DAS Meisterwerk der Strategie

Stronghold. DER Klassiker. DAS Strategiespiel schlechthin. Uralt. Und für mich als blutigen Anfänger in Sachen Strategie mehr als ein Monument....

von Bakefish am: 27.12.2013

Stronghold. DER Klassiker. DAS Strategiespiel schlechthin. Uralt. Und für mich als blutigen Anfänger in Sachen Strategie mehr als ein Monument. Tatsächlich jedoch dauerte es nicht lange und ich saß mit einem Bau- und Planwahn (sorry für fieses komische Wort) vor dem Computer, wie ich ihn noch nie hatte. Ja, das Spiel hat mich gefesselt, und in der Rezension versuche ich zu erklären, warum.

Vier Tiere, vier Lande.

Die Hauptgeschichte ist von der Handlung her schnell erzählt. Es gibt vier Herrscher im Land (welches Großbritannien bemerkenswert ähnlich sieht), den Wolf, die Ratte, die Schlange und das Schwein, und mit diesen hat sich unser Vater angelegt. Dabei ist er dann umgekommen. Und nun kloppen wir uns aus Rache durch ein Land nach dem anderen, nehmen es ein und verteidigen es dann gegen die anstürmenden Gegnerscharen.

Klingt gut? Nun ja… besondere Tiefe hat die Geschichte nicht unbedingt. Zwischen jeder der insgesamt 21 Missionen gibt es Zwischensequenzen, in welchen sich unsere Kumpane bzw. Feinde gegenseitig austauschen. Zwar lernt man in diesen Sequenzen, seine Feinde zu hassen, wirklichen Tiefgang gibt es dort jedoch nicht, zumal wir (also der Hauptcharakter) gar nicht reden. Nun ja, nicht so schlimm, es kommt auf das Gameplay an. Doch an dieser Stelle hat das Spiel sein Potenzial verpatzt.

Ein Zahnrad greift ins nächste

In den meisten der Missionen startet man mit einem recht ärmlichen Equipment, und zwar dem Bergfried. Dass wir, wenn wir diesen verteidigen wollen, natürlich Waffen brauchen, ist klar. Allerdings brauchen wir für die Waffen erst einmal gesunde, zufriedene Arbeiter und Wohnhäuser. Für diese brauchen wir allerdings erst einmal Holz. Also starten wir mit Holzfällereien, einfachen Wohnhütten und einem Kornspeicher, der anfangs etwas Nahrung enthält, schließlich braucht das Volk ja auch was zum Essen. Und von da an geht die Komplexität los.

Der Oberbegriff, der das Spiel lenkt, nennt sich Beliebtheit. Je nachdem, wie wir uns zur Bevölkerung verhalten, ändert sich das in unserer Beliebtheitsskala. Liegt diese über 50 (Maximalwert 100), rennen uns die Einreisenden bald die Tür ein. Fällt sie unter diesen Wert (Mindestwert 0), hauen alle wieder ab. Und das gilt es zu verhindern. Durch Steuersenkung oder Höhere Nahrungsrationen beispielsweise erhöhen wir die Beliebtheit, durch Steuererhöhung und niedrige Rationen sinkt diese. Empfehlenswert ist, alles in einem ausgeglichenem Verhältnis zu machen; ab einem gewissen Grad kann man, soweit es genug Nahrung gibt, die Rationen erhöhen, aber auch die Steuern. Denn das Geld ist bitter nötig, da viele Dinge der „Kriegsindustrie“ nicht unbedingt billig sind. Manchmal kommt es im Laufe der Kampagne zu zusätzlichen Ereignissen, die sich positiv oder negativ auf die Beliebtheit auswirken.

Das ist der eine Fakt. Der andere ist, dass in Stronghold alles begrenzt ist. Cleveres Ressourcenmanagement ist also gefragt. Ein Beispiel: Wenn wir einfach nur etwas Brot herstellen wollen, brauchen wir anfangs erst einmal eine Getreidefarm- und natürlich Platz für diese. Ist der Farmer mit dem Anbauen und Ernten fertig, liefert er das Getreide an einen Umschlagplatz. Nun wird als nächstes eine Mühle benötigt, um das Getreide zu Mehl verarbeiten zu können. Dieses Mehl landet, wenn hergestellt, ebenfalls auf dem Umschlagplatz. Und nun kann der Bäcker sich darum kümmern.

Man muss darauf achten, dass es zu keinem unausgeglichenen Verhältnis zwischen Farm, Mühle und Bäckerei kommt, weil der Bäcker dann mit dem Verarbeiten des Mehls nicht mehr hinterher kommt oder der Müller auf das Getreide wartet. So stockt die Produktion oder es kommt zum Überschuss, welcher auf dem Umschlagplatz sitzt- und den Platz brauchen wir für andere Güter. Holz und Eisen werden darauf auch gelagert.

