Spielbare Hongkong-Action

Bevor Regisseur John Woo nach Hollywood ging, lieferte er 1992 ein Meisterstück ab. Der als Kultfilm geltende Action-Kracher Hard Boiled. Ein Film der vor allem...

von - Gast - am: 26.05.2008

Bevor Regisseur John Woo nach Hollywood ging, lieferte er 1992 ein Meisterstück ab. Der als Kultfilm geltende Action-Kracher Hard Boiled. Ein Film der vor allem durch seine hervorragend inszenierten und perfekt choreografierten Shoot Outs begeistert.

Stranglehold ist die quasi Fortsetzung von Hard Boiled, verpackt in ein Videospiel, das auf den ersten Blick stark an Max Payne erinnert.
Die Story ist schnell erzählt. Inspektor 'Tequila' (Chow Yun Fat) gerät wegen eines Polizistenmordes zwischen die Fronten der Triaden und der Russischen Mafia. Es beginnt ein bleihaltiger Gangkrieg auf den Strassen Hong Kongs und Chicago, in dem der Spieler auf sich allein gestellt für Ordnung sorgen muss. Als Ein-Mann-Armee räumt ihr dabei zwischen den Fronten auf und stellt bereits in den ersten beiden Levels den Bodycount der Filmvorlage locker ein. John Woo war an der Produktion der Midway Games aktiv beteiligt und steuerte neben seinem Konterfei auch seine Stimme für einen Kurzauftritt bei. Auch Hauptdarsteller Chow Yun Fat wurde originalgetreu nachgebildet und ins Spiel übernommen.

Das Spielprinzip ist denkbar einfach. Ihr steuert 'Tequila' in der Third-Person-View durch geradlinige Levels und ballert euch euren Weg durch unzählige Gegnerhorden. Dabei habt ihr Zugriff auf eine limitierte Bullet-Time, die Action-Kenner aus Max Payne kennen dürften. Auf Knopfdruck schaltet das Spiel in eine Zeitlupe, in der es euch leichter fällt die vielen Gegner nacheinander mit präzisen Schüssen auszuschalten.
Mit der kontextsensitiven Leertaste könnt ihr auf Knopfdruck Moves aus dem Film vollziehen. So könnt ihr beispielsweise an Treppengeländern hinaufhechten oder runterrutschen, auf Servierwagen liegend durch die Levels rollen, über Tische und Stühle hechten und über den Boden rutschend aus allen Rohren feuern.
Wer viele Gegner nacheinander stilvoll eliminiert, füllt eine Komboleiste und erhält Punkte, die er später im Hauptmenü zum Freischalten von Extras benutzen kann. Darüber hinaus werden mit Abschüssen die sogenannten 'Tequila-Bomben' gefüllt. Diese vier Felder geben dem Spieler den Zugriff auf Sonderfunktionen. Mit der Heilung kann man den Charakter auf Knopfdruck teilweise heilen. Mit dem Präzisionsschuss lassen sich Gegner heranzoomen und punktgenau anvisieren. Daraufhin sieht man wie die Kugel seinen Weg in den Körper des Gegners findet. Trommelfeuer lässt einen kurze Zeit unverwundbar und mit unendlich Munition auf die Gegner feuern. Der Drehangriff lässt einen alle Gegner in Sichtweite in einer hübschen Sequenz ausschalten.
Durch die Physik Engine ist die komplette Umgebung nicht nur zerstörbar, sie lässt sich auch hervorragend missbrauchen um Gegner aus dem Weg zu räumen. So lassen sich Werbeschilder, Statuen, Baubrüstungen und explodierende Fässer zusammenschießen um Gegner auszuschalten. Dasselbe stellen natürlich auch die Gegner mit eurer Deckung an. Wer glaubt hinter einer Säule Deckung zu finden, wird sich nach kürzester Zeit im Freien stehen sehen, weil die Säule komplett in seine Einzelteile zerschossen wurde.

Stranglehold ist ein reiner Action-Shooter. Keine Denkaufgaben, keine Missionen. Man muss lediglich durch das Level kommen und am Ende einen Bossgegner besiegen. Die kleineren Aufgaben die einem das Spiel stellt erledigt man munter auf dem Weg, ohne dabei groß suchen zu müssen. Kernelement sind die grandios inszenierten Schusswechsel, die mit der Bullet-Time nicht nur unglaublich Spaß machen, sondern Dank der Unreal 3 Engine auch noch großartig aussehen. Vor allem die Partikeleffekte sind erste Klasse. Wenn man im Casino unzählige Gegner aufs Korn nimmt, dabei Spielautomaten zerschießt und im Sprung durch in der Luft schwebende Geldscheine und Münzen hechtet, dann ist man wirklich beeindruckt.

Die Story ist für einen solchen Shooter sogar richtig gelungen. Nicht besonders einfallsreich, aber dem Genre entsprechend und trotzdem mit der ein oder anderen überraschenden Wendung. Man merkt dass hier ein Hollywood-Regisseur mitgearbeitet hat. Und man erkennt in den Zwischensequenzen bezüglich Inszenierung und Kameraarbeit die Handschrift von John Woo. Spätestens dann, wenn die ersten weißen Tauben umherfliegen, weiß man als Kenner was los ist.

Ein paar kleinere Macken hat das Gameplay aufzuweisen. Zum einen ist die Kamera recht nah am Protagonisten positioniert, was in bestimmten Situation nicht gerade die Übersicht fördert. Vor allem dann, wenn Gegner in engen Passagen von oben herab auf einen schießen. Außerdem ist das Gameplay an strikte Regeln geknüpft. Ich kann zwar über Tische und Stühle springen, scheitere aber an einer kleinen Brüstung die mir den Weg verkürzen würde. Gegner stürmen durch Türen von draußen in den Raum, ich kann aber selber nicht hinausrennen. Es sind Kleinigkeiten, an denen ich mich selber aber nie ernsthaft gestört habe. Der Schwierigkeitsgrad ist ausgewogen und sollte einen Action-Kenner vor keine größeren Herausforderungen stellen.

Stranglehold ist ein kurzweiliges aber intensives Erlebnis. Nach knapp 6 Stunden hat man alles gesehen, dafür aber viel erlebt. Für Fans von Hard Boiled, die Hong Kong-Action nicht nur sehen sondern auch mal spielen wollen ein Muss. Für Action-Fans ebenfalls. Man muss allerdings einwerfen, wo PC-Spieler von der Maussteuerung profitieren, da müssen sie auch hohe Hardwareanforderungen in Kauf nehmen. Da man nur die Auflösung einstellen und die Schatten ein-/ ausstellen kann, sind Zocker mit schwächeren Systemen leider im Nachtteil.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(1)
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