Bockschwere Herausforderung

Sieht man eines der sieben Enden von 'Stalker' hat man das Spiel nicht gewonnen, man hat es bezwungen. Der Spieler wird als 'der Gezeichnete' in der verseuchten...

von - Gast - am: 15.04.2009

Sieht man eines der sieben Enden von 'Stalker' hat man das Spiel nicht gewonnen, man hat es bezwungen. Der Spieler wird als 'der Gezeichnete' in der verseuchten Zone des 1986 havarierten AKWs in Tschernobyl aufgegriffen. Ein Händler nimmt sich seiner an und versorgt ihn Anfangs mit Aufträgen und Infos, um die Umgebung sowie seine eigene Geschichte zu erkunden und ist ihm behilflich Strelok zu finden - seinem mutmaßlichen Mörder. Ausserdem zieht es ihn wie die unzähligen andere Stalker in dem radioaktiv verseuchten Areal aus merkwürdigen Gründen zum Reaktor, der ein bizarres Geheimnis in sich birgt...

Mir sind einige Shooter untergekommen und der hier war mit Abstand der Schwerste - aber auch einer der Besten! Selbst wenn man endlich eine vernünftige Wumme und Anzug hat, gibt es noch genug haarige Momente. Den Weg zu einer vernünftigen Ausrüstung ist auch müsig. Zwar ist keine der Missionen langweilig, aber das (oft gefährliche) Rumgerenne zwischen Job und Auftraggeber durch das riesige Gebiet macht nicht wirklich Spaß. Das hätte man angenehmer mit einem Switchen zwischen den betreffenden Gebieten oder gar Vehikel-Benutzung lösen können.

Trotzdem hat 'Stalker' großartige und regelrecht epische Momente. Mir gefällt sogar die Mystifizierung des AKWs und seines Inhalts, das fast philosophische Dimensionen erreicht. Obwohl ich beim Setting vorbehalte hatte. Mir erschien' die Katastrophe zu monströs, die ja auch heute noch Leid verursacht, als dass man sie als Aufhänger für ein Spiel benutzen könnte. Aber mit den Weltkriegen wird schließlich noch viel sorgloser umgegangen. Dieser immer noch aktuelle Bezug in Kombination mit seinem gar nicht so fiktiven Endzeitszenario und der Akribe in seiner Ausarbeitung macht diese Welt aussergewöhnlich greifbar und erdrückend. Man streift durch wolkenverhangene Wälder, schlägt sich im Regen durch die Geisterstädte Pripjat und Tschernobyl, eine faszinierende wie deprimierende Umgebung, in der man sich schneller verlieren kann, als einem lieb ist. Und irgendwann ist man selbst maßlos vom Wunsch ergriffen ist, endlich vor dem Mahmal des GAUs und seinem Geheimnis zu stehen. Wenn man den Reaktor zu spät erreicht und das Ding abermals in die Luft fliegt, hat das nicht nur immenses visuelles Potential...
Eigentlich ein phantastisches Spiel - für meinen Geschmack allerdings anfangs übertrieben schwer und wegen seines Nicht-Lineralen Aufbaus fehlt es etwas an Dramaturgie. Auch das beschränkende RPG-Inventar-Gehampel sorgt für reichlich frustierende Momente und manches Fantasy-Element wie Poltergeister, unsichtbare Monster o.ä. ist dann doch etwas zuviel des Guten.
Trotzdem hab' ich mir drei Enden freigespielt, der absolut phantastischen Endsequenzen wegen, die man wirklich mal gesehen haben muss - Youtube ist Dein Freund! Und ist auch leichter...


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

zu schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.