und keinerlei Boni mit sich bringt.
Dass wir der beste Pilot sind, ist nicht nur so daher gesagt. Oft hat man den Eindruck, dass ohne einen gar nichts läuft. Soll heißen, wenn wir nicht wären, würde die geliebte Firma den Bach runter gehen. Da können weitere 10 Raumschiffe auf unserer Seite kämpfen, ohne uns wird kein Jäger abgeschossen, kein Radar zerstört und keine Schlacht gewonnen. Das wirkt beim näheren Betrachten zwar unrealistisch, aber wenigstens kommt man sich so richtig wichtig vor.

Im Weltraum ist die Hölle los

Dass es im Weltraum nicht nur schwarz ist, weiß man spätestens seit Titeln wie Conflict: Freespace oder Wing Commander Prophecy. Auch P.F. weiß in dieser Hinsicht zu gefallen. Schicke Effekte kaschieren die relativ tristen Planetenoberflächen und aufplopenden Gebäude und Asteroiden. Der Weltraum leuchtet währenddessen in allen erdenklichen Farben.
Da die Gefechte sehr schnell inszeniert sind bleibt eh selten Zeit die Grafik zu bewundern bzw. zu bemängeln. Mit einer Taste schalten wir die Sekundärwaffen durch, bei mehreren primären Laserwaffen sind automatisch alle aktiviert. Gesteuert wird per Maus, was ausgesprochen gut funktioniert. Das Raumschiff reagiert schnell auf gewünschte Richtungswechsel und die Geschwindigkeit steuert man über das Mausrad, was anfangs zwar ungewohnt ist, aber schnell in die Hand bzw. den Finger übergeht. Ein Druck auf die Leertaste zündet den Nachbrenner, sofern erforscht.
In den Kämpfen, die von treibender aber auf Dauer nervender Musik untermalt werden, sticht sofort der Bild-im-Bild-Raketenmonitor ins Auge, sobald wir eine oder mehrere davon auf unsere Feinde loslassen. Hat man einmal erlebt, wie 4 Luft-Luft-Raketen gleichzeitig auf einen Gegner zu rasen und diesen anschließend in ein paar wertlose Trümmer Weltraumschrott verwandeln, kommt man von diesem Anblick schwer wieder los. Die Raketen schalten sich dabei relativ schnell und automatisch auf einen anvisierten Gegner. Jetzt heißt es 'Fire and forget!'. Mit einem Rauschen gehen die Raketen auf ihre kurze Reise und man kann sich um einen anderen Gegner kümmern, da die fliegenden Helfer ihr Ding schon machen werden. Nur gut zielen sollte man können, da es keinen Vorhaltepunkt gibt. Es erfordert also ein wenig Übung, um zu wissen wie weit man vor ein gegnerisches Schiff zielen muss.
Pfeile am Bildschirmrand helfen den nächsten Feind oder den nächsten Wegpunkt zu finden, ein Radar fehlt leider komplett, obwohl in der unteren Bildschirmmitte noch Platz dafür gewesen wäre. 3 Kameraperspektiven bieten immer genügend Überblick und es liegt am Geschmack des Spielers, ob er die Kämpfe aus der Cockpit- oder der Verfolgerperspektive bestreiten möchte.

Und nun?

Project Freedom ist gut in dem was es macht. Nämlich den Spieler mit kurzen Missionshappen bei Laune zu halten. Es ist ein Spiel für zwischendurch, wenn man eh nur eine halbe Stunde Zeit hat. Das Spiel will kein Freelancer sein. Es will für ca. 6 Stunden unterhalten. Diese 6 Stunden sollte man aber in kleinen Dosen zu sich nehmen. Aufgrund mangelnder Alternativen sollten sich Fans von Weltraumballereien ruhig mal die Demo anschauen, im Spiel keine Story erwarten und über ein enttäuschendes und belangloses Ende hinwegsehen können. Wer allerdings noch gar kein Spiel dieses Genres besitzt, ist mit Darkstar One oder Freelancer besser beraten.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(2)
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