Noch komplexer wird das Ganze dann, wenn die Bevölkerung, die sich aus allen möglichen Arbeitern zusammensetzt, versorgt ist und wir mit der Waffenproduktion beginnen wollen. Für die Produktion eines Lederharnisches, den einige Truppen benötigen, werden Kühe gebraucht- und die holt sich die Gerberin gleich an der nächsten Molkerei ab. Ist aber keine Kuh da, gibt´s einmal keine Rüstung und einmal keinen Käse zum Futtern für das Volk.

Dabei muss man jedoch eines beachten: Die Zeit drängt im Spiel. Pro Runde werden wir regelmäßig von unseren Feinden angegriffen und müssen bis dahin eine Armee erstellt und vernünftige Verteidigungsanlagen zusammengeschustert haben. Im Laufe der Kampagne werden wir mit immer mehr Truppen vertraut gemacht, jede davon hat ihre Stärken und Schwächen. Teils dürfen wir dann auch selbst angreifen, müssen dabei aber auch taktisch planen, da die Angriffe sonst komplett in die Hose gehen. Aufbau und Taktik gehen so nahtlos ineinander über.

Man merkt schnell, dass sämtliche Systeme des Spiels ineinandergreifen wie Zahnräder- wie in der Realität. Dieses Spielprinzip ist unglaublich komplex und bedarf einer gewissen „Einarbeitung“. Hat man sich jedoch daran gewöhnt, macht der Aufbau einer funktionierenden Kriegswirtschaft einen riesigen Spaß. Dass dieses gesamte Prinzip das gesamte Spiel ausmacht, ist dann überhaupt nicht mehr schlimm. Für Einsteiger sind einige Missionen allerdings trotz einfachstem Schwierigkeitsgrad doch etwas zu schwer.

Auch die Wirtschaft braucht Geschichten… oder so ähnlich.

Von der Hauptkampagne abgesehen gibt es noch eine in 5 Missionen unterteilte Wirtschaftskampagne, in welcher wir meistens einfach nur eine gewisse Anzahl bestimmter Güter in einer festgelegten Zeit produzieren. Dabei werden wir dann auch manchmal von Banditen angegriffen, welche weitaus stärker sind als die Feinde der Hauptkampagne. Zum Einfühlen in das System des Spiels eignet sich die Wirtschaftskampagne eher weniger, da diese generell schwieriger zu spielen ist als zumindest die ersten Missionen der normalen Kampagne. Zum Zeitvertreib ist diese aber weiterhin ganz nett.

Dann gibt es auch noch den Modus „Freies Bauen“, in welchem wir einfach eine Karte vorgesetzt bekommen und bauen können, wie uns gerade lustig ist. Ein ziemlich cooler Modus, auch für Einsteiger geeignet, allerdings sind die Karten auf Dauer etwas zu klein geraten. Zuletzt gibt es dann noch einen Mehrspielermodus, welchen ich aber nicht angespielt habe.

Nicht ganz düsteres Mittelalter

Auch atmosphärisch schlägt Stronghold sich hervorragend. Zwar wird das Mittelalter bei weitem nicht so finster dargestellt, wie man eigentlich erwartet, doch werden all seine anderen Facetten und Eigenheiten im gesamten Spiel wunderschön zur Schau gestellt, das ganze Spiel kann mit seinem altertümlichen Charme überzeugen. Die phänomenale Musik trägt noch ein ganzes Stück dazu bei. Regelmäßig saß ich dann vor dem Bildschirm, betrachtete zufrieden, wie alles vor sich hin werkelte und summte die Melodien im Hintergrund mit. Sehr schön gemacht, Firefly!

Ergraut… na und?

Stronghold ist schon über 10 Jahre alt, das sieht man auch. Aber ich würde nicht behaupten, dass das dem Spiel schadet, nein, ganz im Gegenteil. Die lustig hin und her schwingenden Bäume, uralt aussehendes Wasser, kantige Burgen- so schlecht sieht das doch gar nicht aus. Natürlich nichts für Grafikfreaks, aber hey, das Spiel ist nun mal alt. Für die damalige Zeit kann es sich trotzdem noch sehen lassen.

Fazit

Etliche Stunden habe ich im Spiel mit dem Aufbau und Abriss, Planen, Wirtschaften und natürlich Kämpfen verbracht. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Das gesamte Spiel allgemein ist ein Muss für jeden Strategiefan, und vom Soundtrack habe ich heute noch einen Ohrwurm. Dennoch macht Stronghold nicht alles perfekt. Anfänger tuen sich im Spiel etwas schwer, was auch nach längerer Zeit manchmal noch so bleibt, und die kleineren Modi (Wirtschaftskampagne und Freies Bauen) hätten noch weiter ausgebaut werden können. Empfehlenswert ist das Spiel aber allemal, zumal es jetzt auch sehr günstig zu erwerben ist.


Wertung
Pro und Kontra
  • Sehr komplex
  • Taktik und Aufbau werden ineinander verwoben
  • langer Spielspaß
  • Systeme greifen ineinander über
  • freies Bauen und Wirtschaftskampagne...
  • ...welche allerdings etwas kurz gekommen sind
  • für Einsteiger schwer

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(4)
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